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284 PAPIER-ZEITUNG. N® 18 Paraffin zum Satiniren der Glanz papiere. Von Dr. F. Matthy. Vor einiger Zeit hatte Dr. H. Vold in Köln die Anwendung des Paraffins zum Satiniren der Glanzpapiere und Tapeten empfohlen. Dieses Verfahren lässt sich nun, nach des Verfassers Mittheilung in der „Deutschen Industrie-Zeitung“, in folgender Weise auf eine und zwar ganz einfache Operation reduziren: Um ein recht ver- theilungs- und zugleich glättefähiges Pa raffin-Thon-Gemisch zu erhalten, benutze ich statt China-Clay oder anderer im Handel befindlicher Thone einen möglichst fetten; derselbe wird fein geschlemmt und gibt dann schon an sich ein sehr satinfähiges Produkt — im Handel als „Glänzpräparat“ und unter anderen Namen vorkommend — in Folge dessen man den Zusatz von Pa raffin sehr vermindern kann. Den Thon schlamm bringt man in einen gewöhnlichen eisernen, nicht zu tiefen Kessel, erhitzt unter tüchtigem Umrühren mit Hülfe eines Rührscheites bis auf 100 bis 120° C. und setzt das entsprechende Quantum Paraffin in Stücken zu. Unter fortdauerndem Durch arbeiten wird das schmelzende, anfangs obenauf schwimmende Paraffin in Zeit von 1/2 bis 3/4 Stunden vom Thonschlamm ab- sorbirt. Die Absorption ist jedoch noch ungenügend, denn es scheidet sich aus einer herausgenommenen Probe nach dem Erkalten noch Paraffin in kleinen rund lichen Körnern aus; unter weiterem Ver theilen desselben durch Rühren beginnt die Masse nun rasch sich zu verdicken, doch ohne deshalb gerade viel Wasser zu ver lieren. Nach 3 bis 4 Stunden lässt man das Feuer ausgehen und kann die Operation als beendet ansehen, wenn sich beim Auf weichen einer grösseren Probe mit viel heissem Wasser kein Paraffin mehr aus scheidet, was sich sofort an aufschwimmen- den Augen erkennen lässt. Das fertige Präparat bildet nach dem Erkalten einen sehr zähen, noch 65 bis 75 pCt. enthaltenden Brei, welcher entweder als solcher dem Farbenbrei in erforderlicher Menge zuzu setzen, oder, im Falle es ein Verkaufsob jekt sein soll, auf Trockenbretter zu brin gen wäre. Dass man anfangs die am oberen Kesselrande eintrocknende, respek tive erstarrende, noch ungenügend ge mischte Masse von Thon und Paraffin öfters ablöst, in den Kessel zurückgibt und wieder mit verrührt, braucht wohl kaum erwähnt zu werden, auch nicht, dass eine mecha nische Vorrichtung zum Rühren die mensch liehe Kraft mit Vortheil ersetzen kann. Neueste Erfind, u. Erfahr. Ein Künstler-Tapetenfabrikant. Einem von dem berühmten Maler Cornelius Gurlitt unterzeichneten, dem verstorbenen Fabrikanten Georg lAidwig Christoph Schütz gewidmeten Nachruf entnehmen wir Folgendes: In Hannover geboren, erlernte er ur sprünglich das Goldschmiedehandwerk und begab sich, als er die nöthigen Kenntnisse erworben hatte, auf Reisen. Noch sind Arbeiten seiner Hand erhalten, welche den früh erwachten künstlerischen Sinn des jungen Handwerkers darlegen; so ein mit grossem Geschick und unglaublichem Fleiss gestanztes Silberrelief, einen ruhenden Löwen darstellend. Die technischen Fertig- . keiten jedoch richteten seine Aufmerksam keit auf mechanische Erfindungen, deren Verwerthung in den Maschinenfabriken von Mühlhausen im Elsass ihm einst einen Namen machten. Zugleich entwickelte Schütz mehr und mehr sein Zeichentalent, er be- | gann Miniaturen auf Elfenbein zu malen, ja er erwarb sich eine solche Sicherheit im Portraitiren, dass er vom Verkauf seiner zierlichen Bilder und von der Ausbeutung seiner maschinellen Neuerungen ein reich liches Auskommen fand. Bald gründete er in Hannover eine Ta petenfabrik, die er später aufgab, um mit seinem Bruder August, der das kauf männische Talent besass, eine solche in viel grösserem Massstabe in Sachsen in’s | Leben zu rufen. Er schuf dort den Walzen druck und viele andere Einrichtungen, seine | durchschlagende Bedeutung lag aber in seinen Leistungen als Musterzeichner. Wenn nun | auch zum Theil die Bahnen Schütz’s andere waren, als die der neueren Richtung, so ist doch sein Verdienst für Hebung des | Geschmackes nicht zu unterschätzen, ja er war seiner Zeit fast der Einzige in Deutsch- | land, der mit Erfolg den französischen Dessinateurs gegenübertreten konnte. Sein von reichem Erfolg gekröntes Streben wird am besten durch folgende von ihm geschriebenen Worte gekennzeichnet: „Wer aber überhaupt das Streben, das Höchste im Fache zu leisten, nicht hat, oder das Musterfach, um ihm seine ganze Kraft zu weihen, etwa zu gering achtet, der sollte ganz davon bleiben!