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Dummer 90 xi. Jahrgang Mittwoch, den 31. Juli 1812 Fernsprecher Nr. 40 Fernsprecher Nr. 40 Amtlicher Teil ist ein morgen stürzte Vorgestern Abend die Landungsbrücke ein, wobei 21 Personen um« Leben kamen. h*ssseuelte für elllge Leler Dem Großh-rzog von Sachsen Prinz gebaren worden. Der Kaiser von Japan ist gestern Scharben. Im OsMebad Binz aus Rügen Schlachtvieh -Preise. Dresden, am 25. Juli. Preist in Mark. Lg. --- Lebendgewicht Schg. — Schlachlgewicht. Zum Auftrieb waren gekommen: 8 Ochsen, 1 Kalben und Kühe, 10 Bullen, 1237 Kälber, 42 Schafe, 1819 Schweine, zus. 3118 Stück. Es erzielten für 50 Kilo Ochsen Lg. 33-58, Schg. 73-102 Kalben u-KüheLg. 34-55, Schg. 71-97, Bullen Lg. 45-95, Schg. 85—117 Kälber Lg. 42-90, Schg. 82-120, Schaft Lg. 36-50, Schg. 74-98, Schweine Lg. 53-63, Schg. 73-83 Toaesabnen. Wie ist der Schmerz so groß, so groß, Wen man sein Liebstes Leiden steht, Wie ist er gar so grenzenlos, Wenn man es von sich scheiden steht! Im Arme das geliebte Haupt, Bäumst du dich auf im wilven Weh; Du ahnst es: Bald wirst du beraubt. Du fühlst den Tod in deiner Näh'. Daß du ihm nicht zu wehren weißt, Kommt dir schier unerträglich vor, Die Kraft, die dir im Busen kreist, Sie kommt dir klein und kläglich vor. Was nützt dir deine zarte Faust, Wenn du den Feind nicht siehst, nicht kennst? Was Sehn' und Muskeln, wenn dir graust Vor einem grinsenden Gespennst? Gespenst! ? — Die Jugend malt den Tod Sich als ein knö h-rn Schrecknis aus. Das nächtens üder'n Kirchhof droht, Mit Augenhöhkn leer und graus. Doch wer in Arbeit, Pflicht und Last Ein Leb-N lang geschafft in Müh', Dem ist der Tod ein lieber Gast, Dem kommt er nimmermehr zu früh. Er führt ihn ja von dieser Welt, Die nichts wie Prüfung gab und Leid, Hinauf ins lichte Himmelszelt, Hinüber in die Ewigkeit. Geh' nur ins Gräberfeld hinaus, Und schling die Hände zum Gebet, Getröstet nimmst du dann nach HauS Den Frieden, der dich dort umweht. Vrrttiches und Sächsisches. Vttrndorf-Dkrtlla, zo. Juli „,r. —* Ein VocbeugungSmittel gegen Pilzoer- Mung. Es gibt ein gutes Mittel, um der ^rgiftungsgefahr vorzubeugen, wie es einfacher wohlfeiler kaum gedacht werden kann, und dieses Mittel besteht darin, das erste Wasser welchem di« Pilze gekocht worden sind, Uiugießen. Oft genug ist schon auf dieses Eiltet hingewiesen worden, bisher aber mit Anig Erfolg, weil viele Pilzeffer in dem Wahrte kben, dieses Waldprodukt verliere Murch an Wohlgeschmack. Gerade das H'gmteil ist der Fall, Unrelnlichkeit und der buchen Schwämmen anhaftende Modergeruch werden aus diese Weise entfernt und das ^kntümliche Aroma erhöht. Im südlichen Schweden und in einem T'ile Finnlands kennt diese» Verfahren längst und deshalb ist M auch die Angst vor den nachteiligen Folgen ^s-wunden. Pilze und Schwämme sind ^'gen ihre» Wohlgeschmäcke» und ihre» hohen Ahrwerte» und ihrer außerordentlichen Wohlfeilheit ein Volksnahrungamittel ersten ^onge»; allgemein wird es aber dann erst ^nn die damit verbundene Gefahr beseitigt ist. leichtere« Mittel, sich vor derselben zu Mützen, dürste aber wohl schwerlich gefunden »erden. —* Vereinfachung der Trichinenschau. Aus Veranlassung de» Kaiserlichen Gesundheitsamtes M die Bundesregierungen um praktische Erprobung eines vereinfachten Verfahrens