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6m letzter Verluck. Uniformen für die englischen Munitionsarbeiter. Die Engländer haben jetzt die willkommene Gelegenheit, ihre Vaterlandsliebe ohne eigent liche Lebensgefahr zu beweisen, indem sie sich für die Herstellung der Munition, der so dringend geforderten, zur Verfügung stellen. Man sieht denn auch in den Bilderbeilagen der Zeitungen eine ganze Anzahl Lords und nicht weniger vornehme Herren, wie sie mit Granaten hantieren, wie sie ihren neuen Ar beitsgenossen brüderlich die Hand drücken usw. Aber es genügt ihnen anscheinend noch nicht, das; sie ihr Licht in dieser Art nicht unter den Scheffel stellen; es betrübt sie tief, daß sie nicht überall, wo sie gehen und stehen, schon äußerlich als die Retter des Vaterlandes zu erkennen sind. Und so durchhallt Old England nach dem »Schrei nach Munition" — der Schrei nach Uniformen für die Leute, die die Munition Herstellen. Die .Times' bringen die Zuschrift eines Eng länders, der die dringende Notwendigkeit, den Munitionsarbeitern Uniformen anzuziehen, also begründet: »Es ist nicht genug, daß man den Männern sagt, sie dienten dem Vater lande auch, indem sie bei ihrer Arbeit bleiben; es ist nicht genug, ihnen einen von den hundert »Knöpfen" zu geben, die ja die Brust der Drückeberger ebenso wie die der Arbeiter zieren. Weder Worte noch Knöpfe schützen sie vor dem törichten Hohnlächeln des unwissen den Nachbarn, noch vor den wohlgemeinten VersolgungenderWerber. Viele tüchtigeMänner haben meine eigenen Werkstätten verlassen, um zu den Fahnen zu eilen, obgleich sie England in der Fabrik unendlich viel bessere Dienste geleistet haben, als es ihnen je im Felde mög lich sein wird. Gebt ihnen Uniformen, Khaki, wenn Ihr wollt, aber jedenfalls etwas, das sie genügend kennzeichnet, und unterwerft sie einer einfachen militärischen Disziplin. Es würde wahrscheinlich schon genügen, wenn sie ohne Kündigung ihre Arbeit nicht verlaffen dürften und von der Militärbehörde wegen schlechter Führung oder Trunkenheit verhaftet würden. Das würde ihnen eine feste Stellung geben, ein Gefühl von bewußtem Stolz und Selbstvertrauen. Die menschliche Natur ist im Krieg nicht stärker wie im Frieden, und wer will leugnen, daß sich heutzutage ein junger Mann im Zivilanzug nicht wohl fühlt, wäh rend die Khakimänner einen vergnügten Stolz haben, obgleich sie in manchen Fällen keine Spur patriotischer sind als ihr Nachbar, der verhöhnt wird. Und denkt daran, daß dieses Hohnlächeln schwer zu tragen ist, auch wenn man sich bewußt ist, daß man es nicht ver dient bat." Von I^ak unä fern. Zum Wiederaufbau im Elsaß. In Elsaß-Lothringen hat man nunmehr mit einer Feststellung der Baudenkmäler begonnen und damit den ersten Schritt zur Wiederherstellung der beschädigten Städte und der einzelnen Siedlungen getan. Besonders schwer haben Thann und Sennheim gelitten, beides sehr alte malerische Städte, deren Anlage aller dings den heutigen gesundheitlichen Anforde rungen nicht mehr entspricht. Ebenso genügen die alten Bauernhöfe, die im ganzen Lande zerstreut liegen, hygienischen Anforderungen nicht. Ein neuer Bauplan wird sich vor allem damit beschäftigen müssen, vom Alten das zu behalten, was noch gut ist, und dann Las Neue entsprechend einzufügen. In den Städten soll eine Reihe von Häusern nicht wieder aufgebaut werden, damit an ihrer Stelle Schmuck- und Spielplätze angelegt werden können. Sturmschäden ans einer schleswigschen