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526 N 33 PAPIER-ZEITUNG. nach oben befördert. Die beiden Schrauben wege können etwa 600 Umschläge fassen, der Nieder- und Aufgang eines Umschlages nimmt etwa 10 Minuten in Anspruch und giebt dem Gummi genügende Zeit zum Trocknen. Die Raynor’sche Maschine gummirt und falzt 30,000 Umschläge im Tag, arbeitet vorzüglich und ohne Schwierigkeiten. Ein junges Mädchen genügt zur vollen Be dienung und Beaufsichtigung. Sie hat die Maschine nur mit ausgeschnittenem Papier zu versehen, die fertigen Umschläge am oberen Ende der Schraubengänge abzu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Gummibehälter stets gefüllt sind. Die Fabrik von Berlin & Jones 134 und 136 William Street in New-York besitzt auch eine Leistungsfähigkeit von einer Million Umschlägen im Tage und arbeitet Maschinen. Die Firma hat der Regierung einmal die gestempelten Umschläge für die Post ge liefert und fertigt für mehrere südamerika nische Staaten die gestempelten Post umschläge an. Sie besitzt auch das alleinige Recht, in der Stadt New-York Allens „auto matische Schnellpresse für Briefumschläge“ Allens Automatic Envelope Printing Press zu verwenden und hat deren mehrere in Gang. Diese Schnellpresse kann im Tag 60,000 gefaltete oder glatt liegende Um schläge drucken. Die Fabrik von Samuel Raynor & Co. 115 William Street in New-York soll im Stande sein, täglich eine Million Umschläge anzufertigen. Sie leistet dies mit eigenen Raynor’schen Maschinen, welche in Phila delphia mit der bronzenen Medaille gekrönt Briefumschläge (Couverts). Die Fabrikation von Briefumschlägen und besonders der zu ihrer Herstellung nöthigen Maschinen ist in Amerika zu grosser Voll kommenheit gediehen. Unsere Leser wer den desshalb mit Interesse folgende Mit- theilungen über die dortige Entwickelung dieser Industrie lesen, die wir einem län geren Aufsatze im American Stationer ent nehmen: Das Aussehen keines vielverwendeten Verbrauchsgegenstandes wird durch Ver wendung von Umschlägen mehr verbessert als das von Briefen. Obwohl Briefe zu den ältesten Mitteln gehören, deren mau sich zu gegenseitigen Mittheilungen bediente, bedurfte es Jahrhunderte zu dessen Ver vollkommnung. Liebesbriefe, obwohl zu allen Zeiten voll heftiger überschwänglicher Gefühlsäusserungen, müssen sehr plump ausgesehen haben, als man sie noch auf ein rauhes Blatt Papier schrieb und mit einem grossen Wachssiegel verschloss. Diese Art des Verschlusses war vor nicht sehr langer Zeit noch in Gebrauch, ist aber jetzt durch reizende Umschläge ver drängt. Briefumschläge wurden um’s Jahr 1830 in Frankreich erfunden und kamen schon vor 1839 dort und in England, wenn auch nicht in ausgedehntem Maassstabe, in Ge brauch. In diesem Jahre wurde in Gross britannien das System, wonach ein aus zwei besonderen Stücken Papier bestehen der Brief doppelte Beförderungstaxe kostete, durch eine Gewichtstaxe ersetzt. Das Zu sammenfalten und Siegeln der Briefe musste dann auch bald den Umschlägen weichen. Im Jahre 1841 war schon die Hälfte, und 1850 waren hundert aus 112 Briefen, welche die englische Post beförderte, mit Um schlägen versehen. Warren de la Rue und Edwin Hill liessen sich 1845 in England eine Maschine zur Anfertigung von Briefumschlägen patentiren und 1849 Verbesserungen dazu. Die Ma schine konnte nicht selbst einlegen, das Papier war vorher besonders geschnitten und die Klappe wurde von Hand gummirt.! Später wurden in England noch andere Maschinen erfunden und patentirt, aber keine von solcher Leistungsfähigkeit wie | die jetzigen amerikanischen. In England kamen Umschläge früher und rascher in Gebrauch als in den Vereinigten i Staaten, wo sie sich erst von 1847 an ver breiteten. Im Jahre 1850 kam Gummi' beim Verschliessen der Umschläge zur Ver- j Wendung und 1851 hörte man auf, Oblaten dabei zu benützen. Viele Jahre lang wurden I die Umschläge in Amerika ausschliesslich von Hand geschnitten, gefaltet, geklebt und der Gummi mit einem Pinsel auf die Klappe gestrichen. Dies Verfahren war sehr lang sam, und eine Person konnte je nach Form । und Grösse nicht mehr als 2000—3000 im Tag fertig bringen. Die erste Umschlag- [ Maschine wurde.I. K. Park und C. S. Watson i am 23. Januar 1849 patentirt, die zweite | Ezra Coleman aus Philadelphia am 26. April 1853. Von da an bis 1873 wurden 54 Pa- j tente auf solche Maschinen genommen, deren Aufzählung hier von zu geringem Interesse sein dürfte. George Reay’s Maschine wurde am 25. August 1863 und 29. Januar 1867 patentirt und verdrängte so ziemlich alle vorhergehenden. Sie war