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322 PAPIER-ZEITUNG. N» 21 Die Berliner Papier- und Pappwaaren-Industrie. Luxus- Papier- Fabrikation. Fortsetzung aus No .19. Albrecht ^-Meister, Schöneberger Ufer 36c (Inhaber H. Meister). Die Fabrik besteht seit etwa 8 Jahren und lieferte bis vor Kurzem als einzigen Artikel Bilder in Bogen. Durch die Beschränkung auf diesen einen Zweig wurde es Herrn Meister möglich, ganz Bedeutendes zu leisten und viel schäum an den Stellen festzuhalten, welche die Prägung erleiden. Bei lithographischem Druck wird das Bild mit Gelatine überzogen und nachher noch mit einem Vergolderpulver bestreut, I welche das Gold daran haften macht. Solche mit Gelatine überzogene Bilder werfen oder rollen sich sehr leicht, reissen leicht ein und werden bei der geringsten Befeuchtung klebrig. Herr Meister benützt einen nicht allgemein bekannten Lack, der statt Gela tine aufgetragen wird und an dem das Blattgold, wenn er durch Hitze erweicht Vergoldung ist fertig. An den Stellen, wo der Stempel aufgedrückt wurde, hat sich der Lacküberzug erweicht, das über das ganze Bild gelegte Blattgold bleibt dort haften und das übrige kann leicht mit Watte abgewischt werden. Eine Vergolderpresse, die der beschriebenen ähnlich, wenn auch nicht ganz gleich ist, geben wir beistehend in Abbildung. Sie hat gegenüber der Wurf presse auch den Vortheil, dass man den Stempel nach jeder Prägung herauszieht und offen vor sich liegen hat, dass er also oft und leicht gereinigt werden kann, während grösseren Geschäften ernstliche Wettbewer bung zu machen. Seit einem Jahre erst wurde die Fabrikation von Reliefbildern und Tischkarten in Bogen zugefügt. Herr M. arbeitet mit einer Schnellpresse von Faber & Schleicher in Offenbach und 25 Handpressen. Alles zu den Bildern ver wendete Papier wird, bereits mit dem nöthigenüeberzuge versehen, von Gustav Nayork & Co. in Leipzig- Plagwitz bezogen, die sich ganz besonders auf Herstellung solcher Glacepapiere verlegt haben und darin sehr bedeutende Geschäfte machen. Seitdem A. & M. diese Papiere benützen, trocknen die aufgedruckten Farben rascher und besser als früher. Die hier arbeitenden Hand pressen haben die übliche Con- struction, doch wird der Druck in etwas veränderter Weise aus geführt. Das auf dem litho graphischen Steine liegende Pa pier muss mit einer schützenden Decke versehen werden ehe man es durch die Walzen der Presse gehen lässt, und diese Decke muss gleichzeitig so elastisch sein, dass sie den Druck gleich mässig auf die ganze Fläche ver theilt. Das allgemein hierzu dienende Leder vereinigt diese Eigenschaften, nützt sich jedoch ziemlich rasch ab und bewirkt durch seine Rauhheit, dass ziem lich viel Kraft aufgewendet wer den muss, um den Stein mit seinem Belag durch die Presse zu führen. Herr M. ersetzt des halb das Deckleder durch ein glattes Messingblech, eine dar unter liegende Glanzpappe und wird, direkt haftet. Dieser Lack hat also den Vorzug, dass das Bestreuen mit Ver golderpulver wegfällt, dass das Papier in Folge dessen nicht rollt und namentlich, dass er gegen Feuchtigkeit unempfind lich ist. Die Papiermatrize liegt hier auf einer eisernen Platte, die durch Scharnier mit er bei Wurfpressen unten am Ambos be festigt ist und eine so genaue Besichtigung nicht zulässt. Es ist klar, dass der Stempel in letzterem Falle schon manche Ver unreinigung erfahren haben mag, und dass manche Prägung nicht ganz vollkommen wird, bis es dem Arbeiter auffällt und er eine Reinigung vornimmt. So oft ein neues Bild geprägt werden soll, müssen an zwei gegenüberliegenden Seiten der Matrize zwei