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gefallen; nur drei Städte haben sich erklärt, die angeregte Einrichtung zu Boden bereit treffen. Helligen, als unumgänglich nötig ist. Vielleicht zeigt es sich ja auch, daß dieser Berger, den wir kennen, mit der ganzen Sache gar nichts zu tun hat, und dann ist es um so mehr unsre Pflicht, einen so schweren, jetzt auf ihm ruhenden Ver dacht zu entfernen — ist er aber schuldig, dann hat er auch ein so schweres Verbrechen ver übt, daß es Pflicht jedes braven Menschen ist, ihn deshalb zur Verantwortung zu ziehen — ja die Selbsterhaltung zwingt uns dazu, denn wer von uns wäre sicher, nicht in der eigenen Familie von solchen Buben angefallen und beraubt oder ermordet zu werden, wenn die Vergeltung solcher Tat nicht auf dem Fuße folgte? Also gib mir den Brief, Schatz, denn wie du selber sagst, haben wir nicht mehr viel Zeit, um deine Freundin Klara vor einem viel leicht recht traurigen Schicksal zu bewahren/ „Hier ist der Brief, Vater," sagte Elisabeth, während jeder Blutstropfen ihr Antlitz ver lassen hatte, „ich fühle, es muß sein — tu' deine Pflicht/ „Ich danke dir, mein Kind," sagte der Justizrat, und verglich schon, noch während er sprach, die beiden Schriftstücke miteinander — aber ein Verkennen war nicht möglich — die steil stehenden Buchstaben rührten unzweifelhaft von einer und derselben Hand her. — Jener Berger in Bonn war der nämliche, der an das alte Stiftsfräulein geschrieben und sie „Cousine" genannt hatte, und mußte damals außerdem in sehr großer Geldverlegenheit gewesen sein, denn seine beiden vorgefundenen Briefe lauteten dringend und waren voll Beteuerungen, daß es das letztemal sein solle, wo er sie um Unter- Polilil'cke Kunälckau. Deutschland. * In der gesamten Presse der Schweiz kommt die Genugtuung darüber zum Ausdruck, daß der in den letzten Tagen in Frage gestellte Besuch Kaiser Wilhelms nun doch zur Ausführung kommt. Man verhehlt nicht, daß eine vollständige Absage eine außerordentliche Enttäuschung gewesen wäre. Es trägt zu den Sympathien, die der Kaiser in der Schweiz ohnehin genießt, nur bei, daß er entgegen den Vorstellungen der ärztlichen Ratgeber an seinem Vorhaben so entschieden festgehalten hat. *Der Reichskanzler v. Bethmann- Hollweg trifft am 7. September in Wien ein und begibt sich von dort zum Besuch des österreichischen Ministers des Äußeren Grafen Berchtold nach Buchlau. Von dort aus kehrt der Reichskanzler nach Berlin zurück. * Wie verlautet, ist jener Teil des Theater gesetzentwurfs, der sich mit den sozial politischen Verhältnissen der Bühnenangestellten und Direktoren besaßt, im wesentlichen fertig gestellt. Hierzu gehören u. a. die Dauer der Arbeitszeit, die Ruhepausen usw. Die ein schlägigen Bestimmungen, die hier in Betracht kommen, liegen auf dem Gebiete der Reichs gewerbeordnung. Dagegen schweben noch Er wägungen über die Regelung des Engagements vertrages, für die die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches über den Dienstvertrag im wesentlichen als Grundlage dienen. Es dürste noch einige Zeit vergehen, ehe die zwischen dem Reichsjustizamt und dem Justizministerium eingeleiteten Verhandlungen zum Abschluß ge langen. * Die preußische Unterrichtsverwaltung ist seit langem bemüht, den Schülern den über- gang von der Volksschule zu einer höheren Lehranstalt dadurch zu er leichtern, daß die Lehrpläne der beiden Schulen in eine organische Verbindung gebracht werden. Die Regierung hat auch nach eingehender Prüfung dieser Frage die Schulbehörden ange wiesen, die