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Ottendorfer Zeitung 11 — —r, Bezugspreis: Vierteljährlich Mark frei i«s kftnrs. Iu der GeschLstsstellc abgeholt viertel- jährlich; Mk. Einzelne Nummer w pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag »Md Sonnabend Nachmittag, 0 Unterk»aktung8^ unä Anzeigeökatt F»r di» NebGaltige K»rp»«.-,ü« »d»c deren Raum ,o Psg. — Im X«kl«mWk für die Netnspalkige Petit--«ile z, pfß Aniei-enennahmt bD tztzr mtWW». Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,H»ndel «ed Mandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Veutsche Mede". Dank »d Vertag von Hermann Rühle, Buchdruekerei in Groß Vkrilla. Verantwortlich für di« Redaktion H. Rühle in OroK-ODMa. Nummer 77 Mittwoch, den 30. Juni Hs5. Jahrgang Amtlicher Teil Ernteflächenerhebung. In der Zeit vom 1. bis 4. Juli 1915 findet eine Feststellung der Ernteflächen in Bezug auf Winter- und Sommerweizen, Spelz, Dinckel, Fesen, Enner und Einkorn, Winter- und Sommerroggen, Gerste, Menqgelreive, Mischsruchk, Hafer und Kartoffeln, mit Ausnahme der Frühkartoffeln statt. Die Landwirte und Pächter werden hiermit aufgefordert, den betreffenden Zählern bereitwilligst und gewiffenhafi Auskunft zu erteilen. Flächenangaben sind in Hektar und Ar anzugeben, da die Berechnung in Ackern, Scheffeln usw. nicht mehr zeitgemäß ist. ES werden die betreffenden Betriebsinhaber oder Stellvertreter daraus aufmerksam gemacht, daß wissentlich »»richtige oder unvollständige Angaben mit Gefängnis bis zu 6 Monaten oder mit 10000 Mark Geldstrafe bestraft werden können. Ottendorf-Moritzdorf, am 29. Juni 1915. Der Gemeindevorstand. Nacheichung l915. Die Nacheichung der Maße, Gewichte, Wagen und Meßwerkzeuge, die im öffentlichen Verkehr verwendet werden, findet vienriag, aen b. Zull vorm. lo—u Ubr unü na»m r—H Uvr Mr Omntlorl untl Mittwoch, Sen 7. Zull vorm. s io Uvr Mr Morlyckorf im Gasthof zum schwarzen Roh statt. Alle Handels und Gewerbetreibenden, sowie Laudwirte, welche eichungspflichtige Gegenstände im öffentlichen Verkehr benutzen, werden hiermit aufgesordert, diese in reinlichem Zustande in der angegebenen Zeit im Eichungszimmer des Gasthofs dem Eichungsbeamten vorzulegen. Die Landwirte werden ganz besonders darauf hingewiesen, ihre Milchgefäße und Wagen eichen zu lassen, da nach diesem strenge Kontrolle stattfindet. Auch Besitzer von Viehwagen haben ihre Gewichte eichen zu lassen und es dem Eichungsbeamten zu melden. Die Nacheichungsgebühren sind sofort zu bezahlen. Sollte nach Beendigung der Eichung bei einem Handel- oder Gewerbetreibenden oder Landwirt, Eichungsgegenstände, die den Nacheichuagsstempel nicht tragen, demnach nicht zur Nacheichung vorgelegt worden sind, vorgesunden werden, wird außer der Be strafung der Betreffenden noch die Nacheichung oder Einziehung der ungeeichten Maße, Gewichte, Wagen veranlaßt werden. Ottendorf-Moritzdorf, am 24. Juni 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage aber auch Halicz, in dem sich die Ruffen noch bisher auf dem Südufer des Flusses hielten, von uns besetzt worden, und Montag früh wurde auch hier der Fluß überschritten. Die Armee Linsingen hat in den letzten 5 Tagen 6470 Russen gefangengenommen — Russische Ueberläufer berichten, daß bei den russischen Truppen, die zwischen Dnjestr und Prulh kämpfen, die Epidemien einen erschreckenden Umfang angenommen. Besonders grassieren die Blattern und das Fleckfteber. Die sanitären Maßnahmen sind unvollkommen besonders leiden darunter die Turkmanen und andere aus Ostrußland hervorgeworsene Truppen. Infolge fortwährender Rückzugs gefechte seien die russischen Truppen sehr hergenommen. Die Proviantzusuht für den Rückzug ist nicht organisiert, infolgedessen macht sich mangelnde Ernährung bei den Truppen, die sich aus dem industriellen Gouvernement rekrutieren, bemerkbar. Die Geister der Unzufriedenheit haben stark über hand genommen, sie schimpfen öffentlich auf den russischen Zaren und verlangen das Kriegsende. Viele gingen zum Feinde über und machten die japanischen Gewehre un brauchbar unter dem Vorwand, sie seien deren Hantierung ungewohnt, obgleich sie den Gewehrmechanismus genau kennen. — Der Kriegsberichterstatter des