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Preis und Umfang der Getreideumlage. Drohung mit einer innerpolitischen Krise. Die Kämpfe der verschiedenen wirtschaftlich-politischen Gruppen über Umfang und Preis der Getreideumlage gehen weiter. Der volkswirtschaftliche Ausschuß des Reichstages Nahm gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, eines Demo kraten und zweier Zentrumsleute folgenden Antrag des Zentrums und der Bayerischen Volkspartei an: „Der Preis für das erste Drittel der Umlage wird berechnet nach dem um 25 Prozent ermäßigten Durchschnittsinlandmarkt- preise des Getreides in den Monaten September, Oktober." Außerdem fand noch ein Antrag des Zentrums Annahme, der besagt: „Die Neichsregierung wird ermächtigt, die Umlagemenge entsprechend herabzusetzen, wenn nach dem Ergebnis der Feststellung der Ernteerträgnisse die Aufbringung einer Umlagemenge von 2)4 Millionen Tonnen nicht möglich erscheint." Gegen beide Anträge hatte der Ernährungsminister Fehr schwere Bedenken geltend gemacht und sie für untragbar für die Regierung erklärt. Das Zentralorgan der Vereinigten Sozialdemokratie erklärt, wenn an diesen Anträgen festgehalten werde, so stände die Gefahr einer schweren innerpolitischen Krise in Aussicht. Hexensabbat an cier Korse. Der Gewinntaumel überschlägt sich. Berlin, im Oktober. Die ausschweifendsten Erinnerungen der Alten unter uns, dis noch die „große" Gründerzeit nach 1870 erlebten, müssen verblassen vor dem wilden Tanz um das goldene oder vielmehr papierene Kalb, der sich zurzeit in den Börsenräumen abspielt. Der Dollar, die Devisen der valutastarken Länder laufen mit akrobatischer Hurtigkeit endlose Leitern hinauf, die deutsche Mark liegt, zu einem Tausendstel ihres früheren Wertes gedrückt, zerschmettert am Boden. Der beste Teil unseres Volkes hat kaum noch genug, feine Blößen zu decken und den Kindern Brot zu geben, die Jugend fällt bei der Unmöglichkeit, Milch oder sonst geeignete Nahrung zu beschaffen, der Verkümmerung und dem Siechtum anheim. Gleichmütig aber stampfen die wilden Instinkte der Ge winngier an den Börsentagen über all das Elend hinweg, gierige Hände greifen nach jedem Papierchen, das einen Gewinn verspricht — manchmal spricht man auch von „Verdienst". Von den Fetzen der zerrissenen Mark wer den die Aktien und ähnliche Wcrtdokumente fett und blähen sich auf zu Ungeheuern, von denen jedes wie ein glühen der Moloch das in sich zu schlucken sucht, was von dem einstigen bescheidenen Wohlstand der Gesamtheit noch übrig geblieben ist. Unerhörte Szenen spielten sich jüngst, am Tage nach de.m neuerdings eingelegten Börsenruhelage, in den hiesi gen Börsenräumen ab. Die Kurse der Wertpapiere hoben sich um Tausende von Prozenten, in gleichem Maße blätterten Kulturfirnis und körperliche Kleidung von den andrängenden „Börsianern" ab. Daß nur Sakkos und Überzieher in der qualvollen Lage zum Opfer gebracht und nicht persönliche Kämpfe mit Faust und Stock geliefert wurden, ist eigentlich als Wunder zu betrachten. Was schadet es, wenn ein Anzug in die Brüche geht — er kostet ja nur 40 000 Lis 50 000 Mark — es winken Hunderte von Zehntausendern für die Anstrengung. Alles, was Wert papier hieß, vermehrte seine Nenner mit jeder halben Stunde. Da heißt es zupacken, vielleicht überlistet man den Kontrahenten. Die Börse war vergnügt, die Ziffern schnellten ins Fabelhafte. Herr „Raffkes — mit welchem Namen man neuerdings diese Art Zeitgenossen brand markt — plätscherte in Wonne und wischte sich getrost den Schweiß vom edlen Angesicht, wenn er einen dicken Ge winn verzeichnen konnte. Indes geht draußen die deutsche Volkswirtschaft zu grunde, der Winter schickt Hunger und Mangel als Quar tiermacher