städtischen Verwaltungen dahin an zuregen, die Knaben, die von den Volksschulen in eine höhere Schule überzugehen beab-! sichtigten, im dritten Jahre in Sonderklassen zu vereinen, aus denen sie dann in Line höhere Lehranstalt übertreten könnten. Diese Anregung ist aber bei den Gemeinden nicht auf fruchtbaren Von uncl fern. X Der Tausendmarkschein unter de>^ Hammer. Bei der kürzlichen Versteigerung "f, Nachlasses eines Fräuleins in Bromberg Sf langte u. a. auch ein altes abgetragenes der Verstorbenen zum Verkauf. Ein bei Auktion tätiger Arbeiter, der dem Anktiona>' das Kleid zureichen wollte, untersuchte zuna°' die Kleidertasche und brachte dabei eines"' teilweise zerfetzte Geldbörse zum Darm befand sich ein ganz neuer Tausendmal schein. Der anwesende Nachlaßpfleger nahm d Banknote sofort an sich, um sie der EcbM, einzuverleiben. Bei manchem Besucher der . steigerung regte sich wohl ein Bedauern, Kleid mit dem wertvollen Schatz nicht bim8^ worben zu haben. Es wurde als altes nicht gerade überzahlt; denn es brachte ganze zwanzig Pfennig I ?Katen. AMHorn Mslöruw Mn. AU Pachtung Dhotl wer Miner 2 M-nanzge Anden un Anen woll N eine tö! das Hw Ke, war ! L ihn e Mchen ar M Der t M endlic R Schüsse Mkltigt r - Äon eii ? Grun! jMever" < M der ihn ? zusammen ? Dampfer 7 spanische M zweite l 7 die Kom M tot hing M des S „Lista" ! . Opfer d M Schaut im na Mg Kinde M überma Mg abg > war a Ms l He Krend in ii Pon ei« verung Me ein 6 Aeg zusef Mons erfa k Ballon, LM mit Mer erreic M bedauei L« s«ul- stützung angehe, da er Aussichten habe, sich eine feste und bleibende Existenz zu gründen. Ganz anders klang freüich dieser, nur sieben Monat ältere Brief, der der Geliebten in jugendlichem Übermut die glänzenden, glück lichen Tage schilderte, die sie jetzt bald, recht bald zusammen und Seüe an Seite verleben wollten. Der Justizrat legte das neue Blatt schweigend zu den Men. „Und was schreibt dir Klara?" „Der Brief ist nur kurz, Papa," sagte Elisabeth, während sie denselben entfaltete und las: „Meine liebe, liebe Lily? Ich bin jetzt glücklich — recht glücklich. Seit Ferdinand zurückgekehrt ist, scheint er ganz ver ändert — meine Befürchtungen waren unbe gründet — Bella hat recht — er liebt mich wirklich. — Wie danke ich Dir, daß Du so test an mir nimmst, und Dich besonders für Ferdinand so interessierst — Du sollst auch einen seiner süßesten Briefe erhalten — erfahren darf er es freilich nicht, daß ich ihn Dir geschickt habe, er würde sonst vielleicht böse darüber werden — er kann ja aber nicht wissen, wie lieb ich Dich habe. Unsre Verbindung ist jetzt auf morgen in acht Tagen festgesetzt, und unsre Hochzeitsreise machen wir — rate, wohin? Du rietest es nicht, und wenn ich Dir ein Jahr Zeit dazu ließe — denke Dir, nach Westindien. Er ist aber exzentrisch in allem, was er tut — eine gewöhnliche Reise nach Frankreich oder Italien genügt ihm nicht, und da er in West indien Geschäftsverbindungen hat, will er das Österreich-Ungar«. * Die Bezirkshauptmannschaft in Bielek (Oster- reichisch-Schlesien) ist von der deutschen Armee verwaltung verständigt worden, daß bei den bevorstehenden in Preußisch - Schlesien statt findenden Manövern deutsche Truppen österreichischesGebiet betreten werden. Seitens der österreichischen Behörden dürften demgemäß dem deutschen Militär keinerlei Schwierigkeiten bei seinen Märschen und Übungen in Österreich in den Weg gelegt werden. Arantreich. die noch in voller Kraft stehen und des Rufes zur Fahne gewärtig sein müssen, wenn es des Reiches Wehr