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Papier-Zeitun . - FACHBLATT (m. jeden Donnerstag. /E ede, AXerRaumes # jeden Donnerstag. Redaction und Selbstverlag von CARL HOFMANN 5 Bei Preis, bei der Postanstalt abgenommen, oder vom Verleger trei unter Kreuzband für Deutschland und Oesterr.-Ungarn vierteljährlich 21/2 Mark. für alle anderen Länder 23/4 Mk. z, w Preis der Anzeigen: ' der Raum einer dreigespaltenen Bestellungen werden angenommen: von jeder Postanstalt des In- und Auslandes von jeder Buchhandlung und vom Verleger. Petitzeile 25 Pfennig. 13 maliger Wiederholung 25 Procent weniger. 26 maliger Wiederholung 35 Procent weniger. 52 maliger Wiederholung 50 Procent weniger. / Bei Bei für G 7X5 Papier- n. Schreibwaaren-Handel n. -Fabrikation Für freie Beförderung von Chiffre - Briefen wird 1 Mark berechnet. Vorausbezalung andenVerleger sowie für alle verwandten und Hilfs-Geschäft^ 7 so, (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.y Berlin S.W., Charlotten-Strasse No. 82. Organ des Vereins deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut § 3 der Satzungen). II. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 24. Mai 1877. No. 21. Da vergangenen Montag und Dienstag von unseren Buchdruckern noch Pfingsten gefeiert und nicht gearbeitet wurde, so musste diese Nummer schon am 19. Mai fertig gedruckt werden. Anzeigen, die später als 18. Mai einliefen, mussten da her für No. 22 zurückgelegt werden. Die deutsche Papier-Industrie. Wir haben kürzlich Gelegenheit gehabt, aus besten Quellen zu erfahren, dass die Nachfrage nach feinen sowohl wie Druck papieren zugenommen hat. Unsere besseren Fabriken sind so reichlich mit Aufträgen versehen, dass z. B. bei Briefpapier und Zeitungspapier ein Anziehen der Preise bemerkbar ist, wenn auch eine bestimmte Preiserhöhung nicht verzeichnet werden kann. Die hiesige Luxuspapier - Fabrikation, deren Fabrikate in 17 Sprachen über die ganze Erde vertheilt werden, leidet nur wenig unter dem Druck der Zeit und auch die Papier-Confection hat keine grosse Ursache zur Klage. Sogar die Maschinenfabrikanten, welche sich besonders auf Maschinen zur Papier fabrikation und dergl. verlegen, sind leid lich, manche sogar vollauf beschäftigt. Ueber andere Zweige unseres Faches sind wir nicht so gut unterrichtet, glauben aher, dass wir von denselben ähnliche Auskunft erhalten würden. Wenn wir trotzdem fortwährend Con- curse von Fapierfabriken zu melden haben, darf man sich darüber nicht wundern. Wir sehen zu allen Zeiten und in jedem Geschäftszweige, dass A gedeiht, während sein Nachbar B zu Grunde geht, und gerade so wie dem Tischler und Schneider geht es dem Papierfabrikanten. Wenn er sein Geschäft selbst gründlich versteht, sich also nicht erst auf Andere verlassen muss, wenn er in Folge dessen an ge eignetem Orte und zweckmässig gebaut hat und die nöthigen Mittel zur Durch führung des Unternehmens besitzt, kann es ihm bei Anwendung gewöhnlicher ge schäftlicher Vorsicht an Erfolg nicht fehlen. Es giebt keinen grösseren Irrthum als den Glauben, dass in Folge der Einführung von Maschinen Erfahrung und Kenntnisse zur Fabrikation von Papier und dergl. nicht mehr erforderlich seien. Ebenso irrig wäre die Annahme, dass man durch Studium von Chemie, Mechanik und anderer Wissenschaften die Erfahrung ersetzen könne. Heute noch, und vielleicht mehr als je, ist ein Scheffel eigener, durch harte Arbeit erkaufter Erfahrung mehr werth als ein ganzer Wagen voll studirten Wissens. Der heutige Papierfabrikant sollte mit den Rohstoffen, den Lumpen und den ver schiedenen Umwandlungsstufen gerade so vertraut sein, wie man es von dem Bütten papier mach er erwartete. Nur wenn er sieb mit den innersten Vorgängen der ver schiedenen Prozesse und den Bedingungen, unter denen sie am besten vor sich gehen, womöglich durch eigene Hantirung, ver traut gemacht hat, darf er hoffen, etwas Besonderes zu leisten. Neben diesen Kennt nissen unserer Vorgänger sollte er aber auch die neueren Maschinen, besonders die Papiermaschine, so gründlich verstehen, dass er die Leistung und den Zweck jedes Theiles genau beurtheilen und womöglich die Arbeiter bei deren Behandlung unter weisen kann. Wir haben gewiss keine Ursache, die Wissenschaften und den Nutzen der Buch- Gelehrsamkeit zu unterschätzen, glauben uns aber berufen, davor zu warnen, dass man sie für etwas anderes nehme als einen Führer, an dessen Hand wir die Kunst oder das Gewerbe rascher und mit mehr Verständniss erlernen können. Wir wollen auch bei dieser Gelegenheit aussprechen, dass nach unserer Ansicht in Deutschland im Allgemeinen zu viel Zeit auf diesen Führer, auf die Erlernung der Theorie, verwendet wird, dass die jungen Leute häufig zu alt werden ehe sie in die Praxis kommen und sich dann auch, vollgepfropft mit Wissen und vielleicht mit dem Doktor titel versehen, nicht mehr zu der so nöthigen Handarbeit bequemen. Der Erfolg des Papierfabrikanten wird zu allen Zeiten zunächst von seinen Kennt nissen und Fähigkeiten abhängen, um so mehr aber jetzt, wo uns die Schwindel jahre 1871—1873 durch Entstehung vieler neuer Anlagen grosse Uebererzeugung ge bracht haben. Der Bedarf an erfahrenen Leuten war damals plötzlich so gross ge worden, dass er nicht befriedigt werden konnte und wir sehen daher manche in jener Zeit entstandene Anlage in einer Weise und unter Bedingungen ausgeführt, die jede Lebensfähigkeit ausschliessen. Von den 1873 vorhandenen Fabriken musste das „Zu Viel“ wieder verschwinden und diesem Schicksale verfielen zunächst diejenigen welche sich in Folge schlechter Grund bedingungen als lebensunfähig erwiesen, gleichviel, ob sie alt oder neu gegründet waren. Wenn auch manche in Concurs i gerathene Fabrik noch einmal fortgeführt, vielleicht auch zu dauerndem Erfolg ge bracht wird, so geht doch der Auflösungs prozess unaufhaltsam vorwärts. Viele sind schon zertrümmert, andere sind abgebrannt und nicht wieder aufgebaut und die Folge dieser sich allmälig vollziehenden Wand- | lung sehen wir in dem besseren Geschäfts gänge. Es freut uns auch, bestätigen zu können, | dass sich unsere Fabrikanten bemühen, die ( Fortschritte anderer Länder zu benützen, und dass namentlich in Glättwerken viel probirt und geleistet wird. Noch grösseren Nutzen würden wir uns jedoch von baldiger und allseitiger Theilung der Arbeit ver sprechen. Je eher sich unsere Fabrikanten auf Anfertigung einer oder doch weniger Sorten beschränken, desto rascher werden wir den auf dem Weltmärkte theilweise verlorenen Boden wieder gewinnen.