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Ottendorfer Zeitung Neuestes vom Tage. — An der ostpreußischen Grenze ist es wieder an einzelnen Stellen zu heftigeren Gefechten gekommen. Wo, darüber gibt die amtliche Meldung keine Auskunft Nach dem Bericht des russischen Generalstabes ist in den letzten Tagen sowohl bei Gum binnen wie auch in Nordpoten bei Sierpe gekämpft worden. Vielleicht haben sich diese Gefechte zu ernsteren Zusammenstößen entwickelt. Wie unsere Oberste Heeres leitung berichtet, verlaufen die Kämpfe „normal". Das Wort trägt in dm Ernst der amtlichen Meldung einen gewissen humoristischen Zug hinein. Denn unter einem „normalen" Verlauf der Kämpfe darf man doch wohl einen solchen verstehen daß die Russen mit überlegenen Kräften angreifen, daß es dann zu einem mehr oder weniger langen Gefecht kommt und daß schließlich die Russen unter großen Verlusten wieder abziehen. So wird es auch bet diesen letzten Kämpfen gewesen sein, Der Rückzug der Russen in der Bu kowina hat einen fluchtartigen Charakter angenommen. Schon ist das Land bis zur Suezawa wieder in den Händen unserer Verbündeten. Die Suezawa, ein Nebenfluß des Sereth, entspringt in den Karpathen dicht südlich von der Stelle, wo Ungarn, Galizien und die Bukowina Zusammen stößen, und durchfließt dann die ganze Bu kowina von Westen nach Osten, bis sie dicht vor der östlichen Grenze des Landes nach Süden umbiegt. Wenn die öster reichisch-ungarischen Truppen überall bis zur Suezawa vorgedrungen sind, so ist die ganze südliche Hälfte des Landes wieder in ihrem Besitz. Natürlich wird die Ver folgung der Russen energisch fortgesetzt und es ist wahrscheinlich, daß auch der Boden der Bukowina bald den Russen wieder entrissen sein wird, — Ueber die Kämpfe am Dukla-Paß meldet der Kriegsberichterstatter des Budap Blattes „Az Est" aus Bartfa, daß die bei Dukla mit gewaltiger Kraft angesetzten russischen Angriffe in der Nacht zum 8. Februar mit großartigem Erfolg zncück- geschlagen wurden. Die Russen setzten den ersten Sturm mit sechs aufeinanderfolgenden Schwarmlinten an. Drei Linien wurden von den österreichischen Maschinengewehren niedergemäht. Der zweite erbittert russische Angriff erfolgte, nachdem die österreichischen Truppen die Russen in einem fürchterlichen Schueesturm während 24 Stunden nicht zur Ruhe hatten kommen lassen. Dann wurden die halberfrorenen Russen über den Haufen geschossen. Die Zeit verbrachten die Oesterreicher in ge hetzten Deckungen. Während der Kämpfe ergaben sich die von Kälte gequälten Russen in großer Zahl. In Bartfeld und Umgegend herrscht vollständige Ruhe. Der russische Angriff bei Dukla ist damit ge. scheitert. — AuS Wien wird der „Voss. Ztg" gemeldet: Die amtlicheu russischen Berichte der letzen Tage sind sehr eintönig und y —» Bezugspreis: vierteljLhriich UM Mark frei ins Haas. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel- jährlich i Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnadenb Nachmittag. I »— —— H UnterüaÜungs- unä Anzeigeökatt rHnz«iF»«peM: Fiir bi« kleinspaltig« «erpus-Ml, ober deren Raum p Pf-. — Im ReklamEtl für die kl«inspaltige Petit. I^Ie 2« pfg. Anzeigenannahme bi, Ahr Eng,. Beila-e-Mhr nach Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „H-ndel »ns Windel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Dock