gilt, waren, gebückt von der Jahre Last, jene gekommen, die in den Kriegen gekämpft und geblutet hatten. So viele Veteranen hat Berlm wohl noch nicht in seinen Mauern gesehen. Nicht immer in glänzenden Verhältnissen lebend, zuweilen in fadenscheinigem, aber stets sauberem Rock, rückten sie in die Reichshauptstadt ein. Die Ehrenzeichen auf der Brust, die schlichten Medaillen, waren auf heißer Wahlstatt gewonnen worden. Wie glänzten ihre Augen, wie stolz hob sich die Brust, als sie vor dem Kaiser paradieren dursten. — Am 2. d. Mts. folgte dann die große Heerschau über das Gardekorps und das 3. Armeekorps. 50 000 Mann exerzierten auf dem Tempelhofer Felde vor dem Kaiser, ein glänzendes Schau spiel, das der Monarch mit sichtlicher Freude beobachtete. Als W Manöve 7 Mannschi Lehmbo 7 wurde v> Grasten Hinz. L 'Asscldor Des Str« ^sich ein Äge Ser Hesplatz r M. Bier Michs leic M den Mes Unx — 'e? gleich benutzen, um alte Bekanntschaften zu neuern und neue anzuknüpfen. Bella der Zeit Papa die Wirtschaft führen, bis nach Bonn zurückkehren. Aber heute ka nn Dir nicht mehr schreiben — Ferdinand w ° h seit gestern abend wieder hier eingetroffen ich erwarte ihn jeden Augenblick — UstMM kommt, habe ich nachher natürlich keine Zeit Empfiehl mich Deinem Papa, küsse herziges Käthchen und behalte lieb wie ""2 Deine glückliche Klar"- „Arme — arme unglückliche Klara/ „Also nach Westindien will der junge die Hochzeitsreise machen," sagte der 3""/^ dabei mit dem Kopfe nickend, „das wäre n^ dings ein äußerst bequemer Platz, um nu'M ab im Notfall jede Spur zu verwischen- Lily, ich fange immer mehr an zu glauben, dein Verdacht ein begründeter gewesen geh' jetzt auf dein Zimmer, Kind — mir das Weitere. Ich weiß nun, wie E Zeit drängt, und will nichts versäumen, sowohl einem möglichen Unglück zu beM^ als auch das Geheimnis bis zum entschcw Augenblick zu wahren, falls jener Berger noch, wider alles Erwarten, unschuldig un ganzen Sache fremd sein sollte." ii» Das waren jetzt zwei schwere Tag.Hst Hause, die nächsten beiden, und Käthchen nicht, was sie vom Vater und besonders^ der Schwester denken sollte. War kM" krank geworden? Bleich und elend geE^ie sie aus, aber sie verrichtete ihre gew Arbeit nach wie vor, nur auf die bräun Fragen der Schwester gab sie auswe teil, von denen sechs die ganze Strecke zurück- legten. Allerdings hat am ersten Tage der Flug „Rund um Berlin" nicht alles gehalten, ms man von ihm erwartete. Nur drei von den elf Fliegern haben die Strecke bis zum Ziel durch flogen. Die übrigen hatten Notlandungen vor nehmen und die Weiterfahrt auf den zweiten Tag verschieben müssen. Die beste Leistung des ersten Tages stellt mit 1 Stunde 21 Min. der Flug des Harlanfliegers Leutnant a. D. Krüger dar. Nach ihm erzielte Baierlein aus seinem Otto-Zweidecker mit 1 Stunde 32 Min. die zweitbeste und Referendar Caspar am seiner Etrich-Rumpler-Taube mit 2 Stunden 32 Min-, wobei auf eine Notlandung west über eine Stunde entfiel, die drittbeste Zeit. Um so bemerkenswerter waren die allge meinen Leistungen am zweiten Tage, so daß die sportlichen Gesamtleistungen ganz bedeutend sind im Vergleich zu denjenigen, die in andern Wettbewerben bisher zu verzeichnen waren. Der Flieger Leutnant a. D. Krüger (auf M' decker) hat das Rennen in glänzendem Stil ge wonnen. Er flog die drei Runden, die 30S Kilometer betrugen, in 3 Stunden 43 Minuten. Wenn man bedenkt, daß am ersten Tage das Wetter sehr ungünstig war, so muß man diese Leistung hoch anrechnen. Auch der Doppeldecker unter Baierlein hat bewiesen, daß er