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382 PAPIER-ZEITUNG. N? 24 Ueber Kristallmosaiken mit Zugrundelegung von Holz- oder Pappstof. Von G. R. Nachdruck verboten. In einer der letzten Nummern der Papier- Zeitung wird die Herstellung derartiger Mosaiken in Anregung gebracht und da ich im Stande bin, Einiges darüber mittheilen zu können, so soll dies hier seinen Platz finden. Was man in Amerika zur Herstellung sogenannten künstlichen Holzes benutzt, ist entweder wirkliches Holzmehl, wie es feine Sägen als Abfall liefern, oder es ist ge mahlener Holzstoff oder auch natürliches Holzmehl aus vermodertem und pulverisir- tem Holze, üm demselben den nöthigen Zusammenhang beim Pressen geben zu können, schlägt man verschiedene Wege ein, und sind diese verschiedenen Verfahren in Amerika meist Gegenstand eines Patentes oder werden andernfalls geheim gehalten. So wird z. B. beim sogenannten Holzcement meist Blut als Bindemittel angewandt, wes halb das auf diese Weise erhaltene künst liche Holz sich durch tiefdunkle, fast eben holzähnliche Farbe auszeichnet, übrigens sehr fest und hart ist und schöne Politur annimmt. Ein häufiger angewandtes Verfahren be steht in der innigen Vermischung des Holz mehles mit Harzpulver und darauf folgendem Pressen, nachdem vorher das Harz- und Holzmehl auf eigenthümliche Art erwärmt und das erstere dadurch erweicht wurde. Man lässt nämlich die Mehlmischung von Harz und Holz aus einem Blech, welches nach Art einer Sandstreubüchse gelöchert ist, von oben auf ein anderes Blech herab fallen, während man durch diesen Staub regen genügend warme Luft durchziehen lässt. Hierdurch werden die Mehltheilchen erwärmt, ohne vorerst schon aneinander zu halten, was erst die Presse bewirken soll. Dieses angewärmte Holzmehl wird nun unter die Presse gebracht und hier einem sehr starken Drucke ausgesetzt, worauf die künstlichen Holzplatten oder wie sonst immer durch die Presse gestalteten Gegen stände fertig sind. (Das mit Blut ange machte Holzmehl muss übrigens selbstver ständlich auch gepresst werden.) Das mittelst Harz erzeugte künstliche Holz ist nicht so widerstandsfähig, wie das mit Blut hergestellte, nimmt jedoch eine herrliche Politur an. Das Verhältniss zwischen Harz- und Holzmehl kann verschieden sein, das gewöhnlichste ist 1 Theil Harz und 4 Theile Holzmehl. Es lässt sich ohne Zweifel die eine oder andere der eben angeführten Kompositionen als Grundlage zu solchen Kristallmosaiken benutzen, empfehlenswerth scheint mir je doch zu diesem Zwecke gerade keine zu sein; auch gehört die Beschäftigung damit schon nicht mehr in das Fach des Papier fabrikanten, mit dem man sich in diesen Blättern speziell zu beschäftigen hat. Ich bringe deshalb in Nachfolgendem andere Kompositionen in Vorschlag, welche hierzu in jeder Beziehung besser geeignet sein j werden. Wenn man den trockenen Holzstoff oder sonst seines Wassers durch Auspressen be raubten anderen Papier- oder Pappstoff zur weiteren Verarbeitung statt mit reinem Wasser mit konzentrirter Wasserglaslösung verrührt, so erhält man einen Brei, welcher sich von selbst schwebend erhält und durch Pressen zu Platten oder sonstigen beliebigen Formen verarbeitet wird. Nach dem völligen Austrocknen nehmen die daraus gefertigten Gegenstände eine fast klingende Härte, । grosse Widerstandsfähigkeit und auch fast Unverbrennlichkeit an. Der auf diese Weise mittelst Wasserglas hergestellte Papierbrei scheint mir die richtigste Grundlage für Mosaikarbeiten zu bilden, d. h. wenn man der Ansicht ist, hierzu den Papier- oder ähnlichen Stoff überhaupt heranzuziehen. Es könnte zu diesem Behufe die Mosaik auf Papier aufgeklebt, alsdann umgekehrt und mittelst eines aufgelegten Brettes in die noch weiche, aber bereits etwas ge presste Platte aus Wasserglaspappe ein gepresst werden. Es versteht sich nun von selbst, dass diese Platte, in welche man das Mosaik einpresst, die Dicke haben muss, welche die Mosaiksteinchen besitzen, damit sie auf der anderen Seite der Platte sichtbar werden können. Da sich dies je- i doch in der Praxis nicht so glatt ausführen lässt, und da jedenfalls die meisten Stein chen auf der anderen Seite noch mit einer | dünnen Pappschicht bedeckt erscheinen werden, so muss diese Platte jedenfalls, i nachdem sie vollständig ausgetrocknet und gehärtet ist, abgeschliffen werden, und zwar hauptsächlich, um die etwa noch bedeckten | Steinchen hierdurch blosszulegen, aber auch um die Platte zu glätten. Wenn man nach diesem Verfahren arbeiten will, so hat man besonders