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Ottendorfer Zeitung I 1 —o Bezugspreis: vierteljährlich l^o Mark frei ins ^rnis. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jlchrlichr Mk. Einzelne Nummer <o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag nnd Sonnabend Nachmittag. — Ü UnterüaÜnnM- unä Anzeigeökatt ilnt«iß»RPm^ M di» klttn^pM»« Xerpn,»der deren X«m ,0 Pfg. — Im fttr die kieinspaltige Petit-Geil» r» -sß. Anzeigenannahme binW^r nM^D. HMg^Mhr nach Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dvdck »k Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Okrilla. verantwortlich für di. Redaktion tz. Rühle in Oro-.»k«a. Nummer 79 Sonntag, den Juli M5. Jahrgang meisten vorspringende Teil befindet sich bei 11 Offiziere, sowie ans 18 darunter Neuestes vom Tage. — Seit mehreren Wochen ist es in den Argonnen ziemlich ruhig gewesen. In den Kämpfen, die im März und Avril in diesem unwegsamen und unübersichtlichen Waldgebirge um einzelne Grabenabschnitte stattgefunden haben, wobei wir recht erfreuliche Erfolge hatten und uns bessere Stellungen erringen konnten, liegen sich in den Argonnen beide Gegner teilweise auf ganz nahe Entfernungen gegenüber. Auf einer Front von 3 Kilometern Breite ist der Sturmangriff angesetzt worden, der von württembergischen und reichsländischen Truppen ausgesührt worden ist. Und er hat einen vollen Ersolg gebracht. Bis zu einer Tiefe von 200—300 Metern sind die feind lichen Gräben und Stellungen erobert worden. Aus der dabei gemachten Beute ergibt sich ein ziemlich klares Bild des Erfolges. Wenn 25 Offiziere und 1710 Mann gefangen ge nommen und 18 Maschinengewehre erbeutet morden sind, so ist offenbar die gesamte Be satzung dieser Gräben überrannt worden, und unser Angriff ist anscheinend bis an die feind lichen Artilleriestellungen, welche hinter den Schützengräben liegen, vorgetragen worden. Damit ist eine sehr erhebliche, drei Kilometer- breite Lücke in die äußerste Stellung der Franzosen gebrochen worden. — Oestlich am Dnjestr kann man jetzt auch den letzten Wiederstand der Russen auf der Linie Gnila Lipa als gebrochen ansehen. Schon gestern wurde gemeldet, daß die Armee Linsingen sowohl nördlich wie auch südlich von Rohatyn das östliche Ufer der Gnila-Lipa gewonnen und die hier befindlichen russischen Stellungen durchbrochen habe. Nachdem jetzt auch noch die der Stadt Bursztyn gegenüber auf dem Ostufer der Gnila-Lipa gelegenen Höhen von Kurostowice gestürmt worden sind, haben die Russen auf der ganzen Linie den Rückzug antreten müssen. Der Rückzug um- Maschinengewehre erhöht. Matürlich hat so fort eine energische Verfolgung der Russen eingesetzt. Wo eine neue Verteidigungslinie von den Russen eingenommen werden wird, läßt sich noch nicht beurteilen, da die alle parallel von Norden nach Süden fließenden zahlreichen Nebenflüsse des Dnjestr eine ganze Reihe günstiger Verteidigungsstellungen bieten. Wenn nicht schon vorher an den Flüssen Ztola-Lipa oder Koropiec, so werden doch die Russen an der weit breiteren Stryja oder sicher am Seveth, dem bedeutendsten Neben fluß des Dnjestr in Ostgalizien wieder halt machen. Für sie ist das Vordringen der Ver bündeten nach Osten hier besonders bedeutungs voll, weil es zugleich ihre ganze Stellung nördlich vom Dnjestr aufrollt, die sie bisher mit großer Energie gegen die Armee Pflanzer- Baltin behauptete. Je weiter die Russen nach Osten zurückgehen, desto stärkere Kräfte der Armee Pflanzer Baltin, die so helden mütig bisher die Bukowina verteidigte, werden frei und können an anderer Stelle