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738 PAPIER-ZEITUNG. Ne 45 Die Deutsche Reichsstempelsteuer auf Spielkarten. Im Bundesrath glaubt mau, dass die Aus schüsse, denen die Steuervorschläge der Stempelsteuer-Kommission zur Berichterstat tung überwiesen worden sind, die Annahme derselben empfehlen werden. Angesichts der finanziellen Lage des Reiches wie der Einzel staaten werden sie sich nicht bedenken, Steuervorschläge, die weder grosse prinzi pielle Streitfragen anregen, noch in das Steuer system der Einzelstaaten irgendwie störend oder hindernd eingreifen, gleichwohl aber eine Einnahme von 20 Millionen Mark in Aussicht stellen, zu befürworten. — Der Gesetzentwurf wegen Einführung einer Reichs stempelsteuer von Spielkarten erhöht die Sätze von 80 bezw. 30 Pf. auf 1 Mark bezw. 50 Pf. Die Erhöhung wird nur in so weit ausge glichen, als jedes Spiel von weniger als 36 Karten den niedrigen Satz bezahlen soll, während bisher jedes Spiel von mehr als 32 Karten 80 Pf. Stempel bezahlen muss. Im Uebrigen sind die Grundsätze des preussi schen Gesetzes unverändert geblieben. Da gegen ist in dem Börsensteuergesetz der Stempelsatz erheblich ermässigt im Vergleich zu der letzten Bundesraths-Vorlage. Herl. Tcufebl. Achsdampfpfeife. Von G. B. Nachdruck verboten. Es kann unter Umständen sehr gefährlich werden, wenn durch vermehrte Reibung die Die Achsdampf- dahin übergehen könne, pfeife besteht demgemäss aus dem kleinen Blechge fäss a, welches eine platte Hinterwand und heraus ragende Lappen hat, mit telst deren es möglichst nahe und anschmiegend an das Metall des Achslagers angeschraubt werden kann. Das Ventil welches sich bei genügender Aether- dampfspannung nach aussen öffnet, schliesst für gewöhnlich den Aether von der freien Luft ab und verhindert so dessen ganz zwecklose Verdunstung. Durch Ventil b kann der Aetherdampf in den kleinen Hohl raum c gelangen, welcher bei d in eine rotirenden Achsen und deren Lager sich erhitzen. Man hat bisher nicht den Versuch gemacht, durch eine geeignete einfache Vor richtung eine eintretende Erhitzung der Achsen zur Anmeldung zu bringen und da durch auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Die .Achsdampfpfeife“ hat nun den Zweck, dies letztere zu thun und sobald die Er hitzung eine gewisse Höhe erreicht hat, eine Pfeife ertönen zu lassen. Sie lässt sich leicht auch nachträglich an Achslagern an bringen und beruht auf dem Princip, dass Schwefeläther bereits bei 28° R. siedet und Dämpfe entwickelt, welche also auf geeignete Weise zum Ertönenlassen einer Pfeife be nutzt werden können. Es ist nun selbst verständlich, dass das kleine Behältniss, welches den Aether aufnehmen und aus dem er alsdann bei beginnender Erhitzung ver dampfen soll, dem betreffenden Achslager möglichst nahe und anschmiegend angebracht sein muss, damit die Wärme unvermindert Pfeife von gewöhnlicher Art oder eine Glocken pfeife, oder in eine mechanische Vorrichtung überhaupt zum Allarmschlagen übergeht. Ist nun dieser kleine Apparat richtig mit Schwefeläther gefüllt und im Uebrigen vor gerichtet, so verhält er sich, wenn die Achsen und Achslager sich kühl erhalten, gänzlich ruhig und indifferent; erwärmen sich dieselben jedoch bedeutend durch Rei bungen und gelangt in Folge dessen auch Wärme zu dem Aether, so beginnt dieser zu verdampfen, öffnet bei erreichter genügen der Spannung das Ventil b und gelangt als dann in die Pfeifröhre d, von wo er tönend ins Freie geht und damit die Aufmerksamkeit auf das nicht in Ordnung befindliche Achs lager lenkt. Ausserdem wird aber auch durch die Verdampfung des Aethers eine bedeutende Menge Wärme gebunden und dadurch dem Achslager entzogen, dieses also vorerst und zunächst wlbstthätig tjekühlt. Abgesehen von der sogenannten Achsdampf pfeife als Alarmapparat hat dieselbe gerade als selbstthätige Kühlvorrichtung einen be deutenden Werth. Ein neues Lichtpausverfahren. Schon lange ist dem Techniker die Man gelhaftigkeit des seitherigen Verfahrens zum Copiren von Zeichnungen durch Pausen fühlbar gewesen, namentlich aber dann, wenn es sich darum handelte, mehrere Copieen von derselben Zeichnung zu erhalten, und sind in Folge dessen in den letzten Jahren die Bemühungen vielfach darauf gerichtet ge- wesen, eine weniger zeitraubende und darum minder kostspielige Methode zur Verviel fältigung von Zeichnungen zu finden, durch welche zugleich