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Ottendorfer Zeitung unä Anzeigebkatt Mit w»ch«-t1ich erscheinender Sonntagsbeilage Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen ,^nndel »«d Wnndel- „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Vi»ck Vilas »« h«m«m Rühle, Buchdruckerei in Groß Okrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in «reß-GKEa. Nummer 112 Sonntag, den H. September W5. Jahrgang !!»« ' ' ' ' ————— ANteiF««»»»»: M dir klelnftMtsr ÄrrMr-gettr «iwr dmn X«m ,» Pf-. — Im XrklomMtz flk »t« NeinspalN-r Petit. G«ür r» Pfß. Aneet-enonnahme b» A Wft miNW». Mls-eWM» noch vMUchamy. Unterbakümgs V«,»g»»r«is: viertrlDkrlich v» Marl ftÄ ins q-ss. »er Geschäftsstelle abgeholt viertel- z Mk. Einzelne Nummer ,o ssfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag mck Sannaderrb Nachmittag. Amtlicher Lsil. Bekanntmachung. Nächsten Montag, den 20. September 1915, von früh 8 -12 Uhr findet für den hiesigen Ort die Verteilung von Kleie statt. Verteilungslokal: Scheune der Bahnhofs restaurationsbesitzerin Frau Guhr. Der Zentner Kleie kostet 8,25 Mark Ottendorf-Moritzdorf, am 17. September 1915. Der Gemeindevorstand. Neuestes vom Tage. — Der deutsche Heeresbericht meldet, daß unser Vormarsch südlich von Dünaburg die Straße Wedsie - Goduzischki- Komai erreicht habe und daß Wedsie am Freitag früh nach heftigem Häuserkampf genommen worden sei. Die Meldung, daß unsere Truppen schon so weit vorwärts gekommen sind, kommt über raschend. Vor einigen Tagen hieß es, daß unsere Vonruppen die Eisenbahn Wilna— Dünaburq an einzelnen Punkten erreicht hätten. Die angegebene Linie liegt aber schon 30—40 Kilometer jenseits dieser Eisen bahn. Wedsie ist ein kleines Städtchen etwa 60 Krlometer südlich von Dünaburg, einige Kilometer nördlich von der Dißna, einem Nebenfluß der Düna. Goduzischki liegt 25 Kilometer südlicher an der Eisenbahn, die von Swensjany nach Osten auf Globukoje zulührt, Komai 10 Kilometer südlich von dieser Bahnlinie. Der deutsche Vorstoß auf diese Orte Hal einen Keil zwischen Dünaburg und Wilna getrieben, der nicht nur die Ver bindung zwischen diesen beiden Waffenplätzen j völlig unterbricht, sondern auch die russischen Stellungen an beiden Seiten stark überflügelt und gefährdet. Zumal Wilna kommt in die Gefaur, auch im Osten von den deutschen Truppen umgangen zu werden, so daß den dort befindlichen Russen dann nur der auch schon recht unsichere Rückzugsweg nach Süden über Lida übrig bleiben würde. Der Vorstoß ist mit erner Kühnheit ausgesührt, die zunächst verblüfft, die aber ganz dem Prinzip ent spricht, das Hindenburg schon so manchen Sreg ncherte. Erst die weitere Entwicklung öer Kämpfe wird die volle Bedeutung des Vorstoßes zeigen. Auf der übrigen Front ehön die Versolgungskämpse weiter. Daß die Russen ihre Rückzugstaktik wieder aus genommen haben, beweist die Tatsache, daß sie südl ch vom Niemen die Szczara, hinter der man emen neuen ernstlichen russischen Widerstand erwarten durfte, ohne größere Kämpfe preisgaben. An mehreren Punkten wu.de der Kluß von unseren Truppen bereits überschritten, die sich damit der Eisenbahn W.lna—Rowno, der Hauplverbindungsbahn Wilnas mit dem Süden, stark nähern. In Gaftzien ist die russische