verwendet werden Schon daher werden die Russen ge zwungen sein, so bald wie es ihnen nur irgend möglich ist, eine neue Verteidigungs stellung östlich von der Gnila-Lipa einzunehmen. Sie würden sonst in die gleiche Lage geraten wie unmittelbar nach dem Durchbruch von Gorlice-Tarnow, als durch das schnelle Vor gehen der Verbündeten die russischen Armeen am Dukla- und am Lupkower Paß abgeschnitten und größtenteils gefangengenommen wurden. — Ein aus London nach Haag zurück gekehrter Holländer berichtet aus Kreisen, die mit dem englischen Kriegsministerium in Ver bindung stehen, daß tatsächlich der Munitions mangel Rußlands der englischen Regierung Sorgen mache. Rußland habe nicht nur an Frankreich, sondern auch an England das dringende Ersuchen gerichtet, unverzüglich einen Teil der von beiden Ländern in den Vereinigten Staaten gekauften Munition an Rußland abzutreten und iür schleunige Ver schiffung nach einem sibirischen Hafen Sorge zu tragen. Auch in Japan sei von Rußland Munition angekaust worden. Der Mangel an Munition im russischen Heere sei so groß daß die russische Heeresverwaltung drei Zehntel der Munitionsbestände Warschaus und der Narewfestungen nach Galizien habe schaffen müssen. Obwohl die Bestände Warschaus erheblich verstärkt worden seien, müsse man doch mit einem Angriff der Truppen auf Warschau rechnen, weshalb an die Heere iu Galizien und Polen der Befehl ergangen sei an Warschau ihrer seits Munition abzugeben, wodurch nun diese Armeen sehr gfährdet würden. — Der neue, offenbar mit starken Kräften unternommene italienische Angriff gegen die österreichischen Stellungen auf dem Plateau des östlichen Jsonzouiers, hat dem Feind eine schwere Niederlage eingetragen. Die Höhenstellung der Oesterreicher von Monfalcone bis Sagrado beherrscht den Flußlauf des Jsonzo und die Talniederungen auf dem westlichen Ufer. Der italienische Ansturm richtete sich gegen die österreichischen Stellungen bei Doberdo. Das Plateau von Doberdo liegt ungefähr in der Mitte von Sagrado und Monfalcone, etwas nordöstlich von Selz. Von der Gegend bei Selz aus ist der An griff wohl auch unternommen worden, da sich das Plateau von Doberdo hier allmählich ausbaut, während von Norden her einer Er stürmung sich größere Schwierigkeiten entgegen gesetzt hätten. Der Höhenrücken, der den Oesterre'chern als vorzügliche Verteidiguugs- Sagrado. Schon mehrere mal haben die Italiener versucht, durch einen Ansturm sich der Höhe zu bemächtigen. Sie sind immer mit blutigen Köpfen heimgeschickt worden. Auch der neue Versuch, sich der österreichischen Stellungen zu bemächtigen, ist glänzend miß lungen Die Verluste müssen ganz enorme gewesen sein. Wenn schon so starke italienische Angriffe bei den österreichischen Vorstellungen scheitern — die eigentlichen Verteidigungs- werke liegen weiter zurück -- so kann man sich einen Begriff machen, daß der gewünschte Durchbruch der "Italiener nicht so leicht errungen werden kann. — Der Pester Lloyd meldet: Wie man weiß, hat die Türkei bisher alles getan, um Libyen in dem Zustande zu erhalten, wie es im Frieden von Lausanne vorgesehen war. Wenn trotzdem aufständische Eingeborene die italienische Herrschaft schwer erschütterten und die italienischen Streitkräfte unter ernsten Verlusten in die Küstenstädte zurückwarfen, so kann man schließen, was dem Eroberer für die Zukunft beoorsteht. Die Senussi sind wenn erst die Italiener den Krieg mit der Türkei begonnen haben, schwerlich mehr zurückzuhalten. Jedenfalls muß Italien dann einen zweiten schweren Krieg führen, um das vor drei