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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend E DI« »Ottendorfer Zeitung' erscheint Diens- " tag, Donnerstag und Sonnabend. - Der Bezugs-Preis wird mit Begin« - jeden Monats bekannt gegeben. - Im Fall« höherer Gewalt (Krieg od. sonst. - 2 irgendwelcher Störungen des Betriebes der 2 E Zeiküng, d. Lieferanten od. d. Beförderung«- L - Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- - - spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der <>< 2 Zeitung od. Rückzahlung d. Bezugspreise». 2 iiiiieiiiiii» Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. WerhÄWs- Diese Zeitung veröffentlicht die amtlichen Bekanntmachungen des Gemeinderates zu Ottendorf-Okrilla. MU den Beilagen „Neue Illustrierte", „Mode und Heim" und „Der Kobold". Schriftleitung, Druck und Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Anzeigen werden an den Erscheinungstaaen 2 bis spLte4tens vormittag' 10 Uhr tu bi« x Geschäftsstelle erbeten. Die Festsetzung des Anzeigen-Preise» H wird bei eintretender Änderung eine Nummer 2 vorher bekam,tgegehen. 2 2 Jeder Anspruch auf Nachlaß erlischt, wen» 2 - der Anzeigen-Betrag durch Klage eingczogen - »- werden muß oder wenn der Auftraggeber i» »» 2 Konkur«. gerät. Gemeinde - Giro - Konto Nr. 136. Nummer 3 26. Jahrgang. Freitag, den 7. Januar ^927 Amtlicher Teil. Geffentl. Sitzung der Gemeindeverordneten Freitag, den 7. Januar M7, abends 8 Uhr im Sitzungszimmer de» Rathause». Tage«ordnung ist am AmtSbrett im Rathause an geschlagen. Httendorf-Hkrilla, am S. Januar 1927. Der Vorsteher. verttiche- «nv SSchpsche». Dttendorf-Dkrilla, den 6. Jan»« z927. — Zahlung der UmlagebeitrSge für Biehseuchenent- schädtgungev. Wie wir von der Pressestelle der Landwirt- schast»ka«mer erfahren, hat die Landwirtschaftrkammer bei de« Wirtschaftrministerium den Antrag gestellt da» von den dierjährigen Umlagebeiträgen für für Biehseuchenent- schLdigungen und für Entschädigungen bei nicht gewerblichen Schlachtungen von Rindern die Hälfte bl« zum 1. Februar 1927, der Rest bi« zum 1. Mai 1927 abzusühren find. Bekanntlich hat da» Wirtschaft-Ministerium die E-Hebung der Umlagedriträge erst am 23 November bekanntgegeben sodaß die erste Zahlungsfrist (10. Dezember) außerordentlich kurz war. Infolge der starken Erhöhung der Umlagebei- träge gegenüber dem Vorjahre wird er vielen Landwirten unmöglich gewesen sein, bei der jetzigen ungünstigen Wirt schaftslage die Zahlungsfrist einzuhalten. Anträge auf Ver- längerung der Zahlungsfrist laufen noch täglich ein. — Der Bubeukopf wird weiblicher! Nachdem der Bubeukops der Herrrnfrisur immer ähnlicher wurde und sich zuletzt bi» zu einer emanzipierten Fv.m »erstieg, die eine direkte Nachahmung de« männlichen Haarschnitte« war, scheint sich jetzt eine neue, der Frau gemäßere Tedenz durch- setzen zu wollen. Wie dir maßgebende Autorität auf diesen Gebiet, der Weltmeister im Dameufrifieren, Hermann Vöste, im ersten Januarheft der „Modenwelt" ausführt, ist die Neigung zum Herrenschnitt vollkommen im Abflauen be griffen und gilt in keiner Weise mehr al» vornehm. Statt dessen wird für diese Saison eine Haartracht zur großen Mode erklärt, die am Lcko bei Venedig entstand, und sich an di« Werk« de» großen intalienischen Malers Botticelli anlehut. Der neue Bubenkopf, der „Botticellischnitt" heißt wird wieder sehr viel länger getragen, teil« halb über dem Ohr, teil« ganz über dem Ohr und gestattet eine einfachere Wellenführung für den Tag