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6rrglanä als Vorbild. Don unserem O-Mitarbeiter wird uns geschrieben: Wenn schon Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Deickes, in seinem neuen Jahresvoranschlag mit einem MilliardcnLrftzft auswarten kann, obwohl die wirtschaft liche Lage seiner arbeitsamen Bevölkerung, der Stand von Handel und Verkehr, die Fremdenindustrie und das Ver- gungungsgewerbs als verhältnismäßig günstig bezeichnet werden wirsen, so kann man sich ungefähr ein Bild davon machen, wie cs mit den Finanzen leistungsschwacherer Ge- n'.einden, und gar erst mit denjenigen oes Deutschen Reiches, steht. Seitdem das Reich sich auf Grund der Wei marer Verfassung zum Hauptkostgänger des deutschen Vol kes aufgeworfen*hat, muß es nicht nur seine eigenen, un geheuerlich angewachsenen Bedürfnisse aus reichseigenen Mitteln bestreiten, sondern hat darüber hinaus noch Länder und Gemeinden mit erheblichen Anteilen von feinen Steuereinnahmen zu speisen. Und jeder Tag bringt ihm neue Forderungen dringlichster Art von dieser Seite her, ohne daß die eine Hand, die geben soll, recht weiß und wissen kann, wo die andere Hand die angeforderten Be träge hernehmen könnte. Steuern, immer wieder Steuern, lautet dis Parole; und doch muß, kaum daß ein Steuer programm auch nur aus dem Papier beschlossen ist, schon wieder ein neues entworfen werden. Was in Berlin jetzt wm Beispiel nur an verschiedenen Arten von Miets- steuern erhoben werden sott, das stellt insgesamt eine Be- lastung der Bürgerschaft dar, wie sie auf einem Einzel gebiet, selbst bei Berücksichtigung der heutigen Geldent wertung, unerhört zu nennen ist. Und auf welche Steuer- Kedanken das Reich in seiner beispiellosen Not schließlich noch verfallen wird, das ist vorerst gar nicht abzusehen. Das ist die gegenwärtige Lage in Deutschland. Wie hebt sich von diesem dunklen Hintergrund die Finanzlage des britischen Reiches ab! Gewiß, auf Rosen ist man dort auch nicht gebettet, und »vir bekommen es jetzt alle Tage zu hören, wie sehr namentlich die briti sche Geschäftswelt unter dem Druck des dauiedcrliegenven Handels zu leiden hat. In Kreisen der Londoner City bereitete sich schon ein kleiner Gewittersturm gegen die Regierung vor, weil man nicht sicher war, ob sie nun end lich mit einer Verringerung des Budgets und mit einem Abbau der Kricgssteuern den Anfang machen würde. Jetzt ist der Schatzsekretär Sir Robert Horne mit seinem ange- kündigten Voranschlag vor das Unterhaus getreten, und siehe da, die Negierung hat sich eines Besseren besonnen. Die Ausgaben sind von 1650 All) VW auf 910 Millionen Pfund Sterling zurückgegangen, und die Einkommensteuer soll demgemäß um ein Schilling pro Pfund herabgesetzt werden. Auch die Zölle auf Tee, Kakao, Kaffee uno Zi chorie werden um eine Kleinigkeit ermäßigt. Damit nicht genug, werden auch Erleichterungen für die Besteuerung der Gesellschaften und diejenige des ländlichen Eigen tums vorgenommen. Vor allem aber Wik man auch den matt gewordenen Postverkehr durch Herabsetzung der Taren wieder aufmmttern. Postkarten, Drucksachen und Briefe werden einem verminderten Porto unterworfen, in der Hoffnung, daß so der Umsatz und im Endeffekt damit auch der Überschuß wieder größer wird. Also der umge kehrte Weg wie bei uns. Hier jagt eine Portoerhöhung die andere; kaum daß man daneben hier und da einige geringfügige Ermäßigungen vorsieht, um das Publikum nicht ganz und gar und in allen seinen Teilen zu ver ärgern. Die britische Verwaltung geht wie immer, wenn sie sich erst einmal zur Umkehr entschließt, mit großer Ent schiedenheit vor. Sogar die Sonntagsleerung der Brief kästen, die man sich im Kriege auch abgewöhnt hatte, wird wieder