Möveninsel. Ein Oststurm hat der Schiet eine ungewöhnlich hohe Flut zugesührt, die weite Uterstrecken überschwemmt. Das Ufer der Möveninsel wird stellenweise bis zu 60 Meter von der Flut bespült. Die in den Ufernicderungen massenhaft nistenden Lach- möoen sind von ihren Nestern vertrieben und viele Tausend Eier, die dem Ausbrüten nahe waren, vernichtet worden. Der wiedergefundene Goldschatz. Ein wohlverdienter Heretnsall ist einer reisenden Dame bereitet worden. Sie hatte noch 1000 Mark in Gold in Besitz, und damit ihr dieser Schatz während ihrer Abwesenheit vom Het- matsorte nicht abhanden komme, nahm sie ihn mit auf Reisen und bewahrte ihn in ihrer Handtasche. In Lübeck mußte die Dame um steigen und ließ die Tasche mit den tausend Mark liegen. Unterwegs bemerkte sie den Verlust. Sofort telegraphierte sie nach Lübeck, und bald traf die Nachricht esn: Tasche ge sunden! Aber die Bahnverwaltung spielte der Dame einen berechtigten Streich. Sie sandte ihr die Tasche leer zurück und zahlte die tausend Mark in Gold — bei der Post ein. Beim Svielen mit einer Patrone ver letzt. Der neuniährige Gustav Reich ist in Frankfurt a. O. durch eine Patrone, mit der er gespielt hat, an beiden Händen und am Ein Schrecken für den Feind sind die Panzer züge, deren Aussehen unsere Illustrationen ver anschaulichen. Von ihren kühnen Führern und Besatzungsmannfchaften wird manch rühmens wertes Heldenstück berichtet. Die Telephon ¬ linken Bein so schwer verletzt worden, daß die linke Hand gleich abgenommen werden mußte. Dreifacher Mord und Selbstmord. Aus Gram über den Tod ihrer Tochter hat in Vohwinkel bei Elberfeld Lie Schwiegermutter des Küfers Kotva ihren jüngsten drei Enkel kindern, die sich im Alter von vier Monaten bis zu sechs Jahren befanden, in Abwesenheit ihres Vaters den Hals abgeschnitten und sich danach selbst gleicherweise umgebracht. Wolkenbruch im Allgäu. Ein Wolken bruch ist im Allgäu vom Hohengrad bei Ober staufen bis in die Oberstdorfer Gegend nieder gegangen. Das Stuibengebiet und das Stillachtal bei Oberstdorf wurden besonders arg helmgesucht. Ncdeliffe durch einen Cttklon zerstört. Die .Times' melden aus Toronto: Ein Cyklon, der die kanadische Stadt Redcliffe heimsuchte, verursachte einen Schaden von zwei Millionen Mart. Fast die ganze Stadt ist zerstört. Durch Überschwemmungen in Calgary und in der Nachbarschaft wurde ebenfalls viel Schaden angerichtet. Der Bon River stieg in einer Nacht um fünf Fuß. Vie letzte Aukeltätte. Soldatenfriedhöfe in Belgien. »Angesichts des Todes schwindet jeder Haß." schreibt das.Journal des Döbats' in einer ergreifenden Schilderung zweier Fried höfe in Belgien, in denen Freund und Feind nahe einander die letzte Ruhestätte^ gefunden haben. »Sieben Kilometer von Lüttich ent fernt auf einem Hügel sind zwei Kirchhöfe, einer nahe beim andern. Die Landschaft bat von dort aus gesehen eine beruhigende Lieb lichkeit, aber alles erinnert an die schrecklichen Dinge, die hier geschehen sind; lange und zentrale eines deutschen Panzerzuges auf dem öst lichen Kriegsschauplätze zeigt ein weiteres Bild. Von hier aus werden die Befehle des Komman danten der »fahrenden Festung" nach der Spitze und dem Ende des Zuges weltergegeben. tiefe Schützengräben, Stacheldrahtstücke, Sol datenmützen und Helme, die überall verstreut liegen, und diese Gräber, deren Erde erst frisch aufgeworfen scheint. Der erste Friedhof ist ganz klein, obgleich 120 belgische Soldaten hier ihre letzte Ruhe