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rfer Artung Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend M R>zeizetl«tl ^ernsprech-Anschkiß: Amt Dermsdorf b. Dr. Nr. 3f. 5chriftleitung, Druck und Verlag: Hermann Rühle, Groß-Gkrilla Postscheck-Konto: Leipzig Nr. 29j^8. 18. Jahrgang Nummer ^2 Mittwoch den 9- April 1919 MR Anzeigen-Preis: Die kleingespaltene Aelle oder deren Raum wird mit 25 Pfg., «s der ersten Seile mit 5V Pfg. berechnet. Anzeigen werden an den Erscheinungslagea bis spätestens vormittags 10 Uhr in »te Geschüjtsslelle erbeten. Jeder Anspruch aus Nachlaß erlischt, wenn Ler Anzeigen-Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder wenn der Auftraggeber in Kontur» gerät. E it/ Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Diens- It tag, Donnerstag und Sonnabend. st Bezugs-Preis: Vierteljährlich 1,80 Mark, ff bei Zustellung durch die Boten 2,— Mark. st Im Falle höherer Gewalt sKrieg ad. sonst. N irgendwelcher Störungen des Betriebes der ff Zeitung, der Lieferanten od. d. Besördcrungs- N Einrichtungen) hat der Bezieher keinen Än- ff spruch auf Lieferung oder Nachlieferung der st Zeitung od.aufRückzahlungd.Bezugspreises, ff M Ä 3üd: I fiten W die R ! des )r a. - reiodl rüla kva. 88teile" 919. egotte-d^ le. Gottesd^ t-) Beichte- Sieuefte» vom Tage. r Die StaatSpolitische Entwicklung hat in Bayern Ziel erreicht, das von den Führern der äußersten Men eigentlich schon seit dem 7. November 1918 ange- uebt worden hl, die Räterepublik. In Ruhe, ohne daß nur ein Schuß gefallen wäre, Hal sich die Wandlung Räterepublik vollzogen. Ueber die letzten Geschehnisse M man sich sehr kurz fassen. Landlag und Regierung Das letzte MrMl. Professor Dr Pam Eltzbacher, Mitglied der deutsch- iiationaltii Volkspartei Hai im „Tag" einen Artikel ver- össentlickt, der ein beredtes Zeugnis dafür ablegt, wieweit in nationalen Kreisen die furchtbare Erbitterung über die Bergewaltigungspolitik der Entente gediehen ist. Der Ver- iasser weist zu Anfang seines Artikels aus den wohldu'ck- bach Plan ier Entente bin, das demsche V lk körpeilich »Nh f elvch voll'län ig zu brechen, seinen Wettbewerb aus dem Wiltmaikte dauernd anszuschalten und es zu einen Frieden zu nötigen, der es aus Jahrzehnte, womöglich auf immer, der Entente dienstpflichtig und zinsbar macht. Was tönnen wir tun, um dieser Sklaverei zn entgehen? Die kleinen Spießbürger, die heute die Geschicke des deutschen Reiches lenken, sind ratlos. Erzberger und Scheidemann haben sich den immer härteren Bedingungen unterworfen, »an denen die Verlängerung des Waffenstillstandes abhängig gemacht wurde und werden sich schließlich auch einem Frieden siillerweifen, der das deutsche Volk für immer zu einem icelüch und körperlich verkümmerten Volk von Sklaven Macht. * Nach dieser Beurteilung unserer führenden „Staalt-- Männer" — eine Beurteilung, der wir voll und ganz zu- ßimmen — schreibt P ofeffor Eltzbacher: „Es gibt nur ein Mittel, das uns helfen kannn, frAlch kein Mittel für kleine Geister, die unfähig sind, sich aus der Gewohnheit des Alltags heraus zu großen Entschlüssen auszuraffen: das ist der Bolschewismus. Es genügt mehr, daß wie immer wieder erklären, ^wenn unsere Feinde es so weiter machten, würden sie das deutsche Volk dem Bolsche- ki»mus in die Arme treiben, das ist nur eine schwächliche Rolnik neS Gehen- und GeschehenlaffenS. Sondern kühn küssen wir alle die Uebel, mit denen uns der Bolschewismus trotzt, auf uns nehmen, um der Versklavung durch unsere Gegner zu entgehen, und einmütig selbst dafür zu