“ Selbstentzündung. Wenn eine Partie Lnmpen in einem I engen Raum untergebracht, oder der Vor-1 rath in einem Schuppen angehäuft ist, wo keine Ventilation vorhanden, so wird da früher oder später Feuer ausbrechen. Die Lumpenhändler wissen dies sehr gut und | für sie wäre es dasselbe, ob man ein I brennendes Streichhölzchen in die Lumpen würfe oder das Vorrathshaus hermetisch verschlösse. Im Sommer sollte wenigstens ein Fenster ausgenommen werden und wo | möglich ein zweites dem gegenüber, um einen starken Zug zu ermöglichen. In einer Besserungsanstalt zu Detroit, im De zember 1870, stopfte einer der Gefangenen, welcher Schreinerarbeit that, ein Bündel geölter Lumpen in eine Ecke des Lokals. Es war das gerade zur Zeit, als die Feier stunde schlug; schon um 8 Uhr, nur zwei Stunden später stand das Gebäude in Flammen, und Eigenthum im Werthe von vielen Tausend Dollars war verloren. Dem Brande lag offenbar Selbstentzündung zu Grunde, denn das Zimmer war geschlossen und enthielt nur viele eben fertiggestellte Stühle. Sobald jene geölten Lumpen zu sammengepackt und festgestopft waren, war damit der Grund zu dem zerstörenden Brande gelegt. Eine Wagenfabrik am gleichen Orte wurde während drei Jahren von nicht weniger als drei Feuersbrünsten heimgesucht, die alle durch Selbstentzündung geölter Lumpen hervorgerufen wurden. Die Fabrik ist jetzt mit eisernen Kästen versehen, worin die ; Lumpen aufbewahrt werden. dieser Kästen durch Selbstentzündung Feuer entstand, verbrannten alle Lumpen. Vor ungefähr zwei Jahren ging der | Wächter der Wagenremiese der Michigan- | Centralbahn, welche nicht weit vom Bahn hofe in Detroit liegt, durch den Modell und Holzschuppen und fand alles in Ord nung. 15 Minuten später wurde er durch die Dampfpfeife alarmirt, und indem er die Treppen zum zweiten Stock des Schuppens emporstieg, brachen schon die Flammen hervor und zerstörten das Gebäude in einer Stunde. Ein Modellmacher hatte Lumpen und Oel gebraucht nnd gerade vor 6 Uhr ein eben gefertigtes Modell geölt. Er hatte darauf wahrscheinlich die Lumpen unter die Spähne geworfen. Da in diesem Theile j des Schuppens kein Ofen stand und das Rauchen verboten war, so zweifelte Nie mand, dass der Brand durch diese geölten | Lumpen entstanden war. Selbstentzündung entsteht jedoch nicht 1 nur durch Gegenwart geölter Lumpen. Vor ■ 3—4 Jahren wurden plötzlich mit einem Geräusch wie Donnergeroll aus einem Gross- Schnittwaaren-Geschäft in Detroit Fenster, Blenden, Gläser etc. auf die Strasse ge schleudert. Ein Arbeiter hatte die Räume eine Stunde vor der Explosion verlassen, und ein Polizist untersuchte die Thüren noch 10 Minuten vorher. Die Gashähne waren geschlossen, die Dampfröhren nahe zu erkaltet, und es war auch kein Licht im Raume; weder Gasgeruch wurde be merkt, noch waren Oele oder sonst eine Flüssigkeit vorhanden. Das Feuer war den meisten Leuten ein Wunder. Im Hause befand sich ein grosser Vorrath von Ellen- Waaren, und wenn es für die Nacht geschlossen war, war das Haus so heiss wie ein Backofen. Die Hitze, welche von den Waaren ausgestrahlt wurde, war wie Gas und wurde endlich stark genug, um nach aussen durchzubrechen (? D.Red.). Ein Gaslicht brannte an der Strassenfront, und sobald der heisse Luftstrom dieses er reichte, schlug das Feuer zurück in den Laden wie ein Blitzstrahl. Ganz dasselbe geschah später in einem andern derartigen Laden in einer andern Strasse. Die Um stände deuteten auch hier so klar auf Selbstentzündung, dass beide Fälle als solche amtlich eingetragen wurden. M. Quad in Detroit Free Press. (P. T. J.) Gefährliche Ballkleider. Das Herz. Sachsen- Altenburgische Ministerium des Innern hat am 23 v. M. folgende Bekanntmachung erlassen. Nach einer anher erstatteten Anzeige werden zu Ballkleidern neuerdings leicht gewebte Stoffe verwendet, auf welchen sich ein glänzender, meist silber- oder goldfarbiger Metall- oder Glasstaub (soge nannter Krystallstaub) befindet. Ein grosser Theil dieses Staubes löst sich während des Tanzes ab, durchdringt die Lufträume der Tanzsäle und ist von schädlichem Einflüsse auf die Augen und Lungen der Anwesenden. Die unterzeichnete Behörde findet sich ver anlasst, vor Verwendung jener Stoffe hier mit ausdrücklich zu warnen.“ Polyt. Zeitung. Natürliche Gasbeleuchtung. Die Stadt Bradford in Pennsylvanien soll mit Gas beleuchtet werden, welches 1/2 Meile von Als in einem | der Stadt entfernt aus der Erde strömt.