gesunden haben. Eine majestätische Eiche hütet den Eingang. Die Wurzeln des Baumes sind durch einen Schützengraben bloß gelegt worden, der im Zickzack durch dieses Feld des ewigen Schlafes läuft. Dle Gräber sind schön gepflegt und mit Blumen bedeckt. Mit Kies hat man auf die Erde einen belgischen Löwen und ein umkränztes A gezeichnet, und zwischen beiden ist ein Kreuz aus Buchsbaumzweigen auf gestellt: ,1914. Den tapferen Vaterlands verteidigern, die Gemeinde von Cheratte." Andere kleinere Kreuze erheben sich hier und da. Auf dem einen liest man: „Ehre den tapferen belgischen Soldaten, die am 6. August 1914 für ihr Vaterland starben" und darunter „Zu Ehren unseres tapferen Feindes, gewidmet vom K. b. Landsturm Inf. Bat., Ansbach." Auf einem anderen Kreuz: »Ben gefallenen Belgiern, deutsche Soldaten." Das ist die Ehrfurchtsbezeugung des Feindes. Kleine Pfähle mit den belgischen Farben werden durch versilberte Girlanden miteinander ver bunden. Tschakos, halbverwelkte Kränze, Tor nisterstücke liegen dort und umgeben die Bilder des König Albert und der Königin Elisaheth, ebenso wie die Inschrift: »Gott schütze Belgien und seinen König!" Einige hundert Meter weiter an einem Schützengraben entlang, der in der Richtung des Fort Barchan läuft, hat man einen Fried hof für die deutschen Soldaten, die auf dem Schlachtfeld fielen, hergerichtet. Er ist viel größer als der erstere, er hat die Ausdehnung eines großen Dorffriedhofes. Auch hier mahnt alles an den Krieg. Hier Stachel draht» dort die Überreste eines nieder gebrannten Gutshauses, währand sich in der Nähe eines blühenden Obstgartens, hinter einer Hagedornhecke, ein anderer Schützen graben versteckt. Dreihundert Soldaten find hier begraben. Rechts sind die Gräber der Offiziere, bei denen ein Kreuz steht, das die Namen der hier Ruhenden nennt. Unter einem großen Rasenplatz sind die anderen Soldaten gemeinsam begraben. Kein Name wird er wähnt, nur auf einem ein paar Meter hohen Eichenkreuz feiert ein Offizier »den Ruhm der Helden, die für die Ehre und das Bestehen Deutschlands fielen". Die belgische Gemeinde von Wandre pflegt die Gräber der deutschen Soldaten und sorgt dafür, daß es nicht an Blumen fehlt . . ." Volkswirtschaftliches. Gute Ernteausfichten. Die Befürchtungen, die wegen der Ernte in weiten Kreisen sich geltend zu machen anfingen, sind, nachdem reichliche Niederschläge sich in ganz Deutschland eingestellt haben, behoben. In Westdeutschland und be- fonders in den Rheinlanden ist in den letzten acht Tagen ausgiebiger Regen niedergegangen. Die Saaten haben sich allerorten ausgezeichnet erholt. Die Heuernte ist zum großen Teil beendet, und allenthalben wird die Güte des bei schönem Wetter eingebrachten Heus gerühmt. An Obst verspricht das Jahr einen außergewöhnlich reichen Ertrag. Auch aus vielen anderen für den Ge treidebau wichtigen Gegenden Deutschlands sind Nachrichten über vortrefflichen Stand der Felder eingetroffen, so daß füglich mit einer reichen dies jährigen Ernte gerechnet werden darf. Vermischtes. Die falsch gedruckten Fünfschilling« scheine. Der Londoner Korrespondent des .Manchester Guardian' erzählt folgenden charakteristischen Vorgang: Die neuen Fünf schillingscheine der Kriegsanleihe bekamen einen falschen Aufdruck des Inhalts, daß die Postsparkassen sie für ein Pfund Sterling ein lösen würden. Das Versehen wurde entdeckt, und an die Zentralstelle gerichtet, die tele phonisch anordnete, den Fehler mit Tinte zu korrigieren. Die Postämter gaben aber den hiermit beauftragten Beamten falsche Formu lare, nämlich Pfundscheine, auf denen nun vermerkt wurde, daß die Postsparkassen diese Scheine zu fünf Schilling etnlösen würden. Nachdem neuerdings an Lie Zentralstelle de« richtet worden war, wurde angeordnet, diesen Fehler wiederum mit Tinte zu verbessern. Schließlich erging an alle Postämter eine neue Verfügung, die falschen Ziffern auszustreichen und sie durch die Worte »den umstehenden Betrag" zu ersetzen. 