und eine lockigere Frisur für dm Abend. — Der i« Vorjahre auch in hiesiger Gegend ausgetretene Betrüger mit Fluid und Wetzsteinen usw. ist in dem Arbeiter Richard O«wald Schneider, am 25. Oktober 1891 in Grüngräbchen geboren, ermittelt worden. Gr be- sinket sich seit 27. Dezember 1926 bei« Amtsgericht Hoyerswerda in Haft. Sein letzter fester Wohnsitz war Ruhland. Langebrück. Am Montag nachm. wurde in Abt. 42 de« hiesigen Staat«forstrevier« der in Ntederlichtenau wohnhafte 55 Jahre alte Landwirt Friedrich Lau erhängen ausgefuadeu. Der Leichnam wurde nach behördlicher Fest stellung in die Langebrücker Leichenhalle geschafft. Görisch (Sächs. Schweiz). In Ler Nacht zum 2. Januar ist in der Postagintur ein dreister Einbruch ver übt morden Da die Poßlaffe vorsichtigerweise in Sicherheit gebracht «ar konnten di« Diebe keine nahmhafte Beute erlangen. Sie stahlen die Markenkasse de» Briefträger» im Werte von 14 Mt, und schein«« dann gestört worden zu sein. Der Polizeihund verfolgte die Spur bi» zum Schandauer Bahn- Hof. Der Einbruch gleicht demjenigen in der Postagentur im benachbarten Eunn«r»dorf. Meißen. Im nahen Kleinzadel wurde am Sil vester drr 44jährtqe Bruchmeißer Ockert, als er in drei viertel Höhe de« Steinbruch« mit den A-Leitern über den weiteren Abbau sprach, von einem plötzlich über ihm lo«. brechenden großen Stein erschlagen und in die Tiefe geriffen, wo er gräßlich verstümmelt, aufg«hobrn wrrden mußte. Der allgemein g«achtet« Bruchmeister hinterläßt s«iue Ehe- srau und vier Kinder. Lommatzsch. Dl 23 I alte Sohn des Guts besitzer« Plänitz in Doberitz hatte Kohlrn von Stauchitz ge holt. Infolge schlechter Btschaffenheit de« Wege» stürzte er in uumittelbarer Nähe de« väterlichen Gute« vom Wagin der über ihn htnwegging. Im Krankenhause zu Ri«sa erlag er sein«» Verletzungen. Burgstädt. Von unbrrufenrn Händen wurde an einem haltenden Prrsonenkraftwagen die Bremse gelöst, so daß der schwere Wagen aus einer abschüssigen Straße in« Rollen kam und führerlos mit wachsender Geschwindigkeit die Straße hinabfuhr und schließlich in da« Schaufenster eine» Weißwarengeschäfte« geriet, da» vollständig zertrümmert wurde. Der Kraftwagen wurde schwer beschädigt, und bet ein«« Haar wär« ein Fußgänger zwischen Auto und Schau fenster zerdrückt worden. Planitz. Während der Straßenglätte siel di« hiesig« Flelschrr«ehefrau H«id«l auf der Straße so unglücklich, daß sie sofort nach dem Krankenhaus« Zwickau gebracht werden mußte. Dort wurdrn innrre Verletzungen festgestrllt, di« den Tod der Frau zur Folg« halt«». Geringswalde. Silvester kam der Schuhmacher meister O. Müller, al» er sich zu Bett begeben wollte, auf der Treppe zu Fall, und «rlitt einen Schädelbruch. Sein Zustand ist ernst. Rochlitz. Der von Geithain nach Mittweida fahrende Auto-Omnibus wurde am 4. Januar am Bahnübergang in Rochlitz von einer Rangier-Maschiue augefahrrn, wobei mehrere Personen verletzt wurden. Der Schrankenwärter hatte, nachdem ein ausfahrender Gütsrzug die Strecke passiert hatte, die Schranke geöffnet, hatte aber wegen des niederschlagenden Rauche« nicht gesehen, daß auch eine Rangiermaschine den Uebergang passieren wollte. Die Maschine fuhr den Kraftwagen in di« Flanke und beschädigte ihn schwer. Zum Glück wurden nur einige Fahrgäste am Gesicht und Händen durch GlaSsplitter verletzt. — Infolge «ine« Schleußenbruche» und der damit ver bundenen Unterspülung des Erdreiches senkte sich geg«nüber dem Gebäude d«r allgemrinen deutschrn Errdit-Anstalt ein «twa 1 Vr