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Import amerikanischer Papiere. Wir hatten kürzlich das Vergnügen, Herrn Graham aus New-York (s. Anzeige .von Woolworth & Graham) hei uns zu sehen, der 2 Tage in Berlin verweilte, um Verbindungen zum Verkauf amerikanischer Papiere anzuknüpfen. In den Vereinigten Staaten werden gegen wärtig so viel mehr feine Papiere erzeugt, als der dortige Markt aufzunehmen vermag, dass die Fabrikanten dieser Sorten, wie schon früher berichtet, seit etwa einem Jahre nur halbe Zeit arbeiten. Sie ver suchen desshalb Absatz in anderen Län dern zu finden und haben zu diesem Zwecke Herrn Graham beauftragt, Ver bindungen in Europa anzuknüpfen. Ein anderer Agent wurde nach Süd-Amerika geschickt. In England ist dies Herrn Graham über Erwarten gut gelungen, er hat Probe-Auf- träge von den ersten dortigen Häusern, die auch selbst die grossartigsten Fabriken besitzen, im Betrag von etwa 100,000 Mark erhalten, mit der Aussicht, dauernd ein belangreiches Geschäft zu machen. Auch in Paris hat er vielversprechende Verbin dungen angeknüpft, wenn auch nicht von der Bedeutung, wie in England, wo das. Publikum die thierisch geleimten, an der 1 Luft getrockneten Papiere, wie Amerika: sie liefert, allen anderen Arten vorzieht.' Es ist selbstverständlich, dass sich nur feine und feinste Papiere, solche, die hier nicht fabricirt werden, zum Export von Amerika nach Europa eignen. In Deutschland Verbindungen anzu knüpfen ist ihm nur in beschränktem Masse gelungen, weil grosse Zwischen händler fehlen und weil das Publikum nicht an thierisch geleimte Papiere ge wöhnt ist, weil also erst ein Markt für diese Sorten geschaffen werden müsste. Jeder, der die Mustersammlung des Herrn Graham durchgesehen hat, wird jedoch zugeben müssen, dass sie Pracht-Fabri kate enthält, wie wir sie hier nicht zu sehen bekommen und das Bemerkenswer- ■ teste ist, dass sie zu Preisen angeboten ] werden, zu denen sie sich einschliesslich' Zoll und Fracht nach Berlin nicht viel, I wenn überhaupt, höher stellen als die fein sten ähnlichen Fabrikate deutscher Art. Sehr feine und feinste liniirte, glatte oder gerippte Briefpapiere in jedem Format und Gewicht, Briefumschlagpapiere in allen Farben und von bester Qualität (von Par sons in Holyoke), besonders aber vorzüg liche Contobücher-Papiere, alle thierisch geleimt, stellen sich franco Berlin per Zollpfund auf 60 bis 110 Pfennig. Auch j von Banknotenpapier, Seidenpapier, Manilla-! papier, Pressspähnen lagen Muster von seltener Schönheit und zu verhältniss- mässig billigen Preisen vor. Wenn man diese Thatsachen mit dem Umstande zusammen hält, dass die Arbeits löhne in Amerika zwei bis drei mal so hoch sind als bei uns, dass namentlich leinene Lumpen sowie Chlorkalk, Soda und Farben von Europa bezogen werden, so kommt man gezwungener Weise zu' dem Schlüsse, dass die dortigen Fabrikan-1 ten durch irgend welche Fabrikationsvor theile im Stande sein müssen, diese Nach theile aufzuheben. Wir haben schon in Hofmann’s Handbuch der Papier-Fabrikation und in diesen Blättern wiederholt auseinandergesetzt und können es unseren deutschen Fachgenossen nicht oft genug sagen, dass der grösste dieser Vortheile in der auf’s Aeusserste durch geführten Arbeitstheilung liegt. Diese Arbeitstheilung geht so weit, dass Fabri kanten feiner Papiere, selbst wenn sie mit mehreren Maschinen arbeiten, möglichst bei einer Gattung bleiben, also z. B. nur | Contobücher-Papier, aber kein Briefpapier, i oder umgekehrt, liefern. Sie ermöglicht eine hier ungekannte Einfachheit der Fa brikation und namentlich der Verwaltung. Durch die viel einfachere Bauart der dor tigen Fabriken, grosse Holländer, Rollca- lander etc. werden, wie wir gleichfalls andern Orts erörtert haben, die Anlage kosten viel kleiner als bei uns und ein viel kleineres Arbeiter-Personal genügt schon zum Betrieb solcher Anlagen. Wir hatten z. B. als Director einer amerika nischen Papierfabrik, die täglich 7000 Pfund Zeitungsdruck erzeugte, eine Arbei ter-Liste von höchstens 50 Personen, ein schliesslich Werkführer, 2 Fuhrleute etc. Geschliffenes Holz wurde nicht verwen det, sondern nur Rohstoffe, welche erst einer völligen Umarbeitung bedurften, dar unter Stroh, welches in rohem Zustande in die Fabrik gebracht wurde und die Hälfte des Papierzeugs lieferte. Visitenkarten. In Paris hat sich die ewig wechselnde Mode jetzt der Visitenkarten bemächtigt. Man stellt dieselben nicht mehr in