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N® 5 PAPIER-ZEITUNG. Weltausstellung zu Paris 1878. Der Grundriss des Ausstellungs- Gebäudes. (Mit Illustrationen auf Seite 78.) Der Plan des Ausstellungspalastes, den wir heute unseren Lesern vorlegen, ist erst vor kurzem in allen Haupttheilen von der Commission endgiltig genehmigt worden und unterscheidet sich daher wesentlich von denjenigen, welche bereits viel früher in anderen Zeitschriften zur Veröffentlichung gelangt sind. Wie aus unserem Plane ersichtlich, hat das Gebäude die Form eines von Norden, nach Süden liegenden Rechtecks mit einer 1 Länge von 706 m. und einer Breite von 340 m. Auf einer langen Terasse, zu welcher man vom Park aus auf breiten Stufen auf steigt, erhebt sich die nördliche Faade. Sie besteht aus drei Pavillons, die mit einander durch zwei Galerieen verbunden sind. Die äusseren Pavillons an den Ecken des Baues haben eine Höhe von 44 m., während der mittlere nur 40 m. hoch ist. Unter den Bogenfriesen ist eine Tribüne angebracht, welche die Aussicht auf den Trocadero und einen Theil der Stadt bietet. Die acht Abtheilungen jeder der beiden von Osten nach Westen laufenden Galerieen werden durch je einen Pylon hergestellt, an dessen Fusse die allegorische Bildsäule einer Nation steht, während das Wappen derselben auf der Spitze angebracht ist. Die südliche Faade, welche durch die Dächer verdeckt wird, zeigt dieselben Ver- hältnisse, nur dass hier der mittlere Pavillon durch einen Vorbau ersetzt ist. Wie man sieht, gehen zahlreiche Thüren unter der mittleren Tribüne nach ver-' schiedenen Punkten der Galerieen sowie den Portalen der Eckpavillons; sie münden alle entweder in das grosse nördliche Vestibül oder in das südliche. Andere Eingänge! sind in grosser Anzahl an den Seiten des | Gebäudes angebracht. Die ganze nördliche Faade ist aus Eisen i und Gusseisen aufgeführt, doch sind in ge- j fälliger Weise zur Bekleidung der Wände, wenigstens am mittleren Pavillon, Platten farbiger Fayence verwendet. Durch den mittleren Eingang gelangt man zuerst in ein 25 m. breites Vestibül, das sich von dem nordwestlichen Pavillon rechts zu dem nordöstlichen links erstreckt, in die Galerie der schönen Künste, in durch drei mit Glas gedeckte Gänge ge trennte Galerien und in zwei höhere und breitere, für die Maschinen bestimmte äussere Galerien führt; die letzteren sind mit den Eckpavillons, die Kunstgalerie ist mit dem Mittelpavillon gleichlaufend. Ueber die Dimensionen dieser Galerieen Folgendes: Die beiden rechts und links gelegenen breiteren Galerieen mit hohen Dächern sind zur Unterbringung aller Arten von Maschinen im Dienste der Industrie bestimmt; sie haben eine Breite von 35 m. bis zur Dachkante eine Höhe von 23 m. Die für Möbel, Kleidungsstücke, die Pro dukte der freien Künste u. s. w. bestimmten Galerieen haben eine Breite von 25 m. und eine Höhe von 13 m.; die dazwischen liegenden Gänge sind nur 8 m. hoch und 5 m. breit. Endlich schliessen sich zwei äussere Galerien von 6 m. Höhe und 12 m. Breite an die Maschinengalerieen an, um einen Theil der landwirthschaftlichen Mate- ■ rialien, sowie die Nahrungsmittel auf zunehmen. Das Ganze bildet rechts und links von der Kunstgalerie zwei deutlich unterschiedene Gruppen, und sind die ver tikalen Säulen ans Gusseisen, die Dach gebinde, Bogen und Ankerbolzen aus Eisen konstruirt. Der Fussboden der Galerieen für Maschinen und Nahrungsmittel ruht direkt auf dem Erdboden; die mittleren Galerieen jedoch liegen auf einem m. 2. 50 hohen Unterboden, der zugleich der Ven tilation dient und jede Feuchtigkeit abhält; die Dächer sollen theils aus Zink, theils aus gewöhnlicher Verglasung gefertigt werden. Die Kunstgalerie ist auf dem Plane durch ihre Lage im Mittelpunkte der Bauten und auch durch die fetten schwarzen Striche, welche die dicken Mauern darstellen, gekennzeichnet. Sie besteht aus acht Gruppen von Sälen, welche nicht nur von einander, sondern auch nach rechts und links von der übrigen Ausstellung durch zwei offene Gänge von 18 m. Breite ge trennt sind. Jede Gruppe, in Mauerwerk ausgeführt und mit eisernem Dach, wird gebildet durch einen grossen Salon, der an den Ecken mit vier kleinen Salons besetzt ist. Der ursprüngliche Plan zeigte elf Gruppen; man hat jedoch die drei mittleren Salons durch die Gartenanlage ersetzt, die mit ihrem frischen Grün mitten unter all dem Zink, Eisen und Glas wie eine Oase in der Wüste erscheinen wird. Das Centrum derselben