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Ottendorfer Zeitung : 03.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-192211038
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19221103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19221103
- Sammlungen
- LDP: Bestände der Gemeinde Ottendorf-Okrilla
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-03
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 03.11.1922
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MrtlckaMicker Irrsinn. Von unserem politischen O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Waren es nur die Lorbeeren Bradburys, die Herrn Voincaro und seinen neuen Vertreter in der Reparations kommission Herrn Barthou nicht schlafen ließen, oder war es ihnen mit der Ankündigung französischer Gegen vorschläge auf die britischen Gedanken zur Neurege lung der Reparationsfrage um Höheres zu tun? Wenn man jetzt die Denkschrift Prüft, die Herr Barthou der Reparationskommission überreicht hat, so steht man ohne weiteres, welche Absichten die Beherrscher Frank reichs mit ihr verfolgt haben. Das erste nnd das letzte Wort dieser Denkschrift ist: Kontrolle und abermals Kontrolle. Nichts von Moratorium, nichts von irgendwie pfleglicher Behand lung der deutschen Wirtschafts- und Leistungskraft. Das Mißtrauen ist es, tief eingewurzeltes und nicht zu über windendes Mißtrauen, von dem allein die Herren in Paris sich uns gegenüber leiten lassen. Auch sie bezeichnen jetzt zwar die finanzielle Lage Deutschlands als sehr ernst, aber sie können von der Anschauung nicht lassen, daß ein Gegen satz bestehe, sogar ein auffallender Gegensatz zwischen, dem finanziellen Zusammenbruch des Reiches und dem Wohl stand seiner Industrie; daß also die deutschen Privatbürger sich bereicherten auf Kosten der Finanzkraft des Staates. Sie beharren dabei, daß die deutsche Industrie ihre Ge- Winne nach dem Ausland überwiese, wodurch die Ver armung des Staates verschlimmert werde, und daß sie aus der Entwertung der Mark Nutzen ziehe, um ihre eigene Tätigkeit zu erhöhen. Von neuen Steuern zur Vermehrung der effektiven Einnahmen des Reiches will Herr Barthou nichts sehen. Nur die Inflation wachse von Tag zu Tag und damit die nun schon abgrundtief gewordene Entwer tung der Mark. Seine Hoffnung auf die nächste Konferenz wolle Frankreich nicht fallen lassen, aber einer Entlastung Deutschlands von den Reparationen könne es nicht zu stimmen, weil damit die Last des Wiederaufbaues der ver wüsteten Gebiete auf Frankreich selbst zurückfiele. Die Zah lungsunfähigkeit eines Landes, daZ seine erworbenen Reichtümer, seine mächtigen Produktionsmittel und seine Lebenskraft behalten habe, könne nicht anerkannt werden, und von bloßen Zahlungsaufschüben sei nach den bisher damit gemachten Erfahrungen nichts zu hoffen. Daher bedürfe es anderer Maßnahmen zur Aus gleichung des deutschen Haushalts, zur Verhütung einer weiteren Inflation und zur Stabilisierung der Mark. Frankreich habe dazu vorzuschlagen eine strenge Kon trolle des Haushalts des Reichs und der Einzelländer, einschließlich des Rechtes, gewisse Ausgaben zu beschränken, zu streichen oder aufzuschieben und eine Erhöhung der Ein nahmen durchzuführen. Maßnahmen dieser Art müsse der Garantieausschuß von Deutschland fordern oder verbieten dürfen. Er solle seinen Sitz nach Berlin verlegen und dort sofort in Tätigkeit treten, auch der Kapitalflucht ins Aus land unverzüglich Einhalt gebieten. Der Garantieausschuß ist nach Barthous Plan mit umfassenden Kontrollbefug- nissen auszustatten. Ohne seine Zustimmung dürfen An leihen des Reiches und der Länder fernerhin nicht mehr begeben werden. Die Unterbringung von Schatzanweisun gen bei der Reichsbank ist streng zu verbieten. Erst wenn diese Maßnahmen ihre Wirkung erzielt haben, werde von einer Währungsreform die Rede sein können, für