auf folgende Punkte die Auf merksamkeit zu lenken: 1) Die Platte aus Wasserglaspappe muss an allen Stellen vollkommen gleiche Dicke, welche zugleich der Höhe der Mosaiksteinchen entspricht, besitzen, darf jedoch eher dicker sein als dünner, da dem ersteren leicht durch Weg schleifen nach dem Trocknen abgeholfen werden kann; 2) die Mosaiksteinchen müssen ebenfalls alle gleiche Höhe besitzen und auf vollkommen ebenes glattes Papier auf geklebt werden, es müssen also die Ober flächen der Steinchen genau in der Ebene liegen, was man leicht durch Auflegen einer wirklich ebenen Platte prüfen kann; 3) das Brett oder die Platte, mit deren Hilfe man die aufgeklebte Mosaik in die lockere und weiche Pappmasse eindrückt, muss besonders genau eben sein, damit alle Steinchen gleich tief eingedrückt werden und auf der anderen Seite der Pappplatte möglichst gleichmässig zum Vorschein kommen können. Auf diese Weise muss vorgegangen wer den, wenn man beabsichtigt, Mosaik auf Grundlage .einer wasser glas haltigen Masse herzustellen. Die nach einer Zeichnung in Steinchen erhaben ausgeführte Mosaik mit der Pappmasse ausgiessen zu wollen, ist nicht ausführbar, da in diesem Falle die Pappmasse zu flüssig, also zu wasserglas haltig sein müsste und alsdann nach dem Aus trocknen an vielen Stellen berstete; es muss vielmehr immer der Grundsatz festgehalten werden, die Steinchen in die weiche Masse entweder einzeln, nach vorher aufgestäubter Zeichnung (in Nadelstichen ausgeführt) oder zusammen, bereits aufgeklebt, einzudrücken. Man hat ebenso zu verfahren, wenn man statt der Wasserglaspappe die vordem be schriebenen künstlichen Holzmassen ver- ; wenden will, wobei sich der Vorgang bei Heranziehung der Harzmasse noch überdies ! abändert. Man hat nämlich das angewärmte Harz- und Holzmehl auf eine Platte mit | Einrahmung locker aber gleichmässig aus zugiessen, den Mosaik ebenfalls gehörig anzuwärmen, alsdann behutsam auf die eben abgestrichene Holzmehlmasse zu legen und durch eine aufgelegte kleinere Platte als I der Rahmen ist, welcher das Holzmehl fasst, stark zu pressen und den Druck so lange dauern zu lassen, bis die Masse kalt ge worden ist. Auch hier muss natürlich die Vorderseite abgeschliffen werden, damit die Mosaik überall hervortrete. Vergehen wider das Reichsmarken schutzgesetz. Der Friseur F. Speier in München ver kaufte nachgemachtes Kölner Wasser mit der Etiquette: „Firma Johann Maria Farina in Köln“, wenn auch zu billigeren Preisen und mit der Angabe der Nachahmung seinen Kunden gegenüber. Da die genannte Firma in dem Handelsregister zu Köln das betref fende Etiquettzeichen hatte eintragen lassen, so war ein solcher Verkauf seitens des Speier nach §. 14 des Markenschutzgesetzes untersagt, und es lies die Firma Strafantrag stellen. Die königl. Staatsbehörde beantragte ! eine Geldstrafe von 200 Mark beziehungs weise 15 Tage Gefängniss. Der Beschul digte gibt an, dass der Handel mit Kölner Wasser seit dem Bestehen der Gewerbe freiheit ein so schwacher geworden sei, dass es sich nicht mehr gelohnt hätte, den Ver schleiss desselben zu bethätigen, und dass er nur den Rest des von ihm nachgemachten Kölner Wassers zum Verkaufe unterstellt habe. (Es wurden auch nur 2 Fläschchen unechten Kölner Wassers confiscirt). Der Gerichts hof erkannte auf das gesetzlich zulässige Strafminimum von 150 Mark beziehungs weise 15 Tagen Gefängniss, indem derselbe einen Missbrauch des Firmenzeichens als gegeben erachtete. Zugleich wurde der klägerischen Firma das Recht zugesprochen, vierzehn Tage nach beschrittener Rechts kraft das Urtheil in der „Süddeutschen Presse“ veröffentlichen zu lassen. Giftige und rothe Oblaten, die schon seit fünzig und mehr Jahren als schädlich und gefahrbringend verurtheilt sind, scheinen noch überall verbreitet zu sein. Eine ein fache Methode, die Giftigkeit solcher Oblaten zu erkennen, zeigte Apotheker Feldmann in Detmold kürzlich in einer naturwissenschaft lichen Versammlung. Man steckt auf eine Stecknadel eine Oblate, tränkt sie mit eini gen Tropfen Petroleum, zündet sie an, und in dem Augenblicke, wo die brennende Oblate eine glühende Masse bildet, bläst man schwach auf dieselbe. Während des Blasens tropft der metallische Bestandtheil ab, wel chen man auf einer Porzellanuntertasse oder einem Stückchen weisses Papier sam meln kann. Schon mit blossem Auge erkennt man die Bleikörner, besser noch, wenn man diese mit einem harten und glatten Gegen stand — einer Messerklinge etwa — unter Druck überfährt. III. Anz. f. Cont. u. Bür.