für Trichinenschau ersucht worden. Noch den gellenden Bestimmungen des Bundesrates vom Härz 1903 zum Fleischbeschaugesetzt vom Mre 1900 müßen bei der Untersuchung von Schweinen bei jedem Tier 24 Proben 'ntnommen und mikroskopisch untersucht werden vnd zwar 12 aus dem Zwerchfell und je sechs VN» den Kehlkopf- und Zungenmuskeln. Nun N> von dem Direktor eines städtischen Fleisch- Wouamles ein Verfahren vorgefchlagen nnd erprobt worden, daß eine wesentliche Ver> Einfachung der Untersuchung auf Trichinen "deuten würde. Denn bei biesem System ist Nnr die Entnahme von 14 Proben erforder- ich, ohne daß die Zuverlässigkeit der Unter« mchung dadurch in Frage gestellt würde sobald sich durch die praktischen Versuche er- hat, daß das neue System sich bewährt, °onn dürfte das Reichsgesundheitsamt die Ein- Wung beantragen. -Radeberg. Ein Radeberger Kind das ^pser der Seekatastrophe in Binz. Im Ostsee« bod Binz Hot der Sohn Johannes des Herrn «uchdruckereibefitzer» Mauersberger einen jähen Ab gefunden. Auf der zusammenbrechenden Wilcke stehend, ist der Knabe mlt vielen Äderen Personen in die See gefallen, au» er nur al» Leiche geborgen werden konnte. ^ie traurige Mitteilung ging gestern morgen '»graphisch hier ein und hat in allen Schichten der Bevölkerung tiefstes Bedauern ausgelöst. Er war nur der einzige Sohn seiner Eltern und wurde am 13. August 1902 geboren. Der Vater hat sich an den UnglückSort begeben. Vor 14 Tagen begleitete er Sohn und Gattin nach dem Ostseebade und heute kann er nur noch an der Totenbahre seines Lieblings eilen, in dec Hoffnung, wenigstens seine Gattin nocb gesund anzutreffen, über deren Befinden noch nähere Mitteilungen fehlen. Möge das schwer geprüfte Elternpaar in der allgemeinen Teil nahme einigen Trost finden. Freiberg. Der Königliche Landes« kriminal-Brigade Freiberg ist es gelungen, am vergangenen Sonnabend in Bienenmühle zwei Schmuggler zu stellen, die im Begriff waren, ein größeres Quantum Sacharin nach Oesterreich zu schwärzen. Einem der Schmuggler gelang es zu flachten, während der andere ver haftet wurde. Zwickau. Mit Zyankali vergiftet hat sich der bei einer hiesigen Firma beschäftigte unverheiratete Steindrucker J-nner. Ec befand sich mit mehreren Kollegen bei einer Versammlung, als er sich plötzlich ein Glas Wasser g-b-n ließ. In dieses mischte er unbemerkt das Zyankali und trank davon. Ein Grund für den Selbstmord konnte noch nicht ermittel werden. Löbau. Der Stadtgemeinderat wählte gestern nachmittag an Stelle des verstorbenen Bürgermeisters Martin Ueklich mit 15 Stimmen den Bürgermeister Dr> Schaarschmidt aus Mylau zum Bürgermeister. Stadtrat Dr. Siebelt in Mitweida erhielt 5. Stimmen. Im ganzen hatten sich 52 Herren um die Wahl beworben. Chemnitz. AuS einem noch unbekannten Grunde sprang am Sonnabend früh ein fünf zehn Jahre alte« Dienstmädchen aus einem Fenster des 5. Stockwerke» eines Hauses in der Kronenflraße aus die Straße. Das Räd chen blieb schwerverletzt und besinnungslos liegen und wurde auf Anordnung des Arztes in das Stadtkrankenhaus übergeführt, wo es Mittags starb. Schwarzenberg. Am Freitag früh schlug der Blitz in die hiesige städiische Bade anstalt, ohne zu zünden. Der Bademeister wurde betäubt, erholte sich aber nach kurzer Zeit wieder. Elterlein. Ein nationales Arbeiter- fest veranstalten