Jahren eroberte Libyen zu behalten. — Aus Amstervam wird dem „Berl. Tgbl." gemeldet: Die klerik le „Tid" erhält von ihrem bisherigen römischen Korrespondenten über die Vereinbarung zwischen Italien und faßt die ganze Front von der am Dnjestr südlich von Halicz gelegenen Stadt Mariam- pol ab bis zu dem schon öfter genannten - - . - , Firlejow, 10 Kilometer nördlich von Rohatyn. stellung di nt, bildet auf der Strecke Die Beute der Armee Linsingen während der, Gradiska-Sagrado—Ronchi, Monfalcone letzten Kämpfe hat sich auf 7765 Gefangene,! einen Halbkreis. Der nach Westen am 11 io meisten nvrinrinaende Teil befindet sich bei dem Dreiverbände folgende Meldung: Nur^ sehr hohe Anerbieten von feiten der Entente haben im Verein mit den nach einer Lötung drängenden inneren Zuständen die italienische Regierung endlich zu dem Entschluß ver anlassen können, die neutrale Haltung auf zugeben Wenn dieses Opfer nicht gebracht worden wäre, hätte Italien vor einer noch schlimmeren Eventualität gestanden. Die italienische Regierung hat aber besonders auf gas Drängen des Königs mit den Mächten des Dreiverbands Vereinbarungen getroffen, wonach Italiens Teilnahme am Kriege aut ein Mindestmaß beschränkt bleiben sollte. Wenn der Hauptzweck erreicht sei, an der österreichischen Grenze eine so große Heeres macht der Zentralmächte zu binden, daß Oesterreich-Ungarn gezwungen wäre seine Kräfte zu verteilen, und so eine Erleichterung des Druckes auf die Ententemächte herbeigeführt würde, dann sei es auch der hauptsächlichsten Forderung der Entente Genüge geschehen. Die Teilnahme Italiens auf dem westlichen Kriegsschauplätze wurde in der Vereinbarung ausdrücklich ausgeschlossen. Die ganze Art des Vertrages erklärt den gegenwärtigen Gang der Operationen, so daß man auch für die nächste Zeit keine ungestüme Offensive am Jsonzo erwarten darf. Konstantinopel. Das Hauptauartter teilte am Donnerstag mit: An der Dardanellen, front hat der Feind bei Ari-Burnu, wo er am 28. Juni trotz wiederholter Angriffe gegen unseren linken Flügel keinen Erfolg erzielte und von neuem in feine alten Stellungen zurückgeworfen wurde, auf dem von uns über sehbaren Geländestnch 750 Tote zurückgelaffen und außerdem eine erhebliche Anzahl von Ge fangenen verloren. Bei Seddft-Bahr erneuert der Feind von Zeit zu Zeit seine vergeblichen Angriffe gegen unseren rechten Flügel, wobei er große Verluste erleidet. Von den anderen Fronten nichts Wesentliches. — In der Guerre Sociale schreibt Lichten berger: Die Verluste der Verbündeten bei den Dardanellen sind furchtbar. Auch die seiner zeitige französische Niederlage bei Soissons kostete entsetzliche Opfer. Damals war der Schmerz Frankreichs begreiflich, denn Joffre beging der Soissons schwere Fehler. Bei den Dardanellen kann aber alles nachgeholt werden falls das Volk zu Blutopiern bereit ist; des halb vermeide man unnütze Klagen, denn die Verbündeten können nicht mehr zurück. - Wie die Times aus Ncuyork melden versuchte der Vorsitzende der Internationalen Seemannsunion Andrew Furuseth, einem Weltstreik aller Seeleute hervorzurufen. Er versprach jeden Seemann für die Dauer des Krieges eine wöchentliche Unterstützung von 40 Mark. Er beabsichtigt damit die Schiff fahrt stillzulegen um dadurch zu verhindern das den Dreioerbandsmächten Kriegsmaterial aus dem Vereinigten Staaten oder anderen Ländern geliefert weide. Furuseth unter richtete die Regierung der Vereinigten Staaten von seinem vorhaben. Oertlrches und Sächsisches. Dttendorf-MkrtUa, z. Juli MS. — An die Pilzsucher wendet sich folgende behördliche