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^OMer ZeAng Lokal-TlnZeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend Schriftleitung, Druck u. Verlag Hermann Rühle, Ottendorf-Okrilla. Gemeinde-Giro-Konto Rr. 11t, Postscheck-Konto Leipzig Nr. 29148. Mittwoch, den 28. November ^Y23 22. Jahrgang. Nummer 95 u M« ,O1!tndorjrr° Zeitung- erscheint Mit!- sf wachs und Sonnabends. ,! " Der Boz igs-Preis wird ani Ersten jeden sj U Monats bekauntgczcben. -t s< Im Falle IMeeer Gewalt t^rieg od. sonst. N iraendweichcr Eriirungen des Betriebes der 8 Aritnnq, der Lieferanten od. d. Beförderung»- I t» Einrichtungen) hat der Bezieher keinen An- U k spruch ans Liefsnmg oder Nachlieferung der st s Zeitung od. auf Rückzahlung-.Bezugspreises, st Anzeigen werden an den TrschrtuungBaß«» bi» spLtesten« vonntttag» KV Utz« t» dtze BeschSstrsteil» «beten. Amtlicher Teil. 5tt«erab;«g vom Urbrlttlsba. D e Vechällniszahl, mit drr die in der zweiten Sep- temderhälste 1923 in Geltung gewesenen Ermäßigungssätze beim Steuerabzug vom Arbeitslohn zu vervirlfachen find, beträgt für die Zett vom 2b. November bis zum 1. Dez. 1923 — 700000 —. Ardeöerg, den 27, November 1923. Das Finanzamt. verLlicheS und «KchfischeS. Dtt«nd»«f Vkrill«, den 28. November i-rr. — Der erste Schnee. Nach den letzten kalten Tagen überraschte uns am Dienstag Morgen die Natur mit einer weißen Schneedecke. Der Schnee war in beträchtlicher Höhe gefallen und kann Ski und Schlitten in seine Rechte treten. — Der vergangene Sonntag, der als Totensonntag dem Andenken der in diesem Erdendasein von uns Ge schiedenen gewidmet war, zeigte wie alljährlich einen starken Besuch de« Frtedhoses und de« Gotteshauses. Trotz der ungünstigen Zeitverhältniffe sah man auch überall das Be- streben, im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel den Dahingegangenen ein kleine« Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens auf die herbstlich-kahlen Hügel zu legen. Und wen» auch schlichtes Tannengrün und einfache Kränze vieler orts die Stelle der oft prunkvollen Blumenspenden aus früheren Togen vertreten mußten, so war trotzdem auch bei diesen einfacheren Zeichen der Erinnerung das Herz doch ebenso ehrlich und mit dem gleichen wehen Gedanken dabei. Den köstlichsten Schmuck aber legte Gottes Hand liebevoll über die Hügel nnd die Stätte selbst des oerlaffendsten Grabe». Jede« Blatt, jedes Hälmchen glitzerte im Frühreif wie diamautenrs Geschmeide, rin Anblick, der wohltuend sich auf da« Herz derer legte, die an den Hügeln still ihrer heim, gegangenen Lieben gedachten. — In der öffentlichen Semeinderatsfitzung am 26. d. M. erledigte der Gemeinderat unter Vorsitz des Herrn Ge meindevorstande« Richter in Anwesenheit fast sämtlicher Mit- glieder folgende Punkte: Die Sparkaffenrechnung auf das Jahr 1922 wurde unter Abstandnahme von der Prüfung richtig gesprochen. Der Rentenmark-Sparverkehr wird zur Einführung kommen. Von Ausführungen de« Sparkassen- verbände« über die Aufwertung der Einlagen und Forderungen nahm drr Gemeinderat Kenntnis. Für den letzten Gruppen hausbau war vom Reiche ein Baukoflenvorschuß von 300 Millionen Mark ausgenommen worden, dessen Rückzahlung