zierlichem Taschenformat, sondern in Dimensionen her, die im Vergleich zur frü heren Grösse riesig zu nennen sind. Auch enthalten diese Karten nicht blos den Na men und allenfalls noch das Wappen des Eigenthümers, sondern sie sind auch in prunkender Weise mit bunten Guirlanden verziert, ähneln also gewissermassen den Neujahrskarten, mit welchen bei uns der unfeine Geschmack Luxus treibt. Die Vi sitenkarten an sich sind keine Erfindung der modernen Civilisation, sondern orien talischen Ursprungs. Die Chinesen haben sich ihrer schon vor tausend Jahren be dient, und bei ihnen wechselt die Grösse der Visitenkarten je nach dem Range, in welchem derjenige steht, welchem man seinen Besuch zugedacht hat. Der ausser ordentliche Gesandte Lord Mocartney erhielt einst von dem Vicekönig Petchili eine rosa Visitenkarte von so gewaltiger Länge und Breite, dass man darin bequem einen Kirch thurm hätten einwickeln können. In Frank reich wurden die Visitenkarten unter Lud wig XV. allgemein üblich; man verzierte dieselben damals mit mythologischen Em blemen, mit Schäfern und Schäferinnen u. s. w. Heut zu Tage wird der jährliche Verbrauch von Karten in Paris allein auf achtzig Millionen Francs geschätzt. Die Fliege im Haushalt der Natur. Dem englischen Chemiker Emerson, dem seine Forschungen vielfach den Beweis geführt haben, dass die Natur nichts ohne guten Grund thut, ist es, seiner Angabe nach, gelungen, den wichtigen Zweck, welchen die Hausfliege in der Oekonomie der Natur erfüllt, zu entdecken. Wer je eine Fliege beobachtete, wird gesehen haben, dass sie von Zeit zu Zeit, nachdem sie im Zimmer umhergeschwärmt, sich irgendwo für einige Momente niederliess und dann scheinbar einen Reinigungsprocess an sich begann. Sie putzt sich wie eine Katze nach der Mahlzeit, wie ein Vogel sein Gefieder. Zuerst werden die Hinterbeine aneinander gerieben, dann passirt jedes Hinterbein über einen Flügel, dann werden die Vorder beine einer gleichen Behandlung unterzogen, und endlich, wenn man scharf beobachtet, sieht man, dass das Insekt mit seinem Rüssel über seine Beine und über seinen Körper fährt, so weit es reichen kann. Der Rüssel ist zusammenziehbar und endet in zwei Lappen, die man sich ausbreiten sieht, wenn das Thier eine Mahlzeit, z. B. auf Zucker beginnt. Nun könnte das Reiben der Beine und Flügel eine Reinigungs- Operation sein; aber zu welchem Zwecke sucht der Rüssel so sorgfältig auf dem ganzen Körper herum. Diese Frage hat Emerson gelöst, und durch seine Forschun gen gewinnt die Fliege eine wichtige Stel lung, sie ist ein Freund der Menschheit. Unter einem starken Mikroskop fand Emer son, dass jede Fliege mit Parasiten, oder besser gesagt, mit Infusorien bedeckt er scheint, welche sich in der Sommerluft an sie hängen, und welche sie dann aufzehrt. Das Mikroskop zeigte Emerson deutlich, dass die scheinbare Reinigungs-Operation der Fliege nichts Anderes war, als das Zu sammensuchen dieser Infusorien von ihrem ganzen Körper und das Verzehren der selben. Emerson sah Fliegen auf scheinbar ganz reinem Papier eifrig mit dem Rüssel suchen. Er brachte das Papier unter sein Mikroskop und fand es mit Infusorien be deckt. Der Forscher nahm nun ganz reines Papier, befeuchtete es etwas, und wehte damit in der Küche hin und her. Als er es dann wieder unter das Mikroskop brachte, fand er es mit denselben kleinen Thierchen bedeckt, die er sonst auf den Fliegen gefunden. Im Winter verschwin den diese Infusorien und mit ihnen auch die Fliegen, die in der Kälte so wenig leben können als jene. Emerson setzte nun seine Nachforschungen in verschiedenen Lokalen fort, und er fand in schmutzigen und schlechtriechenden Räumen zahlreiche Fliegen, aber auch Myriaden jener Infu sorien ; während Fliegen, in wohlgelüfteten Räumen gefangen, entsetzlich mager waren | und keine Infusorien an sich hatten. Wo Schmutz existirte, waren zahlreiche feiste Fliegen und Infusorien in Menge. Phoenix. Billiges Brennmaterial. Wenn man Kohlen staub von Steinkohlen und Braunkohlen mit Holz-Sägespähnen mischt, dann eine kleine Menge in Wasser aufgeweichten Lehm und etwas Steinkohlentheer darunter knetet, so lässt sich diese Masse in beliebige Formen bringen. Die dadurch gewonnenen Stücke oder Steine lässt man an der Luft etwas trocknen und diese geben dann beim Ver brennen einen grösseren Heizeffekt, als die besten Steinkohlen. Aber auch die noch nasse Masse brennt sehr gut und ist billig I herzustellen. Phoenix.