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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend PoWchecld-Kontv Leipzig Nr. 29148. Nummer ^09 Schriftleitung, Dmck u. Verlag Hermann RSHle, Ottendorf-Okrilla. Sonntag, den N- September ^922 2^. Jahrgang. Amtlicher Teil. Umlagegetreide 1922. Die AblikserungSpflichtigen werden nochmal» darauf hin- gewiesen, daß die sofortige Abgabe de» 1. Drittes» des Umlage gewide» äußerst erwünscht ist. E« wird hierbei dar auf aufmerksam gemacht, daß beim Hinaurzögern der Lieferung bi» kurz vor Beendigung der Lieferfrist mit erheblichen Be- förderungeschwteiigkeiten für das Getreide gerechnet werden muß, weil gerade in jener Zeit die Beförderung der Kar toffeln von den Erzeugern zu den Verbraucherzentren unbe dingt durchgesührt werden muß. Antrüge auf Verlängerung der Lieferfrist mit Rücksicht auf Wagenmangel zur Zeit der Kartoffelverladungrn wird die Reichsgetreidestelle keinesfalls entsprechen. Die Landwirte genießen übrigen» bei Abgabe vor dem 1. Oktober den Vorteil, Getreide mit 10 o/^ Feuchtigkeits gehalt unbeanstandet liefern zu können. Nach den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen find die Erzeuger den Komwunalverbänden für die rechtzeitige Er füllung de« Ltefersolls verantwortlich und ist für nicht recht zeitig geliefertes Getreide Ersatz zu leisten. Httendorf-HLriLa, den 8. September 1922. Der Gemeindrvorstand. Heizberatungsstelle. Bet den ungeheuer hohen Kosten für Heizstoffe aller Art ist es von großem Vorteil, die zur Verfügung stehenden Feuerungsmiltel in rechter Weise auszunutzen. Die« ist nur möglich, wenn sich auch die Brennstellen in gutem, gebrauchs fähigen Zustande befinden. Herr Bezirksschornsteinfegermeister Morgenstern hier Werthschützstraße hat sich auf Ersuchen be- reit erklärt, über diese Fragen kostenlos Auskunft zu erteilen. Er ist in der Regel nachmittags nach 4 Uhr in feiner Wohnung zu sprechen. Bet sich notwendig machenden Be sichtigungen von Feuerungsanlagen ist eine Gebühr von 12 Maik zu entrichten. Die Einwohnerschaft wird ersucht von dieser Einrichtung regen Gebrauch zu machen. Htteudorf-Hkrilla, den 6. September 1922. Der Gemeindevorstand. Oertliches mnd Mchßfches. Vtt«nd»,t,Okrilla, dm ^6. Sextbr. ;Y22. Erntefest. Eine überaus zahlreiche Gemeinde fand sich am vergangenen Sonntag im Gotteshaus, das herrlich geschmückt war, zusammen zur Feier des Erntefestes. Im Mittelpunkt des Gottesdienste» stand die Predigt des Orts- pfarrer» über Ps. 67, 6—8 mit dem Thema: Unsere Srntescstlosung: 1. Dank gegen Gott, 2. Bitte um Gotte» Schutz für die Zukunft, 3. Ehrfurcht vor Gott. Eine gut vorgrtcagene Motette des Ktnderchore» mit Violtnspiel des Herrn Löhnert und geleitet von Herrn Lehrer Beger erhöhte die Feier. Die Kollekte ergab 751 Mark für die elektrische Beleuchtung der Kirche. — In der Nacht vom Freitag zum Sonnabend wurde im Gasthos zum Hirsch Ungebrochen. Die Diebe stahlen Waren der verschiedensten Art und ließen auch die guten Bälle des Billards mitgehen. Der Schaden beziffert sich auf etwa 10 000 Mark. — Schulausschußsitzung am 15. September im Rathaus zu