möglichst vollständige Re sultate erzielt würden. Indessen hat auch das in neuester Zeit aufgetretene, vielfach besprochene Lichtpausverfahren die berech tigten Anforderungen nicht befriedigt und sich mithin nicht, wie man gehofft hatte, in den technischen Bureaux einbürgern können. Ein um so lebhafteres Interesse brachten wir daher einer, seit kurzem be kannt gewordenen Vervollkommnung des Lichtpausprocesses entgegen, die sich be sonders dadurch von den älteren Verfahrungs- arten unterscheidet, dass mittelst derselben direct positive Copieen, und zwar ausschliess lich auf trockenem Wege, erzeugt werden können. Nachdem wir jeden bisherigen Fortschritt auf diesem Gebiete, wie den Romain Talbot’schen Lichtpausprocess, einer aufmerksamen Prüfung unterzogen, musste uns daran gelegen sein, auch über den Werth dieser Leistung im Vergleich mit den frühe ren uns ein selbstständiges Urtheil zu bilden, und setzten wir uns deshalb mit dem Er finder der neuen Methode, Herrn Architekt undFortifications-BauführerLother zu Torgau in Verbindung. Die von demselben in un serem Redactions-Bureau angestellten Ver suche waren vom besten Erfolge begleitet und geben uns heute Veranlassung, im Folgenden unseren Lesern Näheres über diesen Gegenstand zu berichten. Herr Löther benutzt zwei Flüssigkeiten. Mit der einen wird im Dunkeln mittelst eines Schwammes das Papier bestrichen, auf welchem die Lichtpause erscheinen soll. Nach gehöriger Trocknung wird die zu pausende Zeichnung auf das Papier gelegt, die erstere mit einer Glastafel bedeckt und das Ganze, behufs glatten Anpressens des Papieres an das Glas, in einen Rahmen ein gespannt. Jetzt wird die Zeichnung dem Lichte während einer Zeit ausgesetzt, die durch einen von Herrn Löther construirten, ihm patentirten Messapparat (Lichtmesser) genau bestimmt wird. Danach wird die Lichtpause innerhalb eiues umgestülpten | Kastens (etwa einer Tischschublade) ungefähr 10 Minuten lang den trocknen Dämpfen der auf Papierläppchen gestrichenen zweiten Flüssigkeit ausgesetzt, um schliesslich die ! Originalzeichnung in dunklen Linien auf hellem Grunde und im positiven Bilde, welches in Luft und Licht unveränderlich bleibt, wiederzugeben. Die Originalzeichnungen können auf Pa pier von der Dicke der Whatman-Bogen ausgeführt sein, ohne dass dadurch die Güte der Pause beeinträchtigt würde. Für die : Lichtpause ist gut geleimtes Papier oder Leinwand zu verwenden. Wenn die nach diesem Verfahren herge stellten Pausen auch keinen Anspruch auf grosse Schönheit machen, so sind sie doch für den Zweck, welchem sie gewöhnlich zu dienen haben, vollständig ausreichend. Ein besonderer Vortheil ist der Umstand, dass durch keinerlei Abwaschung oder Fixiruug die Maasse der Zeichnung verändert werden. Ausserdem sind, wie folgende Zahlen zeigen, die Herstellungskosten von Lichtpausen in der beschriebenen Weise bedeutend niedriger als in irgend einer anderen bekannten. Die Flüssigkeit zur Präparirung von 1 □m. Papier nach Löther’s Verfahren kostet 0,10 Mk.; der Preis für das Liter dieser Flüssig keit, für 40 □in. Papier ausreichend, sowie der einer hinreichenden Menge Räucher- Essenz nebst Gebrauchsanweisung ist 7 Mk. Talbot's lichtempfindliches Papier kostet pro Dm. 4 Mk.; Borain’s desgl. (Eisen papier) kostet pro •m. 0,35 bis 0,40 Mk. Alsdann ist bei Talbot und Borain auch noch die Herstellung eines Negativs, sowie eine Waschung oder eine Fixiruug nothwendig. Der praktische Maschinen-Constructeur. Verwerthung von Strassenkehricht. Nach den Versuchen Parnetti's in Flo renz und Paris enthält der Staub der Fahr wege 35 vom Hundert an Eisen, welches die Hufeisen der Pferde an das Pflaster abgeben. In dem Staub der Gehwege findet derselbe Chemiker 30 bis 40 vom Hundert guten Leim. Er wählte und behandelte abgeson dert während zwei Monaten den Staub der Gehwege des Boulevard des Italiens und er hielt stets 30 vom Hundert guten durch sichtigen Leims, der dem Belfaster nicht nachsteht. Er untersucht jetzt den Staub, der durch Abnutzung der Hufeisen in Lombard Street, Cornhill, Cheapside und anderen Haupt strassen Londons entsteht und will seine Entdeckungen einer Aktiengesellschaft zur Verfügung stellen. Dieselbe soll mittelst Hohöfen an den Ufern der Themse das ver lorene Eisen wiedergewinnen und man glaubt dass mit entsprechenden Anlagen mehr Leim daraus zu erhalten wäre als ganz Loudon verbraucht.