Volltext Seite (XML)
Ottendorfer Zeitung I I o Bezugspreis: vierteljährlich ^20 Mark frei r-- »22;. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich , Mk. Einzelne Nummer 40 pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag. Ü uttä Anzeigeökatt -V 0- Anzrizenpret»: Lür die kleinhalttge ilerp« . Heile »der deren Raum 40 Pfg. — Im Reklameteil für die kletnspaltige Petit-Heile rs Pfg. Anzeigenannahme bi» 4s Uhr mitt«§». Seilagegebühr nach vereinter»^. Mit wSchentüch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Di»ck wib Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckers in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühl« in Groß-GkriUa. Nummer ss Sonntag, den 2-. Januar W5. Jahrgang Amtlicher Lei!. Warnung! Die Viehbesitzer werden nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß derjenige, welcher Brotgetreide an sein Vieh verfüttert, streng bestraft wird. Es werden ab und zu Revisionen vorgenommen und bei Nichtbeachtung dieser Bekanntmachung mit äußerster Strenge vorgegangen werden Auch der Schutzmann hat Anweisung, scharfe Kontrolle zu üben. Es werden die Viehbesitzer nochmals davor gewarnt, Brotgetreide zu verfüttern. Ottendorf-Moritzdorf, am 2l Januar 1915. —Der Gemeindrvorstand. Der Luftangriff auf England. — In einem der Vorträge, welche der deutsche Luftflottenverein in den letzten Jahren halten ließ, sagte der Redner auf die Frage, warum wir rasch mehr Luft schiffe bauen müßten, könne man mit einem einzigen Worte antworten: England. Das Luftschiff sei die einzige Waffe, mit der wir dem alten Unheilstifter wirklich zu Leibe könnten. Denn vorüber müssen wir uns klar sein, daß an ein Uebersetzen von Truppen und Kriegsmaterial nach England also an eine ernsthafte Landung in Eng land nicht zu denken ist, solange die eng lische Flotte existiert. Denn sie könnte und würde durch einen mit überlegenen Kräften unternommenen Angriff auf unsere Transporlflotte und die sie deckenden Kriegsschiffe das ganze Unternehmen schon Un Beginn in Frage stellen können. Gegen Luftschiffe ist die englische Flotte aber machtlos. Der Angriff der drei oder mehr Zeppelinkreuzer ist nun mit aller Umsicht unternommen worden. Einmal ist jede Verletzung der holländischen Neutralität vermieden morden, da unsere Luftschiffe holländisches Gebiet nicht überflogen haben englische Flieger haben solche Rück sichten bisher nicht genommen - und zweitens ist der Erfolg der Bombenwürfe, die im wesenlichen allen militärischen An stalten gegolten haben, ein durchaus hin reichender, " denn es herrscht eine wilde Panik im englischen Volke, das sich jetzt nirgends mehr sicher fühlt, und schließlich sind alle Luslfchiffe unbeschädigt zurück gekehrt. Die aus Amsterdam in London eingetroffenen Telegramme, daß drei deut sche Luftschiffe, in westliche: Richtung fahrend, gesehen worden seien, hatten Eng land das erste Warnungszeichen von dem bevorstehenden Luftangriff gegeben. Die zweite Nachricht lief "aus Uarmouih ein, wo unter anderem eine Bombe auf Nor folk Square niedergefallen war. Die Luft- schiffe waren wegen der tiefen Dunkelheit nicht sichtbar, dagegen war deutlich das Brummen der Motore hörbar. Weitere Bomben explodierten auf dem Militär übungsplatz und dem Exerziergebäude, ferner zwischen den Häusern in der Nähe der Pewrttrche. Die Bevölkerung strömte aus den eben betretenen Theatern und Vergnügungsstätten. Ueberall