imd Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Vkrilla. verantwortlich für di« Redaktion h. Rühle in Sro-.OkMa. Nummer ly Freitag, den s2. Februar M5. Jahrgang Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Die Hausbesitzer oder ihre Vertreter werden aufgefordert ihre Fußwege bet Eisglätte zu bestreuen. Hierzu gehören auch die Hausbesitzer, welche an der Radeburgerstraße liegen. Das Bestreuen bez. Reinigen der Fußwege hat nicht die Gemeinde, sondern der Hauswirt selbst zu besorgen. Zuwiderhandlungen werden be straft. Der Hausbesitzer haftet für Unglücksfälle, da die Haftpflicht nicht immer ein greift, wenn nicht gestreut ist. Ottendorf-Moritzdorf, am 9. Februar 1915. Der Gemeindevorstand. wenig inhaltsreich. Sie erörtern unwichtige Einzelheiten mit einer auffallenden Weit schweifigkeit. Die russischen Zeitungen be anstanden es, daß über die bedeutenderen Kriegsschauplätze, darunter die Lage in Ostpreußen so gut wie nichts bekannt ge geben wird, Amtliche Mitteilungen geben zu, daß die Deutschen bei Borzymow nach hartnäckigem Kampfe eine Anzahl Schützen gräben genommen und sich darin festgesetzt haben. Die russischen Kriegsberichterstatter vergleichen die Lage in Polen mit der in Flandern und Frankreich. Die Gegner seien annähernd gleich stark, weshalb keine Partei einen ausschlaggebenden Fortschritt verzeichnen könne. An der Bzura und Rawka halte die deutsche Offensive un vermindert an, ohne daß sie bisher ihr Ziel habe erreichen können. Bezüglich der Bu kowina gelangen die Kriegsberichterstatter zu dem Schluß, daß das Vorrücken der Russen durch schlechtes Wetter und das plötzliche Auftreten einer feindlichen Ueber- macht aufgehalten wurde. Der „Armee bote" hebt hervor, die Ueberlegenheit der Oesterreicher beziehe sich auch auf die Qualität der Mannschaften. Russische Blätter stellen fest, daß Krakau nicht be lagert sei. In amtlichen Berichten werde Krakau überhaupt nicht mehr erwähnt, es sei jetzt nur noch von Westgalizien im all gemeinen die Rede. Aus Warschau wird berichtet, daß die Lage verzweifelt sei. Die Arbeitslosigkeit treibe zu einer Katastrophe der Ausbruch von Epidemien sei nicht mehr zu verhindern, der Hungertyphus fordere viele Opfer und an Lebensmitteln herrsche bitterer Mangel. — Wenn sich die Presse unserer Gegner und die der neutralen Länder auch noch fortgesetzt mit der Frage des deutschen Unlerseebooiskrieges und der nun am 18. Februar zu erwartenden Wendung be schäftigt, so kommt bei diesen Erörterungen doch nichts neues heraus. Die Neutralen sind sich darüber einig, daß der deutsche Unterseebootskrieg ihrem Handel sehr un bequem sei, daß aber der englische Flaggen schwindel eine noch viel größere Gefahr für ihre Handelsschiffahrt heraufbeschwöre. So wächst die Neigung, den Engländern den Mißbrauch neutraler Flaggen zu unter sagen. Alles blickt dabei erwartungsvoll nach Washington, ob Amerika nicht voran gehen wolle, und es scheinen ja auch be reits Ansätze zu einer solchen allgemeinen Konferenz in Washington vorhanden zn sein. Ob sie aber noch vor dem 18. Februar Zustandekommen wird? Anderseits zeigen die skandinavischen Länder Neigung sich untereinander zu vereinigen, um Eng land am Mißbrauch ihrer Flaggen zu verhindern. -- Als Grund des Ausbleibens aller Kabelnachrichten aus England vermutet der „Nieuwe Rotterdamsche Courant" folgenden Grund: In fetten Lettern steht im Aus hängebogen der „Times", den der „Nieuwe Rotterdam'che Courant" am Dienstag abend erhielt, die Zeile: Englisches Schiff mit Besatzung verloren, Unterseeboot ver mutet. In der gleichzeitig angekommenen „Times" selbst ist darüber aber kein Wort zu finden. