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482 PAPIER-ZEITUNG. N? 30 von 1876 21,098 Ztr. 7,033 „ dazu 28,131 „ 54,705 Ztr. als 58,686 218,227 56,095 weniger als 1874 und in 3 Quartalen haben sich denn auch heimischen Industrie in fluthung des deutschen schem Papier gezeigt. zum Schaden der ein einer wahrhaften Ueber- Marktes mit österreichi- 58,329 in dem Die Hoffnung, dass die Aufhebung des deut schen Lumpenausfuhrzolles auch andere Staaten zu gleichen Schritten veranlassen werde, hat sich hinsichtlich der vorzugsweise in Betracht kommen den Staaten: Russland, Oesterreich, Ungarn, Frankreich, nicht verwirklicht, wie denn auch keine Aussicht zu dieser Verwirklichung in irgend naher Zukunft vorhanden sein dürfte. Zu diesem höchst ungünstigen Verhältnisse kommen noch die, die deutsche Papierindustrie schwer benach- theiligenden, Zollsätze verschiedener Staaten. Die deutsche Papierindustrie zahlt jetzt für österreichische gute Lumpen, die 8 Mark für 100 Kilogr. Ausgangszoll zahlen, 30—33 Mark für 100 Kilogr., die Oesterreicher sparen an Fracht und Ausgangszoll und haben die Lumpen vielleicht an 14 Mark billiger als wir. Ausser dem erhebt Oesterreich einen Papiereingangszoll von 8 Mark, während Deutschland österreichische ungeleimte ordinäre Papiere nur mit 2 Mark, bessere Sorten nur mit 3 Mark Eingangszoll belegt. Hierzu kommen noch die Vortheile, welche der österreichische Fabrikant in seiner Valuta hat. Die ungünstigen Folgen dieser Verhältnisse nachstehend angedeuteten Umstände herbeigeführt sein. Zunächst hat dazu mitgewirkt die Vergrösserung und Neuanlage zahlreicher Fabriken in den Jahren 1871 —1873, wo der Papierkonsum kaum zu decken war und alle Fabriken mit den grössten Anstrengungen kaum im Stande waren, die an sie gestellten Anforderungen zu befriedigen. Dass die meisten Fabrikanten sich veranlasst fanden, sich für eine vergrösserte Produktion einzurichten, ist insbesondere auch im Hinblick auf die da maligen Anschauungen von der Unerschöpflich keit unseres Nationalreichthums, von dem gross artigen Aufschwünge unserer Industrie etc. etc., insoweit als es sich nicht um ganz unmotivirte Neuanlagen, sondern nur um Vergrösserungen und Ausbauten handelte, wohl verzeihlich. Uebrigens sind die Fehler, welche in dieser Richtung gemacht sind, bereits gebüsst — man kann wohl mit Bestimmtheit behaupten, dass das eventuelle Herstellungsquantum der momentan still liegenden Fabriken ebenso bedeutend ist, wie das, welches durch die Neubauten der Jahre 1872 und 1873 an den Markt gebracht ist und wird. Der Grund des Rückganges der Papier industrie ist also nicht lediglich in der Ueber- Produktion, schlechten Zeitverhältnissen etc. zu suchen, sondern es liegen dazu noch andere Motive vor. In erster Linie ist hier die im Jahre 1872 erfolgte Aufhebung des deutschen Lumpenausfuhr zolles zu erwähnen, die sich für die deutsche Papierindustrie höchst nachtheilig erwiesen hat, wie sich aus nachstehenden Zahlen ergeben dürfte, die aus den Vierteljahresheften der Statistik des deutschen Reiches, herausgegeben vom kaiser lichen statistischen Amte, geschöpft sind. Es wurden im Jahre 1872, als dem letzten, wo der Lumpenausfuhrzoll noch bestand, aus Deutschland ausgeführt so ergibt das .... 