6oläene Morte. Auch die Kränze des Ruhms find Gunst und Gnade Ler Götter, Die ste dem Glücklichen nur unter den Wür digen leih'n. Geibel. Daß sie die Perle trägt, das macht die Muschel krank; Dem Himmel sag' für Schmerz, der dich ver edelt, Dank. Rückert. Ein Kaufmann macht durch allzu großes Rühmen Die Ware, die ihm feil ist, nur verdächtig. Obwohl zu allen Zeiten von tadelloser Freundlichkeit, galt sie für eine kalte Natur, und dies Urteil schien nicht so unberechtigt. Es gab nur sehr wenige Menschen, die mit ihr über die Formen konventionell gesellschaft- lichen Verkehrs hinausgekommen wären. Für gewöhnlich schenkte und empfing sie wenig Vertrauen, nicht einmal in ihrer Backstschzett hatte ste die Gefühlsergüsse schwärmerischer Freundschaft gekannt und in späteren Jahren hielt ein gewisser Zug überlegener Gleichgültig keit ihre Altersgenossinnen von ihr fern. Das lebhaft flutende gesellige Leben einer größeren Stadt nimmt den meisten Menschen Lust und Muße, schwierige Naturen eingehender zu studieren, und so kam es, daß Klaras Charak ter für gewöhnlich ganz falsch elngeschätzt wurde. Äußer ihrer Pflegemutter ahnten nur wenige, welche Tiefen von Leidenschaftlichkeit in ihr verborgen waren, daß ihrs Kälte und Zurückhaltung nur eine Maske war, die sie in einer Art seelischer Schamhaftigkeit über ihr innerstes Empfinden zu verwerfen liebte. Ihre Schönheit, ihr Geist wurden, wenn auch nicht immer neidlos, doch allgemein an erkannt, und. es gab Männer genug, die sich ihr gern genähert hotten, wenn sie ihnen nur ein klein wenig Ermutigung hätte zuteil werden lassen. Aber es war etwas in ihrem Wesen, das selbst den eifrigsten Bewunderer in schlimmer Vorahnung eines Korbes auf seiner Hut sein ließ. Sie gehörte zu den Naturen, die sich schwer unterordnen und denen trotzdem — seltsamer Widerlpruch — Unterordnung Glücksbedingung ist. Mit ihrem scharfen Verstand und schnellen Blick für kleine Lächerlichkeiten und Charakterfehler überiah ste die Menschen leicht, und sobald dies einem Bewerber gegenüber geschah, war ihm alle mal sein Urteil gesprochen gewesen. Sie war inzwischen 26 Jahre alt geworden, und die jungen Mädchen, im sieghaften Bewußtsein ihrer achtzehn und neunzehn Sommer, kon statierten mit stiller Genugtuung, daß das vieiumworbene Fräulein Ullinger allmählich anfange, auf den absteigenden Ast zu kommen und jedenfalls in nicht geringer Gefahr stehe, eine alte Jungfer zu werden. Gerade ais diese Ansicht allgemein zu werden begann, hatte Klara im Sommer auf einer Gebirgsreise die Bekanntschaft Oldens gemacht. Frau von Knorring hatte sich unbe dachterweise und ohne aut ihre Tochter Rück- sicht zu nehmen, zu einer Besteigung der Koppe verleiten lassen. Als sie mit ihrer Pflege tochter todmüde auf Lem Gipfel anlangte, ward gerade die ominöse Fahne aufgezogen, die zum Schrecken aller erschöpften Wanderer volle übersüllung des Hotels verkündet. Was nun! Frau von Knorring fühlte sich völlig außerstande, bis