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, m Februar WS. — Wie wir hören, reisen in letzter Zeit Anikäuser im Bezirke herum, die es versuchen die bei der Reichswollwoche zusammengekommenen Lumpen zu einem ganz unangemessenen niedrigen Preise erwerben. Für wollene Lumpen werden nun aber recht beträchtliche Preise Wählt (100—130 Mark iür 100 KZ reine Wolle). Die Adressen einiger zu verlässiger Firmen, die solche Lumpen kaufen find durch die Ministerialordnung vom 22. Januar 1915 bekanntgegeben worden, die sich in den Händen der mit der Durchführung der Reichswollwoche betrauten Stellen befindet. Es ist daher dringend zu warnen, sich auf minderwertige Angebote einzulassen. — Landwirte drescht Euer Getreide, das noch in den Garben liegt, so bald als möglich aus! Wenn nicht recht zeitig der Drusch er folgt kann eS behördlich angeordnet werden und kostet Euch dann mehr zu stehen, als wenn Ihr den Drusch selbst besorgt! Wirt- ichaft sparsam mit Heu uud Stroh. Da andere Futtermittel, wie es den Anschein hat, nicht Mehr vorhanden sind bleiben diese beiden allein übrig um das Vieh durchzuhalten. Seid auch sparsam mit den Karloffelbeständen verfüttert diese nicht planlos in das Vieh, sondern behaltet genügend sür die menschliche Nahrung zurück. Sorgt für gute Ausbewahrung der Kartoffeln, damit nicht zu viele verderben! Gebt acht aus die behördlichen Verfügungen deren Nichtbeachtung schwere Strafen für den einzelnen mit fich bringt! — Die Maßnahmen der Regierung zur dauernden Brotversorgung unseres Volkes sind, wie im „Lehrkursus für Redner über Volksernährung im Kriege" Dr. Neumann einleitend bemerkte, in ihrem Sinn nicht nchtiq verstanden worden. Aufklärung tut hier immer noch not, damit dem zweifellos vorhandenen Willen zum Sparen sich das Können zugesellt. WaS verlangt wird ist lediglich das Aufgeben des bisherigen Ueber- flussis. Um die vorhandenen Vorräte so zu strecken, daß wir dauernd mit Brot versorgt sino, bieten sich drei Punkte die den behördlichen Maßnahmen zu Grunde gelegt sind. Zunächst gilt es unmittelbar Ersparnisse an Backwaren zu machen durch Herabsetzen des bisherigen Verbrauchs. Das ist durchaus möglich, wenn man nur jede unsinnige Vergeudung unterläßt. Kan greise nie gedankenlos bei der Mahlzeit zum Brotkorb, sondern Nur bei wirklichem Bedarf, man beschränke seinen Weizenbrot, verbrauch aus das erste Frühstück, man schneide nie mehr Brot ab, als tatsächlich verzehrt wird werke nie Brotreste oder Brotrinde weg und bewahre daS Brot kühl und trocken auf, um sellst den geringsten Verlust durch Verderben vorzubeugen. Ferner müssen die vorhandenen Getreidebestände besser ausgenutzt werden; die dunklen Mehle sind zwar etwas schwer ver daulich, aber sie enthalten mehr Eiweiß und haben daher sogar mehr Wert als die Hellen. Teils sind diese freilich dunklen Brote der Bevölkerung zu sauer, dann soll der Bäcker einen Test des Sauerteiges durch Hefe er setzen, und der Mißstand ist gehoben. Auch das Vollkornbrot ist durchaus einwandfrei und gut; die geringere Verdaulichkeit läßt sich jederzeit durch mehr Bewegung wettmachen. Die dritte