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Lokal-Anzeiger für Ottendorf-Okrilla und Umgegend l A» Arttrma' «scheint Men»» tag, Donnerstag und Sonnabend. t B«»ug»»Prei»: Monatlich ^0 Wart, j bet Znstellnug durch die Boten Mart. !1 I« Kall» HSHerer Denxrü sKiieg ob. sonst, tf trgo»»>»«lch« Störungen de» Betriebe» d« ^evung, der Lieferanten od. d. Beförderung»» i. Ltmtckstungeui hat d« Bezteh« keinen An» i sveMh Lieferung »d« Rachliesernag d« r IäWa>, «.aitfRLchiahdmgd.Brrag^"rts«». WttZSttWS- Poffchttk-Konto Leipzig Nr. 29148. SchMleitung, Drnck n. Verlag Hermann Rühle. Ottendorf-OHMa. Nummer 84 Freitag, den 2^. Iuli ^922 21- Jahrgang. Uhr 8 Vie Nevierverwattung. Neueste- vom Tage. — Die beiden Mörder Rathenau», der Oberleutnant z. S. a. D. Erwin Kern (Knauer) und der Ingenieur Hermann Fischer, wurden durch Polizeibeamte aus Halle auf der Burg Saaleck bei Bad Kösen ermiltelt. Unterstützt von einem Kommando der Naumburger Schutzpolizei wurde die Burgruine umstellt. Al» die Polizei in die Burg einge- drungen war, sand sie die beiden Mörder al« Leichen vor. Der Selbstmord muß verübt worden sein, bevor die Polizei gegen die Burg vorging, denn keiner der Polizeibeamten hat Schüsse gehört. Der Besitzer der Burg Saaleck, der deutsch nationale Schriftsteller Dr. Han» Wilhelm Stein und seine Frau wurden festgenommen. dessen werden die Regensälle, die schon bei der Annäherung i Frommer und den 1890 zu DreSdrv-Kemnitz geborenen des Tiefdrucks in Nordwestdeutschland und später auch in Eisenbahnschaffner Franz Max Schurig richtete. Nach dem den übrigen Teilen des Reiches eingesetzt haben, vorerst Eröffnungsbeschlub hat Frommer während seiner Tätigkeit noch nicht nachlassen. Trübe Aussichten nicht nur für die als Güterbodenarbeiter in der Zeit von August vorigen Honiien -Sammeln. Siaattf-rfirevier Okrilla. E» werden gezahlt bi» auf weiteres für: 1 Liter Kaupelt und Kuppe« 60 Wark 1 Aatter 5 Kfeuuige. Sammelzeit - 7 Uhr vorm. bi» 6 Uhr nachm. Ablieferung: Montags, Mittwochs und Freitag« vo m. bei Oberforstwart Gramattke. Landwirtschaft, sondern für alle, die für teures Geld heute mit Kind und Kegel am Strande oder im Gebirge sitzen und frieren müssen. Der Schaden, den Sturm und Regen an Bauten und Bäumen und auf den Feldern angerichtet haben, ist riesengroß. Stark mit Obst behangene Bäume liegen am Boden. Fallobst gibt es in großen Mengen, da« aber, unreif, nur noch als Schweinefutter benutzt werden kann. Der Schaden ist ganz erheblich und manche Hoffnung dahin. Mit jedem Sturm- und Regentag ver schlechtern sich die Aussichten auf eine gute Ernte. Schon lagert sich da« Getreide dort, wo es gut stand. Auch die Kartoffeln haben nun schon Regen genug erhalten und be dürfen jetzt dringend trockener, warmer Witterung zum An- setzen der Knollen. Gurken haben ebenso unter der an- dauernden Kälte sebr gelitten. — Infolge de« ungünstigen Wetters hat der Reiseverkehr abgenommen, obwohl zahlreiche Sommergäste schon zu den heimischen Penaten zurückgekehrt sind und viele ihr Bündel in den Sommerfrischen schnüren. Der Spielbetrieb auf den Sport- und Spielplätzen mußte eingestellt werden. Der Wafferstand aller Flüsse isi im Steigen. Die