es sehr gut mit einem schnellen Eindecker aufnehmen kann. Er brauchte nur neun Minuten länger als Krüger. Auch der dritte, Referendar Caspar, hat eine gute Zeit erzielt. Er hat zu den drei Runden 6 Stunden 10 Minuten gebraucht. Diese Leistungen der drei endgültigen Sieger werden aber noch übertroffen durch das Ergebnis, das Hirth (der Sieger im Fernflug Berling Wien) bei den zwei Runden des zweiten Täger erzielt hat. Dem bekannten Rekordmann gelang es, die erste Runde in 52 Minuten und d" zweite Runde sogar in 51 Minuten zurück' zulegen. Leider war er am ersten Tage wegen Verölung der Zündkerzen zu einer Notlandung gezwungen worden, und da er verhältnismäßig spät in Johannisthal-Adlershof gestartet war, hatte er in der Dunkelheit nicht mehr weiM' fliegen und erst am andern Morgen JohanisM' Adlershof erreichen können. An sechster Swlst rangiert Faller mit einem Zweidecker, dessen Ge samtzeit 16 Stunden 42 Minuten betM Außer diesen sechs konnte am Montag früh noa) Hartmann die Fahrt beenden. Zwei der Teilnehmer hatten wegen NM erfüllung der Rennvorschriften von dem Wen' bewerb zurücktreten müssen. Sie zeigten dem nach Tausenden zählenden Publikum außer Wettbewerb ihre Kunst in den Lüften. über' Haupt herrschte auf dem Flugplatz reges Lebest Waren doch zeitweise bis sechs Maschinen § den Lüsten. Am bemerkenswertesten war^ die Flüge des jungen Hanuschke, der in großer Höhe einen Flug über die ReichshauptsM glücklich zurücklegte. Die Veranstaltung, A durchaus nicht vom Wetter begünstigt war, U jedenfalls den Beweis erbracht, daß die deutW Flugtechnit immer mehr und mehr den Bos' sprung einholt, den die französische lange Ze" gehabt hat. K Ans lUckt gebracht. 11) Roman von H. Köhler. (Fortsetzung.) „Beantworte mir erst eine Frage, Vater." „Was, mein Kind?" „Welche Strafe wird der Verbrecher er halten — wenn er schuldig ist?" fragte das Mädchen mit leiser, kaum hörbarer Stimme. „Welche Strafe? Ei, mein Kind," ant wortete der Justizrat, „das hängt ganz von dem Ergebnis der Untersuchung ab. Stellt sich die Tat — was allerdings schwer zu beweisen oder nochzuweisen ist — als ein vorbedachter Mord heraus, dann verdient er den Tod —" „Großer Gott!" „Ist das aber nicht der Fall, hat er bloß in der Erregung des Augenblick gehandelt, so ist es möglich, daß er mit langer Zuchthausstrafe davonkommt/ „Und ich, Vater," sagte das junge Mädchen in großer Erregung, „ich soll dazu helfen, eine so furchtbare Strafe über einen Menschen zu verhängen? — Es wäre entsetzlich, und der Gedanke daran würde mich mein ganzes Leben lang quälen und peinigen." „Du möchtest also einen Mörder — wenn er wirklich ein solcher ist — nicht seiner Strafe überliefern, aber deine Freundin seinen Armen?* „Meine arme, arme Klara!" rief Elisabeth, ihr Antlitz in den Händen bergend. „Komm', gib mir den Brief," sagte der Vater ruhig, „und das andre überlaß vor der Hand mir. Ich werde dich nicht mehr damit be- / Stcuerflc W Ballons >en, und Wen vor dl ? wurde A der H Men. Ar ? zur Seit Men sowie Monkörper /Halle tra, Ke Verletz Mädigt, so München z>-- Die l Krichy da Wettfl ^Worten Mdch - > Mir, ihren Mwrer auf Mr es Vie »-.Der IN 2 vor sich gewohnter Pen, wo er Mr kleiner ? Von KSth Aer gar n > Fall w< / ferne Au A nehmen; N Wort » Mr noch hestst Mn" erw! Men. Lä K aber d Mame Bc Mo, MUat uw ver wettflug „Rund um Berlin". G Der Flug „Rund um Berlin", der unter dem Protektorat des Prinzen Heinrich von Preußen vom Berliner Verein für Luftschiffahrt, dem Kaiserlichen Automobilklub und dem Kaiser lichen Luftfahrklub