407,665 „ „ das sind 1876 mehr 391,337 Ztr., 16,328Ztr.Lumpen 75,014 „ oder + 293,241 „ „ + 349,336 „ „ + Die deutsche Papierindustrie hat ausserdem unter dem2OProzent-Tarifzuschlage unverhältniss- mässig zu leiden, weil mit Ausnahme der Kohlen zu jedem Pfunde Papier das Dreifache an Roh stoffen zur Verwendung gelangt, die fraglichen 20 Prozent mithin das fertige Papier mit einem Zuschläge von 60 Prozent belasten. Belgien hat in Folge dieses Zuschlages den deutschen Papier verkehr mit England empfindlichst geschädigt, da es den belgischen Fabrikanten, unterstützt dnreh die billigen Wasserwege, leicht wurde, uns vom englischen Markte zu verdrängen. Unter dieser Konkurrenz hatten besonders auch unsere Buntpapierfabrikanten schwer zu leiden. Als eine auf anderen Gebieten liegende Schatten seite des Geschäftsbetriebes der deutschen Papier fabriken ist der ausgedehnte Kredit zu bezeichnen, den sie in Folge eines veralteten Herkommens, namentlich dem Buchhandel gegenüber, zu ge währen genöthigt sind; manche unserer Papier fabriken würden eventuell mit einem viel ge ringeren Betriebskapitale auskommen und würde sich eine bedeutende Erleichterung in ihren Geld dispositionen ergeben. Die ungünstige Lage der Papierindustrie hat auch verwandten Fächern einen fühlbaren Rück schlag beigebracht, insbesondere gilt dies von dem Büchergewerbe. Zum Schlüsse haben wir dankbar hervorzu heben, dass das Reichskanzleramt das von dem Verein deutscherPapierfabrikanten vorgeschlagene Die deutsche Papier- und Tapeten- Fabrikation. Dem Jahresberichte der Handelskammer zu Hannover für 1876 entnehmen wir fol gende auf obige Industriezweige bezügliche Stellen, deren Zahlen auf statistischer Grund lage ruhen: Die V erhältnisse der deutschen Papierfabrikation waren im Jahre 1876 sehr traurige. dagegen 1873 1874 ! 1875 ; in den 3 ersten Quar talen von 1876 (soweit stand das Material nur zurDisposition) 305,749 nimmt man pro 4. Quartal 1876 den entspre chenden Theil hinzu mit 101,916 letzten Jahre vor Aufhebung des Lumpenausfuhr zolles. Diese Zahlen sind um so bedeutsamer, als die Annahme, dass der Verbrauch von Lumpen zur Herstellung von Papier durch die jetzt gebotene Verwendung von Surrogaten: Holz, Stroh, Esparto etc. überflüssig würde, sich durchaus nicht er füllt hat. Die Fabrikation guter Waare ist heute ohne entsprechenden Zusatz guter Lumpen und gerade der Sorten, die uns das Ausland natur gemäss zumeist wegholt, ebenso unmöglich, wie die Herstellung haltbarer Tuche aus Shoddy. Die deutsche Papierausfuhr dagegen ist im Rückgänge begriffen; sie hat im Jahre 1875 26,574 Ztr. Aufschwunges und einer hohen Blüthe in unserem von zusammen . . ... Vaterlande zu erfreuen hatte, dürfte durch die j Dazu kommt noch, dass die Papiereinfuhr nicht “ ... ab-, sondern stetig zunimmt. Von den bestehenden etwa 450 Fabriken hat , . 