die bestimmte Grundgedanken ausgesprochen werden. Und als letztes Lockmittel erscheint dann im Hintergründe eine „später, wenn die wirtschaftlichen Umstände es gestatten" auszugebende auswärtige Anleihe, deren Ergebnis zur Amortisierung des Kapitals der deutschen Neparations schuld dienen werde, sodaß an die Stelle der politischen Schuld eine rein geschäftliche Schuld trete. So ungefähr sieht das Finanzprogramm der fran zösischen Regierung aus. Es wird zum Schluß noch ein mal in sieben Punkten zusammengefaßt: Sofortige öffent liche Finanzverwaltung Deutschlands unter der Kontrolle seiner Gläubiger, Herstellung des Gleichgewichts im deut schen Haushalt, Verbot der Unterbringung jedweder Art von Schatzwechseln bei der Reichsbank, die gleichfalls unter interalliierte Kontrolle zu stellen ist, Verfügung zur Ver hinderung der Kapitalflucht, späterhin Ausgabe von Gold schatzanweisungen zur Verstärkung des Metallbest mdes der Reichsbank als Anfang der Währungsreform, und letzten Endes Anlage eines besonderen Kontos aus der fortge setzten Ausfuhrabgabe von 25 Prozent zur Verfügung der deutschen Negierung, solange diese nach Ansicht der Nepa- rationskommission ihren Verpflichtungen nachkommt — andernfalls zur Verfügung des Garcmtieausschusses. Alles in allem genommen ein Plan, der wie geschaffen erscheint, unseren finanziellen Zusammenbruch zu verschärfen und zu verewigen; eine Überzeugung, die schon ziemlich Gemein gut aller Volker ist, bis auf das französische natürlich, das in seinen maßgebenden Vertretern wenigstens auch heute noch UnbelehiLar erscheint. Wohl kaum es vorkommen, daß auch in Frankreich ein weißer Rabe wie der Abgeordnete Reynaud die Ein heitsfront stört und die Poincarö-Politik mit Argumenten, wie sie sonst schon zum Tagesgebrauch ziemlich aller Wirt schaftspolitiker gehören, in der Kammer bekämpft; daß ein Fachmann wie dieser den Mut hat, festzustellen, was Sach lieferungen im Werte von 950 Millionen Goldmark für das jetzt ausschließlich mit Papiermark arbeitende Deutschland bedeuten; daß die deutsche Handelsbilanz im letzten Jahr ein Defizit von etwa einer Milliarde Goldmark aufzu weisen hat, ja sogar, daß der ehemalige deutsche Mittel stand, die Ärzte, die Rechtsanwälte, sich im Elend befänden. Aber was hat das zu sagen, solange Männer wie Poincars und Barthou, ans ihren „bloc national" gestützt, das Heft in der Hand haben! Die politische Lage erscheint ihnen, zumal nach den jüngsten Vorgängen in England, günstiger als je, um ihre Gedankengänge bis zum Ende durchzu setzen, und wenn sie dabei über Leichen gehen müßten. Die Vernunft, sagte Minister Severing letzthin im Preußi schen Landtag, sei mächtiger als die Polizei. Ob sie auch mächtiger sein wird als der Irrsinn dieser Franzosen, der sich vermißt, jeder wirtschaftlichen Logik zu spotten? * England gegen Barthous Kontrollplan. Das bekannte Londoner Blatt „Daily Chronicle" schreibt, daß der neue französische Plan zur Wiederherstellung der deut schen Finanzen in britischen Kreisen in Paris als undurch führbar angesehen werde. Es werde gesagt, daß diese Vorschläge, die eine alliierte Einmischung in die deutschen Finanzen und die deutschen Regierungsbefugnisse bedeuteten, allen bisherigen Vereinbarungen zuwiderlaufen und die üb e r- nahme der Verwaltung der deutschen Finanzen durch die Alliierten bedeuten würden. „Daily Herald" erwartet un verzüglich den Rücktritt Bradburys von seinem Posten in der Reparationskommission. Bradbury sei überzeugt, daß die Ab lehnung seines Vorschlags und die Annahme der französischen Gegenvorschläge so katastrophale Folgen für ganz Europa haben würden, daß er sich verpflichtet fühle, nachdrücklich jede Verantwortung für das, was dadurch bewirkt würde, ab- zvlehnen. politische Kunälckau. veutfcklrn<l. Goldhypothekenabkommen mit der Schweiz. In Dern haben unverbindliche Besprechungen