eingeführt. Kein Wunder, daß dieser Voranschlag des Schatzsckretärs im Unterhause mit vielem Beifall aus genommen wurde, und daß der Schatzsekretär selbst, so eben aus Genua zurückgekehrt, mit heiterer Zuversicht dein Parlament nun gegenübertrat. Auch bei uns gibt cs Sachkenner, dis der Negierung raten, es einmal mit der gleichen Medizin zu versuchen; uns das Leben durch Herabsetzung von Gebühren und Tarifen zu erleichtern, anstatt es immer unleidlicher zu machen. Das Defizit ist sie bisher auf diese Weise nicht losgeworden, im Gegenteil, es hat immer beängstigenderen Umfang angenommen. Lockert man dagegen die Fesseln, die uns jetzt auf Schritt und Tritt einschnüren, so wird unser Lebensmut steigen, die Vcrkehrslust sich heben, die Schreibfreudigkeit wieder zunehw.en und so trotz mäßiger Sätze der Ertrag im ganzen den Finanzbcdüisnissen der Reichskasse vielleicht eher entsprechen, als es jetzt der Fall ist. Es ist nur zu fürchten, daß sich in der deutschen Ver- kehrSverwaltung nicht so bald wieder ein Stephan oder ein Podbielski findet, der sich Manns genug fühlte, so waghalsige Wege zu beschreiten. Regierungserklärung ?ur Teitungsnot. Unrichtige Darstellungen. Berlin, im Mai. Zit den Enthüllungen des Herm Prof. Wolls in Dresden über gewisse vertrauliche Rundschreiben an sächsische Handelskammern in bezug auf Maßnahmen gegen die P^piernot der Zeitungen erläßt das Reichswirtschafts- ministerium eine amtliche Erklärung. In dieser Erklärung heißt es, daß in den Tageszeitungen auf Grund des von Prof. Wolls veröffentlichten vertraulichen Berichts der ge meinsamen Geschäftsstelle der sächsischen Handelskammern gegen den Referenten im Reichswirtschaftsministerium, Oberregierungsrat Dr. Feßler, der Vorwurf erhoben wurde, er habe versucht, Handelskammern zu Protesten gegen die von den Zsitungsverlegern geforderte Zwangs wirtschaft zu veranlassen. Diese Darstellung ist unrichtig, sagt die Regierungserklärung weiter. Oberregierungsrat Feßler habe bei einem gelegentlichen Zusammentreffen mit dem Leiter der Geschäftsstelle auf dessen Mitteilung, daß die Leipziger Handelskamrner gegen zwangswntschaftliche Maßnahmen auf dem Druckpapiergebiste in einer Eingabe Stellung genommen habe, und daß diese Eingabe dem Reichswirtschaftsministerium unterbreitet werden sollte, nur gesagt, daß auch Äußerungen der Handelskammern zu dieser Frage für die entscheidenden Stellen als Material von Bedeutung seien. Soweit darüber hinaus in dieser Erklärung eine Bestätigung der von dem Leiter der Ge schäftsstelle geäußerten Anschauung von der noch weiter bestehenden Möglichkeit der Wiedereinführung «einer Zwangswirtschaft und ein Wink zum Vorgehen gegen diesen Plan erblickt worden ist, liege eine Mißdeutung der Äußerung des Oberregierungsrats Dr. Feßler vor. Diese Auffassung hat der Leiter der Geschäftsstelle in einer an das Reichswirtschaftsministerium gerichteten Erklärung ausdrücklich bestätigt. Er habe versichert, daß seine Be fürchtung wegen der Zwangswirtschaft weder ausdrücklich bestärkt noch ihm ein Wink gegeben worden ist, den Wider spruch der Handelskammern gegen zwangswirtschaftliche Maßnahmen herbeizuführen. Die gezogenen Schlußfolgerungen seien also als un berechtigt zurückzuweisen. — Sämtliche im Reichswirt schaftsministerium mit der Angelegenheit befaßten Be amten, insbesondere auch Oberregierungsrat Feßler, seien nach wie vor bemüht, gegen dis allgemein anerkannte Not der Presse im Nahmen der Gesamtwirtfchaft wirksame Abhilfe zu schaffen. poUtiscbr Kundsckau. 