Volltext Seite (XML)
IUIIII Zähigkeit, er j Der als Rohstoff dienende ausserordentlicher Härte und Da die Fabrik schon seit 22 Jahren be steht und äusser der in Boulogne nur in | England noch 8 Mitbewerber um die Kund- । schäft der schreibenden Welt besitzt, so frägt man sich unwillkürlich, wie es denn kommt, dass keine weiteren derartigen An lagen in Deutschland errichtet wurden. Es lässt sich dadurch erklären, dass bei dem jetzigen Zollschutz das grosse erforderliche Kapital, das Wagniss, die Schwierigkeiten und Mühen der Fabrikation in keinem rich- j tigen Verhältniss zu dem zu erzielenden I Gewinne stehen. Dass Herr Blanckertz, der Inhaber der Firma, keine Wettbewerbung fürchtet, erhellt am besten aus der. Bereit- : Willigkeit, mit der uns die Besichtigung der Fabrik gestattet und jede gewünschte Aus kunft ertheilt wurde. Wir wollen unsern Lesern die höchst interessante Fabrikation beschreiben und, soweit als möglich, auch bildlich vorführen. Stahl ist von I Stahlfeder- und Federhalter- Fabrikation. Dieser Fabrikationszweig ist englischen Ursprungs und wird auch heute noch in England in einer Ausdehnung betrieben, welche die gesammte Erzeugung aller ande ren Länder weit übertrifft. Wo sich ein solcher Industrie-Zweig einmal eingenistet hat, bilden sich auch die Hilfszweige und Arbeitskräfte zur grössten Vollkommenheit aus und der ursprüngliche Sitz bleibt da durch trotz etwaiger anderer Nachtheile gewöhnlich an der Spitze. Wenn solchem Vorsprung gegenüber die betr. Fabrikation nicht durch Zölle geschützt wird, ist es kaum möglich, dass sie sich lebenskräftig entwickelt, und die Männer, welche es dennoch versuchen, verdienen die Unterstützung ihrer Landsleute in vollstem Maasse. Wir haben zwar in Deutschland seit lange schon einen Schutzzoll von 12 Mark auf 50 Kilo Stahlfedern, doch war derselbe bis vor Kurzem ziemlich werthlos, da der zu Federn geeig nete Stahl von Birmingham be zogen wird und gleichfalls einen hohen Eingangs zoll bezalte. Seit dem derEingangs- zoll auf Stahl ge fallen ist, während der auf Federn noch besteht, ha ben sich die Ver hältnisse für die Stahlfedernfabri kation in Deutsch land günstiger ge staltet. Die F abriken haben sich in England auf die sem Gebiete, wie auf jedem andern, in den letzten Jahren unmässig vermehrt und lie fern mehr als ver- weissglühend, dann hört man mit dem Feuern auf, hält aber den Ofen geschlossen und lässt über Nacht langsam ausgehen und ab kühlen. Das ganze Verfahren vom Einsetzen bis zum Herausnahmen nimmt 24 Stunden in Anspruch. •— Jetzt ist der Stahl wohl etwas erweicht und auch theilweise von Schmutz befreit, der Rost aber noch nicht völlig davon entfernt. Um die Streifen auch hiervon zu befreien, werden sie in Abständen von etwa I Centim. in hölzerne Rahmen gesteckt und über Nacht in concentrirte englische Schwefelsäure gelegt. Die Bottiche, worin dies geschieht, bestehen aus glasirtem Thon und sind aus einem Stück gebrannt. Zum Schutz gegen Verletzung von aussen ist ihnen eine starke Holzverkleidung ge geben. Man hatte früher viele Versuche mit Gefässen aus Chamotte, Steingut etc. ge macht — aber alles wurde von der Säure zerfressen. Am nächsten Morgen werden die Rahmen herausgenommen, die Bleche abgewaschen und zu den Walzwerken gebracht. Diese bestehen