durch Delegationen der deutschen und der schweizerischen Negie rung stattgefunden, um die sich aus der Durchführung des Goldhypothekenabkommens ergebenden Schwierigkeiten nach Möglichkeit zu beseitigen. Man hat sich über ver schiedene Punkte geeinigt und es ist beabsichtigt, die Nege- lnng einem Zusatzabkommen zugrundezulegen, dem in ver schiedenen wichtigen Punkten rückwirkende Kraft beigelegt werden soll. Die Ermäßigung der Einkommensteuer, wie sie im Reichstage beantragt worden ist, hat dem Ver nehmen nach die Billigung der Regierung gefunden. Danach beträgt der Steuerabzug bis 25 000 M. Monatseinkommen nur 10 Prozent ab 1. November. Von dieser Summe sind monatlich für den Zensiten und seine Frau je 160 Mark, für jedes Kind 320 Mark noch abzuziehen. Als Werbungs kosten können außerdem 450 Mark monatlich abgezogen werden. Umarbeitung der Devisenverordmmg. Aus parlamentarischen Kreisen erfährt man, daß im Reichstage eine interfraktionelle Besprechung der Regie rungsparteien über die Devisenverordnung stattgefunden hat. Es handelt sich darum, einzelne Mängel zu beseitigen, und zwar vor allem die Bestimmungen der Verordnung, die unter Umständen auf bestehende Verträge angewandt werden könnten. Diese Fragen sollen herausgezogen und zu einer neuen Vorlage ausgearbeitet werden. * Berlin. Eine hier einberufene Versammlung des Preußen bundes", in der auch Graf Westarp sprechen sollte, ist auf Grund des Gesetzes zum Schutze der Republik verboten worden. Wien. Der Nationalrat nahm daS vom Budgetausschuß be schlossene Gesetz über die Kreditoperattonen in zweiter und dritter Lesung an. voe>i 15j (Rackdruct verboten.^ Sie hatte sofort an ihren Sohn geschrieben, was sie erlauscht hatte und redete ihm zu, trotzdem zu kommen und nochmals selbst sein Heil zu versuchen. Anna von Rehling war eine sehr eitle Mutter und glaubte nicht, daß ein junges Mädchen ihrem Sohne wi derstehen könne, wenn er seine ganze Persönlichkeit ein- setzte, um zu siegen. Sie versprach auch, Onkel Michael noch tunlichst zu be arbeiten, daß er schließlich doch ein Machtwort sprach, wenn sich Sanna Wider Erwarten renitent zeigte. Das tat sie denn auch in möglichst diplomatischer Weise. Aber sie merkte bald mit heimlicher Erbitterung, daß Michael von Sachau plötzlich nicht mehr so unbedingt ihr lenkbares Werkzeug war. Er lehnte es glattweg ab, Sanna in dieser Angelegenheit zu beeinflussen, und riet ihr sogar ziemlich energisch, auch ihre Hand aus dem Spiele zu lassen. „In dieser Frage hat nur Sanna allein zu entscheiden, und niemand soll ihr einen Zwang auferlegen. Sie ist kein Kind mehr." So sagte er bestimmt. Das besserte na.mlich Frau von Rehlings Stimmung nicht. Gregor hatte auf den absagenden Brief des Professors geantwortet, daß er sich mit dieser kurzen Ablehnung nicht zufrieden geben könne. Er wollte trotzdem kommen und sein« Sache bei Sanna selbst führen. Das berührte den alten Herrn keineswegs angenehm, aber er konnte natürlich Gregor nicht hindern, sein Heil selbst zu versuchen. Sehr wohl fühlte sich der Professor jetzt nicht in seiner Haut. Er war Sanna gegenüber unsicher und bedrückt, und je mehr er sie forschend beobachtete, desto mehr über zeugte er sich, daß sie falsch behandelt worden und daß er ihr viel schuldig geblieben war. Es stieg setzt zuweilen eiu ganz sonderbar weiches und warmes Gefühl in seinem Herzen auf, wenn er Sanna in das blasse stille Antlitz sah. Er suchte sich ihr zu nähern und beschäftigte sich mehr als sonst mit ihr. Aber dabei mußte er zu der Erkenntnis kommen, daß sie kein Vertrauen zu ihm hatte und ihm im Herzen fremd und kalt gegenüberstand. Zu gerecht, um das nicht nach allem verstehen zu können, hoffte er, daß sich Sanna langsam zu ihm zurück- finden würde, wenn er sie erst von seiner veränderten Den kungsart überzeugt hatte, und wenn sie erst fühlte, daß er seine bisherige