Angriffstätigkeit an der Strypa etwas abgestaut, wenn auch noch einzelne Angriffe erfolgten, die aber leicht ab- gewiesen werden konnten. Um so heftiger greifen aber die Ruffen im wolhynischen Festungsdreieck an, hier dauern die Kämpfe noch an. — Der „Frkf. Ztg." zufolge wird aus Amsterdam gemeldet: Nach einer Reurer- meloung ist in England eine Broschüre mit dem Tüel „Der große Krieg" erschienen, in oer u. a. ivlgenoes berichtet wird: „Der Schlag, der Rußland laymlegte, war die Explofton dec Munitionsfabrik von Ochla be Petersburg. Die Tatsache der am 29. Kp> ft erfolgten Ezplosion ist schon lange be- cannt, doch jetzt erst stellt sich heraus, daß die Hälfte der russischen Armee mit der in dieser Fabrik hergestellten Munition versorgt wurde. C» war o,e einzige große Fabrik in Rußland. Dv schlag traf das Land im schlimmsten Au euvl ct, uno Petersburg wurde wie durch ein Hrovevru erschüttert. Tausende von Eisen ¬ drehern kamen bei der Katastrophe ums Leben. Fast alle Maschinen zur Munitions- verfertigung wurden vernichtet. Die Putilow- Fabrik fertigt wohl Belagerungsgeschütze an, die den deutschen ebenbürtig sind, jedoch keine Granaten. Die Zufuhr von Granaten war nur über Archangelsk möglich. England und Frankreich mußten ihre großen Offensiven verzögern, um Rußland die Munition ab zutreten, die nötig war." Die Vernichtung der Ochta-Fabrik sei während dieses Krieges wohl der gewaltigste Erfolg der Deutschen. — Am Donnerstag sind, wie aus Konstanz gemeldet wird weitere 976 französische schwer verwundete Austausch-Gefangene dort ein getroffen. — Seit Freitag früh sind die in Hospen- tal internierten französischen Flieger, Wacht meister Maden und Korporal Chatelain, ent flohen. Die beiden Flüchtlinge wurden letzten Winter im Jura, wo sie eine Notlandung vornehmen mußten, gefangengenommen. Sie blieben den Winter in St. Gallen und kamen im Juni nach Hospental. Zwei jetzt noch internierte französische Fliegeroffiziere gingen vor einiger Zeit bei Payerne nieder. Der Leutnant Gilbert ist nicht mehr in Hospental interniert, sondern in der Kaserne von Andermatt. — „Reuter" meldet aus London: Im Interhause teilte der Minister Tennant mit, daß die Verluste der britischen Truppen an den Dardanellen bis zum 14. September insgesamt betrugen: an Mannschaften: 59252 verwundet, 8021 vermißt, 16478 gefallen, an Offizizieren: 2371 verwundet, 373 ver mißt, 1l30 gefallen. Die „Times" melden dazu, daß die Verwundeten der neuseeländischen Niannschaften an den Dardanellen betrugen: an Offizieren gefallen 78, verwundet 201, vermißt 15, an Mannschaften gefallen 1231, verwundet 4033, vermißt 530, zusammen 6138 Mannschaften und Offiziere. — Aus London wird berichtet: Die „Ex change Telegraph Company" meldet unter dem 15. September aus New Aork: „World" veröffentlicht eine Besprechung mit dem deut schen Botschafter Grafen Bernstorff. Dieser habe gesagt, alle Schwierigkeiten zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten würden in zwei Wochen beseitigt sein. Er und Staatssekretär Lansing hätten ein voll- kommenes Einverständnis erreicht. OerrlicheS und Sächsisches. Dttendork-Bkrilla, z8. September M. — Unsere opferbereite Kinderschar ha bereits in den ersten Tagen der Schul