am 31. August und 1. Sep tember veranstaltet worden war, hat einen glänzenden Verlauf genommen. Am ersten Tage mußten die „Rund-um-Berlin"-Flieger die Strecke, die von Johannisthal über Linden berg, Flugfeld Schulzendorf bei Heiligensee, Spandau, Potsdam und Flugfeld Teltow zurück scheinend immer in Verlegenheit, wenn einmal die internationale Spannung ein wenig nach läßt. Deshalb verbreitet wohl auch der Pariser ,Temps' ein Gerücht, wonach „deutsche Finanzhäuser die Störungen der Ver handlungen zwischen der chinesischen Regierung und dem Finanzkonsortium der Mächte zu ihren Gunsten auszunutzen versuchen." Aus sicherer Quelle will der Korrespondent er fahren haben, daß deutsche Kapitalisten größere Anleihen unterzeichneten und dafür vorteil hafte Zugeständnisse von der chinesischen Regie rung auf Anraten der deutschen Regierung er hielten. An der ganzen Meldung ist natürlich lein wahres Wort. England. * Da die Admiralität beschlossen hat, die Fertigstellung der augenblicklich im Bau befindlichen Kriegsschiffe zu beschleu nigen, sind die königlichen Wersten an- . gewiesen worden, den Stapellauf des Schlacht schiffes „Jron Duke", der zuerst im November erfolgen sollte, einen Monat früher anzusetzen, um so früher mit dem Bau des in dem laufen den Flottenbudget vorgesehenen neuen über- Dreadnoughts beginnen zu können. Ruhland. * Petersburger Zeitungsnachrichten zufolge arbeitet der Handelsminister einen Gesetzentwurf aus, der ein vollständiges Einfuhrverbot für ausländisches Getreide nach Ruß land ausstellt. Der Gesetzentwurf würde sich vor allem gegen die Einfuhr deutschen Getreides über Reval richten. Balkanstaaten. G Trotz der kriegerischen Stim mung, die unter der Bevölkerung Bulga riens und Montenegros herrscht, haben jetzt die Regierungen beider Länder ausdrückliche Friedenserklärungen abgegeben, die in der Türkei lebhafte Genugtuung hervor- gerufen haben, überhaupt gewinnt es den An schein, als ob über das schwer heimgesuchte Land jetzt endlich Ruhe kommen sollte. Freilich die endgültige Gestaltung der Dings wird wesentlich von dem Verlauf der Friedens- verhandlungen beeinflußt sein, die zwischen italienischen und türkischen Unterhändlern in der Schweiz noch immer schweben. Die Nachrichten über diese Verhandlungen lauten widersprechend, doch hofft man, daß sie trotz aller Schwierig keiten zu einem befriedigenden Abschluß kommen werden. Afrika. G Die marokkanischen Verhält nisse werden immer verwirrter. Nachdem es sich herausgestellt hat, daß Frankreichs Streit kräfte nicht ausreichen, um den Aufstand der Leute des Gegensultans El Hiba niederzu- chlagen, macht jetzt auch wieder einmal der rühere Bandenführer und „Gouverneur" Rai- uli von sich reden. Die Stämme um Elksar laben sich an die Spanier um Hilfe gewandt, weil Raisuli mit unnachsichtlicher Strenge die Steuern von ihnen eintreibt. Das Expeditions korps, das darauf die Spanier gegen den ge fürchteten Häuptling absandten, mußte unver richteter Sache umkehren, da Raisulis Streit kräfte zu stark waren. — Frankreichs und Spaniens Streitkräfte zu schwach, um für Ord nung im Scherifenreiche zu sorgen — das eröffnet angenehme Ausblicke für die Zukunft. Line Rede Baiser Wilhelms. Kaiser Wilhelm ist von seiner Erkältung, die mit einem Anfall von Muskel-Rheumatis- muS verbunden war, wieder vollständig genesen. Davon gibt das beste Zeugnis die Teilnahme des Monarchen an den glänzenden Ver anstaltungen, die am Berliner Hofe aus Anlaß der Kaiserparade stattfanden, an der diesmal außer dem Gardekorps auch das dritte