0eMsck!LnL. Die Maikundgebungen im Reiche und im Ausland. Wie in Berlin sind die Demonstrationen am 1. Mai auch in den meisten übrigen Städten des Reiches ohne größere Störungen verlaufen. In Berlin waren die Ge schäfte geöffnet, kleinere Betriebe arbeiteten. Der Zwischenfall in Leipzig ist nach einer Erklärung des Rek tors der Universität auf einen Irrtum zurückzusühren. Der Rektor selbst hatte die Universitätsflagge hissen lassen, Stu denten waren nicht daran beteiligt. Berichte aus München, Köln usw. sprechen von ruhigem Verlauf der Kundgebun gen, in Jena kam es zu einer Schlägerei zwischen Studen ten und Arbeitern. — Auch aus Wien, Bern, Paris, Nom wird einwandfreier Verlauf der Veranstaltungen gemeldet. Der deutsch-schweizerische SchirdZvertrag in Kraft. In Bern sind die Ratifikationsurkunden zu dem deutsch schweizerischen Schiedsgerichts- und VergleichLver- trag ausgetauscht worden. Hiermit ist dieser Vertrag in Kraft getreten, der bestimmt, daß alle in Zukunft zwischen den beiden Staaten etwa auftauchenden Streitfragen einem Schiedsgerichts- oder Vergleichsverfahren unterwor fen werden. Der Vertrag kann als richtunggebend für die deutsche Politik in der Frage der internationalen Schiedsgenchisbarkeit betrachtet werden. Durchgangsverkehr nach Ostpreussen. Am 27. April sind in Paris zwischen dem deutschen Botschafter und dem polnischen Gesandten die Ratifika tionsurkunden des zwischen Deutschland, Polen und der Freien Stadt Danzig geschlossenen Abkommens über den Sammelmappe für bemerkenswerte Tages- und Zeitereigniss«. * Vor dem Berliner Rathaus kam es zu Ausschreitungen demonstrierender städtischer Arbeiter. Es kam zu Zusammen stößen mit der Polizei, wobei zehn Demonstranten verletzt wurden. * Poincarö Ist unter gewissen Vorbehalten mit einer Zusam menkunft der Signatarmächte vor dem 31. Mat einverstanden. * Tschitscherin protestiert in einem Brief an Barthou gegen die Auffassung, der Napallovertrag enthalte geheime Bündnis- Paragraphen. * Die Reparationsrommission soll zu der Ansicht gekommen sein, daß die von Deutschland gegebenen Mitteilungen über Steuer- und Verwaltungsresormcn nicht als ausreichend zu betrachten seien. * Im englischen Unterhaus erklärte Chamberlain, die eng lische Negierung sei nicht bereit, mit Frankreich gemeinsame Sache zu machen, falls dieses sich dazu entschließen sollte, das Ruhrgebiet zu besetzen. freien Durchgangsverkehr zwischen Ostpreußen und dem übrigen Deutschland ausgetauscht worden. Das Abkommen ist also am 27. April in Kraft getreten. Beratungen über die Schulreform. - Der Reichsschulausschuß hat die Beratungen über die mittlere Reife auf eine vorläufige Aussprache beschränkt. Das Neichsministerium des Innern wird nunmehr die weitere Erörterung dieser besonders wichtigen und dring lichen Frage zwischen den Landesregierungen und den übrigen beteiligten Behörden, Organisationen und Berufs verbänden veranlassen. Zum Grundschulgesetz wurde eine Entschließung angenommen, nach der die Richtlinien über Zielbestimmung und innere Gestaltung der Grundschule, sowie einige Übergangsvorschriften in Kraft treten sollen, und gegen Umgehungen der Grundschulpflicht energisch Stellung genommen wird. Polnische Propaganda in' den Weichseldörferu. Nach Angabe der Weichselzcitung berichten polnische, aber deutsch gesinnte Arbeiter, daß zwei Listen, eine Pol nischs und eine deutsche, dem Gemeindevorsteher in Jo- hannesdorf von der Grenzkommission zugegangen sind, in die sich die Bewohner der fünf von Polen besetzten Ort schaften je nach ihren Wünschen für oder gegen Polen ein tragen lassen sollten. Für die polnische Liste haben sich insgesamt nur acht Personen gefunden. Infolgedessen hat man davon abgesehen, die deutsche Liste herumgehen zu lassen, weil das Ergebnis für Deutschland von vornherein feststand. Riesiges Anwachsen der Teuerung. Seit einigen Wochen wächst überall die Teuerung in