soll ein Bassin bilden, in dessen Mitte ein Kiosk zur Auf nahme eines Orchesters dienen kann. Indem man das Gebäude in seiner ganzen Länge von Norden nach Süden durch schreitet, wird man die Produkte gleicher Beschaffenheit verschiedener Nationalitäten nacheinander in Augenschein nehmen können; durchwandert man hingegen den Bau der Breite nach, so hat man Gelegenheit, die verschiedenen Leistungen ein und derselben Nation nacheinander zu beurtheilen. Der Park, welcher sich zwischen der Faade und dem Quai erstreckt, misst 450 m. in der Länge und 255 m. in der Breite. Er ist als Landschaftsgarten an gelegt, mit schlangenförmig gewundenen Alleen, hübschen Aussichten auf den Tro cadero und die Stadt und einem Flusse, der durch das Abflusswasser aus den Ge bäuden gespeist wird. Dieses Wasser wird durch eine unterirdische Kanalisation ge sammelt, durchfliesst zuerst die beiden rechts und links von der Terasse angelegten Fon- tainen und gelangt von da durch Ausguss rohren in den Fluss. In diesem Park sollen einige Pavillons für Privat-Ausstellungen errichtet und die Dekorationsgegenstände, wie Statuen, Fon- tainen, Gewächshäuser. Gartenmöbel u. s.w., im Freien exponirt werden. Die vom Palaste aus seitwärts liegenden Theile des Parkes sollen die vier Gebäude zur Aufnahme der Motoren enthalten. Die selben stehen, durch ein dichtes Gehölz versteckt, im ersten und letzten Fünftel der Länge des Gebäudes; der Schornstein ist durch einen kleinen Kreis rechts und links vom Gebäude bezeichnet. Am Ein gang der Avenue Rapp stehen die Gebäude der Verwaltung, der Jury, die Post- und Telegraplien-Bureaux und in Zwischen- 79 räumen, im Umkreise dieses Theiles des Gartens, die Restaurants, Brauereien,Kaffee häuser, welche die Commission aus dem Palaste und der nächsten Umgebung des selben streng ausgeschlossen hat. Die jenigen von diesen Etablissements, welche die Ecken des Marsfeldes besetzen, sind mit dem Palaste durch bedeckte Galerieen verbunden. Die Zweigbahn, welche im Jahre 1867 in Greneile von der Hauptlinie abging, ist jetzt in der Wiederherstellung begriffen, diesmal jedoch nicht provisorisch, sondern um auch noch nach Schluss der Ausstellung zu dienen und bis zur Esplanade der Invaliden ausgedehnt zu werden. Die Sta tion für das Marsfeld wird im nordwest lichen Winkel, d. h. links vom Palaste und rechts vom Beschauer, dessen Stellung auf dem Trocadero gedacht ist, liegen. Von diesem Winkel ab soll ein Schienen geleise nach der östlichen Galerie und eins nach der westlichen führen. Die Eisenbahn wird das massenhafte Baumaterial, sodann die Ausstellungsgüter und endlich die Be sucher zur Stelle bringen, welche durch bedeckte Gänge vor schlechter Witterung geschützt in das Ausstellungsgebäude ge langen werden. Baarzalung und Borgsystem. Ein Mahnwort an Geschäftsleute und Con- sumenten. Vortrag gehaltenimSalr.burgerGewerbe- Verein von Dr. E. Emmer. In letzter Zeit ist viel darüber gesprochen und geschrieben worden, dass die in Deutsch land herrschende Gewohnheit langer Credite einen der schlimmsten Krebsschäden unseres ganzen Geschäftslebens bildet. Erst wenn die Ueberzeugung, dass dem also ist, in alle Schichten gedrungen sein wird, dürfen wir jedoch eine gründliche Besserung er warten. Wir wollen hierzu ein Scherflein beitragen indem wir durch Thatsachen den vielgehörten Ausspruch widerlegen, dass man auf kurzes Ziel in Deutschland keine Geschäfte machen könne. Wir kennen hier junge und von zahlreicher Weltbewerbung umgebene Ge schäfte, die viele Hunderttausende umsetzen und von Anfang an nur gegen drei Monat Ziel verkauft haben. Der Betrag der Rech nung wird sofort auf den Abnehmer „drei Monat nach Dato“ gezogen und sämmtliche Tratten werden dem Bankier übergeben. Dieser giebt dafür einen Credit von gleicher oder grösserer Höhe, so dass also die Waaren stets in baares Geld umgesetzt werden und grosses Betriebskapital nicht erforderlich ist. Im Verhältniss zur kürzern Credit-Zeit vermindern sich auch die Ver luste. Warum sollte andern nicht möglich sein, es ebenso zu machen?! Es bedarf dazu nur des festen Willens, — die Kunden, welche auf solche billige Bedingungen nicht I eingehen, kann man getrost Anderen über lassen. Es dürfte für Viele interressant sein, den oben angeführten sehr klaren und über zeugenden Vortrag zu lesen und theilen wir deshalb mit. dass er laut einer Anzeige in diesen Spalten von der A. Mörsig’schen Buchhandlung in Kreuz a. d. Ostbahn zu beziehen ist.