voraus, den Hausfrauen wird für ein Pfünd- chen fragwürdigen Brotaufstrichs eine Handvoll von Hun dertmarkscheinen abgefordert, Herr Raffke aber „verdient". Man hat die Börse seinerzeit sowohl als Segens- wie als Gistbaum für die Volkswirtschaft bezeichnet. Wer das Getümmel und die sich dabei offenbarende grandiose Un interessiertheit für jede Frage des nationalen Aufbaues und der Herstellung unserer Staats- und Volksgesundheit gesehen hat, wird mindestens zweifelhaft geworden sein, welcher Meinung er sich zuneigen soll. Bei der Beendi- 18) (Nachdruck »erbotenü .Auf irgend eine Weise muß ich Sanna Herum kriegen. Wir werden gemeinsam schon eine Handhabe finden, um sie gefügig zu machen. Ich habe keine Zett zu verlieren. In kurzer Zeit ist Sanna mündig, und wer weiß, was dann geschieht. Ich muß sie bei meinem Besuch unbedingt dazu bringen, daß sie sich m' mir verlobt. Schließlich bin ich ja ein ansehnlicher Mensch, der bei den Frauen leichtes Spiel hat. Sorge nur dafür, daß ich mög lichst viel mit ihr allein bin. Dann will ich sie schon kirre machen. Sie wird ja in ihrer klösterlichen Abgeschiedenheit nicht unempfindlich geblieben sein gegen das, was die Mädchen den Männern in die Arme treibt. Und ich will sie schon, so oder so, dazu bringen, sich mir zu ergeben, denn ich habe nicht Lust, mir den Goldfisch durch die Netze gehen zu lassen, zumal er sehr hübsch geworden ist und mir alles zu geben vermag, was ich von einer Frau verlange. Wer weiß, wie Onkel Michael testiert hat. Du hast es ja leider nicht erlauschen können. Gewiß ist nur, daß er mir seine hirnverdrehte Sammlung vermacht hat. Natürlich verkaufe ich die sofort, aber ich muß froh sein, wenn ich den dritten Teil dafür bekomme, den er hineingesteckt hat. Bei seiner Gebrechlichkeit wird er hoffentlich nicht mehr so lange leben. Ich habe die Komödie mit dem alten Schwachkopf satt. Was tue ich mit der Sammlung, wenn er gar sein übriges Vermögen Sanna vermacht. Sie ist ihm viel näher verwandt, und der Alte hat zuweilen unangenehme Anfälle einer strengen Rechtlichkeit. Trotzdem er Sanna tzank Deinen Bemühungen nicht leiden mag, beweist doch seine, von Dir belauschte Unterredung mit ihr, daß er sich mehr mit ihr befaßt, als gut ist. Ich werde also auf alle Fälle Sanna gefügig machen müssen. Sorge nur dafür, daß ich, sobald der Alte aus dem Hause geht, mit Sanna allein und ungestört bin, dann wird mir ihr junges warmes Blut schon helfen, mein Ziel zu erreichen. Ich muß und will als thr Verlobter nach Berlin zurückkehrrn. Bearbeit« den gung der Gründerjahre von damals durch den bekannten Krach schoß sich eine Anzahl Beteiligter Kugeln durch den Kopf oder machte sonst dem Erdenwallen auf etwas plötzliche Art ein Ende. Sollten die Raffkes von heute nicht daran denken, daß auch die jetzige Hauffetreiberei mit einem ähnlichen überraschenden Umschlag ins Gegen teil abschließen könnte? Aber philosophieren gehört nicht zum Metier — lerne nur das Glück ergreifen, denn das Glück ist immer da. Diesen Wahlspruch gräbt der ge borene und noch mehr der als Gelegenheitsarbeiter auf tretende Spekulant in sein robustes Herz. SMan kxmal. Was man in Konstantinopel klatscht. Die Konferenz in Mudania bat bekanntlich Kemal Pascha nahezu alles, was er von den Alliierten verlangte, zugesprochen. Aber außerhalb der Konferenz hat er, wie man sich in Konstantinopel „laut zuflüstert", weit mehr erreicht, hat er durchgesetzt, was ihm die Entente gar nicht geben konnte, weil sie darüber nicht verfügen konnte: die Anwartschaft auf den Sultansthron, der angeblich bereits sehnsüchtig auf ihn wartet, und auf den er sich setzen wird, sobald der Friede perfekt und wieder Ruhe im Lände ist. Nach dem Koran kann „grundsätzlich" jeder Muselman Kalif werden; es ist durchaus nicht erforderlich, daß er aus einem Fürstenhause stammt, wenn er nur die Macht und die Führereigenschaften besitzt, die ihn in den Augen seiner Glaubensgenossen als würdig erscheinen lassen, der oberste Herr der Gläubigen zu sein. Einst hatte Kemal in der Person Envers, des jetzigen Emirs von Turkestan, der, wie man weiß, alle acht Tage totgesagt wird, einen scharfen Konkurrenten in der Popu larität unter den Türken. Beide sind Söhne kleiner Be amter aus Saloniki und Nachkommen spanischer Juden, die zum Islam übertraten. Damals, als aller Augen noch auf Enver, der sich mit rasender Schnelligkeit zum Abgott des Volkes aufgeschwungen hatte, gerichtet waren, er widerte einer der wenigen, die in dem energischen, wage mutigen und ehrgeizigen jungen Stabsoffizier Kemal be reits den kommenden Mann entdeckt hatten, einem eng lischen Berichterstatter auf die Frage, öb Kemal vielleicht Großwesir werden wolle: „Nein, etwas mehr'." Und als der Engländer spöttisch fragte: „Vielleicht gar Sultan?" lautete die Antwort: „Vielleicht gar!" Damals waren Kemals Aussichten auf den Sultansthron allerdings noch sehr klein, und Enver, der schon Schwiegersohn des Sul tans war, war ihm auch in dieser Hinsicht um mehrere Längen voraus. Aber in Angora, wo Kemal als Selbst herrscher regierte, hat man die Thronerhebung des Lieb lings schon längst ernsthaft erwogen, und die stolze Hal tung, die der siegreiche Pascha nach seinen großen militä rischen Erfolgen dem Sultan gegenüber einnimmt — er soll sich sogar geweigert haben, den Brief des Padischahs mit dessen Glückwünschen für „seinen berühmtesten Gene ral" anzunehmen — zeigt deutlich an, wohin der Weg führt. Bisher haben die Janitscharenführer sich auf die Kon trolle der Wahl von Sultanen aus dem Hause Osman be schränkt, sie haben Sultane abgesetzt und neue ausgerufen, aber nie haben sie selbst nach der höchsten Würde gestrebt. Kemal, der Führer moderner Janitscharen, scheint, wenn man so sagen darf, den Rubikon überschreiten und ganze Arbeit machen zu wollen. Eine Vermählung mit einer kaiserlichen Prinzessin — nach dem Vorbild Envers — dürfte ihn kaum befriedigen, wenn er auch „offiziell" noch ledig ist. „Unter der Hand" ist er nämlich längst ver heiratet, und zwar mit einer Französin, die ihn trotz ihrer angegriffenen Lunge nach dem rauhen, ungesunden An gora begleitete, und mit der er in zwar nicht gesetzlicher, aber doch glücklicher Gemeinschaft lebt. Ob ihm Frank reich vielleicht wegen dieses „französischen Einschlages" Sympathien und Kanonen zuwandte? Das „Okereksr la kemmo!" („Man forsche nach der Frau!") ist ja gerade für die französische Politik von alters her ein nicht zu unterschätzender Leitsatz gewesen. Von unci fern. Die Verhandlungen der Ärzte mit den Krankenkassen gescheitert. Die zwischen den Spitzenverbänden der Kran kenkassen und der deutschen Ärzte in Leipzig geführten Tarifverhandlungen über eine Erhöhung der Honorare sind ergebnislos verlausen. Die Ärzte wollen sich an das Neichsarbeitsministerium wenden. Alten für alle Fälle noch nach Kräften. Nun lebe wohl, ich komme Sonnabend mit dem Abendzuge. Auf Wiedersehen. Dein Sohn Gregor." Der Professor hatte sich, während er diesen Brief las, immer starrer emporgerichtet. Jetzt stand er wie ein Stein bild, und sein Antlitz war bleich wie das eines Sterbenden. So also sah Gregor von Rehling in Wirklichkeit aus? Das war der Mensch, der stets Liebe und Verehrung für ihn schmeichlerisch im Munde führte? Und das war seine Mutter — das war ihr Wirken in seinem Hause und als Sannas Erzieherin? So sahen Mutter und Sohn ohne Maske aus? Wahrlich, auf diese Enthüllung war der alte Herr nicht gefaßt