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734 PAPIER-ZEITUNG. Stahlfeder- und Federhalter- Fabrikation. Fortsetzung aus No. 42. Nachdem die Federn jetzt in die halbrunde Form gebogen sind, handelt es sich darum, sie mit dem Spalt zu versehen. Wer noch mit Federkielen geschrieben hat, wird sich entsinnen, wie wichtig und auch wie schwierig es ist, eine tadellose Spalte dariu anzu bringen. Auch bei der metallenen Feder ist dies der wichtigste und schwierigste Theil der Fabrikation. Um den Spalt in die Feder zu schneiden, muss der zum Zweck des Biegens weich geglühte Stahl wieder erhärtet werden. Dies geschieht, wie früher erwähnt, in demselben Ofen, der vorher zum Ausglühen diente. In jeden der 8 bis 10 gusseisernen Härtekasten kommen etwa 10 Pfund Federn, bleiben an Seifensieder verkauft. Nachdem die Federn dann getrocknet sind, werden sie zum Tempern nach oben gebracht. Beim Schneiden, Lochen, Stempeln, Spal ten werden die Messer und Stempel stets etwas geölt und geben Spuren von Fett an I die Federn ab. Um sie von diesem Fett zu befreien, werden sie nach jeder dieser Verrichtungen, wie nach dem Kochen in Pottasche und nach dem Säuern und Waschen mit Sägemehl gescheuert. Zu diesem Zweck befinden sich in den Kellerräumen viele Reihen cylindrischer Blech-Trommeln von etwa 60' Cm. Durchmesser und 22 Cm. Tiefe, die innen mit etwa 6 Cm. langen ; Stiften besetzt sind. Diese Trommeln drehen sich fortwährend mit etwa 50 Umdrehungen in der Minute und die Stifte sorgen dafür, dass die Federn dabei gehörig herumgewor- I fen werden. Die Federn werden in Blechschüsseln Bleche)linder, worin die Federn getempert werden, soll späterhin bei Gelegenheit des Anlassens in Abbildung gezeigt werden. Er wird wie eine Kaffeetrommel von Hand über Feuer gedreht, und der beobachtende Arbeiter erkennt an der Veränderung der Farbe, wann die Federn die erforderliche Elasticität wieder erlangt haben. Er kann zu diesem Zwecke Federn mit einem eiser nen Löffel herausnehmen oder sie nur vom offenen Ende aus beobachten, jedenfalls aber muss er grosse Erfahrung besitzen, um stets den richtigen Zeitpunkt zu treffen. Hierbei überziehen sich die Federn mit Oxydul und Schmutz und müssen, ehe sie in den Schleifsaal gelangen, in verdünnte Schwefelsäure getaucht und wie oben be schrieben, mit Sägemehl gescheuert werden. Wenn man eine Stahlfeder auf der Rück seite untersucht, bemerkt man, dass sic oberhalb der Spitze geschliffen ist und zwar etwa 20 Minuten lang bis zur Rothglühhitze in dem stark geheizten Ofen, werden dann herausgenommen und in kaltes raffinirtes Rüböl geworfen. Bei der Berührung mit dem Oel brennt eine Flamme auf, die rasch wieder erlöscht. Der Behälter, in dem dies geschieht, ist durchlöchert und sitzt in einem anderen Behälter, der das Oel auf nimmt, wenn man den ersteren emporhebt. Auch die Blechkasten, welche die Federn nachher aufnehmen, sind durchlöchert, so dass das Oel in darunter stehende flache Tröge abfliessen und wieder verwendet wer den kann. Zur gänzlichen Befreiung von anhängen- dem Fett kommen die Federn dann in eineu Kochtopf, wo sie in russischer Pottasche mit Dampf gekocht werden, der durch viele Oeffnungen eines Schlangenrohrs eintritt. Die Seifenlauge, welche sich dabei bildet, schwimmt obenauf, wird abgenommen und nach dem Scheuerraum gebracht, dort so fort mit Sägemehl bedecktjund kommen mit diesem in die Trommeln, wo sie, nach Bedarf, G bis 10 Stunden und länger ver bleiben. Das hierbei verbrauchte Sägemehl stammt von der in der gleichen Fabrik be triebenen Fabrikation von Federhaltern. Das den Federn anhängende Fett wird von dem Sägemehl aufgesaugt, und die fort währende Reibung aneinander an den Wän den und mit anderen eingemengten reiben den Stoffen bewirkt, dass sie frei von jedem Rost oder anderem Ansatz, sowie blank ge scheuert herauskommen. Der Inhalt der Trommeln wird auf eiserne Drahtsiebe ge leert, deren Maschen so eng sind, dass nur Holzspähne, aber keine Federn durchkönnen. Ein Arbeiter schüttelt dieselben nur wenige Minuten auf zwei Stangen hin und her. bis die Spähne sämmtlich durchgefallen sind. Der cylindrische, an einem Ende offene wird man einige Sorten in einer, andere nach zwei Richtungen abgeschliffen finden. Dies Schleifen hat denselben Zweck, den das Abschaben der Gänsefeder auf der Rückseite oberhalb der Spitze hatte; der Theil des Metalls unmittelbar über der Spitze wird dadurch dünner und biegsamer, so dass die Spitze selbst Elasticität erhält und dem Druck der schreibenden Hand etwas folgt. Das Schleifen erfolgt mit Schmirgelscheiben, auf welche die Federn theils von Hand, theils mit kleinen Zangen gehalten werden. Aus beistehender Abbildung des Schleifsaals ist ersichtlich, dass die Scheiben von Riemen getrieben werden. Sie sind von Holz und haben eine aufgenagelte Lederbekleidung, auf welche eine Masse von Leim und Schmir gel gestrichen ist. Diese Masse wird so hart, dass beim Schleifen fortwährend Funken sprühen und hat dabei den Vortheil, dass sie jederzeit leicht erneut werden kann.