nur aus wertbeständiger Grundlage erfolgen kann. Die nochmaligen Vorstellungen beim LandetwohnungSamt wegen Abstoßung de« Vorschusses in Papiermark waren erfolglos. Es find 1829 Goldmark abzuführen, wozu die Gemeinde jetzt nicht in der Lage ist. Abzahlung muß daher auf svätere Zeiten vertagt werden. Dar Darlehn ist zin«los. Der Schulaurschuß beantragt die Bereitstellung von 1000 Goldm rk zur Einrichtung einer Schulküche mit 3 Herden. Der B.trag könnte durch den Verkauf von Gaslaudalabern geschafft werden. Nach eingehender Aussprache beschloß der Gemeinderat die Einrichtung der Küche gegen 1 Stimme, lehme aber mit Mehrheit den Verkauf der Kandalaber im Interest« de» Gaswerks ab. Beim Bezirksschulamt soll die Zuweisung einer Kochlehrerin und di« Vermittlung einer StaatSbethilf« brautragt werden. Erst dann wird der An trag de» Schulaurschuffe« Gegenstand nochmaliger Beratung sei». Durch eine Untersuchung de« Brunnenwasser« der alten Schule ist di« Ungeeignetheit de» Wasser» als Trinkwasser festgestellt worden. Der Gemeinderat beschloß die Erneuerung de« Pumpenrohre» unbeschadet de» erwähnten Gutachten«. Auf Vorschlag de« Schulausschuffe« wurde nach längerer Au,sprach« beschlossen, gegen die Durchsuchung der neuen Schule und der Schule im Ortrteile Cunnersdorf Protest und Beschwerde beim Ministerium für Volksbildung zu er heben, da sestgestellt werde, auf Grund wrlcher Beweismittel da» Einschreiten der Retch»wehr erfolgte. Herr König er klärte hierbei, daß er sich nur der Beschwerde anschließe. Der Antrag de» Herrn Lehmann auf Aufnahme eine« Dar- lehn» von 70000 Goldmark znm Wohnungsbau verursachte eine eingehende Aussprache. Allgemein wurde die Not wendigke,t de» Baues von Wohnungen und der Beschäftigung non Erwerbslosen anerkannt, dabei aber auch betont, daß die Aufnahme von Golddarlehn noch außerordentlich erschwert iS. Zur Verzinsung von Baugeldern ist die Einführung von Goldmieten notwendig, was bei den jetzigen Erwerbsverbält- noch auf Schwierigkeiten stößt. Der Antrag wurde ein stimmig angenommen. Dir Gemeindekaffe weist einen Fehl betrag von über 400 Billionen Mark auf. Mit erneuter Aufnahme eine« Darlehns beim Reiche, welches allerdings wertbeständig zurückzuzahen ist, erklärte sich der Gemeinderat einverstanden. Hierauf geheime Sitzung. — Die Tarife im Post« und Postscheckverkehr, die erst am 20. November erhöht worden waren, find seit Montag ab wiederum vervierfacht worden. Diese Maßnahme erstreckt sich auf sämtliche Hauptgebühren und die meisten Neben- g«bühren im Inlands- und AuilavdSverkehr. Im Ortroer, kehr kostet nun eine Postkarte 16 Milliarden und ein Bries 40 Milliarden Mark, im Fernverkehr «ine Postkarte 40 Milliarden und ein Brief 80 Milliarden Mark, im Ausland«- verkehr eine Postkarte 192 Milliarden und ein Brief 320 Milliarden Mark. — Es ist erreicht. Die Goldmark ist auf über eine Billion gestiegen. Ein Billionär ist ein Mann, drr nicht satt zu essen hat. Man muß schon Trillionär sein, wenn man als reich gelten will Dazu gehört immer noch der bescheidene Besitz von einer Million Goldmark. Ob ee Deutschland wohl noch »u Quadrillionären bringt? Möglich, daß der eine odrr andere