Kriegsanleihe-Zeichnung die ansehnlich Summe von 1600 Mk. ausgebracht. Mögen ja aste Eltern ihren Kindern die Zeichnunc erlauben, wenn es balbwegS angeht. Be denkt: Jeder Taler bringt uns dem Frieden näher! Denkr auch daran, daß unsere Kinder noch im Aller an der Erinnerung zehren, am großen Weltkriege mit geholfen zu haben. — Durch Reichsgesctz vom 4. September 1915 ist angeordnet worden, daß sich säm eiche im wehrpflichtigen Aller flehende Personen zur Musterung zu stellen haben, die bisher aus Grund des H 15 des Reichä Militärgesetzes im Frieden von jeder weiteren Gestellung vor den Ersatzbehörden befreit waren. Darunter fallen 1. diejenigen Wehrpflichtigen, die sich bisher im Frieden überhaupt nicht zu stellen hatten und den gelben Schein besitzen, 2. die unausgebildeten Landsturmpflichtigen des I. und II. Auf gebots, die einen weißen Landsturmschein der Ersatzreservepaß besitzen, wenn sie icht bereits a) zurückgestellt sind, d) bei iner ftüheren Musterung die Entscheidung „kriegs-, garnifon- oder arbeitsverwendungs- ähig" erhalten haben. 8. die im wehr- pfl'chtigen Alter befindlichen ehemaligen Personen des Beurlaubtenstandes, die als dauernd seid- und garnisondienstunfähig oder als dauernd garnisondienstunfähig be zeichnet waren und aus allen Militär - Verhältnissen entlassen oder von allen militärischen Pflichten befreit sind. Alle diese Personen werden hierdurch skufge ordert sich in der Zeit vom 18. bis 22. dieses Monats unter Vorlegung des Militär papiers bei der Ortsbehörde ihres Aufent haltsortes zu melden. — Heimatdank. Für das Königreich Sachsen ist die „Stiftung Heimatdank" mit dem Sitz in Dresden ins Leben gerufen worden, um die reichsgesetzliche Versorgung unserer Kriegsinvaliden und Kriegs-Hinter bliebenen durch soziale Fürsorge zu er- gänzen. Die Stiftung macht sich zur Aus gabe, den Kriegsinvaliden durch Berufs beratung, Berrsisausbildung, sowie Arbeits vermittelung, Auskunft über Versorgungs ansprüche und sonstige Unterstützung und nötigenfalls auch durch Unterbringung in Heimen oder Familien zu dienen, den Kriegswitwen Förderung ihres Erwerbs und sonstige Hilfe zu bringen, sich der Kriegswaisen bei ihrer Erziehung und Aus bildung und bei ihrem Eintritt in das erwerbstätige Leben anzunehmen. Zur Ausübung dieser Fürsorge soll für die Be zirke der Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt und der Stadt Radeberg ein ge meinsamer Bezirksverein Heimatdank ge gründet werden. Die Amtshauptmannschast und der Stadtrat zu Radeberg haben des halb an alle Bezirkseingesessenen Einladung zu einer Sitzung für Dienstag, den 21 dieses Monats, nachmittags 4 Uhr im kleinen Saale des Vereinshauses des Stadt- vercins für Innere Mission in Dresden, Zinzendorf-Straße 17, ergehen lassen. Da der Verein allen Kreisen der Bevölkerung die willkommene Gelegenheit bietet, mit der Tat ihren Dank abzustatten für die Opfer an Blut und Leben, die unsere Krieger draußen für den Schutz der Heimat gebracht haben, so darf wohl auf einen zahlreichen Besuch der Versammlung ge rechnet werden. Mitglied dieses Vereins kann Jeder werden, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. Auch juristische Personen, Handelsgesellschaften und Vereine ohne Rechtsfähigkeit können die