Armee korps (Brandenburgisches) teilnabm. Die Fest lichkeiten wurden am 31. v. Mts. eingeleitet durch eine Galatafel für die Provinz Branden burg, die im Schlosse zu Berlin stattfand. Im Laufe des Mahles hielt der Kaiser einen Trink spruch auf die Provinz Brandenburg, in dem er u. a. ausführte: „Die großen Herbstübungen und Besichtigungen des Garde- und des dritten Armeekorps geben mir erwünschten Anlaß, die Vertreter der Provinz Brandenburg und der Reichshauptstadt wieder einmal um mich zu ver sammeln. Ich hoffe, Sie sind gern und leichten Herzens gekommen und nicht wie jene Ab geordneten der Mark zu Kaiser Sigismund mit begründeten Klagen und Bitten um durch greifende Abhilfe. Denn ich meine, wir können mit den heutigen Verhältnissen trotz der Unvollkommenheiten, die nun einmal allem Irdischen anhaften, zufrieden sein. Vor feindlichem Übermut und kriegerischen Überfällen durch ein schlagfertiges Heer und eine wachsende Flotte geschützt, kann in unserm geordneten Staatswesen der Landmann seinen Acker be stellen, der Kaufmann, Fabrikant und Hand werker seinem Geschäft nachgehen und der Arbeiter seines wohlverdienten Lohnes gewiß sein; sie alle können sich der Früchte ihrer Arbeit und der Gaben unsrer Kultur erfreuen. Wer aber glaubt, Grund zu Klagen zu haben, oder wer neue Kraft und Freudig keit zu weiterer Arbeit — sei es für den eigenen Herd, sei es für das Gesamtwohl — sucht, der mache mit mir hin und wieder auf seinem Wege Halt und schaue zurück auf die Zeiten, wo es nicht so wie jetzt in unserm Vaterlande aussah. Zu solchem Rückblick bietet das Jahr 1912 mit seinen Gedenktagen gute Gelegenheit. Ist es doch 500 Jahre her, daß Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg seinen weltgeschichtlichen Zug in die Mark unternahm, um auf Geheiß seines Kaiserlichen Herrn zunächst als Verweser wieder Ordnung in die durch Eigennutz und Willkür verfahrenen Verhältnisse zu bringen und die Mark vor dem Untergange zu retten. Wahrlich eine Aufgabe, deren Lösung nur einem Manne anvertraut werden konnte, der, wie Friedrich, klug, gerecht, energisch und zielbewußt war und sich in Treue zu Kaiser und Reich bewährt hatte. Markgraf Friedrich aber wie die nach ihm kommenden Heroen seines Geschlechts hätten ihre segens reichen Lebenswerke nicht vollenden und das Staatsschiff nicht so sicher durch Brandung, Sturm und Wogen führen können, hätten sie nicht ihre Märker hinter sich gehabt. Diese haben, nachdem das anfängliche Mißtrauen gegen den fremden Herrn überwunden, mit Gut und Blut treu zu ihren Markgrafen gehalten und ihnen aus ihrer Mitte Männer von echtem Schrot «nd Korn gestellt, die wie die märkischen Eichen Sturm und Wetter widerstanden und eine feste Stütze in Kriegs- und Friedenszeiten boten. Auch in Zukunft werden — des bin ich gewiß — die brandenburgischen Mannen, wenn König und Vaterland rufen, als erste sich stellen mit weit hin schallendem „Hie guet Brandenburg alle wege". Daß solche Männer mir stets und meinem Hause erstehen mögen, und daß der märkischen Eichen, der märkischen Kiefern und des märkischen Sandes nie alle werden möge, darauf leere ich mein Glas." — Am 1. d. Nits, nahm Kaiser Wilhelm an einem Feldgottes dienst auf dem Tempelhofer Felde bei Berlin teil, zu dem 46 VO« alte Soldaten der Mark erschienen waren. Mit den Männern, nach Johannisthal, einmal abfliegen, während sie am Sonntag denselben Weg, der im ganzen 101 Kilometer betrügt, zweimal zurückzulegen! * Gewisse Zeitungen Frankreichs geraten an- s hatten. An dem Fluge nahmen elf Flieger !