erschreckendem Maßstabe. Die Steigerungen betragen durchschnittlich 95 Prozent, erhöhen sich aber bis auf 120 Prozent. Ein Kilo gramm Rndfleisch kostet 400 Kronen, womit sogar der Preis des Fleisches in Wien, der 4000 österreichische Kro nen beträgt, übertroffen wird. Die Vorschüsse des Noten- instiruts au die Staatskasse haben vier Milliarden Kronen überschritten. Die Regierung stellt immer mehr steigende Ansprüche an das Noteninstitut. Es scheint, daß die Wahl kampagne die ungeheuren Summen verschlingt, die die Regierung jetzt benötigt. Erneuerung der Borkriegsverträge mit Derttschlaud und Österreich. Das Staatsdepartement in Washington unternimmt zurzeit Schritte, um die Vorkriegsverträge mit Deutschland, Österreich und Ungarn betr. das Patent- und das Auslieferungsrecht, die Rechte der Schiffe in den Häsen und der Konsuln wieder in Kraft zu setzen. Die Friedensverträge mit den deutschen Ländern sahen diese Inkraftsetzung innerhalb sechs Monaten vor. * Berlin. Aus Paris werden Verleumdungen gegen die deutsche Regierrung verbreitet, wonach der Reichsfinanz- minister Dr. Hermes die Absicht haben soll, die Negierung zu stürzen und selbst ein neues Kabinett zu bilden. Dieses böswillige Geschwätz wird von Berliner amtlicher Stelle auf das energischste zurückgewiesen. Berlin. Die staatlicheFachschule für Wirtschaft und Verwaltung ist in Wilmersdorf in Gegenwart von Vertretem der Reichs- und Staatsbehörden und der Gewerk schaften eröffnet worden. Ilm die HemM. Roman von Bruno Wagner. S91 (Nachdruck verboten) Das Wertvollste in der Kammer enthielt aber für Jo hannes die Holzkiste, die in der Ecke stand. Darin waren Bücher, die er sich vom ersparten Gelds billig beim Tröd ler in Kiel oder alt beim Buchhändler in Ratzeburg er-, standen hafte. Nicht die Bücher, die er bei seiner ernsten Privatarbeit brauchte, — die hatte er alle in seiner Woh nung in Ratzeburg und in ihnen studierte er in allen Frei stunde'.:, die ihm seine Braut übrig ließ, bis tief in die Nackt hinein. Diese Bücher hier waren seine geistige Erholung. Es waren neben den Klassikern des deutschen Volkes das Nibelungenlied und die Gudruusckge rind ein abgegriffenes Exemplar von Simrocks Edda-Übersetzung, — Shake speares Hamlet und Julius Cäsar —, die Hauptwerke einiger moderner Philosophen und Naturforscher und Fritz Reuters Slromnd. Daneben noch gar manches gute Buch, eines vom anderen oft ganz verschieden in Ziel und Geist. Aber jene waren seine Lieblinge, in denen er immer wieder las, oft mit Widerstreben in der inneren Erregung kritischen Bekämpfens, — daun wieder in wohligem Be hagen reinen Genießens, wie bei Reuter, oder in stiller Er- hebung-zu den Höhen ferner Ideale. Seit der Reise nach Italien waren zwei Bücher hinzu- gekommen, eines, die dramatischen Werke von Racine, und auf dem elften Matte stand mit einer festen großen Handschrift: „Dem treuen Reisebegleiter zur Erinnerung an gemeinsame Stunden weihevollen Genießens. Alice von Vählow. San Remo, 18. März . . . ." Das andere war eine kleine feine Taschenausgabe von Goethes „Faust", erster Teil, in weiches, braunes Leder gebunden. Das lag freilich nicht in der Kiste; er trug es immer bei sich. Es nahm keinen Platz fort und war ihm das liebste seiner Bücher. Sie hatte es ihm gleich nach der Rückkehr von der Riviera geschenkt, — nur ihr Vorname deutete die frühere HsMerin aa. Aber heute las er nicht. Er stand am offenen Fenster, bis zu den» der alte Birnbaum, der Stolz des Schul gartens, fast hinaufrcichte mit seinen grünen Ziveigen. Von hier aus sah man gen Norden die Chaussee entlang bis hinüber zum Schieferdachs des Herrenhauses. Johannes Jessen dachte an sie, die dort wohnte. Er hatte alle Tage an sie gedacht, seit