unter den ganz fetten Nabobs, die die Quadrille des Tanzes um da« goldene Kalb anführen, auch diese Rangstufe erreicht. Aber am Horizont leuchtet doch schon, nicht mehr zu verkennen, die große Nullen- dämmernng. Aus ihrem einstweilen noch schmalen, lichten Schimmer, der uns wie das Morgenrot einer neuen, besseren Zeit anmutet, wird der Fenerbrand auflohen, in de« das aufgeblähte Walhall de» papiernen Zeitalters zu Asche wird. Eine gigantische Funkengarbe von Nullen wird aufflammrn; ihr Rauch wird den Himmel verfinstern. Aber wenn der erfrischende Sturm, der di« Flamme angefacht hat, den er stickenden Rauch des Nullenbrandes verweht hat, dann wird au» der Asche der Billionen und Trillionen in uvverhüllter Reinheit und neuer Jugend der Phönix erstehen, der sich in seinem eigenen Untergang neu verjüngt, der auch un« mit neuem Lebensmut, mit der Hoffnung auf eine bessere Zu kunft erfüllen soll. Der Phönix, den wir harrend ersehnen, der au« dem Weltenbrand der Nulleudämmernng sieghaft emporsteigt: Die Eins. — Der Reichsernährungskommiffar hat entsprechend einem Antrag de» Abg. Thiel (D. Vp.) veranlaßt, daß allen Krankenkassen der Umtausch ihrer täglichen Papiergeldein- nahmen in wertbeständige Zahlungsmittel bei der Reichsbank ermöglicht werde. Die Entscheidung hat zur Folge, daß die Krankenkassen nunmehr iu die Lage kommen, sich vor den riesigen Jnflationsverlustrn zu schützen, die sie an den Rand der Ruins gebracht haben. Da die Krankenkassen zurzeit keinerlei Rücklagen mehr machen können, so ist die Hamsterei von Rentenmark bei ihnen ausgeschlossen. Die Kaffen geben diese Zahlungsmittel restlos den Aerzten, Apotheken, Kranken und ihren Angestellten. Auch diese Prrsonkrelse können nicht Zahlungsmittel Hamstern. Auch sie zwingt di; wirtschaftliche Zage, diese Zahlungsmittel sofort in Waren umzusetzen und damit die Rentenmark in den Verkehr zu bringen, womit auch den Abfichten der Rentenmark am besten gedient ist. Bretnig. Einer plumbru Fälschung fiel ein hiesiger Geschäftsmann zum Opstr. Auf einen Milliardenschein der sächsischen Staatsbank waren auf der Vorder- und Rückseite augenscheinlich mit sog. Typendruckbuchstaben die Worte „Fünf Billionen" ganz mangelhast schräg übergedruckt und über und unterhalb dieser Worte je rin Strich mit roter Tinte gezogen. Auf der Vorderseite war der schwarze Druck mit roter Tinte nachgezogen. In der Dämmerung, in der zwei Unbekannte bei Einkäufen den Schein verau»gabten, war das nicht bemerkt worden. Bautzen. Am Bahnübergang zwischen Großpostwitz und Rodewitz aus der Staatsstraße Bautzen—Ktrchau er eignete sich eia schwerer Unfall. Dort üb-rquerts der Kutsch, wagen de« Fleischermeisters und Gasthofsbesttzer« Beck au» Sohland die Gleise in dem Augenblick, al« von Cunewalde her der Personenzug in voller Fahrt angebraust kam. Da» Gefühlt wurde von der Maschine erfaßt, mit sortgeriffen und vollständig zertrümmert. Die Pferde rissen sich los. Beck wurde sofort getötet, seinem mitfahrenden Schwieger sohn wurden ein Bein und mehrere Finger abgefahren. An der Unglüässtelle wurde vor zwei Jahren da» Geschirr des Wirtschaftsbesitzers Dutschmann au» Bederwitz überfahren wobei zwei