Möglichkeit zur Streckung unsere Mehlvorräte bildet die Schaffung Und der Verbrauch von Ersatzmitteln für das Brotmehl. Gerste, Hafer, Buchweizen, Hirse, Mais u. a. m. können als solche verwendet werden; ein Zwang dazu besteht nicht, weil auch diese Mittel nicht etwa im Ueberflusse vorhanden sind. Gesetzmäßig geregelt ist nur der Zusatz von Kartoffeln, von denen im Verhältnis am meisten Vorräte zur Verfügung stehen. Je nachdem man gekoche oder rohe Kartoffeln zusetzt, muß man das Bllckversahren einrichten, um weder zu trockenes noch „kitschiges" Brot zu erhalten. Der Prozentsatz der erforderlichen oder erlaubten Kartoffelbeigabe zum Brotteig ist genau bestimmt, und je nach seiner Höhe bemißt sich die Verpflichtung, das Brot als „L.-Brot" oder „L. L.-Brot zu bezeichnen. Außer der Kartoffel kommen als ausgezeichnete Zusatzmittel noch in Betracht die Zuckerrübe der Zucker und verschiedene Syruparten. Borgejchrieben ist auch ihre Verwendung noch nicht, aber sollte es notwendig werden, so wäre es ganz gut, zumal Zucker die Säure der dunklen Brote dämpst. Bei Beachtung aller der behördlichen Maßnahmen und Mahnungen brauchen wir auf keinen Fall Not zu leiden. Nur haushalten heißt es, dann werden wir den wirtschaftlichen Kamps ebenso siegreich durchführen wie unsere Truppen draußen den militärischen. Im Hinblick auf dieses lockende Ziel sollten alle Deutschen ihr Kriegsbrot gern und sreudig, sozusagen mit Begeisterung essen. Hermsdorf b. Dresden. In körper« sicher Frische beging am Sonntag Ihre Durchlaucht Frau Prinzessin Louise von Schönburg-Waldenburg auf dem hiesigen Schlosse ihren 71. Geburtstag. An einem Festmahl im engeren Rahmen waren unter a. Ihre Königliche Hoheit die Fran Großherzogin von Oldenburg und Seine Durchlaucht Prinz Hermann von Schönburg-Waldenburg teil. Radeberg. Auf dem hiesigen Bahn« Hose wurden gestern früh gegen 7 Uhr zwei schulpflichtige Bürschchen festgenommen und der Polizei übergeben Sie gaben an auS Königsbrück zu kommen und wollten nach Schlesien zum Besuch einer Tante reisen. Die Einwilligung der Eltern, sowie das nötige Reisegeld hätten sie erhalten und konnten noch über ö Mark Barmittel vorlegen. Nach dem Namen gefragt gaben sie an, George Haufe Und Bruno Hansch zu heißen. Nach längerem, eindringlichen Zureden gestanden sie einem Bahnbeamten, das Geld einem Bruder entwendet zu haben. Gestern nachmittag um 4 Uhr von Königsbrück ab und nach Dresden gefahren zu sein. Die Eltern wurden üben den Verbleib ihrer Kinder von der hiesigen Behörde benachrichtigt. — Vor einigen Tagen konnte man in einem Eisenbahnabteil auf der Strecke Görlitz—Radeberg—Dresden eine traurige Tatsache beobachten. Unter den Reisenden befand sich auch eine Mutter mit zwei Kindern die mit Tüchern stark verpackt waren. Die Mutter weinte fortwährend. Auf die Frage eines Mitreisenden, warum sie soviel weine wickelte sie die starke Verpackung der beiden Knaben im Alter von 10 und 11 Jahren ab. Ein schrecklicher Anblick bot sich dar. Den zwei Knaben fehlten beide Hände. Es handelte sich um Flüchtlinge aus Ost« Preußen, denen die Russen in grausamer Weise die Hände abgehackt haben. Die Wunden waren bereits verheilt. Der traurige Anblieck mußte auch im härtesten Männerherzen ein Mitgefühl Hervorrufen. Kirchennachrichten. Donnerstag den 11. Februar 191b. Ottendorf-Okrilla. Abends r/,8 Uhr Kriegsbetstunde.