Berliner Tageblattes Leonhard Adelt meldet aus dem K. K. Kriegspressequartier: In den ganzen l 1 Monaten, die ich als Kriegsberichterstatter unterwegs bin, habe ich nicht ein einziges Mal einen so zweifelsfreien Eindruck von einer erst im Angriffsstadium befindlichen Operation gewonnen, wie jetzt am Jsonzo. Der italienische Angriff ist gescheitert, und da — Es hatte ein paar Tage lang den An schein, al« hätten die Franzosen ihre Offensive in der Gegend von Arras, überzeugt von deren Zwecklosigkeit, eingestellt, Dieser Ansicht gab selbst ein englisches Blatt, die „Daily Mail" Ausdruck. Aber dem war nicht so. Die Franzosen haben es am Sonntag aufs neue versucht, und zwar mit Nachtangriffen, freilich nur, um die gleichen Erfahrungen zu machen, die sie nun schon sechs Wochen lang fast täglich gemacht haben, ohne daraus etwas zu lernen. In den Argonnen versprachen sie sich von einem Masseneinsatz von Artillerie Erfolg, aber auch darin haben sie sich ge täuscht. Auf den Maashöhen, und zwar an der „Lranchse", einer Waldstraße in einem ziemlich zerklüfteten Gelände, haben die Fran zosen ihre Angriffslust schon an den vorher gehenden Tagen mit schweren Verlusten bezahlt. Am Sonntag gingen sie aufs neue mit ver bissener Entschlossenheit vor. Es war wiederum vergebens, und sie mußten schließlich ihr Heil in der Flucht suchen. Die Verluste, die sie bei dieser Gelegenheit erlitten, bezeichnet unser Heeresbericht als ungewöhnlich groß, was sehr viel besagen will angesichts der schon recht hohen Verlustziffer, die jeder bisherige Kampftag aus französischer Seite auswies. — Nun ist auch an der letzten Stelle, an der bisher die Russen noch das Nordufer des Dnjestr hielten, bei Halicz, der Uebergang über den Fluß von der Armee Lmsingen er zwungen worden. Damit ist nun der ganze Oberlauf des Dnjestr bis Mariampol von den Verbündeten überschritten worden, und nur in Südostgalizien, der Armee Pflanzer gegenüber stehen noch Russen am Dnjestr. Fünftägiger schwerer Kämpfe hat es für die Armee Lm- i singen bedurft, um die Russen aus ihren 'Stellungen bei Halicz zu werfen. Jetzt ist jede Wiederholung aussichtslos erscheint, sind die Italiener ratlos, denn wenn sie nicht einmal am Jsonzo durchdringen, in Krain und Tirol werden sie es gewiß nicht. Von den 1800000 Mann, die Italien im ganzen aufbringen dürfte, sind 1200000 Mann an der Nordgrenze gebunden. Eine größere Kräfteabgabe an die französische Front er scheint dadurch für absehbare Zeit ausgeschlossen und die 200000 Mann, die seit sieben Wochen in Bari der Einschiffung nach den Dardanellen harren, dürften ebenfalls im Lande bleiben, wo sie noch sehr notwendig sein werden. — Die „Agenzia Stefani" meldet: Das Gerücht, wonach der Ministerrat die Möglichkeit einer italienischen Expedition nach den Dar danellen erwogen habe, ist völlig unbegründet ebenso die Nachricht bezüglich der Entsendung italienischer Kriegsschiffe nach den Dardanellen. — Nach einer Meldung aus Bukarest hat nach der Franks. Ztg. am Freitag zwischen dem deutschen Gesandten Freiherrn von dem Bussche, dem österreichischen Gesandten Grafen Czernin und dem Führer der konservativen Partei Marghiloman eine längere Beratung stattgefunden, nach welcher der Ministerpräsident Bratianu bei Marghiloman erschien. OertlicheS und Sächsisches. Mttendorf-LUrilla, 29. Juni 19:5. — Der Siebenschläfertag wird wohl von den Landleuten vom ganzen Jahre am meisten beobachtet, weil, wenn es an ihm regnet, sieben Wochen lang alle Tage, einmal regnen soll Jahrelange Auf zeichnungen haben aber ergeben, daß der Siebenschläferregen keinen Einfluß auf die nächsten sieben Wochen hat, wie die Bauernregel sagt. Es hat eben so ost nach Siebenschläferregen nachher nicht geregnet, wie wieder anderenteils nach einem Siebenschläfer ohne Regen eine Reqenperiode gefolgt ist. In diesem Jahre verkündet der Kalender für den Siebenschläferlaq den Eintritt des Voll mondes und mit ihm Regen. Doch traf dies diesmal nicht zu, da schon der Sonn abend und auch der Montag die fast ver schmachtete Erde mit ausgiebigem Naß versorgten. — Die Einfuhr belgischer Frühjahrs kartoffeln. Augenblicklich haben wir im Lande reichlich Kartoffeln, aber trotzdem tritt, wie