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334 PAPIER-ZEITUNG. No 21 Amerikanische Papier - Fabrikation. {Fortsetzung aus No. lü.) Wir haben in Hofmann’s Handbuch der Papierfabrikation ausführlich auseinander gesetzt, wie so es den amerikanischen Papierfabrikanten möglich wird, mit viel geringerem Kapital zu bauen und mit viel weniger Leuten und Betriebskosten zu arbeiten als es hier üblich ist. Eine wesent liche Verschiedenheit liegt in den Hollän dern, die bei uns durchschnittlich höchstens 200 Pfund Papier fassen, während sie in Amerika mindestens 350, meistens aber 5—600 Pfund halten. Ein kleiner Holländer nimmt nicht viel weniger Raum ein und kostet nicht viel weniger als ein grosser, man spart also durch letzteren: Raum d. i. Gebäude, Transmissionen, Riemen, Bedie nung, Ankaufs- und Unterhaltungskosten. 4 Arten von Holländern, Wasch-, Bleich-, ! Ganz - und Mischholländer nicht durch zukommen ist, wenn man also, wie sie es gethan haben, eine Unzahl derartiger j Stoffmühlen aufstellen müsste, die viele | Gebäude, mehrere Stockwerke übereinander, endlose Transmissionen, wiederholten Stoff transport und viel Bedienung erfordern, so könnte folgerichtig mit den einfachen amerikanischen Einrichtungen gutes Papier nicht erzeugt werden. Dass aber die Amerikaner damit vorzügliches Papier fabri- ziren, wird kaum noch Jemand bezweifeln, und zur weiteren Bestätigung unserer Mittheilungen bringen wir heute eine Ab bildung des Holländersaales der Holyoke Paper Co. in Holyoke in Massachussetts. Die Fabrik arbeitet bei vollem Betrieb mit 3 Papier - Maschinen Tag und Nacht und fertigt ausschliesslich feine Schreib papiere , darunter viel Briefpapier von den feinsten Sorten an. Sämmtliche färben als die drei Papiermaschinen ver arbeiten können. Weitere Holländer oder Stoffmühlen anderer Art sind nicht vor handen, und andere Rohstoffe als Hadern werden nicht verarbeitet. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass das Bleichen häufig in den Waschholländern nicht vollendet wird, dass der mit Bleiche gemischte Stoff in gemauerte Kasten abläuft, dort weiter bleicht allmälig abtropft und dann mittelst Roll wagen und Aufzug in denselben Holländer saal zurückgebracht wird. Ein solcher beladener Rollwagen ist in unserer Zeich nung abgebildet, er lässt sich leicht nach jeder Richtung hin drehen und schieben und bedarf keiner Schienengeleise. Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch erwähnen, dass einige europäische Papier fabriken nach den in Hofmann’s Handbuche gegebenen Anweisungen die amerikanisch»' Sauerbleiche (Bleichen in Abtropfkasten) mit vorzüglichem Erfolg eingerichtet haben. Einige unserer Fabrikanten haben sich diese Erfahrung zu Nutze gemacht, sie haben grosse Holländer gebaut und sind, soweit wir es wissen, sehr damit zufrieden. Eine andere, hiermit zusammenhängende Verein fachung liegt darin, dass man in Amerika stets in den Wasch - und Halbholländern bleicht, dass man also gar keine besonderen Bleichholländer hat. Es gibt dort that- sächlich nur zwei Arten von Holländern, d. s. Wasch-Holländer, die das Vormahlen Waschen und Bleichen besorgen, und Ganz holländer, in denen Chlor ausgewaschen, der Stoff feingemahlen und gefärbt wird. Alle anderen. bei uns so sehr geschätzten Sorten, wie Misch- und Bleichholländer sind dort unbekannte Dinge. Wenn die Anschauungen vieler deutscher Fabrikanten richtig wären, wonach ohne Papiere werden auf den Papiermaschinen thierisch geleimt und in den oberen Stock werken an der Luft, nöthigenfalls mit Nachhilfe von Dampfheizung, bogenweise getrocknet. Dadurch erhält man ein Fa brikat, welches sich nur wenig von dem so hoch geschätzten Büttenpapier unter scheidet und die Papiere der Holyoke Paper Co. dürfen sich kühn den feinsten von anderen Fabriken gelieferten an die Seite stellen. Diese Thatsache beweist aber umgekehrt wieder, dass die hier ab gebildete Einrichtung nicht so verwerflich sein kann, als sie nach unseren hergebrachten deutschen Begriffen erscheint. Der abgebildete Saal zeigt auf jeder Seite 10, im Ganzen also 20 Holländer, die so viele Hadern vermahlen, waschen, bleichen, auswaschen, feinmahlen und Aus unserer Abbildung ist ersichtlich, dass sämmtliche Holländer, sowohl die zum Waschen wie Feinmahlen bestimmten, mit 2 Waschtrommeln versehen sind, die heraus gehoben werden können. Die Hebung und , Senkung der Walze geschieht hier, wie bei den meisten amerik. Holländern einseitig. । Dieser Vereinfachung, die jedenfalls nicht j richtig ist, wenn sie auch keine auffälligen Nachtheile mit sich bringt, wollen wir jedoch nicht das Wort reden, wir halten parallele, d. i. beiderseitige Hebung und i Senkung der Walze für zweckmässiger. Unsere Fabrikanten sträuben sich gegen das Bleichen im Holländer, weil die Messer von der Bleichflüssigkeit angegriffen und rascher abgenützt werden und weil das aufgelöste Eisen zum Theil in’s Papier gelangen kann. Wenn man jedoch, wie