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Redaktioneller Teil. >/ 84, 11. April 1916. ist. Wenn bei wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften der Rabatt noch nicht diese Höhe erreicht hat und in einer großen Zahl von Fällen auf 25°/. stehen geblieben ist, so dürfte der Grund darin liegen, daß wissenschaftliche Bücher meist einen höheren Preis haben und daß für die einmalige Arbeitsleistung daher ein größeres Stück Geld bei der Vermittlung übrig bleibt, als bei einem billigen schön- wissenschaftlichen Buch. Wissenschaftliche Zeitschriften lassen sich ja nur in den seltensten Fällen höher rabattiereu, weil ihre Herstellung meist jo kostspielig ist und ihr Absatz verhältnismäßig gering, daß der Verleger zufrieden sein muß, wenn durch die Einnahmen die Ausgaben gedeckt werden; in vielen Fällen muß er sogar noch bares Geld darauf legen. Aber wie für den Verleger die wissenschaftlichen Zeitschriften in seinem Verhältnis zu den Autoren wertvoll sind, so dürften sic für den Sortimenter durch sein Verhältnis zu den Kunden wertvoll sein. Sortimenter, die die Besorgung wissenschaftlicher Zeit schriften ablehnen oder nur nebenher betreiben, werden bald ihre ge samte wissenschaftliche Kundschaft verlieren. Deshalb dürfen die wissenschaftlichen Zeitschriften nicht als ein Gewinnobjekt an sich, sondern mehr als ein Propagandamittel angesehen werden. Aber anch eine höhere Rabattierung der wissenschaftlichen Bücher läßt sich nicht durchweg ermöglichen. Zunächst muß festgestellt werden, daß wenigstens der Bar-Rabatt bei vielen wissenschaftlichen Büchern höher ist als 25"/>, und daß es denjenigen Sortimentern, die durch ihren Umsatz zeigen, daß sie sich für den Absatz eines Verlegers be sonders verwendet haben, immer möglich sein wird, auch für Rech nungsbezüge einen höheren Rabatt als 25°/« durch nachträgliche Ver gütung zu erhalten. Eine allgemeine Erhöhung deS Rabatts könnte aber auch zu einer direkten Gefahr für das Sortiment werden. Die Tendenz des Ver lags, direkt an das Publikum zu vertreiben, ist unzweifelhaft groß und in der Zunahme begriffen. Sie wird überall da besonders stark sein, wo es einerseits verhältnismäßig leicht ist, an das Publikum direkt heranzukommen, und wo andererseits die Höhe des an das Sorti ment zu gewährenden Rabatts hierzu anstachelt. Bei der wissen schaftlichen Literatur ist es nun ohne Zweifel leichter, direkt an sein Publikum heranzukommen, als bei anderer Literatur, namentlich bei der Belletristik. Die von Ihnen angeregte Höhe des Rabatts könnte nun gerade für die wissenschaftliche Literatur die ohnehin vorhandene . Bewegung außerordentlich verstärken. Im Augenblick könnte sic dem Sortiment zwar einen gewissen Nutzen bringen, für die Zukunft da gegen einen um so schwereren und unheilbareren Schaden. Die Be deutung und Wichtigkeit, die das Sortiment in seiner gegenwärtigen Gestaltung besitzt, hat es nur dadurch, daß es auch die wissenschaft liche Literatur in so hervorragender Weise mit vertreibt. Scheidet diese Literatur aus dem Arbeitsgebiet des Sortimenters aus, so ist es sofort auf das Niveau des englischen 8liop-^66per8 heruntergedrückt und der Verlagsbuchhandel muß vollständig andere Wege gehen. Ohne Zweifel ist der Betrieb des Sortiments durch die jetzige Verteuerung auf allen Gebieten schwieriger und bringt weniger Er trag. Es teilt dieses Schicksal aber mit den Verlegern, deren Umsatz, soweit wissenschaftlicher Verlag in Betracht kommt, zum Teil auf weniger als die Hälfte zurückgegangen ist. Die von den Verlegern vorgenommenen Preiserhöhungen für verschiedene Werke und ganze Pcrlagsgruppen, eine Preiserhöhung, die wahrscheinlich auch nach dem Frieden nicht verschwinden wird, dürfte aber dem Sortimenter eben falls eine Erhöhung seines Umsatzes bzw. seines Nutzens bringen. Endlich ist aber noch ein Umstand zu erwähnen, den wir für den wesentlichsten halten. Solange die Sortimenter noch in der Lage sind und dies für wünschenswert ansehen, daß ein Kundenrabatt ge geben wird, wie es in Berlin und Leipzig geschieht, solange halten wir eine durchgängige Erhöhung des Verlegerrabatts nicht für angezeigt. Es würde eine solche Erhöhung die gänzliche Abschaffung des Kunden rabatts nur weiter hinausschieben und würde den Teil des Gewinnes am Buch, der dem Buchhandel erhalten bleiben muß, auch in Zukunft dem Publikum zusührcn, ein Umstand, den wir als unerfreulich be zeichnen müssen. Wenn wir Ihre Wünsche auch vollkommen verstehen können, be dauern wir doch, unter den gegebenen Umständen ihnen keine weitere Folge geben zu können, da wir deren Erfüllung setzt für vollkommen aussichtslos halten. Mit vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand des Deutschen Verlegervereins. A. Meiner, Erster Vorsteher. Kleine Mitteilungen. Erhöhung der Bücherprcise. Vom Deutschen Verlegerverein geht uns nachstehende Mitteilung zu: »Der Verband Deutscher