sorgen, daß der Bolschewismus kommt. Wir dürfen uns nicht be- Mgen, der Entente das Menetekel des Bolschewismus an dre Wand zu malen, sondern wir müssen zielbewußt diese Achst zweifelhafte soziale und politische Umgestaltung herbei- sichren, in der Ulberzeugung, daß mit dem Augenblick, wo Mer Rußland und Ungarn auch noch Deutschland sich zum Bolschewismus bekennt, die bolschewistische Welle unaufhalt sam auch die westlichen Länder überfluten und einen Clemenceau und Lloyd George und alle die anbei n hinweg» Men wird, denen es an dem Elend der Gegenwart noch dicht genug ist. In dem Augenblick, in dem sich das Prole- iariat Europas die Hände reicht, wird niemand mehr daran Men, von Deutschland rein deutsche Gebiete deshalb los- iüteißen, weil ne wertvolle Gruben enthalten, oder das deutsche Volk zu Lohnfklaven des französischen, englischen amerikanischen Großkapitals herabzudrücken. Aber selbst kenn der Bolschewismus nicht auf die siegreichen Westmächte vergreifen sollte, wird der Vorteil für ganz Deutschland ^°ß sein. Aus einem bolschewistischen Deutschland kann Ko Entente nicht jährlich Milliarden heransziehen, es fehlt gefügige Verwaliungsapparat, und vor der dauernden ^Wendung von Gewalt wirv man sich aus Furcht vor An- ^ung huren." » Im weiteren Teil seiner Ausführungen redet dann der Maffer dem Abschluß eines Bündnisses mit Rußland und Agarn da» Wort, sowie der Ausrufung einer Räterepublik Mtschland, falls die Entente aus einem brutalen Gewalt- ^eden bestehen bleibt. . Wir Haden hier deu wichtigsten Teil der hochbedeut- Men Ausführungen von Professor Eltzbacher wiedergegeben, M wu oer Ansicht sind, daß weite Kroise gerade der Atonal-denkenden Schichten unseres Volkes von ähnlichen ^banken ersaßt sind, wie die, die der Professor im „Tag" Mßert hat. Professor Eltzbacher schreibt: „Bewähren sich 'o Grundsätze des Bolschewismus in der Anwendung, io iW eine neue, lebenskräftige Welt; erweisen sie sich als ^durchführbar, so werden die Völker von selbst zu den neu Daiernssormen zurücktehren. hatten am Sonnabend und Sonntag Besprechungen, in denen festgestellt j.wurde, daß der Landtag durch seine be absichtigte Plenarsitzung der Regierung nicht in den Rücken fallen wollte, aber die Lage an und für sich war weiter fortgeschritten, als man annahm. Noch Freitag nacht waren in das ganze Land vom Zentralrat Redner entsandt, die für die Räterepublik die Massen aufklärten. Ihre am Sonntag beim Zentralrat telegraphisch eingelauienen Be richte waren günstig. Am Sonntag nachmittag erklärte bereits der Vorsitzende les Zatralrates, Niekisch, daß die Entscheidang unmittelbar bevorständen. Sonntag nach mittag« fanden noch im Zentralrat Besprechungen mit den sozialistischen Parteiführern statt, als deren Ergebnis die Ausrufung Bayerns als Räterepublik gelten darf. In der Nacht wurde diese» getan, sodaß am Montagmorgen die Zeitungen mit einem Aufruf an der Spitze des Textes er scheinen konnten, nachdem Landtag und sozialistisches Kabinett erledigt und Bayern fortan durch Volksbeaustragle oller Richtungen des revolutionären Sozialismus und Kommunismus verwaltet werden soll. Die Beamtenschaft wird zur Mitarbeit aufgefordert, aber dis Beseitigung des bürokratischen Systems und die Sozialisierung angekündigt. Ferner wird sofort eine rote Armee gebildet. Die Ver bindung mit Rußland und Ungarn wird aufgenommen und gegen oie Regierung Ebert, Noske, Scheidemann und Erz- beiger Stellung genommen und jedes Zusammenarbeiten mit dieser Regierung abgelehnt, weil sie unter der Flagge einer sozialistischen