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Papier-Zeitung : ( Erscheint jeden Donnerstag. Bestellungen werden angenommen: ‘ von jeder Postanstalt des In- und Auslandes von jeder Buchhandlung und vom Verleger. Preis, bei der Postanstalt ( abgenommen, oder vomVerleger ; trei unter Kreuzband für Deutschland and Oesterr.-Ungarn 2 vierteljährlich 212 Mark. für alle anderen Länder 23/4 Mk. e : 4 FACHBLATT für Papier- u. Schreibwaaren-Handel u. -Fabrikation sowie für alle verwandten und Hilfs-Geschäfte (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.) Redaction und Selbstverlag von CARL HOFMANN Berlin S.W., Charlotten-Strasse No. 82. # Preis der Anseigen: / der Raum einer dreigespaltenen C Petitzeile 25 Pfennig. 7 Bei 13 maliger Wiederholung 25 Procent weniger. 2 Bei 26 maliger Wiederholung 35 Procent weniger. 2 Bei 52 maliger Wiederholung S 50 Procent weniger. ) Für freie Beförderung von s ‘ Chiffre - Briefen wird 1 Mark / berechnet. ' Vorausbezalung an den Verleger. g—' —-4 Organ des Vereins deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut § 3 der Satzungen). II. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 26. Juli 1877. No. 30. Fabrikation von Papierteppichen. Der Correspondent eines amerikanischen Blattes beschreibt eine Papierteppichfabrik einer der westlichen Staaten folgender massen: Das Verfahren, durch welches Stroh in eine Waare verwandelt wird, die zum Be kleiden der Fussböden, der Zimmerdecken und des Speisetisches dient, ist sehr ein fach und interessant. Ich will mich nicht damit aufhalten, zu beschreiben, wie Stroh geschnitten, gekocht und zu Zeug ver mahlen wird, und wie es dann allmälig als Pappe, in Rollen von etwa 200 Pfund Ge wicht und im Werthe von 60 Dollar die Tonne, von der Papiermaschine kommt. Wir wollen die Umwandlung dieser Pappe zu nützlicherer und werthvollerer Waare betrachten. Die 200pfündige Rolle geht zuerst durch eine Färbemaschine, welche ihr den Grund ton aufträgt und 4 Tonnen im Tag ver arbeitet. Von da geht sie durch eine Trocken-Einrichtung, die im Wesentlichen aus einer 150 Fuss langen endlosen Kette besteht, und aussieht wie die Elevatoren, welche den Dreschmaschinen das Stroh zu führen. Wenn die Farbe durch die warme Luft, welche die Trocken-Einrichtung er füllt, getrocknet ist, kommt die Strohpappe in eine Druckmaschine, die 10 Tonnen im Tag bedruckt und sie in Längen von 75 Yard abliefert. Die Druckwalzen haben 10 bis I 15 Zoll Durchmesser bei 40 Zoll Länge, und auf ihre aus hartem Holz bestehende Oberflächen ist die gewünschte Zeichnung gestochen, die 32X40 Zoll gross wird. Von 22 solchen Walzen, die 200 bis 300 Dollar das Stück kostet, trägt jede eine andere Farbe auf, nur eine ist besonders fein ge schnitten und kostet 500 Dollar. Die Farben werden durch eine sinnreiche Bürsten-Einrichtung auf die Walzen ge bracht, während die Maschine im Gange ist, und auf die Pappe gedruckt, während diese darunter weggeht. Die bedruckte Pappe kommt wieder in die Trocknenkammer, bleibt 24 Stunden lang darin, wird lose aufgerollt und in das Lager gebracht, ist aber erst nach 30tägigem Lagern zur Ver sendung geeignet. Pappen für Boden- und Wandbekleidung empfangen in einer Leimmaschine einen Leimmasse-Anstrich, der ihrer Oberfläche Glätte und Härte gibt, kommen noch in eine Firnissmaschine und sind dann hübsch genug,um dieguteStube eines Königs zu zieren. Die Leistungsfähigkeit der letztgenannten beiden Maschinen beläuft sich auf10,000Yards (1 Yard = 3 Fuss) im Tag und sie ist