Quadratmeter großer Teil des Marktplatzes um ea. 75 Zentimeter. Durch sofortige« Abfperren der schad- haftrn Stelle konnte größeres Unheil verhütet werden. Gro «miltau. Der achlundsiebzigjährige Rentner Meiwald kam, wie erst heute bekannt wird, in der Silvester- nacht vom Wege ab, er stürzte in den Dorfbach und ertrank. Die Leiche wurde geborgen. Taubenheim (Spree). Einen tragischen Tod fand am Neujahrstage der 28 jährige verheiratete Arbeiter Max Kuhne von hier. Er hatte einen in die Spree ge ratenen 19 jährigen Burschen mit herauigeficht. Letzterer war am Ufer von Krämpfe« befallen worden und hatte dem Kuhne einen Schlag vor den Leib versetzt, so daß dieser selbst von dem steilen Abhang hinunter in di» stark ange schwollene Spree fiel und abgetrieben wurde. Er konnte nur al« Leiche geborgen werden. Reichenberg. Ein blutiger Schlußakt einer Sil- vrsterfeicr spi«lt« sich hier im Dienstzimmer einer Polizei wache in der Laufergaffe ab. Nach einer im lustigen Zecher kreise verlebten Silvesternacht geriet der Polizeioberwachmann Otto Kilb mit seiner Geliebten in Streit, der sich bi« in da« Dienstzimmer erstreckte. Auf ein« abweisende Bemerkung der Geliebten hin zog drr angetrunkene Kilb blitzschnell einen Revolver, schoß da« auf den Stuhle fitzende Mädchen in den Kopf und tötete sich dann selbst durch einen Schuß in die rechte Schläfe, ohne daß er hieran von dem Kommandanten der Polizeiwache, der sich auf ihn warf, gehindert werden konnte. Kilb war aus der Stelle tot. Er stand dienstlich nicht im besten Ruf« und war in letzter Zeit wiederholt disziplinarisch bestraft worden. Er war verheiratrt und hinterläßt Frau und Kind. S«in schwer- verwundete« Opf«r, mit d-m er ein intime« Verhältnis unterhielt, dürfte mit dem Leben davonkommen. Oelsnitz. In der Silvesternacht gerieten in einer hiesigen Schankwirtschaft einheimische und auswärtige Arbeiter miteinander in Streit, der in eine M-fferstecherei ausartete. Vier, zum Teil sehr schwer Verletzt« mußten vom Platze getragen werden. Zwickau. In der Neujahrsnacht wurde hier in der Werdauer Straß« der Geschirrführer Richter von einem Personenkraftwagen überfahren und durch Zermalmung de« Kopfe» sofort getötet Ihm selbst soll die Schuld zufallen. Die VeVsZierimgshewegung als Spiegel unserer Wirtschaftslage. Die wirtschaftliche Lage unseres, vom sogenannten Friedensvertrag und seinen zahllosen Nachfolgepakten in den letzten Jahren geknebelten deutschen Volkes hat sich im Verlauf des sich nun langsam seinem Ande zuneigenden Jahres bekanntermaßen nicht unerheblich verschlechtert. Einer im Laufe des Sommers sich bemerkbar machenden leichten Senkung der Arbeitslosenziffer ist, wie in diesen Tagen gemeldet wurde, ein neues Ansteigen derselben ge folgt und dürfte allen Maßnahmen der in Frage kommen den Stellen nach auch in nächster Zeit noch zu beobachten sein. Noch mehr gibt zu denken, daß in der Arbeitslosen ziffer natürlich nur ein Teil der heute teils erwerbslos, teils minder- oder unentsprechcnd ihren Fähigkeiten das Leben fristenden Bevölkerung erfaßt wird. Hier ist vor allem die große Masse der sogenannten Geistesarbeiter zu beachten, die heute entweder überhaupt keine Möglichkeit besitzen, sich einigermaßen zu ernähren, oder doch weit unter ihrem Vorkriegseinkommen sich durchzuschlagen gezwungen sind. Dazu kommen die vielen entweder Erwerbsunfähigen oder auch vergeblich Verdienstsuchenden, die mühselig von Angehörigen oder anderen Menschenfreunden durchgshal- ten werden. Berücksichtigt