Strenge bereute. Er war jedoch sehr unbeholfen, ihr das zu zeigen, und Sanna verhielt sich ihm gegenüber nun zunächst doppelt fremd und verschlossen, weil sie nicht wußte, was den Onkel dazu trieb, sie jetzt so scharf zu beobachten und sich so viel mit ihr zu beschäftigen. So vergingen die Tage und Gregors Ankunft stand nun nahe bevor. Es war am Vormittag des Tages, an dessen Abend er erwartet wurde. Seine Mutter traf noch allerlei Vor bereitungen zu seiner Ankunft und wollte dann mit der Köchin zusammen verschiedene Einkäufe besorgen. Diese Absicht hatte sie am Frühstückstisch kundgegeben. Der Professor dachte an diesen Ausgang seiner Kusine, als er merkte, daß ihm ein Nachschlagewerk bei seiner Arbeit fehlte. Dies Werk hatte er einem Kollegen geliehen, und Frau von Rehling ging an dessen Hause vorüber und konnre es ihm wohl mitbringen. Er erhob sich, um ihr das selbst zu sagen, und suchte sie in ihrem Zimmer auf, das er sonst nie betrat. Als er die Tür öffnete, sah er, daß sie nicht im Zimmer anwesend war. Sie befand sich in der Küche. Da in ihrem Zimmer das Fenster offen stand, um einem vorzeitigen frühlingsmäßigen Sonnenschein Einlaß zu gewähren, entstand heftige Zugluft, die der Professor sehr fürchtete. Schnell entschlossen trat er deshalb ein und zog die Tür hastig hinter sich zu. Er wollte Frau von Rehling, die sicher gleich zurückkam, hier erwarten. Die heftige Zugluft hatte aber nicht nur sozusagen den Professor in Fran von Rehlings Zimmer geweht, sondern Sammelmappe für bemerkenswerte Tages» und Zeitereignisse. . * Im Preußischen Landtage wurden die Anträge des Haupt- ausschufses über die Notlage der Presse beraten. * Morgan sprach sich im Zusammenhang mit den Anleihe plänen mißbilligend über die Politik PoincarSs aus. * Barthou überreichte der Reparationskommisston eine Denk schrift, welche neue scharfe Kontrollmahnahmen gegen Deutsch land vorschlägt. * In englischen politischen Kreisen wird Barthous neuer Kontrollplan für unmöglich gehalten. * Nach Meldungen aus London steht die Auflösung des eng lischen Parlaments unmittelbar bevor. Die Neuwahlen dürsten Mitte November stattfinden. Moskau. Der Rat der Volkskommissare prüft gegenwärtig die Vorlage einer Eisenbahn-Konvention zwischen den russischen, deutschen, lettischen, litauischen und estnischen Staats bahnen. Moskau. Vertreter der deutschen, schwedischen und tschecho slowakischen Schwerindustrie, darunter Direktoren der Firmen Krupp, Rheinmetall, Lokomotivsabrik Hohenzollern, Orenstein u. Koppel sowie auch Vertreter der Deutschen Bank sind hier eingetroffen. Tokio. Englische und amerikanische Marinesoldaten sind in Wladiwostok zum Schutz der britischen und amerikanischen Staatsangehörigen gelandet worden. Deutscher Keickslag. (Aus der 261. Sitzung.) Ein von den Deutschnationalen eingebrachter Antrag auf Aufhebung der Inseraten st euer im Umsatzstcuer- gesetz wurde dem Stcuerausschuß überwiesen. Ein Antrag der Dkutschnationalen aus Änderung des K o h l e n st e u e c g e - setzes (die Kohlensteuer soll von 40 aus 30 Prozent des Prei ses herabgesetzt und Minderbemittelten soll der Kohlensteuer- bctrag für Hausbrand zurückerstattet werden) wurde nach kur zer Auseinandersetzung dem Steucrausschuß überwiesen. Abg. Dr. Lauscher (Zentr.) begründete einen Antrag des Zentrums, der wirksame Abwehrmaßnahmen gegen die Über flutung und den Auskauf Deutschlands durch valutastarke Ausländer verlangt und zu diesem Zwecke in erster Reihe einen ange messenen Valutazuschlag zu den Eisenbahntarisen vorschlägt; er wurde ohne weitere Verhandlung einstimmig angenommen. Dann wurde ein Antrag der Volkspartei auf Beihilse für Ein richtungen der Wohlfahrtspflege und Unterstützung gemein nütziger Anstalten an den sozialpolitischen Ausschuß verwi-scn Ein von dem Abg. Dr. Stresemann eingebrachter Gesetzentwurf zur Verlängerung der