Ermahnung; „Beim sammeln von P lzen ist es in forstwirtschaftlicher Hinsicht von größten Vorteil, jeden einzelnen Pilz namentlich wenn sich die betreffende Art nicht in großen Massen zu zeigen pflegt, mit dem Messer kurz über dem E.dboden abzuschneiden uud die ab geschnittenen Stielenden mit Laub, Erde oder Moos zuzudecken. Dies hat den Zweck, die Luft kernzuhalten und zu ver meiden, daß die PUzfUege den Stock zer ¬ stört denn aus den an die Pilzstümpfe gelegten Fliegeneier entwickeln sich Maden welche den Pilz zerstören. Ferner kann man zur Erhaltung der eßbaren Schämme wesentlich dadurch beisteuern, daß man alte im Faulen begriffene Pilze mit Laub und Moos usw. zudeckt, daß man gesunde Exemplare mit der Erde hinausnimmt und sie an einem anderen Ort pflanzt an dem es an Pilzen fehlt. Auch das Säubern der gesammelten Pilze von den sich unter dem Hutfleisch befindenden Lamellen Röhrchen usw. am Sammelorte selbst und das Umherstreuen dieses Abfalles auf dem Waldboden trägt viel zur Erhaltung und Verbreitung der Schwämme bei. Wenn dies auch Sache der Forstverwaltung ist, so ist doch eine Mitarbeit der Ptlzsucher nicht zu unterschätzen. » Gröba. Am Mittwoch trafen 90 Mann Russen von Königsbrück hier ein um im Eisenwerk untergebracht zu werden wo sie in verschiedenen Betrieben beschäftigt werden sollen. Bautzen. Am Donnerstag abend ist vom Arbeitskommando des Proviantamtes Kleinwelka bei Bautzen ein kriegsgefangener Russe entwichen. Er spricht gut deutsch trägt russische Uniform mit gelber Dolmetscherbinde und an der Mütze ein rotes Schild 5/357. Die Spuren führen in nördlicher Richtung. Zittau. Einen unheimlichen Fund machten dieser Tage hier einige bei der städtischen Ascheabfuhr beschäftigte Arbeiter. Als diese den Aschewagen abluden, erregte ein mit einen silbernen Henkel versehener großer Topf ihee Aufmerksamkeit. Der Topf wurde deshalb zerschlagen, wobei zum großen Schrecken der Leute eine in Spiritus gesetzte kleine Kindesleiche zum Vorschein kam. Während man im ersten Augenblick an einem Kindesmord glaubte, stellte die Polizei bald fest, daß es sich bet dem Funde um ein jedenfalls zu wissenschaftlich-medizinischen Zwecken auf bewahrtes Präparat handelte, das nach weislich schon seit vielen Jahren in einem Schranke gestanden batte, dessen in der Lessingstraße wohnender Besitzer gestorben ist Beim Aufräumen des Schrankes hatte man jetzt den alten überflüssigen Topf, ohne seinen Inhalt zu kennen, in den Aicheeimer geworfen, wodurch die kleine Leiche ans Tageslicht kam. Sie erhielt nun ein paffendes Ruheplätzchen. Tauscha Bei dem letzten Gewitter schlug der Blitz in die Hochspannungsleitung in Flur Tauscha, wodurch ein mehrere Stunden währender Brand des Leitungs drahtes entstand, ohne daß dem erheblichen Stromverbrauch durch Abstellen der Leitung geian werden konnte. Als endlich gegen l Uhr nachts 2 Beamte vom Elektrizitäts werk Gröba erschienen, entstand ein recht bedauerlicher Unglücksfall. Der eine Be amte faßte den burchgebrannten und auf dem Erdboden liegenden Draht mit bloßen Händen an und mußte schwer ver brannt vom Platze geschafft werden. A u e. Ein Schwindler, der den Mund voll nahm, wurde hier verhaftet. Er hatte erzählt, daß er 32 Patente besitze, u. a. lolche auf ein Luftschiff und ein Unter seeboot. Also ganz zeitgemäßig! In der Hauptsache war es dem erfinderischen Herrn aber darum zu tun, sich Wohnung, Essen und Trinken zu erschindeln, und weil er darauf kein Patent hatte, wurde er in Nummer Sicher gebracht, um dann dem Gericht zur Bestrafung zugeführt zu werden,