gewesen. Ein heißer Zorn und bittere Scham stiegen in ihm auf, daß er sich so hatte düpieren lassen von diesen beiden niedrig denkenden Menschen, denen er stets nur Gutes er wiesen, denen er so völlig und rückhaltlos vertraut hatte. Zum Dank dafür betrogen sie ihn in der gemeinsten Weise. Noch einmal las er den Brief durch und prägte sich jedes Wort ein. Wie grausam waren ihm plötzlich die Augen geöffnet worden. Und neben dieser Erkenntnis kam ihm nun auch zu gleich die, daß er Sanna hatte ungerechtfertigterweise leiden lassen, daß er falschen Einflüsterungen gegen sie Gehör ge schenkt hatte. Was er Mutter und Sohn zu hoch eingeschätzt hatte, das hatte er Sanna zu niedrig xingeschätzt, beein flußt durch böswillige Einflüsterungen. Wahrlich, er hatte viel gut zu machen an dem Kinde seiner Schwester. Ob ihm das überhaupt noch gelang, ob Sanna sich nicht längst völlig von ihm losgesagt hatte im Herzen? E? stieg neben allem Zorn wie Mitleid in ihm auf, Mitleid mit sich selbst und mit Sanna. Und ein Gefühl erwachte in ihm, als müsse er Sanna beschützen gegen Mutter und Sohn, damit es ihnen nicht gelang, sie in ihre Netze zu ziehen. Diesen beiden Menschen war, nach diesem Briefe, die gewissenloseste Handlungsweise zuzutrauen. Hastig von Ekel geschüttelt, legte er das Schreiben wie der auf den Arbeitskorb am Fenster und verließ schnell da- Eröffnung des neuen Stuttgarter HauptSahnhofS. Im Beisein des Reichsverkehrsministers Groener, des württembergischen Staatspräsidenten Dr. von Hieber, des gesamten württembergischen Staatsministeriums, der Mit glieder des württembergischen Landtages, der kommunalen Behörden sowie einer Reihe von Vertretern aus Handel und Industrie wurde in Stuttgart der neue Hauptbahnhof dem Betriebe übergeben. Das vergiftete Schokoladenlonsekt. Wie jetzt bekannt wird, ist die in dem Schokoladenkonfekt, das den Ange klagten im Rathenauprozetz geschickt wurde, enthaltene Menge von Arsen so groß gewesen, daß sie den Tod aller derer herbeiführen konnte, die davon genossen haben. Nur dem Umstand, daß bei den Angeklagten sofort Erbrechen eintrat, ist es zu danken, daß sie am Leben geblieben sind. Die Oberstaatsanwaltschaft in Leipzig, die mit der Unter suchung der Angelegenheit betraut ist, hat auf die Ermitt lung und auf die Ergreifung des Absenders des vergifteten Konfekts eine Belohnung von 500 000 Mark ausgesetzt. Eine Talsperre als Opfer der Geldentwertung. Ein weitblickender, für das Gebiet des mittleren Schwarz waldes in seiner Bedeutung nicht abzuschätzender Plan hat inmitten der Vorbereitungen infolge der Geldentwertung der letzten Zett bis auf weiteres abgebrochen werden müssen. Es handelt sich um den großen Talsperrebau oberhalb Triberg über der Höhe der weltbekannten Tri berger Wasserfälle. Da die voraussichtlichen Kosten unter den heutigen Umständen sich auf eine Milliarde stellen würden, mutzten die beteiligten sünf Gemeinden, die Städte Triberg, Hornberg, St. Georgen und Furtwange» sowie die Gemeinde Schönach, auf eine Ausführung zu nächst verzichten. Die Vorarbeiten, die schon erheblich gediehen waren, haben 770 000 Mark gekostet. Teuerungszuschlag für eine Prinzessin. Mit Teue- rnngszuschlägen müssen jetzt auch Prinzessinnen rechnen. Auf Grund des Abfindungsvertrages mit dem Fürsten haufe Schwarzburg-Rudolstadt erhielt die Prinzessin Thekla zu Schwarzburg seinerzeit eine Leibrente von 1000 Mark im Monat. Angesichts der Geldentwertung hat sich jetzt die thüringische Regierung entschlossen, 8000 Märk im Monat als widerrufliche Beihilfe zu zahlen. Die billigste Zigarette 10 Mark! Die zu einem Ver band vereinigten Zigarettenfabriken haben den Kleinhänd lern neue Preise für Zigaretten vorgeschrieben. Alle vom 20. Oktober ab von den Fabriken bezogene Ware ist zu den neuen Preisen zu verkaufen. Diese sind so bemessen, daß die billigste Zigarette 10 Mark kostet. 