Oitendors-OkMa. Herr Schuldirektor Endler eröffnete tue Sitzung und begrüßte den, anstelle des Herrn Schifft, ge- u äytteu Vertreter, Herrn König. Unter Mitteilungen wurde Kenntnis genommen von der Bewilligung der nachgesuchten U-berstunden für die Fortbildungsschule. Der 12. Nachtrag der Ortsschulvrdnung, die Verlegung der Stunden für die in der Landwirtschaft beschäftigten Fortbildungsschüler, ist genehmigt worden. Die Gemeinde Hermsdorf teilt mit, daß sie kuuflig auch die Fonbüdungsschüter nach hier überweisen wird. Ueber das im Jahr 1923 in Kraft tretende Schul- bedarfrgejetz gab Herr Lehrer Beger in einem ausführlichen Referat Kenntnis. Herr Lehrer Schneider setzte dies fort indem er hauptsächlich die hygienischen Bedingungen der Schulräume besprach. Hierzu ergriff Herr Lehmann das Wort und gab seiner Meinung dahin Ausdruck, daß aus allem doch hervorgehe da» e« ohne einen Neubau einer Schule nicht so wettergehe. Er stellte weiterhin den Antrag daß die für unsere Schule noch anzustellenden weiteren 7 Lehrer anzusordern sein. Nach längerer Aussprache fand dieser Antrag einstimmig Annahme. Ein weiterer Antrag, die vorgesetzte Behörde um baldmöglichste Enteignung des benötigenden Geländes zu ersuchen, fand insofern nicht Unter- stützung, als innerhalb der nächsten 10 Tage über den Stand der Enteignung Bericht tingeholt werden soll. Herr Gemeinde - Vorstand Richter erklärt hierzu daß zum Bau einer Schule ein bedeutend größerer Platz benötigt werde, als wie zu dem vorgesehenen Turnhallenbau, der jetzt zur Enteignung Pezw. Austausch vorgesehen sei. Unter Baulich- ketten wird die Tiefermachung de» Brunnens der Cunners- dorfer Schule und die Verlegung der in nächster Nähe des- selben befindlichen Senkgrube beschlossen. Zwei Zimmer der alten Schule sollen mit elektrischer Beleuchtung versehen werden. Auch soll die neue Schule elektrischen Anschluß er- halten, damit der Lichtbild-Apparat angeschloffen werden kann. Für bessere Beleuchtung der Schulzimmer soll rin Voran schlag eingefordert werden. Ueber die Feuerung der Heizung«- anlage mit. Rohkohle, sollen Erkundigungen eingezogen werden. Die Besetzung der sreigewordencn ständigen Lehrer stelle des Herrn Georgi soll ausgeschrieben werden. Dar Gesuch der Frau List um Erhöhung der Gebühren für die Reinigung der Schulzimmcr im Ortrteil Cunnersdorf fand Unterstützung und werden 1200 Mark bewilligt. Ein Gesuch um Rückerstattung von Schulgeld wurde zurückzestellt. Die Inventar - Feuerversicherung der Schulen wurde ans 524000 Mark festgesetzt. Ein gestellter Antrag de« Herrn Vetter und Genoffen auf Abschaffung der Fördcrklaffen und der Klaffe der Schwachbefähigten, sowie des Sitzenbleibens wurde dahin erledigt, daß mit den Antragstellern eine Aus sprache stattfinden soll. Ein Gesuch, die in der Landwirt- schäft beschäftigten Mädchen jetzt von dem Besuche der Fort bildungsschule zu befreien, fand keine Unterstützung, da in 14 Tagen die Ferien beginnen. Im nächsten Jahr soll aber, wie bei den Knaben, auch für die Mädchen der Land wirtschaft der Besuch der Fortbildungsschule in den Sommer monaten anders geregelt werden. Von