Druckpapierfabriken hat nicht nur beschlossen, den Preis für Zeitungs papier wiederum zu erhöhen, sondern auch alle anderen Papiere, holz freie, wie holzhaltige, sind in letzter Zeit sprunghaft und unerwartet in die Höhe gegangen; manche Papiersorten sind überhaupt nicht mehr zu beschaffen. Die Angelegenheit ist daher für alle Verleger, besonders von Fachzeitschriften, Sammel- und Scrienwerken, brennend geworden. Auch die Druckerschwärze ist um 100 °/o gestiegen, und ganz erheblich sind auch die Buchbinderpreise wegen der erhöhten Kosten für Leinwand und sonstige Buchbinderartikel in die Höhe gegangen. Diesen erhöhten Ausgaben stehen aber keineswegs erhöhte Ein nahmen gegenüber. Wenn auch eine ganze Anzahl von Büchern ins Feld geschickt wird, so hat andererseits, namentlich bei wissenschaftlichen Werken, der Absatz ins Ausland sehr nachgelassen, und es gibt viele Verlagsbuchhandlungen, die noch nicht die Hälfte ihres Friedensum- satzes haben. Unter diesen Umständen müssen die Verleger den Verhältnissen Rechnung tragen und ihre Preise den gestiegenen Herstellungskosten entsprechend erhöhen. Durch Ersparnisse sind diese nur zum kleinsten Teil auszugleichcn, wenn die Ausstattung und namentlich die Dauer haftigkeit nicht beeinträchtigt werden sollen. Der Verlagsbuchhandel ist sich seiner Aufgabe wohl bewußt, in dieser für manche Kreise des Publikums schwierigen Zeit die Befrie digung der geistigen Bedürfnisse nach Möglichkeit zu erleichtern. Aber kein Billigdenkender wird von ihm erwarten, daß er, unter dem Rückgänge des Umsatzes selbst schwer leidend, den ihm verbliebenen Nest des Umsatzes zu verlustbringenden Preisen sich vollziehen läßt. Eine Preiserhöhung für viele Bücher wird daher nicht zu umgehen sein.« Man wird sich diesen Ausführungen nicht verschließen können. Nur sollte nicht allein Rücksicht auf die Forderungen der Papierlicferanten, Drucker und Buchbinder, sondern auch auf die Bedürfnisse des Sorti ments genommen werden, und zwar gerade deshalb, weil sie nicht in so bündige Forderungen umgesetzt werden können, wie sie das Buchgewerbe stellt. Ein Buch hat nicht schon seinen Zweck erfüllt, wenn es gedruckt und gebunden ist: erst wenn es einen Käufer ge funden hat, ist sein buchhändlerischer Lebensweg beendet. Der Ver leger wird daher im eigenen Interesse die Voraussetzung dafür schaffen müssen, daß das Sortiment in dieser Zeit schweren wirtschaftlichen Kampfes lebensfähig erhalten wird, und deswegen auch einen den gegenwärtigen Zeitverhältnisscn entsprechenden Rabatt in seine Kalku lation einbezichen müssen. ^ d ^^Wal. In Sachen Feldbuchhandlnngen. (Vgl. Nr. 51, 55, 56, 57, 68, 72, 75, 78 u. 81.) Zu den Ausführungen des Münchener Buchhändler-Vereins und der Firma Herrn. Hillger darf wohl auch ein Vertreter des Sortiments in den von den Russen besetzt gewesenen Teilen des Ostens das Wort nehmen. Wenn Herr Hillger sagt, daß er bereits im November 1014 in der Lage war, unseren Feldgrauen geistige Nahrung und Kost zufüh- rcu zu können, so darf doch nicht übersehen werden, daß in unseren Bezirken mancher Kollege — wie auch Schreiber dieses — schon in der ziv eiten Hälfte des September 1914, also gleich nach dem Abzug der Russen, dieser Pflicht, die ihnen ihr Beruf auferlcgtc, voll und ganz nachkam. Auch wir hatten dabei große Schwierigkeiten zu überwinden, z. B. fehlte das ganze Personal, das z. T. eingezogcn oder noch auf der Flucht war; Bestellungen konnten anfänglich nur tele graphisch aufgegeben und als Drucksachen, später in eingeschriebenen Postpaketen bezogen werden usw. Die großen Mehrkosten, die dadurch entstanden, ließen auch uns nur einen sehr, sehr geringen Gewinn, der aber immerhin durch den ungemein angenehmen Verkehr mit unfern Feldgrauen und durch den Barumsatz einigermaßen befriedigend wurde. Auch der Vorwurf, den uns Herr Hillger indirekt macht, nicht früh genug aufgcstanden zu sein, trifft nicht immer zu, hatten sich doch der Unterzeichnete und wahrscheinlich auch mich andere Kollegen, bald nach dem sich die Verhältnisse in den eroberten Gebieten Rußlands gefestigt hatten, um Errichtung einer Zweigniederlassung beworben, die zweifellos von der maßgebenden Stelle auch genehmigt worden wäre, wenn nicht etwas später die »Neuregelung des Buch- und Zeitungs handels in den Etappengebieten West und Ost« eingesetzt hätte. Daß diese zu einer nahezu ausschließlichen Monopolstellung der Firmen Hillger und Stille führen würde, lag ja wohl nicht in der Absicht der führenden buchhändlerischcn Kreise, daß es aber so kam, ist unzweifel haft für viele Firmen der notleidenden Bezirke Ostpreußens sehr un angenehm, denn nicht nur wurden dadurch die Einkäufe der Zivil bevölkerung, die ihren Angehörigen auch »gute Bücher« sandten, sehr eingeschränkt, sondern der direkte Verkehr ins Feld hat dadurch fast ganz ausgehört. Und das ist für uns die Kehrseite dieser Medaille. I. I.. 420 " * - vsfl