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300 PAPIER-ZEITUNG. N* 19 Bütten-Papierfabrikation. Herr B. Meinert in Florenz, technischer Leiter der Civelli’schen Papierfabriken, war so freundlich, uns folgende interessante Mittheilung über diesen Gegenstand zu machen: Florenz, 24. April 1877. Unter der Rubrik: Bütten -Papier fabri- kation enthielt No. 16 der „Papier-Zeitung“ Andeutungen über amerikanische und eng lische Maschinen, die den Zweck haben, die Manipulationen der Büttenfabrikation nachzuahmen, um die wesentlichen und un wesentlichen Kennzeichen des Handpapiers möglichst treu wiederzugeben, ohne der Güte des Fabrikates Eintrag zu thun. Wie sehr recht bemerkt, urtheilt ad oculos der Laie zur Unterscheidung zwischen Maschinen- und Handpapier schon gewöhnlich auf Grund des, dem letzteren durch den Schöpfrahmen verbleibenden rauhen Randes (bei den Italienern cimosa genannt). Er begnügt sich oftmals mit diesem Ursprungszeugniss und berücksichtigt nur oberflächlich gewisse eigentliche Vorzüge des Handpapieres, als dichte Faserverfilzung, feste Leimung etc. Obgleich nun der „rauhe Rand“ des Hand papieres eine ganz unwesentliche Erschei nung bezüglich der Güte des Fabrikates ist, so ist andererseits sehr naheliegend, dass der Fabrikant, der Schwäche des grösseren Publikums huldigend, sich be strebt, dem mittelst Maschinen nachgeahm ten Handpapier alle die wesentlichen Merk male zu ertheilen, welche dem Kinde den Namen geben. Von diesem Gesichtspunkte ausgehend sind auch die Manipulationen unserer Papier fabrik in Sartiano organisirt, deren Fabrikat als Handpapier cursirt, obgleich daselbst nie ein Arbeiter einen Schöpfrahmen schwingt! Nicht erst besonders auf den allgemeinen Fabrikationsgang eingehend, will ich, als hier am Orte, nur die Angelegenheit über Herstellung des rauhen Randes der Bogen besprechen. Unsere Schöpfform ist nichts Einfacheres als der Siebcylinder (1 m. diam, 1,2 m. Arbeitsbreite) einer gewöhnlichen Cylinder- maschine, von dem jedoch das Papier durch die aufliegende Filzdruckwalze nicht, wie; sonst üblich, als endlose Bahn, sondern in j Bogenform abgenommen wird. Letzteres wird dadurch bewerkstelligt, dass man den Umfang des Siebcylinders in eine gewisse Anzahl, mit der Bogengrösse im Einklang stehende Felder abtheilt, die unter sich durch Wachstuchstreifen oder aufgenähtes sehr dünnes Kupferblech voneinander ab getrennt sind. Dieses Bedeckungsmaterial wird gewöhnlich mit der Scheere zurecht geschnitten (eine hier wirklich durchaus nicht zweckentsprechende Accuratesse), soll aber vielmehr peiüssen sein, um keine streng geradlinige Begrenzung der offenen Felder auf dem Siebcylinder herzustellen. Gewissermassen funktionirt nun die Sieb trommel in einer der Arbeit des Schöpf rahmens verwandten Weise: beide tauchen zunächst in den Stoff, der sich wenige ■ Augenblicke später auf dem Metalltuche verfilzt, indem die einer gewissen Papier-, menge zugehörige Flüssigkeit, ihrer Schwer- [ kraft Folge leistend, durch das Metall- gewebe absickert. Die weiteren Erscheinungen sind eigent lich selbstredend. Indem sich sowohl die Form als auch der Siebcylinder, letzterer i vermöge seiner Drehung, über das Niveau i des Ganzzeuges erheben, reisst er ein wenig die Fasern über die, die Bogengrösse be grenzenden Deckstreifen und bedingt so das Entstehen des „rauhen Randes“, der, wie Ihnen die beiden unter Kreuzband zu gehenden Bogen zeigen, selbstverständlich am besten gelingt in den beiden Kanten des Bogens, die rechtwinklig liegen zur Ablagerungsrichtung der Fasern auf dem Siebcylinder, und wiederum am besten bei der Seite, die sich zuletzt aus der Stoff masse hob und die mitgerissenen Papier theile in verdünnter Schicht auf dem un mittelbar folgenden Begrenzungsstreifen auf legt. Die uns vorliegenden Muster bestätigen das hier Gesagte, besonders ein Bogen mit schönem Wasserzeichen dürfte wohl all gemein für geschöpftes Papier gehalten werden. D. Red. Korkpappe. Ein französisches Erfindungspatent gibt folgende Anweisung für die Anfertigung solcher Pappe: Man mischt in einem Ueberschuss von viel Wasser eine gewisse Menge feuchten oder trockenen Papierstoffes mittelst eines Holländers, Zerreibers oder anderer Ma schine, die das Umhüllen der Korktheilchen mit Papierfasern begünstigt. Nachher ent fernt man das Wasser durch Abtropfen auf Metalltuchformen, durch Druck oder auf andere Art