Mitgliedschaft erwerben. — Ist das recht? Die Zeitungen be richten im Handelsteil fort und fort von Kriegsgewinnen. Von Gewinnen, die zum Teil gewaltige Summen erreichen und die Friedensgewinne ganz erheblich übersteigen. Besonders in der Waffen- und Kriegs industrie ist das der Fall. Dividenden- Verteiluugen von 20 und 25 "/g sind nichls Seltenes. Einzelne Gesellschaften verteilen sogar 30 und 40^/a Die letztere Summe sogar eine Gesellschaft, welche im vorigen Jahre überhaupt keine Dividende ausschmteu konnte! Berührt schon auf dem Gebiete der Kriegslieferungen diese gewaltige „Kon- junktur" eigenartig, die doch nur dadurch entsteht, daß Hunderttausende ihr Blut vergießen, so erscheint es geradezu un erträglich, wenn die Mühlen ebenfalls so hohe Gewinne machen. Und das in einer Zeit, in der die Lebensmittel, vor allen Dingen das Brot so teuer ist, daß die Ausgaben dafür alle Kreise schwer drücken. Aus den Börsenberichten geht hervor, daß auch hier Dividenden von 12, 16, 18o/« verteilt worden sind, ja eine Mühle, die :m vorigen Jahre keine Dividende zahlte, gab in diesem Jahre 24o/g! Weite Kreise unseres Volkes werden das nicht verstehen und es wäre gut, wenn auf irgend eine Weise dem abgeholfen werden könnte. Ebenso daß die Zuckerfabriken plötzlich Ge winne einstecken, sodaß sie zum Teil 20«/o Dividende zahlen können. Das muß doch auf die Ware geschlagen werden und die Verbraucher müssen den Mehrpreis zahlen. Eine Entschuldigung für solche Gewinne in dieser Zeit, wo jeder Opfer bringen soll und muß, gibt es nicht. Sollten die ver antwortlichen Stellen in Staat und Ge meinde keinen Weg finden können, um diese übermäßigen Kriegsgewtnne zu be schneiden? — Bevorstehende Enteignung und Ein ziehung von Kupfer-, Messing- und Rein nickelgegenständen. Im Publikum ist viel fach die Ansicht verbreitet, daß mit einer Enteignung und zwangsweisen Einziehung der durch die Verordnung vom 30. Juli 1915, betreffend Beschlagnahme, Melde pflicht und Ablieferung von fertigen, ge brauchten und ungebrauchten Gegenständen aus Kupfer, Messing und Reinnickel be schlagnahmten Gegenstände vorläufig nicht zu rechnen wäre. Diese Ansicht ist nach einer Mitteilung der MetallmobilmachungS« stelle in Berlin durchaus irrig: mit der Enteignung ist bestimmt für die nächste Zett zu rechnen. Klotzsche. Unter Aushebung der Be kanntmachung vom 3. September kostet bis auf weiteres im Bezirke der Gemeinde Klotzsche das Liter Vollmilch vom Erzeuger 21 Pfg. und vom Zwischenhändler 26 Pfg. , .Radeburg. Ferkelmarkt cm 15. Sep tember: Austrieb- 114 Ferkel. Preis eines Ferkels 22 bis 30 Mark. Bautzen. Die Stadt verkauft zur Unterdrückung der Preistreiberei Kartoffeln unter dem Durchschnittsmarktpreis und hat dadurch ein Fallen des Zentnerpreises um 1,50 Mark erreicht. Des weiteren kommen Fleisch- und Gemüsekonserven, Polcntamehl, Graupen, Bohnen und auch Makkaroni zum Verkauf. Für die Ein- wohner mit weniger als 22oO Mark jähr liches Einkommen werden Kohlen und Briketts für 85 Pig. für den Zentner ab gegeben, ebenfalls wesentlich billiger als im Handel. Schedewitz. Der neun Jahre alte Bergarbeiterssohn Flechsig von hier kletterte auf einen Mast der Hochspannungsleitung stürzte ab und wurde hierdurch schwer verletzt.