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Beiträge zur Kenntniss der Leimung des Papieres von C. Wurster. Fortsetzung aus No. 50 Das Verdünnen der Harzseife geschieht so, dass 1 Liter Flüssigkeit 20 bis 25 gr. Harz enthält. Wo die Umstände es nicht erlauben, so viel Flüssigkeit in den Holländer hineinzubringen, muss man die Menge auf 50 gr. Harz erhöhen; dies geschieht jedoch zum Nachtheile der leimenden Eigenschaften der Flüssigkeit. Bei Anwendung von Harz seifen, die schon viel freies Harz enthalten, ist der Unterschied, welcher bei der An wendung dünneren oder dickeren Leimes eintritt, kein grosser; er wird aber sehr bemerklich, wenn man zum Auflösen des Harzes 3G oder 38 K. Soda anwendet, da daun ein geringer Unterschied im Gehalte an freiem milchförmigem Harze sehr her vortritt. Man wird gut thun, die Harz lösung zugleich mit etwas Stärke zu ver setzen, um so die Suspension der Harzmilch zu erleichtern; man kann auf 5 bis 8 K. Harz 1 K, Stärke nehmen. Der Kessel wird zu 3/4 mit Wasser angefüllt, letzteres stark erwärmt, die vorher in lauwarmem Wasser suspendirte Stärke eingerührt und erhitzt, bis die Verkleisterung vollendet ist. Der Stärkekleister wird nun durch Zusatz von kaltem Wasser abgekühlt, die nöthige Menge Harzseife eingetragen, tüchtig umgerührt; nachdem das Meiste vertheilt ist, wird wie der Dampf zugelassen und die Flüssigkeit stark handwarm gemacht. Aus der Be schaffenheit der Flüssigkeit lässt sich schon erkennen, ob die angewendete Harzseife gut war oder nicht, Fällt hierbei das Harz flockig aus, so sammelt es sich nach Mi nuten langem Stehen am Boden des Kessels an, besonders wenn stärker erhitzt wurde. Der Leim wird nun durch den untern Hahn des Kessels in die Leimgefässe abgelassen. Am Ende des Rohres wird ein dünner Fla nellsack oder ein Tuch angebracht, um den Leim zu filtriren. Durch Klopfen auf den Sack wird das Durchlaufen beschleunigt. War die Harzseife gut, so befinden sich in dem Sacke nur die Unreinheiten des Harzes, kein freies Harz. Wird freies Harz flockig ausgeschieden, so muss der Sack häufig umgetauscht und ausgewaschen werden, da er sich leicht verstopft. Der so erhaltene Leim besitzt eine schöne milchweisse Farbe, die Menge des darin suspendirten Harzes beträgt 15 bis 20 Proc. 2,5 bis 3 K. dieses Leimes werden genügen, um mittlere Papiere vollkommen leimfest zu machen. Am besten in seinen Wirkun gen wird dasjenige Leimverfahren sein, bei welchem zur Bildung der Harzseife am we nigsten Soda verwendet wird und deshalb auch die grösste Menge suspendirtes freies Harz ergiebt. Ich lasse hier das schon er wähnte Recept von L. Müller folgen. 25 K. möglichst reiner gebrannter Kalk wer den mit 50 K. Wasser gelöscht und zu einer dicken Kalkmilch angerührt; hierzu setzt man 20 K. calcinirte oder 100 K. krystallisirte Soda von 3G Proc. kohlensaurem Natron und erhitzt unter gutem Umrühren bis zum Kochen. Hier auf giebt man dem kohlensauren Kalk Zeit und Ruhe sich abzusetzen und lässt dann die klare Lauge durch ein feines Sieb in den kupfernen Kessel ab. welcher mit doppelter Wandung ver sehen durch Dampf erhitzt wird. Man giebt so viel Wasser hinzu, dass die ganze Flüssig keit 250 L. beträgt, erhitzt bis zum Kochen und setzt nach und nach 400 K. möglichst fein gepulvertes Harz hinzu. Nach 4- bis 6stündigem Kochen ist das Harz nun vollständig gelöst und wird die Leimauflösung in einen Bottich abge lassen, in welchem man sie 5 bis 8 Tage ruhig stehen lässt. In dieser Zeit scheidet sich die blassgelbe Seife von der durch den Farbstoff des Harzes braun gefärbten Lauge ab, die letz tere wird abgelassen, die Seife ein paar Mal mit kaltem Wasser durchgewaschen, und diese ist alsdann zum Gebrauche fertig. Vor der Anwendung wird diese Seife im lüfachen ihres Gewichtes kochenden Wassers geschmolzen und das Kochen bis zur gänzlichen Lösung 1 Stunde lang unterhalten, darauf durch ein Metalltuch Nr. 80 in einen andern Bottich übergefüllt und erkalten gelassen. Die sogenannte Leimlösung ist vollständig weiss und verursacht bei der Verarbeitung keine Schaumbildung. Zu einer guten Leimung nimmt man von dieser Lösung 30 L. auf 100 K. Papier, entsprechend 2,4 K. Harz. Während es mir bei Anwendung von kohlensaurem Natron ohne Ausscheidung- flockigen Harzes nur gelungen ist, die Soda menge auf 32, höchstens 30 Th für 100 Th. Harz herabzudrücken, so will L. Müller bei Anwendung kaustischen Natrons diesen Procentsatz bis auf 25 und weniger gebracht haben; da nicht angegeben wird, ob der Kalkrückstand beim Kausticiren der Soda ausgewaschen und die Waschwässer zum Auflösen mit benutzt werden, so hält dieser Rückstand noch einen grossen Theil der 25 Proc. Soda zurück. Es folgt daraus, dass, während