Fischer sind mißmutig und die Angler schimpfen. Der Sommer des Vorjahres hat alle Welt ver wöhnt und läßt diese Regenwochen schwerer ertragen. Nun find die kommenden Hundstage der letzte Trost, und man sieht ihnen mit allen Hoffnungen entgegen, auch wenn dann die berüchtigten 7 Regenwochen noch dem nassen Sieben- schläfertag nur zur Hälfte vorüber sind. — Der Führer der sächsischen Landwirtschaft Wirkl. Geh. Rat Dr. Poul Mehnert, Vorsitzender des Landwirt schaftlichen Kreditvcrein« und des Sächsischen LandeSkultur- rates, iS aus einer Erholungsreise in Norwegen an Herz schlag verstorben. Mit Paul Mehnert ist eine der stärksten Persönlichkeiten de» öffentlichen Leben« in Sachsen während ! de» letzten Jahrzehntes de« Obrigkeitsstaates au« dem Leben !geschieben. Seine Freunde in der konservativen Partei ließen !stch die in lipe-AN grofnügiqe zielbewußtc Führung im all- gemein n uefall-n, wenn auch einzelne, namentlich in der späteren Znt, gegen die „Nebenregierung" Front'zu machen suchten. Seine Gegner bekümoften ihn rückhaltlos als den Vize-König von Sachsen Nun bat dem schier unverwüstlichen ! Manne, der noch im Mai dieses Jahres in vollkommener Frischs seinen 70. Geburtstage feiern konnte, ein rascher Tod iein Ziel gesetzt. — Eine Brunot-Vnsicherung plant die sächs. Brand- i verficherunaskawM?r. Durch die Baunot-Versicherung sollen diejenigen Kosten gedeckt wurden, die zur sofortigen Wieder- Herstellung eines abgebrannten Gebäudes in den früheren Zustand erforderlich sind, und die nach den jetzigen geschlichen Vorschrift n nickt v^güUl melden können. Die Versicherung -soll eine freiwillige sein. — V>el Fallobst. Der tagelang brausend-' Weststurm hat fast die Hälfte der ganzen Obsternte abgebrochen, so daß auf den Wegen, dis mit Obstbäumen bepflanzt sind, sowie in den Garten eine unfreiwillige Ernte an Fallobst vocge- nommm we ben mußte. Den Besitzern und Pächtern von Bäumen erwächst durch das Unwetter unberechenbarer Schaden. Die in Aussicht siebende gute Obsternte ist der Menge nach sehr herabaemindert worden. — Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Das Errichten von Wohnbauten leidet außerordentlich unter dem jedes Maß übersteigenden Preissteigerungen namentlich für Mouerz'cgel. Die sächsische Regierung sah sich deshalb genöüg', für Mauerziegel wieder Höchstpreise einzuführen. In der Kreishauptmannschast Dresden kosten vom 15. Juli an bis aus weiteres 1000 Mauerziegel ab Werk frei Wagen bl« zu 2400 Mark, in den Amtshauptmannschaften Bautzen und Kamenz bi« zu 2650 Mark, in den Amtühauptmann- schaften Löbau und Zittau bi» zu 2930 Mark. Bei kleinen Verkäuieu wird ein Zuschlag auf den Kaufpreis erhoben: bet unter 3000 Stück 5 Prozent, unter 1000 Stück 10 Prozent. Die Preise sind im Einvernehmen mit der Landerpreis- xrüfungSstelle festgesetzt worden. — Für die Kreirhauptmann- schrften Leipzig, Chemnitz und Zwickau sind nach dieser Be kanntmachung keine Höchstpreise festgesetzt. Dresden. Zahlreiche Diebereien auf dem Güter» bodcn des Neustädter Bahnhof« lagen einer Verhandlung vor dem Schöffengericht zugrunde, die sich gegen den 1900 zu Dresden geborene Güterbodenarbeiter Emil Martin Amtlicher Teil. Impfung