herrschte in den Straßen ein furchtbares Gedränge. Als dann über der ganzen Stadt noch die elektrische Beleuchtung erlosch, wuchs der Schrecken zur Panik an. Eine Bombe ex plodierte unmittelbar in der Nähe des Hafens, die offenbar für die Kriegsschiffe auf der Reede bestimmt war. 400 Polizisten schafften bald Ordnung in den Straßen. Kurz nach Mitteruacht flog ein zweites Luftschiff über die Stadt, ohne aber Bomben zu werfen. Der Korrespondent der „Times" in Uarmouth befindet sich unter den Verletzten. — Während in Flandern und Nord frankreich bis hinab an die AiSne ver hältnismäßig Ruhe herrscht oder nur Ar tilleriegefechte stattfinden, wird von den östlichen Stellungen an der Aisne bis in die Vogesen ziemlich lebhaft gekämpft. Allerdings handelt es sich dabei nicht um die Durchführung einer groß angelegten Offensive, sondern um verschiedene Einzel vorstöße, die miteinander in keinem Zu sammenhang stehen Südlich Berry-au-Bac — an der Römerstraße — vermochten unsere Truppen den nach dem Generalstabs bericht vom Donnerstag genommenen feindlichen Schützengraben nicht zu halten, da er teilweise verschüttet war. Aber auch der Gegner hatte keinen Gewinn davon, denn die Stellung wurde gesprengt. Bei Verdun wurden die Franzosen leicht ab gewiesen und bei St. Mchiel das Gelände vor den deutschen Gräben vom Feinde ge säubert. Bei Pont-L Mousson hat der Kampf noch zu keinem Endergebnis geführt, aber allem Anschein nach ist hier die fran zösische Offensive bereits zum Stillstand gekommen und von unseren erfolgreichen Gegenstößen abgelehnt worden. Der Feind erlitt hier starke Verluste. Auch in den Vogesen, bei dem hart umkämpften Senn- heim, errangen die Unseren Erfolge. Die Gesamtlage ist nach wie vor günstig für unsere Waffen. — Der Berichterstatter des „Wolff- bureaus" im Osten meldet aus Lowietz den „Leipz. N. Nachr.": „Ich hatte Ge legenheit mit einem höheren deutschen Generalstabsosfizier, der in besonderem Maße über die gesamten Vorgänge auf dem öst lichen Kriegsschauplätze unterrichtet ist, über die militärische Lage zu sprechen. Er wies auf die soeben veröffentlichten oifiziellen Darstellungen der Operationen in Polen und Galizien hin und fügte erläulerud und ergänzend hinzu: Sre sehen den voll ständigen Zusammenbruch der großen russischen Offensive und können sich darauf verlassen, daß die Russen zur Erneuerung ihrer Offensive großen Stils nicht nur gegenwärtig sondern auch auf Monate hinaus völlig unfähig sind. Vor April oder Mai können sie nicht daran denken und auch dann nur, wenn es ihnen gelingt, inzwischen die Armee mit neuem Geiste zu erfüllen und den Heeresbedarf vollständig neu zu ergänzen. Aber beachten Sie noch etwas anderes I Die Darstellung hier zeigr Ihnen evdient, wie Erfolge die mit einem Flügel errungen wurden, ihre Wirkung auf die ganze Kampsesfront ausüben. Die russische Offensive gegen Krakau ist durch den deutschen Vormarsch auf Warschau zum Scheitern gebracht. Jetzt haben die Russen um Warschau zu schützen, so ungeheure Truppenmassen nach ihren rechten Flügel werfen müssen, da sie entscheidende Operationen in Galizien und Ungarn gar nicht unternehmen können auch wenn die Zustände in ihren Armee besser wären Als der Offensive auf Krakau ist die Verteidigung Warschaus ge worden. Wollte jetzt der Großfürst für eine große Operation in Galizien seine rechten Flügel wieder schwächen, so gäbe er damit aller Voraussicht