man alle diese Unglücklichen, so schwillt die Menge der ganz- oder teilweise Arbeitslosen ins lln,gemessene an und läßt dis verzweifelte Lage sehr großer Teile unseres deutschen Volkes deutlich erkennen. Es ist daher nur zu erklärlich, daß dieser trostlose Zustand auck in .de' .Bevölkerungsbewegung zum Ausdruck kommt. Noch sind wir nicht in der Lage, uns ein Bild von den gegenwärtigen Zuständen zu machen, und schon sehen wir mit einem Blick in die Statistik des 1. Vierteljahres 1926 nur zu klar, daß es mit der Wiedergesundung unseres deut schen VolkskLrpers leider recht wenig gut bestellt ist. Die Möglichkeit unserer Jugend, sich ein eigenes Heim zu gründen, hat zwar so manche nicht davon abgehalten, in den Ehestand zu treten. Dft ist dies nur durch die Mit arbeit auch des anderen Ehepartners durchführbar ge wesen. In Preußen zeigt Lie Statistik der Bevölkerungs bewegung im 1. Vierteljahr 1926 beispielsweise ein gerin ges Anwachsen der Eheschließungsziffer mit 54 636 gegen 53 871 im..gleichen Quartal des Vorjahres geschlossenen Ehen. Die Geburtenziffer jedoch gibt ein erheblich anderes und bedauerliches Bild. Der Geburtenüberschuß belief sich auf 72 809 gegen 90 636 Geburten im Vorjahrshuartal. Auf die mittlere Bevölkerung umgerechnet ergibt sich daher Ler nicht unbedenkliche Rückgang des Geburtenüber schusses gegenüber dem gleichen Vierteljahr 1925 von 9,53 Promille auf 7,59 Promille. Nachdem in einigen Vierteljahren des Jahres 1925 die Heiratsziffern bereits die entsprechenden Ziffern des Jahres 1913 übertroffen hatten, hat die Eeburtsziffer des genannten Viertel jahres eine besonders bedenkliche Senkung erfahren, wenn man sich klarmacht, daß sonst gerade das erste Quartal eines Jahres erfahrungsgemäß eine besonders gesteigerte Eeburtsziffer aufzuweisen gehabt hat. Diesmal aber steht der Geburtenüberschuß fast auf der Linie des Jahres 1924, beträchtlich unter dem des gleichen Quartals 1925 und in gar keinem Verhältnis zu 1913. Auch dem Laien wird hier klar, daß in allererster Hinsicht für diesen Rück gang der Geburtenziffer unsere derzeitigen schweren wirt schaftlichen Kämpfe verantwortlich zu machen sind. Die Mitarbeit des weiblichen Ehepartners, die in so zahllosen Fällen aufs äußerste beengten Wohnungsverhältnisse, end lich die im Vergleich zum Einkommen recht erheblichen Kosten der Kinderernährung und -erziehung machen es unzähligen Ehepaaren geradezu unmöglich, für Nachwuchs zu sorgen. In gewisser Hinsicht kommt natürlich auch die aus der Inflationszeit noch hinübergenommene leichtere Lebensauffassung so gar vieler hinzu, die nicht mehr wie unsere Voreltern in der Nachkommenschaft das wahre Glück und Ziel der ehelichen Gemeinschaft sehen. Es wäre aber durchaus verfehlt, mit pharisäerhaften Worten über alle jene Ehepaare zu urteilen, die die Mißstände dieser harten Zeit um den Segen der Elternschaft betrogen haben. Eine wirtschaftliche Besserung unserer Lebensführung wird not wendigerweise auch ein erneutes Ansteigen der Geburten ziffer mit sich bringen. Vorerst können wir daher leider in bezug auf diese für Staat und Volk gleich bedeutsame Rubrik in der Bevölkerungsbewegung keine Besserung er warten und müssen uns damit bescheiden, daß erfahrungs gemäß nach Zeiten gewisser Sterilität unter auch nur halb wegs günstigeren wirtschaftlichen Verhältnissen verhält nismäßig schnelles Steigen der Geburtenziffer erfolgt. KirchermachrLchte« Hohneujahr Abend« 6 Uhr Abendmahl. Beginn der Konfirmavdenfiunde nächst« Woche.