betr. Die öffentliche Impfung der Krstimpflinge findet Montag, de« 31. d. I., «achmittags Ahr im Gasthofe zum „schwarzen Roß" statt. Der Impfung find unterworfen: 1. di? im Jahre 1921 geborenen Kinder, sofern sie nicht nach ärztlichem Zeugni« die natürlichen Blattern über standen haben; 2. die in früherer Jahren geborenen Kinder, der Impfung ohne gesetzlichen Grund unterblieben oder ersolglo» ge wesen ist; Die Nachschau findet Montag de« 7. August d. I. nachmittags ^,3 Wr im gleichen Lokal statt. Die Impfung der Wiederimpflinge erfolgt später. Neuzugezogene haben ihre impfpflichtigen Kinder sofort zur Jmpsliste bei dem Unterzeichneten anzumelden. Die Eltern, Pflegeeltern, Vormünder p. p, deren Kinder und Pflegebefohlene ohne gesetzlichen Grund und trotz erfolgter amtlicher Aufforderung der Impfung ferngeblieben find, werden nach § 14, Absatz 2 de« Reichsimpfungsgesetzc» mit Geldstrafe bi« zu 50 Mark oder mit Haft bi» zu 3 Tagen bestraft, wenn die Befreiung von der Impfung nicht durch ärztliche» Zeugnis nachgewieseu wird. Au« einem Hause, in dem Scharlach, Masern, Kroup, Diphteriti«, Keuchhusten, Flecktyphus und rosenartige Ent- zündungen und die natürlichen Pocken herrschen, dürfen Impflinge nicht zum allgemeinen Impftermine gebracht werden auch haben sich Erwachsene aus solchen Häusern fern zu halten. Die Kinder müssen mit rein gewaschenen Körper und reiner Wäsche zur Impfung gebracht werden. Auch nach dem Impfen ist möglichst große Reinhaltung de« Impfling» wichtigste Pflicht. Htteudorf-Hkrilla, am 19. Juli 1922. Der Gemeindev orkland. Oertliche- «d Sächsische-. Dttend.rs-Vkrilla, den so. Juli ,922. — Hundstage? — Am 23. Juli, also in wenigen Tagen, sollen sie beginnen. Und sie sollen die größte Hitze des Jahres mit sich bringen. Vorläufig scheint daran aber nicht zu denken zu sein. Was seit Tagen sich uns al» Sommrrwetter zeigt, find richtige Herbststürme mit einem Mab von Wasserfluten, das für die Ernte die schlimmsten Befürchtungen rechtfertigt. Temperaturen von 6—8 Grad find jetzt an der Reihe, und die Wetterkundigen meinen, daß dar Tiefdruckgebiet, das sich infolge eines Zusammen treffens zweier, von Norden und Süden kommenden Tief druckgebiete über der südlichen Ostsee zusammrngezogen hat, in den nächsten Tagen noch nicht abziehen wird. Infolge- Jahres bis Februar dieses Jahres allerlei Diebereien verübt, indem er aus Frachtstücken Zigaretten, Seife, Wein, Schokolade, Kleidungsstücke, Schuhe usw. entwendete. Selbst von einem Paar Schneeschuhe wurden die Riemen gestohlen. Während Frommer in zwölf Fällen unter Anklage stand, wurde Schurig nur in einem derartigen Falle zur Verant wortung gezogen; er soll als Kolonnenführer eine Kiste er brochen und daraus Schokolade gestohlen haben. Schurig bestritt diesen Diebstahl, wurde jedoch sehr schwer von Frommer belastet, so daß an seiner Schuld für da« Gericht auch nicht der geringste Zweifel bestehen konnte. Das Urteil lautete bei Frommer auf 10 Monate, bet Schurig auf 4 Monate Gefängnis. Freiberg. Vergangene Woche verlor aus dem Wege von St. Michaelis nach Freiberg eine arme Grün warenhändlerwitwe von St. Michaeli» eine Handtasche mit 800 Mark Inhalt. Trotz sofortiger