zu nächsten Baude mit zugehen. Die Lage war kritisch und hätte unberechen bare Folgen haben können, wenn nicht Olden, der glückliche Besitzer eines vorausdestellten Quartiers, sich den Damen vorgestellt und ihnen sein Zimmer überlassen hätte. Frau von Knorrings sichtliche Erschöpfung und Klaras Schönheit appellierten gleichmäßig an sein ärztliches Gefühl und seine Ritter lichkeit, und der lebhafte Dank der beiden Damen entschädigte ihn für die Unbequem lichkeit, die Nacht in einer Sosaecke des Gast zimmers zuzubringen. So war die Bekanntschaft zustande ge kommen, man fand Gefallen an einander und am nächsten Morgen erbat der Professor die Erlaubnis, sich den Damen auf ihrer wetteren Tour anschließen zu dürfen. Ein Tag zwang losen Zusammenlebens führt die Menschen näher zusammen als wochenlanger, kon ventionell geregelter Geschäftsverkehr. Als man sich in Spindelmühl trennte, geschah es mit dem Gefühl, Freunde gesunden zu haben, und man empfand es als angenehme Aus sicht, die Bekanntschaft am gemeinsamen Wohn sitz fortsetzen zu können. Seit jenem Augustmorgen, da man, auf der Galerie der Kappenbaude stehend, gemein sam in das wallende Nebelmeer, das den Bergkegel umzog, geblickt und den Sonnen aufgang erwartet hatte, waren ungefähr zwei Monate vergangen. Das Grün der Bäume hatte längst der Herbstfärbung mit ihrer ver gänglichen Pracht Platz gemacht, ein unver kennbarer Zug von Ledensmüdtgkeit lag über der Natur und in der reinen frischen Oktober- lüft spürte man morgens und abends das Nahen des Nachtreifs. Klara war ans Fenster getreten und be trachtete sinnend eine Birkengruppe, deren bereits gelichtetes Laub bronzegelv in der Sonne leuchtete. Es schien noch gar nicht so lange her, daß diese selben Blatter lichtgrün im Maienwind gezittert hatten, und doch, wie viel hatte sich in dieser Zeit verändert! Sie batte einen Freund gefunden, dieser Freund hatte sich in einen feurigen Lieohaber ver wandelt, und heute morgen hatte ste ihm auf seinen werdenden Brief die Antwort erteilt, Lie ihn zum Herrn über ste machte und ihm das Recht gab, sie aus allem Altgewohnten fortzunehmen, sobald es ihm beliebte. Mit ihrer Selbstherrlichkeit und Selbst bestimmung war es nun aus. Sie kannte Olden und sein Temperament zu gut, um nicht zu wissen, daß das slo volo, siojubvoihm unter Umständen nahe genug lag, und, dennoch — »dein Wille soll deinem Manne untertan sein, und er soll dein Herr sein." In den Jahren, die sie bei Frau von Knorring zugebracht, hatte sie mancher Trauung beigewohnt und oft diese Worte von den Lippen des Geistlichen vernommen. Aber sie lehnte sich in Gedanken gegen dieses Gotteswort auf. »Dein Herr!" Wer wollte das akzeptieren? Wie konnie denn überhaupt zwischen Gleichstehenden und Gleichberechtigten von »Herrschaft" die Rede sein? Waun würde man endlich mit einer siebenfach überlebten Anschauung brechen, die den grauen Zeiten entstammen mochte, da nur der Grad roher, physischer Kraft über den Wert des Menschen entschted. O, sie fühlte sich jedem Mann voll ebenbürtig, er sei, wer er sei. Und nun seit kurzem welcher Umschwung der Begriffe, welch williges Anerkennen einer Autorität, ja, welch ausgesprochenes Be dürfnis sich anzuschmiegen, auf eigenen Willen zu verzichten. Wie süß schien es auf einmal, das eigene Geschick ganz in andere, geliebte Hände zu legen und geführt zu werden, an statt selbst über sich zu entscheiden. Ein Wunder war das» soviel stand fest. SM « (Fortsetzung folgt.)