10 °i: ; ‘ ' nur eine sehr geringe Anzahl besonders günstig "eng as n aen situirter Etablissements mit Gewinn gearbeitet, 3.8 eiC nenn uar- dagegen sind in Konkurs, zur Liquidation oder talen von 1802 De- zum Stillstand gekommen 40, also nahezu 10 Proz. tragen, rec netman der Gesammtzahl. ; pro 4. Quartal den Dass ausserdem von den im Betriebe befind- T entsprechenden liehen Fabriken viele mit Verlust arbeiten, be-, . ä ; ‘ ' • • ' ' weisen die veröffentlichten Bilanzen der resp. sosnd as pro 187b Aktiengesellschaften. [ Weniger •_ • • • • • Der so rasche Rückgang einer Industrie, diedas is ein Kuck- sich bis zum Jahre 1872 eines ausserordentlichen i gang gegen 1814 Aktenformat von 21 — 33 Centimeter für alle resp. Behörden angenommen hat; hoffentlich folgen diesem Vorgänge auch die Partikular staaten und ermöglichen so eine wünschenswerthe Vereinfachung bei der Darstellung der betreffen den Papiersorten. Ueber die Lage der Tapetenfabrikation liegen uns ebenfalls unerfreuliche Berichte vor. Danach befinden sich Frankreich und England | der deutschen Tapetenfabrikation gegenüber im Vortheil in Betreff der Arbeiter, Bahn- und See- ’ Verbindungen und fest anerkannter Konditionen, j die nicht verändert werden und wonach meisten- theils nach 30 oder 90 Tagen zn zahlen ist; da gegen herrscht in Deutschland ein unverhältniss- mässig langes Kredit-Nehmen und -Geben, leichtere Firmen suchen durch willkürliches Aus- I dehnen des Kredits das Geschäft an sich zu ziehen, was auch nur zu leicht gelingt. Da die | feineren Waaren in Deutschland stets in ordinärer Waare und bedeutend billiger nachgearbeitet wurden und der Bedarf durch die gedrückten Zustände sich fortwährend verminderte, so wird nicht eher eine Besserung eintreten, als bis der ; Musterschutz streng gehandhabt und ein fest ge regeltes System, nicht länger als 3—6 Monate zu kreditiren, eingeführt werden wird. Papierfabrikation im Innern Asiens. Beinahe sämmtliches in Central-Asien gebrauchte Papier wird in Khokand und in einem kleinen Dorfe Tcharku desselben Khanats fabrizirt. Folgende Beschreibung der Fabrikation ist Schuylers neuem Werke über Turkestan entnommen: Die Hadern werden abwechselnd ge schlagen und zermahlen, bis sie in dicken Stoff verwandelt sind, den man in Form einer runden Kugel sammelt. Theile der selben rührt man in einem Behälter mit Wasser zu Papierzeug an und von diesem Zeuge bringt der Papiermacher etwas in eine längliche Siebform aus dünnem, über einen hölzernen Rahmen gespanntem Gras, welche er so schüttelt und bewegt, dass die Masse sich gleichmässig darauf aus breitet. Nachdem sie einige Minuten ge standen hat, wendet er sie auf ein Brett um. Auf diese Weise kann ein Mann im Tag 300 Bogen anfertigen, die mit Filzen ab wechselndaufeinandergelegt und zu besserer Entwässerung einem starken Druck unter worfen werden. Morgens werden sie her ausgenommen und zum Trocknen an eine der Sonne ausgesetzte Wand gehängt. Das Leimen und Glätten geschieht durch andere Arbeiter im Bazar. Der gewöhnlich ver wendete Leim ist eine Art von Dextrin, das man beinahe rein in den Wurzeln des Shirash, einer Lilienart, findet. Die Glätte wird durch Poliren mit einem glatten schweren Steine ertheilt. Durch letztere Behandlungen verdoppelt sich beinahe der Werth des Papiers. Fehlerhafte Bogen werden nicht weg geworfen, sondern beim Leimen mit Streifen ausgebessert, und die Fehler verschwinden durch das Glätten so vollkommen, dass man sie nur entdeckt, wenn man den Bogen gegen das Licht hält und durchsieht. Das Papier ist gewöhnlich grau, manchmal auch röthlich und blau gefärbt, sehr zähe, fest und vorzüglich zum Schreiben mit der dortigen klebrigen Dinte geeignet. Für Europäer hat es so wenig Werth, dass die Russen all ihr Papier einführen müssen. Prtrs. Cr.