und vollendet die Trocknung in freier Luft. Die noch feuchte oder trockene Pappe wird gepresst, geformt, ge glättet und in Bogen geschnitten wie ge wöhnliche andere Pappen. Dadurch erhält man dichtere oder losere Sorten von be liebiger Form. Alte Flaschenkorke, Kork-Umhüllungen, Sohlen und andere Abfälle lassen sich hier zu verwenden und zwar in Pulverform, als Spähne, Sägespähne oder Stückchen. Die Mengen-Verhältnisse wechseln mit den I Fabrikaten, die man zu erhalten wünscht. Solche Korkpappe soll schwammiger, weicher, leichter und weniger guter Leiter für Wärme und Schall als gewöhnliche Pappe sein. Dabei sei sie fest, fehlerlos und besässe durch ihre Gestaltungsfähigkeit Eigenschaften, die dem Kork abgehen. Korkpappe lasse sich in der Masse färben, in fertigem Zustande mit Papier bekleiden, I vergolden und auf jede andere Art aus schmücken. Ein neues Tintenfass von Quin in Phila delphia ist an der Eintauch-Oeffnung für die Feder mit zwei in horizontaler Richtung | beweglichen Schiebern verschlossen. Die Schieber werden durch leichte Gewichte aneinandergehalten und bilden nach oben eine Art Rinne, welche der Feder als Führung dient. Sobald man die Feder in die Rinne steckt, gehen die Schieber aus einander, um aber sofort wieder aneinander zu schliessen, sobald die Feder das Tinten fass verlassen hat. Auf diese Weise bleibt letzteres stets verschlossen. Neueste Erf. u. Erfahren, Aus Nürnberg. Die Einführung der neuen Münzwährung hatte unter Anderm auch die Ausserkourssetzung sämmtlicher Postwerth- I Zeichen der Kreuzerwährung in Bayern zur | Folge. In früherer Zeit pflegte man derartige ■ Werthpapiere dem Stampfe zu übergeben, und es würden im vorliegenden Falle für die ein gezogene Makulatur auf diesem Wege ca. 300 Mark erlöst worden sein. Durch die j grosse Ausdehnung der Liebhaberei des , Briefmarkensammelns, das in der ganzen [ zivilisirten Welt seine Freunde findet, haben nun aber die nicht mehr zirkulirenden Brief- I marken einen ganz erheblichen Werth er langt. Die bayerische Staatsregierung ver kaufte die obengenannten Postwerthzeichen : an den Buchhändler Herrn G. Zechmeyer hier um einen Preis, der sich in die Tau sende von Mark beläuft. Das Gewicht des 3,998,701 Stück betragenden Quantums er gab rund 3500 Kilo. Der Nennwerth dieser Briefmarken war 265,459 fl. 35 kr. I (455,073 M. 85 Pf.,) die seinerzeitigen Her- : stellungskosten hatten über 6000 fl. be tragen. Manchem der Leser wird es von Interesse sein, bei dieser Gelegenheit zu hören, wie mit einem so unscheinbaren Ar tikel, wie gebrauchte Briefmarken sind, ein ganz ansehnliches Geschäft zu erzielen ist. Herr Buchhändler G. Zechmeyer beschäftigt zur Zeit in diesem Fache 14 Personen und setzte im abgelaufenen Jahre allein für Briefmarken zu Sammlungen die Summe von 33,000 M. um, wobei die Post eine Portoeinnahme von über 2000 M. hatte. Nicht selten gehen Sendungen der gewöhn lichsten Briefmarken bis zu 1,000,000 Stück nach England. Auch für wohlthätige und religiöse Zwecke sind die gebrauchten Brief marken ganz respektable Einnahmequellen; im verflossenen Jahre wurde die Summe von über 3200 M. hiefür von Nürnberg ver sandt, welche solchen Zwecken zu Gute kam. Das Briefmarkensammeln hat einen so festen Boden gewonnen, dass an ein Aufhören desselben nicht zu denken ist, so wenig wie an das der Münzsammlungen. Es ist in der That nicht uninteressant, aus einer Briefmarkensammlung das Streben der Staaten nach Vollkommenheit im Post wesen zur Vereinfachung des Dienstes und zur Bequemlichkeit des Publikums zu er sehen. Ebenso zeigt dem Deutschen wie dem Italiener der Anblick der Briefmarken sammlung die frühere Vielgestaltigkeit seines Landes und dessen allmählichen Ueber- gang zur Einigung. Auch den Drang nach nationaler und internationaler Münzeinheit macht eine solche Sammlung anschaulich. Corresp. v. w. f. Deutschld. Der Koran darf nicht mit Typen gedruckt werden, er muss von gläubigen Mohame- danern immer in geschriebener Schrift gelesen werden. Während man desshalb früher jedes Exemplar von Hand schreiben musste, wird das heilige Buch jetzt photo- graphirt, auf Stein oder Zink übertragen und hundertfältig abgedruckt. Sei regelmässig in Verwendung deiner Zeit. Jede Stunde hat dann ihre Bestim mung und keine geht verloren. Dem Müssiggang ist damit jeder Zugang versperrt, und mit ihm den vielen Lastern, welche sein Gefolge bilden.