150 Millionen Mark unterschlagen. Zum Nachteil seines in Spanien ansässigen Onkels hat der 26jährige Kaufmann Heinrich Wiese einen Millionenbetrug verübt. Der Onkel besitzt in einer Reihe von größeren Städten Europas Silberwarengeschäfte und hatte seinen Neffen als Leiter seines Geschäfts in Barcelona angestellt. Ein Liebesverhältnis Wieses mit der Kassiererin seines Onkels kostete sehr viel Geld und veranlaßte Wiese schließlich zu Betrügereien, die eine Höhe von 150 Millionen Mark er reichten. Er flüchtete darauf nach Deutschland, wo er mit »Hilfe einer Hamburger Speditionsfirma ermittelt und ver haftet werden konnte. Schiffskollision im Nordostseekanal. Beim Einlaufen in die Schleuse des Nordostseekanals bei Holtenau hat der japanische Dampfer „England Maru" das Mittelleitwerk der Schleuse stark beschädigt. Der Schaden wird auf über vier Millionen Mark geschätzt. Das Schiff konnte seine Reise nicht fortsetzen, da ihm die Schraubenflügel ver bogen sind. Prinzessin und Leutnant. Die Prinzessin Dagmar von Dänemark, eine Schwester des regierenden Königs, hat sich mit dem Kammerjunker und ehemaligen Gardeleutnant Jörgen Castensjköld verlobt. Castensjöld ist ein verarmter Adliger, der nach Abschluß seiner Offizierslaufbahn eine Zeitlang in einem geschäftlichen Unternehmen im Orient angestellt war. - Unfall des früheren Kronprinzen. Nach einer Mel dung aus Amsterdam ist dem früheren Kronprinzen auf einem Motorradausflug in die Umgebung von Wieringen ein Unfall zugestoßen: er hat sich ein Bein verrenkt und muß das Bett hüten. Eifersuchtstragödie im Theater. In Riga erschoß der Operettensänger Mucha im Theater die mit ihm gastierende Sängerin Frau Greffin und verwundete sich selbst durch einen Schädelschuß lebensgefährlich. Der Beweggrund zur Tat ist Eifersucht. Zimmer. Zorn und Verachtung brannten in seiner Seele, aber er war jetzt außerstande, diesen Gefühlen Luft zu machen. Niemand hatte gesehen, wie er das Zimmer betrat. Niemand sah, wie er es verließ. Frau von Rehling stand in der Küche und beriet mit der Köchin den Speisezettel für die nächste Woche Sie ahnte nicht, welchen Strich ibr das Schicksal durch die Rech nung gemacht hatte in dieser Stunde. Michael von Sachau war in sein Zimmer zurückge kehrt. Mit einer starren, harten Miene setzte er sich vor sei nen Schreibtisch und entnahm einem Fach desselben ein Schriftstück. „Mein letzter Wille" stand auf dem sorgsam gesiegelte« Schreiben. Der Professor erbrach das Siegel und öffnete daS Kuvert. Er zog einen großen Bogen Papier heraus und entfaltete ihn. Langsam las er das vor einigen Jahren verfaßte Testament durch. In demselben vermachte er Gre gor seine Sammlung und Anna von Rehling das Haus mit dem Gartengrundstück. Sein übriges, beträchtliches Ver mögen vermachte er zu gleichen Teilen Sanna und Gregor. „Jetzt wird der Alte einen seiner unangenehmsten An fälle strenger Rechtlichkeit haben," sagte er in zornige« Bitterkeit vor sich hin und zerriß das Dokument in mehrere Stücke. Dann warf er die Fetzen in die rotglühende Glut des Kamins und sah mit starren Augen darauf nieder, bis sie völlig verbrannt waren. Als nur noch die Asche übrig war. atmete er tief auf und trat ans Fenster. Da sah er eben Frau von Rehling mit der Köchin durch den Garten auf die Pforte in der Mauer zugehen. Als sie jenseits der Pforte verschwunden waren, aus nicht in sein Programm. Aber er sagte natürlich nichts, denn er war ein wohlgeschulter Diener. Bringen Sie mir Hut und Paletot, Friedrich, ich will ausgehen. Sehr wohl, Herr Professor. (Fortsetzung folgt.) "