wunderbar, wenn man bedenkt, dass es für eine gute Tagesleistung gilt, wenn ein Mann in einem Tage 100 Yard firnisst oder leimt. Bei Pappen, die mit zarten Farben bedruckt sind, bleibt das Leimen und Fir nissen weg, weil die Farben dabei Gefahr laufen, verwischt und abgerieben zu werden. Wahl der Tapeten. Die geeignetsten Farbentöne für die Ta pete des Wohnzimmers sind die unbe stimmten, matten, sogenannten gebrochenen Farben, ein helles Grau, Blau, Grün oder Gelb. Dieselben können durch ein feines, der stylvollen Ornamentik entlehntes Muster in einer bestimmten Farbe belebt sein; jedoch müssen alle grellen Effekte vermieden werden. Die Dessinfiguren von bestimmter Farbe dürfen sieh nicht direkt von dem hellen Grunde absetzen, sondern müssen durch Zwischenglieder vermittelt und aus geglichen werden. Hat das Zimmer nur kleine räumliche Ausdehnung, so empfiehlt es sich nicht, grosse, zusammenhanglose Dessinfiguren oder ein breites Streifenmuster zu wählen. Derartige Tapeten machen überdies einen unruhigen Eindruck und wirken auch störend für das Arrangement der Möbel, Gemälde, Statuetten und sonstigen Zierrahten. Allgemein bekannt ist es, dass helle Ta peten in sogenannten neutralen Farben kleine , Zimmer grösser erscheinen lassen, während umgekehrt grössere Zimmer durch Tapeten in energischen, gesättigten Farben anschei nend kleiner gemacht werden. Man pflegt deshalb Festsäle und Gesellschaftszimmer mit weissen oder hellgelben Tapeten aus- i zustatten, auf denen die etwaigen Ver zierungen in Gold oder Weiss oder in irgend einem zarten Farbenton angebracht sind. Ein solcher Hintergrund erhöht den Glanz des Lichtes, verleiht dem Ganzen eine heitere Wirkung und lässt auch die farbigen Toiletten sich vortheilhaft abheben. Für die Tapete eines eleganten Salons oder Wohnzimmers ist ein gesättigtes Roth oder Grün rathsam, dessen Wirkung durch schmale Goldleisten und feine Linienorna- mente erhöht werden kann. Die Farbe des Fussbodens resp. des Teppichs muss der Tapete entsprechend, doch etwas dunkler, . die der Decke am lichtesten sein. Beide Farben sind der Erscheinung der sich in solchen Räumen bewegenden Menschen vor theilhaft, besonders geben sie dem Teint eine । günstige Beleuchtung. Ein Zimmer mit solchen Tapeten, nament lich roth, verlangt aber viel Licht und eine glänzende Ausstattung, denn Roth ist die mächtigste aller Farben. Man hüte sich daher, diese Tapete für ein einfaches Wohnzimmer und besonders für ein Schlaf zimmer zu verwenden. Letzteres ist auch um dessentwillen nicht rathsam, weil roth. vorzüglich auf schwächliche Personen auf regend wirkt. Dagegen wird eine grüne Tapete dem Auge jederzeit angenehm und wohlthuend sein. F. B. in Blätter f. Wirthschaft u. Haus. Verein deutscher Papier- Fabrikanten. Bis dato sind dem Plane, eine monat liche Korrespondenz durch Herrn Regierungs- rath a. D. Beutner in Berlin herauszugeben, nur 13 Firmen beigetreten. Da unter 30 Beitragenden das Unternehmen ins Wasser fällt, so verlängere ich den Termin zum Beitritt bis zum 5. August d. J. Kommt bis dahin nicht die erforderliche Anzahl Theilnehmer zusammen, dann müssen wir endgültig auf die erhofften Mittheilungen verzichten. Cröllwitz, den 16. Juli 1877. L. Keferstein. Kein tüchtiger Geschäftsmann entfernt sein Schild oder stellt seine Anzeigen ein wegen schlechter Zeiten. Gerade dann wird er seine Flagge am deutlichsten ent falten, damit er sich oben befindet, wenn die Schwachen und Muthlosen abgetreten und vom Schauplatz verschwunden sind.