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722 PAPIER-ZEITUNG. Winke für junge Papiermaschinen-Führer. Im Papertrade-Journal giebt ein „alter Papiermacher“ eine Reihe von Rathschlägen, denen wir Folgende entnehmen: Aufziehen und Ingangsetzen eines neuen Metalltuchs. Wenn das Metalltuch eingelegt ist und alle Walzen gelagert sind, lasse man es von Hand 3 mal umläuten, lege dann die obere Gautschwalze und die Spannwalze ein und strecke das Sieb nach bestem Ermessen, beobachte aber stets die Naht. Wenn sie auf einer Seite vorläuft, spanne man das Metalltuch auf dieser Seite stärker, bis sie wieder eine gerade Linie bildet. Wenn das Metalltuch trotz bester Stellung der Leitwalzen fortwährend nach einer Seite hinüber läuft, so setze man die obere Gautschwalze auf der entgegengesetz ten Seite um 2 bis 3 Millim: zurück, d. h. man rücke sie auf dieser Seite gegen die Brustwalze und Knotenfänger hin. Wenn inan nicht so führt, dass die Naht gerade bleibt, wird das Metalltuch Falten werfen. Mit jedem neuen Metalltuch sollte auch der untern Gautschwalze ein neuer Filz- schlauch aufgezogen werden. Hier ist es nöthig, tüchtig aufzupassen und die Hände nicht in die Taschen zu stecken. Wie man das Metalltuch reinigt. Mau hebe den Schaber der obem Gautschwalze etwas ab und giesse 2 Becken voll ver dünnter Schwefelsäure über die Walze, nach dem vorher aller Wasserzufluss zum Metall tuch abgesperrt war. Dann reibe man das Metalltuch gründlich mit einer Bürste über dem Saugkasten und setze die Maschine ohne Aufenthalt in Gang, da das Metall tuch sonst nothleiden könnte. Wenn stark geleimtes Papier fabricirt wird, sollten die Ränder des Metalltuches wenigstens einmal im Tag mit heissem Wasser gebürstet wer den. (Wir können die Anwendung von Schwefelsäure nur ausnahmsweise gutheis sen, und auch das Bürsten von Hand ist bedenklich. Wir empfehlen statt dessen Carl Hofmanns, in Amerika patentirte cy- lindrische Bürste, die unter den Rücklauf gegen das Sieb gelegt und, so oft es nöthig ist, mit Riemen getrieben wird. Falls das Sieb mit Fettstoffen versetzt ist, löse man dieselben erst auf, indem man Benzin oder Erdöl auf die Gautschwalze giesst und da mit umlaufen lässt. — Die Red.) Reinigung der Siebwalze. Man bürste sie zuerst mit sehr verdünnter Schwefel säure, giesse dann heisse Sodalösung da rüber und bürste tüchtig mit Wasser. Um gute Ränder zu erhalten, muss das Sieb bei der Arbeit gut gespannt sein. Mau setze die Deckelriemen an dem Ende nächst den Gautschwalzen etwas einwärts, d. i. enger zusammen, und sorge dafür, dass zwischen den Deckelriemen und ihrem Ge stelle ein Raum von 2 bis 3 Millim. frei bleibt. Die unter der Siebwalze (egoutteur) liegende Tragwalze sollte nicht senkrecht unter der Achse der Siebwalze, sondern 12 bis 18 Mm. seitwärts davon liegen. Da durch erhält man gutes Papier und ver hindert, dass es an der Siebwalze hängen bleibt. Wenn man geripptes Papier oder Wasserzeichen anfertigen will, muss die Tragwalze mehr direct unter der Siebwalze liegen und die Saugkasten müssen, je nach j der Art des Zeuges, mehr oder weniger 1 leisten. Um das Zerdrücken oder wurmartige Rollen des Papiers in der Gautschpresse ! zu verhindern, spanne man das Sieb etwas stärker, setze die obere Gautschwalze etWa 12 Mm. zurück, rücke die Leitwalze näher zu der oberen Gautsch walze, vermindere den Hebeldruck, entziehe dem Papier mit den Saugkasten so viel Wasser als möglich, setze den Schaber dicht gegen die Walze und halte die Gautschwalzen rein. Beim j Aufziehen eines neuen Schlauches auf die untere Walze, kehre man die innere Seite nach aussen und wenn dies nicht genügt, mache mau es mit der oberen Gautschwalze ebenso. In die Gautsch walzen sollten zwei Reihen Löcher von etwa 5 Mm. Durchmes ser und in Abständen von 300 Mm. ge bohrt sein. Die Schürze oder das Siebleder sollte etwa 40 Mm. von der ersten Schleusse ent fernt bleiben. Die untere Kante der ersten Schleusse sollte genau wagerecht sein, die der zweiten kann an den Enden etwas ab- | gerundet werden, damit das Papier starke Ränder erhält. Flecken im Metalltuch zeigen sich, wenn man einen Bogen weisses Papier da- | runter hält. Um Luftblasen unter dem Papier vor dessen Eintritt in die Nasspresse zu ver- j hindern, belaste man die Presse stärker, spanne den Filz, vermindere den Gewichts druck auf die Gautschwalzen, lasse etwas langsamer laufen, nehme die unmittelbar vor der