man von unterrichteter Seite hört, schon wieder eine Knappheit ein. Es handelt sich diesmal aber nur um einen scheinbaren Mangel, welcher sich im freien Großhandel bemerkbar macht. Es ist das eine Folge davon, daß in der letzten Zeit so große Kactoffelmengen an die Stärke- und Flockenfabriken äbgegangen sind. Da gegen herrscht in Belgien zurzeit ein reich- ücher Ueberfluß an Frühkartoffeln. Da ohne Verkürzung der dortigen Bevölkerung ganz erhebliche Mengen von dort abgegeben werden können, hat die deutsche Zivil- verwaltunq mit den Berliner zuständigen Stellen Fühlung genommen. Der Verkehr ist schon in die Wege geleitet, so daß die belgischen Zufuhren glatt nach Deutschland gehen können. Dresden. Das Schwurgericht ver urteilte den Angeklagten F. M. Lorenz wegen Meineides in zwei Fällen, Betrugs in 6 Fällen Verleitung zum Meineid und betrügerischen Bankrotts zu 12 */, Jahren Zuchthaus und 16 Jahren Ehren- rechtSverlust. Sechs Monate gelten als durch die Untersuchungshaft verbüßt. Der Mitangeklagte Karl Franz August Götze wurde wegen fahrlässigen Falscheides zu neun Monaten Gefängnis verurteilt, der Mitangeklagte Friedrich Lau wurde wegen Verleitung zum fahrlässigen Halscheide mit Einschluß einer früheren Strafe zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus ver urteilt. — Aufsehenerregende Mitteilungen machte der Amtshauptmann von Dresden- Neustadt uuf dem Bezirkstage über die finanzielle Belastung des Bezirks durch die wirtschaftlichen Maßnahmen des Reiches aus Anlaß des gegenwärtigen Krieges. Danach ergibt ein Ende Mai gemachter vorläufiger Abschluß, daß bei dem Verkauf von Weizen- und Roggenmehl ein Verlust von etwa 100000 Mark zu buchen ist. Wenn trotzdem der Abschluß günstig ist, so liegt das daran, daß ausländische Mehl eingeführt werden konnte, bei dessen Ver kauf verdient wurde. Der Ueberschuß beträgt 85 OOO Mark. Was die Kartoffel versorgung anbelangt, so schienen anfänglich die Kartoffelvorräte knapp zu sein. Es wurden deshalb durch den Verband 150 000 Zentner eingeführt. Hinterher stellte sich aber Herans, daß im Bezirk genug Kartoffeln vorhanden waren, außerdem wurden von überall Kartoffeln eingeführr, und die Folge ist ein Verlust von 264 000 Mark. Ein endgültiges Bild läßt sich erst geben, wenn man wissen wird, wie die noch vorhandenen 66 000 Zentner zu verwerten sind. — Bet der Versorgung mit Hafer Gerste und Futtermitteln ist nichts zugesetzt worden. — Der Gemeindevorstand und Landlagsabgeordnete Träger-Arnsdorfnahm an, das der Kommunalverband die Kartoffeln vom Zwischenhandel bezogen habe, der dabei Unsummen verdient hätte. Hätte der Verband direkt von den Land wirten gekauft, würde er auch die Kartoffeln billiger haben abgeben können. Der Verband habe also die Sache nicht richtig angefaßt. — Es ist interessant, zu beobachten, wie der Krieg auf die Speiseanstalten des Vereins „Volkswohl" in Dresden gewirkt hat. Der Verein verabreichte gegen billiges Geld im Jahre 1913 bereits 370130 Mittagsmahlzeiten, die im Jahre 1914 jedoch auk 500 000 stiegen uud im laufen den Jahre über 800 000 erreichen werden. ES handelt sich dabet um einen sehr großen Teil der MittagSlpeisungen, die von der Kriegsorganisation Dresdener Vereine ge währt werden. Der Kriegsorganisation hiesiger Vereine hat der Verein 2000 Mk. gespendet. — Fliegerosfizier H. Reichel Leutnant im Infanterie Regiment 134, Ritter des Eisernen Kreuzes, der im Februar bet einem Erkundungsfluge von Ungarn aus über die Karpathen nach dem Russen be setzten Galizien abgeschossen worden und in die russische Gefangenschaft geraten war, hat bei der Einnahme von Lemberg durch die Verbündeten erfreulicherweise die Freiheit wieder erlangt und wird, wie die „Weißeritz-Ztg." zu melden weiß, in den nächsten Tagen bei seinen Eltern in Dippoldiswalde eintreffen. Hohenstein-Ernstthal. Ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigen Regen ging am Sonnabend nachmittag gegen r/, 6 Uhr über unsere Stadt und Umgebung nieder. Das Wasser drang in viele Häuser ein. Auf den Paffenberg oberhalb der Anlagen des Erzgebirgsvereins wurde der 78 Jabre alte Hauswrber Karl Leipziger, der sich im Walde ein Bündel Holz geholt hatte, vom Blitz erschlagen.