Verlustanzeige hat sich der Finder der Tasche nicht gemeldet. Am Freitag, al» die Frau sich mit ihrem Handwagen auf dem Heimwege von Freiberg befand, wurde sie aus dem Seilerberge von einem Ohnmachtsanfall ereilt und beim Hinfallen verletzte fie sich am Gesicht, sodaß fie stark blutete. Inzwischen war von Brand-Erbisdorf rin Auto herangckommen. Der Autofahrer nahm sich der Frau an und brachte fie nach St. Michaelis. In deren Wohnung erfuhr er, daß die Witwe seit dem Verlust de« Geldes sehr erregt ist. Ohne weitere Worte zu machen, entnahm er seiner Brieftasche einen 1000-Mark- Schein und ließ sich daraus 200 Mark zurückgeben. Ohne seinen Namen zu nennen und einen Dank abzuwarten, ver schwand er mit seinem Auto. Waldheim. Di« kostenlose Totenbestattung wurde hier von den städtischen Kollegien beschlossen. Schon in den letzten Haushaltplan waren 300000 Mark dafür eingesetzt. E« wurde beschlossen, daß eine besondere Abgabe erhoben wird, durch die die eine Hälfte des eingestellten Betrages von 300000 Mark gedeckt wird, während die andere Hälfte als städtischer Zuschuß zu gelten hat. Die Abgabe zur Totenbestattung ist von über 16 Jahre alten männliche» und weiblichen Einwohnern in einem Betrage am 1. Mai zu entrichten. In Kraft treten soll das OrtSgesetz am 1. Oktober d. I. Für dieses Jahr soll nur die Hälfte der Abgaben erhoben werden. Grimma. Am 31. Juli 1921 rettete hier der Bäckergehilfs Emil Martin eine hiesige Einwohnerin von dem Tode des Ertrinkens unterhalb der Großmühleninsel. Die Rettung erfolgte nach schwerem Ringen mit der Er- Hinkenden und unter übermenschlicher Kroftanstrengung Martin«. Die Deutsche LbenSieltungrgesellschaft belohnte die wackere Tat durch Verleihung ins silbernen tragbaren RettungSabzeicheu. Chemnitz. In einem hiesigen Gasthaus gerieten am Sonnabend zwei Gäste miteinander in Streit, in dessen Verlauf dec eine dem anderen, einem jungen Manne, ein leeres Bierglas an den Kopf warf, wodurch der junge Mann einen Schädelbruch mit Bluterguß in das Gehirn erlitt. In der darauffolgenden Nacht erlag er den Folgen des Wurfes. Der Täter, ein hier wohnhafter 47 Jahre alter Handelsmann wurde fcstgenommen. Bärenstein i. Erzg. Schlimme Zustände herrschen jetzt im hiesigen Ort, sowie in den naben Grenzorten. Da jetzt die tschechische Krone etwa 12 Mark gilt, kommen die böbmische» Bewohner in Massen nach den sächsischen Orten und taufen Lebensmittel, Kleidungsstücke und Wäsche in Mengen an und schaffen fie über die Grenze. Gerade in den letzten Tagen war es hier unheimlich, und die ein heimische Bevölkerung mußte ruhig zusehen, wie ihnen die nolwendigsten Lebensmittel t« Handumdrehen weagekauft und verteuert wurden. So stiea da« Pfund Rindfleisch in einem Tage von 60 Wark auf 72 Mark und Butter von 76 Mark auf 100 Mark. Verschiedene hiesige Läden waren ausverkrust und die einheimische Bevölkerung konnte nicht einmal das ihr zustehends Markeubrot bekommen, da es fast alle Bäcker an die böhmische Bevölkerung verkauft hatten. Sollten di^ie Mißstände nicht schnellstens beseitigt werden, so dürften die Einwohner schließlich zum Schlimmsteil greisen. Man verlangt von der sächsischen Regierung durchgreifende l Maßnahmen.