Nadeln in solcher Stellung angebracht werden, dass das Bild genau richtig zu liegen kommt, wenn seine Punkturen auf die Nadeln gesetzt sind. Die Nadeln befestigt man gewöhn lich in Holzstückchen, welche auf die Eisenplatte geleimt, wieder abgenommen und wieder fest- geleimt werden, bis sie sich an der richtigen Stelle befinden, üm diese Arbeit weniger mühsam zu machen, benützt Herr M. statt der Holzklötzchen einen kleinen messingenen Apparat, weleher die Nadel trägt. Das Knöpfchen, in dem die Nadel befestigt ist, läuft, wie der Wagen einer Drehbank, auf einer eisernen Schraube, und diese Schraube mit ihrem Ge- häuschen ist wieder der Wagen einer unter rechtem Winkel dar unter befestigten Schraube, so dass man die Nadel mit Hilfe der beiden Schrauben an jeden Punkt eines Quadrats von etwa drei Centimeter Seite bringen kann. Hat man also den Apparat mit dickem arabischen Gummi ungefähr an der richtigen Stelle festgeleimt, so lässt sich durch Stellen der beiden Schrauben die eine unmittelbar auf dem Papier liegende einer zweiten Platte, dem „Deckel“ ver- weiche Pappe aus knotenfreiem Stoff. Die j bunden ist, an welche die geschnittene glatte Messingfläche erleichtert den Durch- ■ Messingplatte, der „Stempel“, von unten gang durch die Presse, das Blech hält viel! angeschraubt wird. Die Messingplatte ist, länger aus als Leder, und die Pappen- ! wie immer, so gestochen, dass die hervor- Zwischenlage ist elastisch genug, um den 1 tretenden Theile eine genaue Zeichnung der Druck ebenso gleichmässig zu vertheilen, । vergoldeten Theile der Bilder geben. als es mit Leder geschehen kann. Während bei Wurfpressen der Messing- In Heiligen-Bildern sind A. & M., was die \ stempel an den Ambos geschraubt ist und Auswahl betrifft, vielleicht unerreicht, und. durch Gasflammen erhitzt wird, erfolgt die ganz besonders gilt dies von vergoldeten, j Erwärmung hier indirekt durch den Deckel. Die Vergoldung wird mittelst sogen. Ver- : Während nämlich der Arbeiter das Bild golderpressen aus der Fabrik von K. Krause I auf die Papiermatrize legt, ist der Deckel in Leipzig ausgeführt. Sie erfolgt wie immer | so aufgeschlagen, dass er über eine Reihe in einer Prägemaschine in der Weise, dass (bis zu 12) von Gasflammen zu liegen das Bild zwischen Matrize und Stempel ge- j kommt, die ihm und dem daran geschraub- presst wird, nachdem vorher durch Erwär- ten Stempel die erforderliche Temperatur mung des Stempels oder auf andere Weise ertheilen. Sobald das Bild aufgelegt ist, dafür gesorgt wurde, dass der Ueberzug; wird der Deckel darauf geklappt, der Ar- von Klebstoff (Lack oder Gelatine) weich j beiter schiebt das Ganze in die Presse, genug ist, um den darauf liegenden Gold-1 setzt den Druckhebel in Bewegung und die genau richtige Stellung derNadel leicht finden. Auch in dieser Fabrik wird nur nach Originalen gearbeitet, welche grösstentheils aus der Hand dreier Berliner Maler stammen. Auch Herr M. klagt darüber, dass unsere tüchtigsten Künstler es unter ihrer Würde halten, für das Kunstgewerbe zu arbeiten. Er beschäftigte eine Zeit lang einen jungen tüchtigen Maler, welcher damals schon die Bedingung strengster Geheimhaltung seines Namens stellte und mit grosser Offenheit erzählte, dass er sich geschämt habe, als er eines seiner Bildchen zu gewerblichen Zwecken verwendet sah. Seitdem es dem jungen Manne gelungen ist, etwas Ruf und andere Beschäftigung zu erlangen, malt er um keinen Preis mehr für das Gewerbe. Wie anders ist es in Frankreich! Die besten französischen Maler stehen dem Gewerbtreibenden jederzeit zur Verfügung und wie wenig sie sich dessen schämen