nach Warschau preis. Nun wäre es gewiß ein falscher Schachzug, Warschau gegen Krakau einzuluuschen, selbst dann falsch, wenn die Einnahme Krakaus den Russen sicher wäre. Doch das ist sie ja keineswegs. Vielmehr würden die Verbündeten wahrscheinlich, um einen Turm zu nehmen, höchstens einen Bauer preisgeben. Nein, die Par tie steht mcht so gut für die Russen!" Oertliches und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, LZ. Januar M5. — Wie allerorts, jo wird auch in unserem Orte alles getan, um die durch den Krieg nngeireiene Not eiwas zu lindern, und die davon betroffenen Familien zu unterstützen. Der hier bestehende Hilfeousschuß, welcher seine Satzungen allwöchentlich in der neuen Schule mhält, hat schon während der ganzen Dauer des Krieges in dieser Hinsicht viel aeichaffen und ist auch weiter bestrebt die Not der betroffenen Familien zu lindern. Darum ist es aber auch notwendig, genannten Anschuß wieder neue Gelder zuzusühren, somit die, noch zur Verfügung stehenden Mittel nicht so schnell erschöpft werden. Schon einigemal wurden von der, hier bestehenden „Dramatischen Gruppe" Theater abende verunstaltet und der Reinertrag den Hilisaus chuß überwiesen. Auch haben sich nun alle, im hiesigen Orie bestehenden Gesang vereine zusammen geschlossen und veranstalten Sonntag den 31. Januar dieses JahreS im Gasihoi zum Hirsch ein großes Wohltätigkeiis Konzert, ebenfalls zum Besten des Hilfs- ausfchusses. Schon seit einigen Wochen halten die Vereine gemeinsam Singstunden ab, und arbeiten fleißig um den Besuchern dieser Veranstaltung, einen, den jetzigen Verhält» nffsen entsprechenden, möglichst gemütlichen Abend zn bereiten und zugleich aber auch einen wohltätigen Zweck zu erfüllen. Es wäre sehr erwünscht daß dieser Abend recht gut besucht, und damit zugleich die gute Sache unter stützt würde. — Der Kricgsausschuß für warme Unter- llcidung gibt zur Vorbereitung eines möglichst guten Erfolges der bevorstehenden Reichs- wollwoche den lokalen Wollausschüffen nach stehende Anweisung zur nutzbaren Verwendung von getragenen Kleidungk stücken an dir Hand Männerhosen sind an den Hosennähten unten 15 am aufzutrennrn — dort ist die Naht fest zu verriegeln, damit sie nicht Weiler trennen — und mit 40 cm langen linke n Bind- rändern zu versehen. Die Bänder recht fest annähen. Weitere Aenderungen nicht mehr vornehmen, denn die Hose ist nunmehr als Unterhose für Militär brauchbar. Westen werden, wenn sie hoch geschlossen und im Rücken genügend lang sind, um die Nieren zu Schützen, nur im Rücken warm abgefüttert und mit Lermeln versehen Bei Westen mit etwas weiterem Ausschnitt und zu kurzem Rücken muß Abhilfe geschaffen werden, und zwar durch Emsttzen eines Brustlatzes und durch Ver längerung des Rückens beim Füttern. Frak- westen sind hierfür ungeeignet. Die Aermel sind nur in normaler Weite zu halten — haken sie in der Uniform keinen Platz — die unteren Enden der Aermelnaht bleiben 6 em offen und werden mit einem Knopfloch und zwei Knöpfen versehen. Die Knöpfe werden 3 cm voneinander gesetzt, recht fest angenähi dadurch kann der Aermel je nach Bedarf am Knöchel enger gemacht werden. Bei Jaketls wird an beiden Seiten so viel herausgenommen daß man die Form einer enganliegenden Jacke bekommt; am Hals wird das Jackett durch starke Haken und Offen geschlossen, die Aermel werden wie an der Weste behandelt. Uibcr- zieher, Ulster