hier die evangelisch-nationalen Arbeitervereins diS Annaberger Bezirkes am 10. und 11. August. Mancherlei Schwerer ünglücksksU im Ostseebacke Kins auk trügen. Das liebliche Ostseebad Binz aus Rügen war am Sonntag der Schauplatz eines Unglücks. Dos Unglück hätte können katastrophale Folgen zeitigen, wenn nicht Matrosen des HochseegcschwaderS mit bewunderns« werter Raschheit eingegriffcn hätten. Als der VergnügungSdampfer „Kronprinz Wilhelm" abends 7 Uhr an der Prinz-Heinrich-Brücke anlegcn wollte, brach ein Teil der Brücke infolge der Belastung durch das massenhaft angesammelte Publikum. Unter schrecklichen Angstgeschrei stürzten mehr als 100 Menschen, Männer, Frauen und Kinder, in die Ostsee Di« ungeheuere Verwirrung, die folgte, läßt Produktrnpreisr. Dresden, den 29. Juli. Preise in Mark Die eingekl. () Ziff. bedeuten pro kz, n -- netto Dr. M. --- Dresdner Marken. I. An der Börse. W-iz. (lOOOu) weiß. — - —, braun. (79-82) 227-228, feucht. (70-74) - - —, rus. rot 237- 244, Kansas OoO-OOO, Argent.228-236,Amertk. weiß 000-000, Roggen, (1000 u) sächs. (75-76) 207-210. rus. 202-204. Gerste (1000 u) sächs) — - — schles. - - —, pos. -- - —, böhm. — —. Futtergerste 165-174. Hafer (1000u. sächs. 205-209. Mai» (1000n) Linquantine alter 200-203, neuer 192-195, Laplata gelber alter 146-148, Rundmai», gelb. alt. 145-152, neu. feucht. 175-179. Erbsen (1000 u) Futterwart — - —, Wicken, (1000 n) sächs. 220-230, Buch weizen,(1000n) inländ. u. fremd. 215-225. Lein saat (1000 n) feine 365-375 mittl. 345-355, Rüböl, (100 u) m- Faß raff, 75. Rapskuchen. (100 u) (DreSd. Marke.) lang 13,50. Leinkuch. (100 u) (Dresd. Mark.), 1. 20,50, 2. 20,00- Futtermehl 16,00-16.60, Weizenkleie, (100 n, ohne Sack, (Dresd. Mark.) grobe 13,20-13,60, feine 13,20-13,6O.Roggenkleie, (100n)ohne Sack (Dresd. Mark.) 15,00 vis 15,40,. Feinste Ware über Notiz. Die für Artikel pro 100 HZ notierten Preise verstehen sich für Geschäfte unter 5000 lcz ich nicht beschreiben. Im Wasser trieben vor Schreck halb wahnsinnige Leute und lammcrM sich an Trümmar der Brücke. Vom Lande drängte die Menge unter wildem Schreien nach dem stehengebliebmem Teil Ser Brücke. Es sah einige Minuten auS, als sei der Tod vieler Personen im Wasser gewiß. Da kamen im Augenblicke der höchsten Noi die Matrosen des Flagschiffes „Preußen" von der dritten Division des in Binz vor Anker liegenden Hochfeegeschwaders mit Booten zu Hilfe. Den bravourösen Anstrengungen der Seeleute gelang es, fast alle im Wasser Treibenden zu retten. Ein Matrose rettete allein sieben Personen vom Tode des Ertrinkens. Ein Augenzeuge des Binzec Unglücks, der Direktor der landwirtschaftlichen Schule in El dena Dr. Koch gibt folgend« Darstellung: Ich befand mich auf dem Dampfer „Kronprinz Wilhelm"; als der Dampfer an der Brücke anlegte und der Verbindungssteg hergestelll wurde, begrüßte ich einige Bekannt«. Plötzlich gab es einen furchtbaren Krach, und man sah große Holzsplitter und zahlreiche Menschen im Wasser. Im nächsten Augenblick wurden alle verfügbaren RettungSmittel von Mannschaften und dem Publikum herangebracht. Wegen der großen Zahl der ins Wasser Gefallenen reichten die Stangen und Haken nicht auS, so daß viele der im Wasser Treibenden mit der Hand herausgezogen werden mußten. Die Verun glückten klammerten sich in ihrer Todesangst