einer Mitteilung des Fortbildungsschulverbandes Klotzsche-Lausa wird Kenntnis genommen, doch besteht keine Neigung mehr zu einem An schluß. Die Fa. Wcrthschütz teilt mit, daß die Miete für das abgemieteie Schulzimmer jetzt monatlich 41 Mark be- trägt. Einem Gesuch des Frauenoerein» um Ueberlaffung eines Schulzimmers zu Versammlungszwecken, wird zu den üblichen Bedingungen stattgegebcn. Die nachgesuchte An rechnung von einem Tag bei Auslösungen wurde für diesmal bewilligt. Für die Zerkleinerung von Feuerholz war um Gewährung einer Summe von 300 Mark angefucht worden, da ein bereit« früher gefaßter Beschluß vorlag, wurden nur 200 Mar! zugebilligt. — Am Golde hängt, nach Golde drängt . . . Viele, sehr viele „Patrioten" haben, als der Staat vor einigen Jahren den Mahnruf erließ und das Gold nament lich das geprägte einsorderte, sich davon nicht trennen können. Trotz aller propagandistischen Drohungen mit „Ungültigkeits erklärungen" trugen sie nicht, wie andere, die Goldstücke auf die Bank, sondern steckten sie äußerst sorgsam in den be- kannten Strumpf, sich dabei nicht mit Unrecht sagend, daß Gold Gold bleibt, trotz aller „WertlofigkeitSerklärungen". Sie wollten abwarten und die Zeit hat gelehrt, daß diese Goldstrumpssparer nicht unrecht hatten. Jetzt, wo amtlich 5000 Papiermark für dar Zwanzigmarkstück geboten werden, kommen die Goldstücke au» dem baumwollstrumpsenen Ver- steck, wo sie ein unbekanntes, nur vom Eigentümer nach dem Kurse beobachte» Dasein feierten, langsam zum Vorschein. Vor drei Jahren Hütte man noch diese Hamster mit Ver achtung behandelt, heute sind es kraft ihrer Goldfüchse mit unter ganz angesehene Leute. Sogar der Staat scheint sroh zu sein, daß nicht alle seinerzeit ihre Goldstücke in den ungeheuren Rachen de» Moloch Krieg gestopft, sondern daß ein Prozentsatz „Patrioten" diese in den Strumpf steckten. Wenigstens hat der Staat aus der Not eine Tugend ge macht und amtlich Goldkurse erlassen. Allerdings hat der Staat verschiedene Konkurrenten, die ihren Privatkurs noch höher, als den staatlichen festsetzen, ja festsetzen müssen, wenn sie in ihrem Geschäft bestehen wollen. Ihr Geschäft — zu deutsch Schiebung! — ist auch sehr lohnend, denn abgesehen von einigen reellen Privaten und Juwelieren, die das Gold für ihr Handwerk brauchen, verschiebt der Goldaufkäufer seine Ware ins Ausland. Dort wird sie sehr gut bezahlt und der Schieber kann binnen kurzem ein Mann mit etlichen Geldsäcken sein. Wenn auch jetzt der Goldschmuggel nach gelassen hat, so stand er vor etwa einem Jahre in Hochblüte. Namentlich in Berlin konnte man in allen Straßenecken und Kaffees zweifelhafte Existenzen treffen, die nach einem von irgend einer selbsteröffneten Winkelbörse erlassenen Kurse den Vorübergehenden Aufhielten: „Aufkauf von Gold zu den höchsten Tagespreisen". Der Vorsichtige allerdings ließ sich von dem aufschnellenden Goldkurs nicht täuschen und behielt seine Goldstücke bis jetzt im Strumpfe, denn der Kurs steigt ja! Andere Leute stecken das Gold in die Zähne, auf diese Weise mit einem für sie billigen Goldgebiß prahlen. Der Goldkur» aber steigt und steigt . . . Dresden. Aus einer Villa in der Prinzenstraße sind am Sonntag zwischen halb 6 und halb 10 Uhr abends durch Einbruch für etwa 45 000 Mark Kleidungsstücke ge- stöhlen worden, u. a. ein grauer Damenmantel aus OffizierS- tuch, mit dgl. Stoffgürtel, ein schwarzer Tuchmantel in Glockenform mit weißem Kragen ohne Gürtel, rin brauner gepreßter Plüschmantel mit Skunkskragen und Skunksbesatz, eine hellgraue gestrickte Damenjacke, ein schwarzer kurzer Moreeumhang mit schwarzem Samtbesatz, ein schwarzer Tast rock, ein gelbes Leinwandkostüm, 41/, Meter grauer Stoff, zwei halbseidene Regenschirme mit braunen Griffen und ein weißleinenes Damenhemd mit Stickerei- — Am Mittwoch, vermutlich gegen 1 Uhr nacht«, find unbekannte Diebe mittels Nachschlüssels in eine Wohnung in der Dürrerstraße eingedrungen und haben dort ein Deck bett und Kopfkissen mit weißem Stangenleineubezug M. D. gezeichnet, sowie eine dunkelblaue Tischdecke, einen Alpaka- Rasterapparat und 2 Paar fast neue Damenschnürschuhe ge stohlen. — In der Nacht zum 30. August hatten unbekannte Diebe die etwa 3 Zentner schwere bronzene Brunnenfigur au den Anlagen des König-Georg-Gymnasiums von ihrem Standplatze gewaltsam entfernt und in der Nähe vergraben, um sie später zerschlagen als Altmetall zu verkaufen. Jetzt wurden die Täter, vier junge Burschen, von der Kriminal polizei bei Abholung der Figur abgesaßt und fcstgenommen. Es konnte ihnen außerdem noch ein Einbruchsdtebstahl in einer Fabrik in Vorstadt Cotta, wobei sie von einem Heiz- kessel die kupfernen Heizschlangen abgemeißelt hatten, ein Einsteigediebstahl in einer Räucherei in der Pestalozistraße und ein Dachrinnendiebstahl nachgewiesen werden. Zschopau. Ein Gelegenheitsarbeiter lieh fich von einem dortigen Fabrikbesitzer ein Auto, um angeblich eine Prüfungsfahrt abzulegen. In Chemnitz verkaufte er unter Vorlegung eines gefälschten Ausweises das Auto für 100000 Mark und verschwand mit dem Gelde. Limbach. Die Stadtverordneten bewilligten ein Be rechnungsgeld von 1 Vs Millionen Mark für Beschaffung von Kartoffeln zur Abgabe an die Einwohnerschaft. Jugend. Wie rasen doch die Tage Deiner Jugend Gleich einem Pfeile fliegen sie dahin. Und Du merkts nicht das hinter Toren lugend Das Alter fich verbirgt in seinem Grimm. Drum freu Dich jetzt wo noch die lieb Sonne Dir schaut in'S jugendliche Angesicht Und nütze au» die Tag« Deiner Wonne Und grüble um die dunkle Zukunst nicht. Nur so ist Dir ein schöner Weg beschieden Nicht immer nörgeln an des Alltag« Grau Vergessen sollst den Schmerz den Du hienieden Empfandest, trage niemals ihn zur Schau. Nie sollst Du schauen in die tiefsten Tiefen Die ost Dein armes Herz Dir offenbart Obgleich die Augen Dir vor Tränen triefen Vor größten Unglück hats Dich daun bewahrt. Wenn Du nicht srägst ob Sorgen oder Mühen Auf türmen fich vor Deinen jungen Herz' Wird Dir Dein Glück im vollen Maße blühen Und lächelnd denkst zurück Du an den Schmerz. Darum heraus aus Deiner dunklen Kammer Verschmäh dir Tage Deiner Jugend nicht Bald naht das Atter dann mit seinen Jammer Weicht nicht bis fich Dein müdes Auge bricht! Erwin Frelich, Radebergs