Capes, überhaupt gute noch verwendbare Oberkleidung soll nicht zerschnitten sondern für die durch den Krieg in Not ge ratene Bevölkerung erhalten werden. — Möglichste Ausnutzung und Verwertung aller sonst in die Lumpen gehenden Wollsachrn ist der Hauptzweck dieser Aktion, aber es muß bei der Verarbeitung besonder darauf geachtet werden, daß die fertigen Gegenstände keinen schlechten Eindruck machen. Decken — Breite etwa 1,50 m, Länge etwa 2m— werden aus Tuchflecken aller Art zusammengenäht es kommt nicht auf die gleichmäßige Größe der Flicken oder Stücke an, aber auf ziemlich gleiche Stärke, deshalb müssen dünne Stoffe dort doppelt genommen werden, wo dickere bereits verarbeitet sind. Besonders geeignet sind Vorlegemuster aus Geschäften, jegliche Wollstoffe (auch Portieren, Decken usw.), die sich hierzu eignen, verwendet werden. — Für Schützengräben sind alte Teppiche, Läufer, Kokos- und Strohmatten außerordentlich nötig. Es versteht sich von selbst, daß es außerordentlich dankenswert und sehr zu wünschen ist, wenn rührige Hausfrauen die Aibeit des vorschriftsmäßigen Herrichtens der Kleidungsstücke nach Möglichkeit selbst nnd damit sich über das bloße Geben hinaus Ver dienste um das Vaterland erwerben. K.M. Die aus Anlaß der Eröffnung deS Privattelcgrammverkehrs zwischen Feldheer und der Heimat vom 20. Januar ab bei den stellvertretenden Generalkommando singerichetete Prüfungsstelle ist in den Räumen des Dresdner HaupttelegraphenamteS untergebracht. Dresden. Am Freitag mittag gegen 1 Uhr stürzte aus dem Pirnaischen Platz der 42 Jahre alte Maurer St. in betrunkenem Uustände so unglücklich zu Boden, daß er alsbald seinen hierbei erlittenen inneren Ver letzungen erlag. St. wohnte in einer hiesigen Herberge. — Der Rat zu Dresden plant im all gemeinen volkswirtschaftlichen Interesse die Verwertung der Küchenabfälle von Haus haltungen, Anstalten usw. zu Viehfutter durch Einrichtung einer regelmäßigen Abfuhr Haltbarmachung mittels Trocknung, Sterili sierung usw. polizeilich zu regeln. Da aber die gegenwärtigen Verhältnisse es dringend erwünscht erscheinen lassen, daß zur Steuerung der bestehenden Knappheit von Futtermitteln diese Abfälle sofort zur Viehfütterung verwendet werden, ist an die Hausbesitzer der Stadt Dresden das Ersuchen gerichtet worden, in den Höfen ihres Grundstückes genügend große, undurchlässige nnd mit Abdeckung versehene besondere Gefäße zur Sammlung dieser Ab fälle auszustellen, in die die Haushaltungs vorstände und insbesondere Hausfrauen die zum' Verfüttern geeigneten reinen Abfälle ihrer Küchen einlegen sollen« Die Landwirte und Viehhalter der Umgebung wollen die Gelegenheit nicht versäumen, sich die Abgabe solchen Futterö zu sichern. Sie müssen sich verpflichten, regelmäßig jede Woche mehrere Male unentgeltlich die gesammelten Küchen abfälle auS den Höfen abzuholen, und sich deshalb bei der nächsten Stadlbezirksinspektion oder bei dem Wohlfahrspolizeiamt im neuen Rathause aus der Ringstraße schriftlich melden. Dort wird ihnen dann die Ab- holung straßenweise zuaeteilt. Kirchennachrichten. Sonntag, den 24. Januar 1915. Oitendorf-Okrilla. Vorm, r/z io Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. 2 Uhr Kirchliche Unterredung und Jugendgottesdienst mit den Jünglingen der 3 letzten Jahrgänge der Konfirmanten. Medingen. Vorm */, 11 Uhr Predigtgottesdienst. Großdittmannsdorf. Vorm, r/z 9 Uhr PredigtgotteSdirnst,