aneinander und wurden dadurch in die Tiefe gezogen. Ich sah, wie eine Frau an der Hand emporgezogen wurde, dann aber wieder ins Wasser zurückfiel. Vermutlich hatte ein Herz schlag ihrem Leben ein Ende gemacht. Ein junger Mann auS Greifswald rettete mehrere Personen. Viele Menschen standen dabei, ohne helfen zu können. Denn alle» war vollge pfropft mit Leuten, besonders aus dem unteren Teil der Brücke. Bisher war es üblich, daß man das Publikum auf dem oberen Teil der Brücke warten ließ. Vermutlich trug man gestern dem starken Verkehr Rechnung und gab auch den unteren Teil der Brücke für das Publikum frei. Die direkte Ursache des Un» glücks mag gewesen sein, daß der mittlere Balken zwischen den beiden Stützen durchge brochen ist. Großes Aussehen rief in Bensen (Böhmen) die auf dem Friedhof erfolgte Wiederaus grabung und Sezierung der Leiche des vor sieben Tagen in der Familiengruft beigesetzten Privatiers Robert Matausch durch eine GerichtSkommission hervor. Der Kommission wohnten bei die Herren Landgerichtsrat Antori Krause, UnivecsiiätSprofeffor Dr. Pick, Prag, mit seinem Assistenzarzt, kaiserl. Rat Dr. Hainze, Tetschen, M. U. Dr. Joses Salus, Bensen, ferner zwei Rechtsanwälte und einige Zeugen. Die Gehirnpartien wurden zur Untersuchung des Geisteszustandes des Ver storbenen in seinen letzten Lebensjahren nach Prag gesandt. Der Grund ist das für die Familie sehr ungünstige Testament d-S Ver storbenen. —* Das Fahrrad als Motor. Eine eigen artige Verwendung von einem alten Fahrrad hat, wie der „Liegnitzer Anzeiger" meldet ein Tischlermeister aus Wahlstatt ersonnen und in seiner Werkstatt ins Praktische umgesetzt. Das alte Fahrrad ist seiner Laufmäntel entledigt und in hängender Lage angebracht. Ueber da» Hinterad ist an Stelle des Lausmantels ein Treibriemen aufgelegt, der andererseits über das Treibrad der in der Werkstatt be findlichen Sägemaschine läuft. Will nun der erfinderische Tischlermeister die Sägemaschine in Betrieb setzen, so besteigt der Lehrling stolz das ehemalige Stahlroß und fängt an, lustis daraufloszustrampeln und tadellos funktionier die Sägemaschine, als wenn dieselbe von einem Motor in Bewegung gesetzt worden wär«. Sparkasse Ottendorf Moritzdorf °'Mt Einlagen mit 3*/, °/g und expediert an jedem Wochentage von 8—1 und von Hx, Sonnabends von 8—2 Uhr. Die in den ersten 3 erklären eines ^uats eiogeraklten LetrLse >vercken kür cksn bstretkenäsn Alonst nocd all verzinst. Bücher auswärtiger Sparkaffen werden kostenfrei übertragen, Einlagen geheim gehalten. —, steht zum Verkauf Wo? sagt die Expedition dieses Blattes. Klatt Amts Bezugspreis: Vierteljährlich 1.20 Mk. frei ins Haus. In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich 1.—. Einzelne Nummer 10 Pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Abend. Anzeigenpreis: Für die ^einspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum 10 j)fg. — Im Reklameteil für die klemspaltige Petit-Zeile 25 pfg. Anzeigenannahme bis 12 Uhr mittags Beilagegebühr nach Vereinbarung. des Gemeinderates und Gemeindevorstandes zu GttendorfMoritzdorf- wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel- „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" u. Verlag -er Fa. h. Rühle, Inh. R. Storch in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Gkrilla.