Pferde getötet wurden, und am Donnerstag hätte an derselben Stelle beinahe ein Zusammenstoß der Zuges mit einem Auto stattgcfunden; nur im letzten Augen blick gelang es noch, beide zum Halten zu bringen. Freiberg. In der fünften Verbrauchszeit für Ab nehmer von Gar und elektrischen Strom waren Ende Ok tober Gutscheine von 500 Millionen Mark für einen Kubik meter Ga« oder ein Kilowatt Strom gegen sofortigen Bar zahlung «»«gegeben worden, um die finanziellen Nöte dir Stadt nur einigermaßen zu mildern. Einige Gutschein« sollten jedoch laut Bekanntmachung nur während der Dauer drr fünften Verbrauch-zeit Gültigkeit haben. Viele Gut schein-Hamsterer hatten jedoch diese Bestimmung übersehen oder nicht richtig erfaßt und wollten, al» Anfang November die sechste Verbrauchtzeit mit neuen Gutscheinen und er höhtem Preise einsrtzte, die gehamsterten Gutscheine nur mit dem seinerzeit gezahlten Werte von 500 Millionen Mark zum nruen Werte angerechnet wisse». Der Rat und die Stadt verordneten lehnten die» ab. Nach den den bisherigen Er örterungen wurden insgesamt 150000 Einheiten, in ein zelnen Fällen bi» zu 1000 Einheiten und für ein» Familie gekauft. Manche hatten sich bi« April und Mat 1924 mit Gutscheinen voll eingedeckt. Burgstädt. Bei einem Gutrbefitzer tu Niederthal- heim erschienen dieser Lage, als die Familie gerade beim Abendessen saß, fünf maskierte Männer, die geladene Re volver vorhtelten und erklärten, die Wohnung nach Waffen absuchen zu müssen. Den Räubern war es aber weniger um Waffen al» um Lebensmittel zu tun. Au« dem Auf bewahrungsräume stahlen sie mehrere Brote und Würste und verlangten dann Butter. Schließlich mußte der Gutsbesitzer die Räuber durch dar Hostor lassen, und durfte dabet da« elektrische Licht nicht einschalten, damit sie unerkannt ent kommen konnten. Leisnig. Siu I7köpfige Räuberbande, der 14 schwere Einbrüche in der Umgebung nachgewiesen werden konnten, wurde festgenommen. Ein großer Teil der Beute wurde Feldern und in Gärten vergraben wieder vorge funden. Der Anführer war der in Bockelwitz wohnhafte 24 jährige Kaoliuarbeiter Emil Pohl, der bet zwölf dies« Einbrüche beteiligt war. Dresdner Schlachtviehmarkt. 26. November 1923. Austrieb: 135 Ochsen, 44 Bullen, 112 Kalben und Kühe, 220 Kälber, 135 Schafe, 190 Schweine. Preise iu Milliarden Mark fitr V, kg Lebendgewicht: Ochsen 300-850, Bullen 300-850, Kalben u. Kühe 250—850, Kälber 600—920, Schaf« 900—1250, Schweine 1000— 2100. Die Stallpreise find nach deu neuen Richtlinien der Landespreirprüfungsstelle für Rinder 20 °/o, für Kälber uud Schafe 18 o/» und für Schweine 16 °/v niedriger als die hier aufgeführten Marktpreise. Produktenbörse. 26. November 1923. Weizen 19,25—19,75. Roggen 18,75—19,25. Sommergerste 17,75—18,25. Hafer 16,25—16,75. Mat« 22—22,5. Rotklee 180-205. Trockeuschnttzel 9,70—10. Zuckerschnttzel 15—21. Weizenklete 8—8M Roggeuklei« 8—8,20. Weizenmehl 40—41. Roggeumehl 41—42. Di« Preif« vrrstehrn sich für 100 Kilo in Goldmark. Rotklee, Mehl, Erbsru, Peluschken, Wicken und Lupinen in Mengen unter 5000 Kilogramm ab Lager Dresden, alle« andere in Mindestmrugeu von 10000 Kilogramm wgfr. Dresden. »Mi.SMrrtuie.N.11. sm Ml!»«»