Republik da» imperalistisch-kapitalistisch- militärische Geschäft des mit Schmach zusammengebrochenen Kaiserreiches fortsetzt. — Wegen des Versuches einer Militärrevolte in Magde burg und Umgegend sowie den anderen Garnisonen sind in Magdeburg mehrere Verhaftungen vorgenommen worden Der bekannteste von den in Haft genommenen Leuten ist der frühere Reichstagsabgeordnete Brandes, der Mitglied der U. S- P. war. Die Mitglieder des Wachtregiments haben den ReichsjustizministerLandsberg, den kommandierenden General des vierten Armeekorps von Kleist und den Haupt mann im Generalstab Freiherrn von Schücking als Geiseln für den Verhafteten Führer der Unabhängigen Brandes und die beiden Mitglieder des Soldatenrates Kegel und Felkel festgenommen und unter starker Bedeckung nach der Kaserne Ravensberg gebracht. Auch die Festnahme anderer in der politischen Bewegung stehenden Männer aus den Reihen der Sozialdemokratie und der bürgerlichen Parteien ist ge plant. Oertliches und Sächsisches. VttenLorf-Dkrilla, 8. April — Verkauf von Heeresfahrzeugen aller Art. Es stehen zum Verkauf an Wirtschafls- und sonstige Verbände: schwere und leichte fahrbare Backöfen, Pferde - Transportwagen, Kavallerie - Sanitätswagen, Krankenwagen ohne Heiz- vorrichtung, schwere Feldwagen 05, Felvwagen 95, leichte Feldwagen, Munitionswagen usw., Bedarfsanmeldungen von Landwirten sind zu richten an die Mafchinen- und Ge- rätebejchaffungsstelle für die Landwirtschaft, Berlin IV, Potsdamerpraße 28, I. Anmeloungen von sonstigen Wirl- schaslsverbänden an das Reichsverwertungsamt, Abteilung für eigentliches Kriegsgerät, Berlin XV, Kursürstendamm Nr. 193/194. — Bei den Bezirkskommandos I und II ist vom I. April 1919 ob die Dienstzeit sür den Verkehr mit dem Publikum von 8 Uhr vormittags dis I Uhr nachmittags festgesetzt. An Sonntagen bleiben die Bezirkskommandos geschlossen. — Die Wohnungsfrage ist sehr ernst, obwohl man noch im Februar glaubte, sie günstiger beurteilen zu können. Der Versuch, Statistiken darüber aufzusteUen, ist ergebnislos geblieben, da die Wohnungsfrage doch zu großen Schwankungen unterworfen ist. Um die Bautätigkeit anzuregen, können die, die Beihilfen erhalten haben, frei über sie verfügen. Als einzige <eo'.ngung wird gefordert, daß Verbesserungen im Wvynuugsdau erreicht werden. Man bevorzugt augen blicklich kleine und F.achäuser, auch mehr Famliienhäuser werden gebraucht, wenn sie schnell sertiggestellt werden können. Das kommt dort in Frage, wo bereits ein Bau begonnen, aber aus verschiedenen Gründen nicht Hal weiter- gesuhrt werden können, und wo Bmstoffe in genügender Menge vorhanden sind. Das Reich hat, wie bekannt, 300 Millionen Mark an Beihilfen für Bauten bewilligt; Sachsen hat noch keine bestimmte Summe festgesetzt. Es würde sich aber auch an einen Anschlag nicht halten, wo das Bedürfnis dafür vorhanden wäre. Die Gründe, die zu dieser Wohnungsnot geführt haben, liegen zunächst darin, daß während der vier Kriegsjahre wevig Zober über haupt nicht gebaut werden durste Ferner hat der Zuzug nach Städten, sowohl großen wie kleinen, heute bedeutend an Umfang zugenommcn. Endlich haben die KriegStodeS- sälle keine größere Wirkung ansgeübt, da die unverheirateten noch ihre Wohnung besaßen, während die Familien, deren Oberhaupt gefallen ist, die alte Wohnung nicht aufgegeben haben. Dazu kommt, daß die Kriegsgetrauten, die während des Krieges einen eigenen Hausstand noch nicht besaßen, sich jetzt eine eigene Wohnung einrichten. — In Beziehung auf die diesjährige Osterzeit, insbe sondere