er wieder in Ratzeburg war, — nicht wie der sehnende Liebhaber an das Mädchen seines Herzens. Aber fast wie an eine ferne Freundin; nur daß diese Freundschaft ganz einseitig war. Denn sie stand ja so hoch über ihm in der Gesellschaft, in der Verfeinerung ihres ganze« Lebenskreifes; das wußte er nur zu gut. Und er hätte es nie gewagt, sich ihr mit einem vertraulicheren Worte, nein, auch nur mit einem Gedanken zu nahen, der nicht voll scheuer Verehrung war. Sie hatte seinem Leben ganz neue Offenbarungen ge bracht. Er hatte Vas Weib nie von Lieser Seite kennen ge lernt; als eine seins Führerin zu einer Knlturwelt, die sich selten jemand gänzlich verschloß. Was Goethe meinte, jetzt erst hatte er es begriffen: »Das Ewigweibliche zieht uns hinan." Alice von Bählow besaß kein großes Bücherwissen, sie war nicht geistreich, sie gab sich nicht für eine kluge Denke rin aus, wie so manches Mädchen mit höherer Töchterschul bildung es Wohl versucht. Gewiß, sic hatte manches spie lend gelernt, was ihm auf dem Seminar ganz fremd ge blieben war. Aber das war es nicht, was ihr diese Über legenheit gab, — und er selbst war sich dessen kaum bewußt geworden, daß es der vornehme Takt der durch und durch gesunden Frauenseele war, die keusche Mädchenhaftigkeit, die vor allem Häßlichen zurückbebte und in sich selbst ihre herbe Schönheit trug. Und er sehnte sich nach dieser Welt, in der sie lebte. Sein PfliHtbewußtsein hielt ihn irr dem Berufe fest, in den ihn nicht fein freier Wille, sondern der Zwang der Verhältnisse gestellt hatte. Aber er fühlte sich nicht Wohl dabei. Mehr denn je war das über ihn gekommen, seit er in Italien gewesen war. Gab es denn für ihn keinen Weg der Befreiung aus Lieser Enge? etrxp «a-«L. SSLiA MU* MM M bMtch fen, um aufzusteigerr, — sich das geistige Rüstzeug au-u- eignen, das ihn heraushob aus der Sphäre, in der er wur zelte, solange ihm nicht die Schwingen wuchsen zum Fluge ins Land der Freiheit, der Schönheit.. Nur die eigene Tüchtigkeit tonnte sie ihm bringen. Deshalb arbeitete er unermüdlich. Aber er vernach lässigte daneben seine Berufspflicht nicht. Die Kinder in seiner Klasse, denen- er die Anfaugsgründe des Lesens und Schreibens und des Rechnens bcL>rächte, hingen arr ihm ebenso wie der junge Freiherrnsproß, dem er Privat unterricht gab. Und er liebte die Kinder. Keiner von de» Lehrern seiner Schuls verstand so gut mit den Kleinen um zugehen wie dieser junge Hilfslehrer, dem die Freundlich keit aus Lem Herzen floß, ohne dos; er an pädagogische Regeln dachte, wenn er mit Len Kindern sprach, sie er mahnte, ihnen Schwierigkeiten aus dem Wege schasste oder als guter Kamerad mit ihnen spielte. Das war es nicht, weswegen er sich aus seinem Be rufe fortsehnte. Die höhere Welt der Ideale war es, die er kannte oder doch ahnte, und die ihn mächtig lockte, zu ihr den Weg zu suchen. Ja, hätte er die Mittel gehabt, uv» studieren zu können. Dann wäre er vielleicht Lehrer an einem Ghmnasiüm geworden. Oder nein, Las wäre fein Ziel doch wohl nicht gewe sen. Gewiß, er wußte es .Zu schätzen, daß der geistige Kreis für deir Lehrer der höheren Schule so viel weiter war, schon weil die Schüler bis in ein reiferes Alter unter feiner Leitung blieben und daher tiefer eiugeführt werden konn ten in die Zusammenhänge der verschiedenen Wissens gebiete. Die Arbeit blieb im Grunde trotzdem dieselbe, das sittliche Ziel, Menschen heranzubilden für den Kampf mit dem Leben, war beiden gemeinsam; und deshalb hatte des einen Arbeit im Grunde nicht höheren Wert als die deS anderen. Denn nicht in der Weite des Wirkungskreises ruht des Menschen tiefste Würdigkeit, sonder» i» der Treu« der Pflichterfüllung, auch im Kleinsten. * (Fortsetzung folgt.)