vielleicht bis 1871 die beste der verbreiteteren Maschinen, wurde auch in England und Schottland benützt und fand grossen Beifall. Die interessanteste Umschlag-Maschine । ist wohl die von Lockwood in Philadelphia, welche in der Weltausstellung so grosses Aufsehen erregte. Mehrere Erfinder und Patente haben Theil daran, sie schneidet die Umschläge aus Rollenpapier und liefert sie fertig gummirt und getrocknet ab. Da die Maschine in Nr. 22 des vorigen Jahr ganges ausführlich beschrieben ist, so können wir darauf verweisen. Einer Beschreibung der von dem kürzlich gestorbenen George II. Reay gegründeten Fabrik 77 John Street New-York, die unter derselben Firma fortgeführt wird, entnehmen wir folgende Angaben: Die Firma hat 30 verbesserte Reay’sche Falzmaschinen in Betrieb, über 600 sind jedoch in Amerika und Europa verbreitet. An allgemeiner Verwendbarkeit soll sie noch von keiner andern übetroffen sein. Jede der von der Firma benützten Maschinen, mit Ausnahme einer einzigen, hat eine Leistungsfähigkeit von 30,000 Umschlägen im Tag, und Alles ist so eingerichtet, dass jede Maschine nur von einem Mädchen bedient wird, welches überdies noch die Umschläge zusammen bindet und verpackt, wie sie von der Ma schine kommen. Die erwähnte eine Ma schine liefert 50,000 Umschläge im Tag; da es aber einer Person nicht möglich ist, eine solche Anzahl zu binden und zu packen, so kommt sie nur zur Verwendung, wenn die Umschläge in Päcken von etwa 500 gebunden werden sollen. Die Reay’schen Maschinen werden in zwei Grössen geliefert, für Umschläge von No. 6 und darunter zu 750 Dollar, für No. 6—13 zu 900 Dollar. Die Ersatzstücke kosten für die kleinere 150 und für die grössere zu amtlichen Umschlägen dienende Sorte 200 Dollar. Die Maschinen gummiren nicht selbst, aber ein Mädchen kann alle Umschläge für 2 Maschinen gummiren, und eine Schneide presse liefert genug zugeschnittenes Papier für 10 Falzmaschinen. Die von der Firma verwendete Schneidepresse kostet 550 Dollar und die Messer oder Schneideformen, welche man dazu braucht, kosten für die Grösse 6 und darunter 20 bis 25 Dollar, für die wurden. Die Maschine scheint nach wenigeu einfachen aber durchaus neuen Grundsätzen entworfen und gebaut zu sein. Alle ihre Theile sind stark und dauerhaft, sie läuft leicht, mit wenig oder keiner Reibung und arbeitet sehr genau. Die Umschläge werden zuerst auf die selbe Art wie Papierkragen ausgeschnitten, ehe man sie der Raynor’schen Maschine zuführen kann. Die zugeschnittenen Papiere werden der Aufnahmeplatte der Maschine in Päcken aufgelegt. Ueber dieser Platte befindet sich der Gummirer, ein Stempel, der sich auf einer Welle dreht und bei jedem Umgang von einer Speisewalze mit Gummilösung versehen wird. Der Stempel hat genau die Form der oberen Decke oder Klappe des Umschlags, kommt beim Nieder gang mit dem Rande desselben in Berührung und giebt Gummi an denselben ab. Un- ■ mittelbar danach kommt ein zweiter, senk recht über der Platte an einem in senk rechten Coulissen geführten Kreuzkopf be festigter Stempel, der picker, mit heftigem Schlage nieder und gummirt den Rand der unteren Decke. Der flache, beinahe 1/s Zoll breite Rand dieses Stempels fasst den Um schlag und löst ihn von dem darunter liegenden Pack ab, so dass er von klemmen den Theilen einer Führungseinrichtung ge fasst und fortgeleitet werden kann. Da bei gelangt er über eine Oeffnung, wird von einem Kolben auf die Pressplatte hinab gestossen und währenddem ringsum ge knickt, aber nicht zusammengelegt. Erst wenn der Kolben wieder zurückgegangen ist, kommen von den Seiten Falzvorrichtun gen, welche die beiden Seitenlappen und die untere Decke zusammenkleben, die Klappe aber unberührt lassen. Der Um schlag ist daun fertig bis auf das Trocknen des Gummis auf der Klappe. Dies ge schieht mittelst folgender Einrichtung, die einen günstigeren Eindruck macht als die vielen Räder der Lockwood’schen Maschine, weil sie sehr zusammengedrängt ist und wenig Raum einnimmt. Sobald die Falz vorrichtungen wieder zurückgegangen sind, wird nämlich der Umschlag von einer Spiral feder in einen Canal geschossen, von dem er zwischen vier senkrechte Schrauben von 3 Fuss Länge mit spiralförmigen Schrauben gängen gelangt. Die Umschläge gehen darin langsam nieder, werden am unteren Ende von einer hin- und hergehenden Platte in ein anderes System von vier solchen grösseren Formate 25 bis 35 Dollar das __ Stück. Mehrere andere New-Yorker Fa-1 Schrauben gebracht, welches sie von unten briken arbeiten gegenwärtig mit Reay’schen nach oben befördert. Dio beiden Schrouben