den am 18. April dss. Js. bevorstehenden Karfreitag wird nachgelassen, daß die Verordnung, die Beobachtung der geschlossenen Zeiten in polizeilicher Hinsicht betr., vom 14. Februar 1911, sowie die Bestimmungen des Sonntags gesetzes vom 10. September 1870, insoweit darin Besonder heiten für die Begehung des Karfreitags vorgeschrieben sind, die über die auch an anderen Sonntagen zu beobachtenden Beschränkungen Hinausgehm, im allgemeinen nicht in An wendung gebracht werden. Es verbleibt jedoch dabei, daß Tanzveranstaltungen in der Zeit vom Gründonnerstag bi» mit Sonnabend vor dem ersten Osterfeiertage, ferner am Karfreitage geräuschvolle Vergnügungen mit Ausnahme ernster Konzerte und ernster theatralischer Vorstellungen nicht stattfinden dürfen. Kamenz. In der Nacht zum 14. März wurden dem Gemeindevorstand in Räckelwitz mittels Einbruch etwa 400 Mark und eine Stahluhr mit Kette gestohlen. Der Landgendarmerie ist es jetzt gelungen, die Täter in den beiden Räubern und Einbrechern Petzold und Hauptmann zu ermitteln, die kürzlich festgenommen worden sind und auf deren Schuldkonto auch eine Anzahl in letzter Zeit verübte schwere Einbrüche kommen. Dresden. Der Leichenfund in Kemnitz ist durch die rastlose Arbeit der Laudeskriminalpolizei geklärt. Durch das Fingerabdruckverfahren konnten die dem Toten abge nommenen Fingerabdrücke als diejenigen des am 28. Dez. 1889 in Dölzschen geborenen Fruchteishändler Paul Max Nitzsch festgestellt werden. ' Nitzsch wohnte zuletzt mit seiner Geliebten, der am 3. November 1892 geborenen Arbeiterin Olga verw. Schmieder, bci ihrem Vater, Rampische Straße Nr. 14. Die Schmieder war sehr vergnügungssüchtig und der Ermordete nicht ohne Grund eifersüchtig, weshalb es oft in der Wohnung zu Streit und Schlägereien gekommen ist. Vorige Woche hatte deu Ermordete die Schmieder wieder einmal aus Eifersucht geschlagen, weshalb diese sich hilfesuchend an ihren weiteren Geliebten, den am 13. Febr. 1891 geborenen Arbeiter Adolf Kiel, Drehgasse wohnhaft, wandte und mit ihm beschloß, den Nitzsch ums Leben zu bringen. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch, dem 1. und 2. April, wurde die Tal, zu der sich die Schmieder den Kiel bestellt hatte, ausgeführt. Dieser überfiel dem schlafend in seinem Bett liegenden Nitz'ch, schlug ihn mit einem mitgebrachten Beile aus den Kops und bearbeitete ihn mit einem Messer, bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Die Schmieder hielt dabei den Nitzsch an den Beinen fest. Bei der Zerstückelung und Wegschaffung der Leiche hat sich außer der Schmieder und dem Kiel noch ein Freund von diesem, der am 9. Mai 1900 geborene Arbeiter Armin Sättler, gegen eine Entlohnung von 20 Mark mit beteiligt. Die drei Personen haben sich dann am letzten Sonntag vergnügungshalber nach Meißen zum Jahrmarkt begeben, wo sie von Beamten der Landeskrimtnalpolizei ausfindig gemacht und fepgenommen wurden. Sie sind geständig und werden der hiesigen Staatsanwaltschaft zu- geführt. Radebeul. Aus den Stallungen des dem Gutsbe sitzer Max Klotzsche in Alt-Serkowitz gehörigen Anwesen» find im Schutze der Nacht die dort untergebrachtcn beiden Pferde des Besitzers gestohlen worden. Plauen. Festgenommen wurden von der Kriminal polizei in Hof i. B. die beiden Spitzbuben, die in den Ge schäften von Gustav Thorn und Alfred Nürnberger Gold- und Silverwaren, Uhren usw. im Gesamtwerte von etwa 27000 Mark gestohlen Helten. Die Verhafteten stehen im 19. Lebensjahr und heißen Oskar Bachmann und Walter Kohlbach. Beide sind fahnenflüchtige Soldaten.