aus 4 Paar Hart gusswalzen von ungefähr 30 Cent. Breite, deren jedes selbstständig ge trieben wird und viel Triebkraft be ansprucht. Aus beistehender Ab- bildung eines Paa res ist ersichtlich, dass die Bleche von Hand durch geführt werden; sie gehen ein- oder mehrmal durch jedes der vier Walzenpaare, nehmen dabei in Breite nur wenig zu, dehnen sich aber zu grosser Länge aus. Der Werkmeister prüft mit einer Mikro- meterschraube, ob das Blech auf die gewünschte Stärke gebracht braucht werden kann. Es ist daher nicht zu verwundern, dass kürzlich zwei Stahl feder-Fabriken in Birmingham in Schwierig keiten gerathen sein sollen. In Boulogne in Frankreich entstand schon vor 25 Jahren eine Stahlfeder-Fabrik, die einige Bedeutung erlangt hat, in Deutschland ist dieser Industrie-Zweig allein durch die hiesige Fabrik der Herren Heintze & Blanckertz vertreten. Es interessirte uns, zu hören, auf welche Weise die Fabrik sich zu ihrer heutigen Ausdehnung entwickelte, und wir ha ben darüber Folgendes in Erfahrung gebracht: Zuerst wurden nur Stahlfedernhalter angefertigt, allmälig fing man an, theil weise fertige Federn von England zu be ziehen und hier zu vollenden und ging in gleicher Weise schrittweise vorwärts, so bald man die Arbeitskräfte auf die neuen Verrichtungen eingeübt hatte, bis England nur noch die rohen Stahlbleche zu liefern hatte. Sogar der englische Werkführer, der s. Z. Alles einrichtete und anordnete, wäre längst schon entbehrlich. | wird, wie schon bemerkt, aus Birmingham ■ bezogen, und zwar in Tafeln von etwa 5 Fuss Länge und 1/2 Fuss Breite. Diese Täfeln werden parallel mit der schmalen Seite in Streifen geschnitten, die, je nach der Länge der daraus anzufertigenden Federn, eine Breite von 2 bis 41/2 Zoll erhalten. Die Schnitte werden mit einem auf einer Seite eines eisernen Tisches befestigten Messer ausgeführt, welches mit einer fest stehenden Schneide eine Scheere bildet. Ein Arbeiter führt das Messer und ein anderer schiebt das Blech vorwärts. Ehe man den Stahl weiter verarbeitet, muss er von anhaftendem Schmutz und Rost befreit und auch etwas erweicht werden. Dies geschieht zunächst durch das sogenannte „Ein setzen“, d. h. indem man den Stahl erst bis zum Weissglühen erhitzt und dann lang sam abkühlen lässt. Die Streifen werden zu diesem Zweck, 40 Kilo auf einmal, in einen gusseisernen Kasten gelegt und 6 solcher Kasten kommen zusammen in den Ofen. In 4 Stunden sind Kasten und Inhalt ist und lässt es so lange durchführen, bis es die vorgeschriebene Dicke hat. Von dem Oel, welches beim Walzen auf die Bleche gestrichen wird, bleibt stets etwas daran haften und muss entfernt werden, ehe man den Stahl weiter verarbeitet. Die aus gewalzten Streifen werden desshalb in einen Trog mit Sägmehl gelegt, welches das Oel aufsaugt. Nachdem-dann die Streifen mit Putzlumpen völlig gereinigt sind, werden sie in den für die betr. Stärke bestimmten Vorrathskasten gelegt und von da nach Bedarf zum Aus schneiden der Federn entnommen. (Fortsetzung folgt.) Schmerz verleiht dem Vergnügen Reiz und lehrt uns die Gesundheit schätzen. Wenn sich Dir weder Geschäft noch Zer streuung bietet, kannst Du die Gesellschaft alter ehrbarer Herren in ledernen Einbän den geniessen, die Dir im Studirzimmer vor zügliche Unterhaltung gewähren.