Feuchtpresse liegende Walze weg und lege dafür etwa 50 Mm. von der ersten Filzwalze eine Walze auf den Filz. Um das Kräuseln auf dickem Papier | zu vermeiden, sollte das Sieb stets etwas langsamer laufen als der Nassfilz. Eine auf dem Filz laufende Walze wird Hilfe brin gen; wenn das Mittel aber nicht genügt, läuft das Sieb noch immer zu rasch. Die vor der Nasspresse liegende Walze nehme man weg. Das Ankleben des Papiers an die j obere Presswalze lässt sich beseitigen, indem man die Nasspresse weniger, die Gautschpresse mehr mit Gewicht belastet und den Filz rein hält. Man halte darauf, j । dass die Haare des Filzes beim Aufziehen । und während des Ganges glatt liegen. Der Nassfilz wird am leichtesten offen und klar gehalten, wenn man Winkelwal- [ zen von 65 Mm. Durchmesser darunter legt. | Der Winkel besteht aus zwei Walzen, die I so auf einer Planke gelagert sind, dass sie | in der Mitte, wo sie zusammen treffen, für eine Maschine von M. 1,80 Breite, z. B. um 150 Mm. gegen die Enden vorstehen. Die inneren Zapfen der Walzen sollten 15 Mm., die äusseren aber 30 Mm. Durchmesser haben. Faltenwerfen des Nassfilzes. So lange ! der in dem Filze befindliche blaue Streifen seine ursprüngliche gerade Richtung behält, läuft der Filz richtig. Wenn der Streifen sich in der Mitte nach vorwärts ausbiegt, wirft der Filz nach beiden Seiten Falten, weil alsdann eine oder mehrere Tragwalzen i (aus Holz) in der Mitte aufgeschwollen sind. Dies kommt daher, dass das Holz an den Enden trocken ist, aber in der Mitte nass I bleibt. Um den Misstand zu verhindern, binde man um die Emlen von zwei oder drei Filzwalzen ein Stück dünnes Baum- wollzeug von 200 Mm. Breite. Das Mitte) wirkt besser als Spiral walzen; der Filz bleibt offen und läuft richtiger. Wenn die Filzwalzen in der Mitte an schwellen, müssen sie abgedreht werden und zwar in der Mitte mehr als an den Enden. (Besser ist es, sie durch metallene zu ersetzen. Die Red.) Damit die Ränder des Filzes nicht ein geschnitten werden, halte man sie nass. Gerade Falten werden von dem an den En den der Walzen aufgewickelten Baumwoll stoff wieder glatt gelegt. Um die Filzfalten zu beseitigen, beachte man den blauen Strich. Die Seite, welche am lockersten aussieht, ist am stärksten gespannt und der blaue Strich wird dort Zurückbleiben. Die Seite, die voreilt, muss zurückgebracht werden, indem man den Filz dort spannt oder indem man ihn auf der anderen Seite lockert. Wenn der Filz schon eine schlimme Falte hat, ehe mau es bemerkt, nehme mau sofort die Gewichte ab und stelle die Presse still. Die Filzwalze vor und zunächst der Nass presse sollte so dicht an diese gelegt wer den, als möglich, damit die Filze rein blei ben und ihre Ränder nicht nothleiden. Die Oberlinie der vorherstehenden Filzwalzen sollte 70 und 120 Mm. tiefer als die Ober linie der unteren Presswalze liegen. Wenn der kurze zweite Nassfilz schlaff wird, wirft er Falten, er muss gespannt erhalten werden. Beseitigung von Fehlern im Papier. Wenn das Papier an den Seiten runzlig aussieht und nicht glatt trocknen will, spanne man den Trockenfilz besser an. Wenn das Papier zu trocken ist, wird es runzlig vom letzten Trockencylinder kom men; wenn es nass ist, wird es glatt aus sehen und dampfen. Wenn das Papier mehrmals bricht, be trachte man den Bruch, um zu finden, wo durch er verursacht ist. Wenn er von einer schlechten (verstopften) Stelle im Filz herrührt, wird der Bruch zerdrückt aussehen. Das Reissen kann auch daher kommen, dass die Naht des Metalltuchs verstopft ist, dass das Sieb einen Riss hat, dass Tropfen von deu Deckelriemen fallen, dass das Me talltuch Flecken hat oder dass seine Säume beschädigt sind. Die Enden der Gautschwalze müssen rein gehalten werden, weil das Papier sonst in der Nasspresse oder in den Calandern reisst. Wenn die Filzschläuche die Haare zu sehr verlieren und nicht mehr gautschen, wickle man auf 150 Mm. Breite 125 Mm. breiten sehr dünnen Flanell um die Enden. Wenn das Metalltuch eine Beule erhält, spanne mau es etwas stärker, vermindere den Gewichtsdruck auf die Gautschwalze, ziehe mit den Saugkasten so viel Wasser ab als möglich und wasche die beiden Gautschwalzen an der Stelle, wo sich die Beule befindet. Damit der Abschnitt breiter werde, spanne man den Trockenfilz stärker. Bei all diesen Vorkommnissen muss man nach eigenem, durch Erfahrung gereiftem Urtheil handeln. Vorstehendes kann nur „Winke“ geben.