ZuckerungSfrist der Weine des Jahr gangs 1922 wurde in 1. und 2. Beratung angenommen. Bei der 2. Beratung des Gesetzentwurfes durch den die Gr-,ne „cs pfändungsfreien Lohncinkommens auf 100 000 Mark erhöht werden soll, wurde ein sozialdemokratischer Antrag, der die Grenze auf 180 000 Mark heraufsetzen wollte, bei Auszählung des Hauses mit 87 gegen 86 Stimmen abgelehut. Aus dreien Stimmzahlen ergab sich die Beschlußunsähigkett des Hauses. Dir Sitzung wurde daher abgebrochen, und Präsident Löbe berief eine neue Sitzung auf 5 Minuten später ein. * e WeiterSeratunq. In 2. und 3. Beratung wurde der Gesetzentwurf angenom men, durch den die Gebühr für Zeugen und Sachver ständige der Geldentwertung entsprechend erhöht wird Hierauf wurde ohne Aussprache in allen drei Lesungen ein Antrag der großen Parteien des Hauses angenommen, wonach sich die monatliche Entschädigung der Reichstags abgeordneten auf 35 000 Mark erhöht. Dazu kommt noch der bei den Beamtengehältern vorgesehene allgemeine gleiche prozentuale Teuerungszuschlag. Dann kam man zur 2. Beratung der Novelle zum Ver- sicherungsgesetz für Angestellte. Reichsarbcitsminister Dr. Brauns begründete die Vorlage, die eine Ausdehnung der Versicherungsgrenze enthält, mit der allgemeinen Geldentwertung und der zahlenmäßigen Steige rung der Gehälter. Daran schloß sich eine lange allgemeine Aussprache über tz 1 der Vorlage, an der sich Vertreter der mei sten Parteien beteiligten. Vom I^oknkampfplatL. Berlin. (DerTarifkampfimBankge werbe.) Wie der Allgemeine Verband der deutschen Banlmgest Ilten mitteilr, soll sich eine große Anzahl der Berliner Privatbankgeschäfte be reit erklärt haben, daS am 15. Oktober ausgeschüttete vorläufige Oktobergehalt nochmals zur Auszahlung zu bringen, falls von der Organisation die über die Banken verhängte Überstunden- sperre für diese Betriebe aufgehoben wird. auch aus dem am Fenster auf dem Nähtisch stehenden Ar beitskörbchen ein Briefblatt herab auf den Fußboden ge- trieben. Dies Briefblatt war Wohl hastig aus der Hand gelegt worden, als man Frau von Rehling nach der Küche rief. Nun wirbelte es der Wind vor die Füße des Pro fessors. Als ordnungsliebender Mann bückte sich dieser danach, um es aufzuheben und an seinen Platz zurückzulegen. Da es offen vor ihm lag, sah er, daß es ein Brief, von Gregors Hand geschrieben, war. Ohne es zu wollen, las er die erste Zeile, als er den Brief aufhob. Und plötzlich ging es wie ein jäher Ruck durch seine Gestalt. Er öffnete die Augen weit und las diese Zeile noch einmal. „Onkel Michael ist ein ausgemachter Idiot.* Da stand es wirklich, schwarz auf weiß, von Gregors Hand geschrieben. Der „liebe, hochverehrte Onkel Michael" sah sich durch diese Worte plötzlich ganz anders charakteri siert. Er konnte sich, nach diesem vielversprechenden Anfang, nicht versagen, den Brief weiter zu lesen. Und dabei stieß er auf seltsame Entdeckungen. Der Inhalt dieses Brieses lautete: „Liebe Mutter! Onkel Michael ist ein ausgemachter Idiot. Seine ganze Gelehrsamkeit klammert sich nur an un nütze, läppische Dinge. Wenn man ihn mal zu einer ver nünftigen Sache braucht, versagt er vollständig. Ich hatte ihm wegen Sanna doch nur geschrieben, damit er ein Machtwort sprechen sollte. Statt dessen salbadert er ihr allerlei Unsinn vor und überläßt ihr selbst die Entschei dung. So eine Tölpelei! Nun muß ich natürlich mein Heil versuchen und Sannas Starrsinn besiegen. Du bist in Deinem Verhaften ihr gegenüber wohl auch ein bißchen übers Ziel hinansgcschossen. Natürlich mache ich Dir kei nen Vorwurf. Du bezweckst damit, daß sie froh sein sollte, wenn ein Mann, wie ich, um sie anhielt. Statt dessen hat sie sich, wie es scheint, in eine gewisse Ehescheu hineinver rannt. Nun, ich werde also jetzt selbst energisch in Aktion treten. * (Fortsetzung folgt.)
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