bei der Darstellung des brau nen Leimes ein Kausticiren nur von Nach theil ist, bei der Darstellung weissen Leimes Aetznatron hingegen mit grossem Vortheil angewendet werden kann. Bei diesen Darstellungen bleiben alle, oder der grösste Theil der Farbstoffe des Harzes in dem Leime; mau muss also für feinere Papiere ganz helle Sorten verwen den. Es ist jedoch möglich, auch das Ver bessern der Farbe des Harzes durch Waschen der Harzseife beim weissen Leime anzu wenden. Man kann dann aber die Operation nicht auf einmal vollenden, sondern wird zuerst eine völlig gelöste Harzseife mit Ueberschuss von Alkali darstellen, diese nach dem oben angegebenen Verfahren durch Waschen mit Kochsalz reinigen, die reine Harzseife dann wieder in den Kessel brin gen, durch Erhitzen von Wasser befreien und nun 10 bis 15 Proc. oder mehr helles Harz besserer Sorte eintragen und so lange erhitzen, bis die Beschaffenheit der Harz seife anzeigt, dass das Harz völlig in der Seife aufgelöst ist. Da der weisse Leim in seinen leimenden Eigenschaften den braunen bei weitem über trifft, seine Darstellung weniger kostet, man zu einer guten Leimung mit weissem Leim nur die Hälfte des Harzes braucht, welches zur Leimung mit braunem Leime nothwen dig ist, sodann noch bedeutend weniger Alaun zur Fällung bedarf und die Wirkung dieses Leimes so zu sagen eine nie ver sagende ist, so erscheint die Anwendung des weissen Leimes dringend geboten. Einige Uebelstände jedoch bringt der weisse Leim auch mit sieh. Es ist bei seiner An wendung nicht zu vermeiden, dass Theile des suspendirten Harzes sich an den Wan dungen der Gefässe niederschlagen; wir finden deshalb alle Gefässe, in denen weis ¬ ser Leim sich befindet, mit freiem Harz überkleidet. Hierdurch ist nun allerdings die Gefahr vorhanden, dass solche gröbere ausgeschiedene Harztheile in das Papier gelangen und dort als Harzflecken erschei nen. Durch peinliche Reinlichkeit und Auf merksamkeit wird diese Gefahr leicht ver mieden werden können, besonders bei noch maligem Filtriren des Leimes durch Beu teltuch, ehe er in den Holländer gegeben wird. Wir werden uns nun mit der Fällung des Harzleimes zu beschäftigen haben. Die Wirkung der Thonerdesalze bei der Fällung des Harzleimes habe ich dahin erklärt, dass dieselben lediglich als freie Säuren wirken. Das harzsaure Natron wird durch schwefel saure Thonerde im Ueberschuss zersetzt in freies Harz, basisches Thonerdesalz und schwefelsaures Natron. Es muss weiterhin so viel Thonerdesalz zugesetzt werden, um die natürliche Alkalinität des Wassers des Papierbreies aufzuheben, und zwar sowohl des schon im Holländer enthaltenen, als auch der auf der Maschine zufliessenden Wassermengen. Die Alkalinität des Wassers ist meistenthells bedingt durch einen Gehalt an gelöstem kohlensaurem Kalk; derselbe setzt sich ebenfalls mit der schwefelsauren Thonerde um in schwefelsauren Kalk und basisch schwefelsaure Thonerde. Die beizufügende Menge schwefelsaurer Thonerde wird sich deshalb richten nach der Menge des beim Auflösen des Harzes verwendeten Alkalis, oder nach dem in der Harzseife noch vorhandenen Alkali, sofern die Lauge abgeschöpft wurde, ferner nach der Alkalinität des Wassers und dem Grade der Verdünnung des Gangzeuges auf der Maschine. Die anzuwendende Menge Thonerdesalz lässt sich durch Rechnung nur schwer, leicht dagegen durch den Versuch bestimmen. Die Menge ist zu gering bemessen, wenn das von dem Siebe der Papiermaschine ablau fende Wasser noch alkalisch oder neutral ist; es muss so viel des Salzes zugesetzt werden, um das Wasser schwach sauer reagirend zu machen. Darstellung, Eigenschaften und chemischer Werth der verschiedenen Präparate, welche schwefelsaure Thonerde enthalten, sind in den neueren Handbüchern über Papierfabri kation ausführlich und sachgemäss behan delt, und brauche ich deshalb hier nicht näher darauf einzugehen.*) Setzt mau zu weissem Leim so lange Alaun zu, bis in der Mutterlauge kein freies Harz mehr nachweisbar ist, sondern ein schwacher Gehalt an Thonerde auftritt, so ist neben dem suspendirten freien Harze hauptsächlich harzsaure Thonerde vorhan den. Man bedarf hier nach einem von mir ausgeführten Versuche zur Fällung von lOOTh. Harz als weissen Leim 33,3 Th. Alaun. Die Reaction findet nach folgender Gleichung statt: 6C20H290, Na+Al 2 (SO 4 ) 3 = (C 2( , H29 O2)6Al2 + 3Na. 2 SO 4 . Wir brauchen also auf 6 Mol. Silvinsäure 1 Mol. Schwefelsäure Thonerde, oder 1 Mol. Alaun. Das Moleculargewicht der Silvinsäure ist 302, das der Schwefelsäuren Thonerde 342,<8, *) Vgl. das oben citirt Werk von Dr. L. Müller, ferner (Jarl Hofnutnn: Praktisches Hand buch der Papierfabrikation. (Berlin 1875. Julius Springer.) s d ii e I z I s r V