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Papier-Zeitung w . . $ IN A A TT m i A mm %—* # FACHBLATT % Bei Bei 2 Bei sm % 13 maliger Wiederholung 25 Procent weniger. 26 maliger Wiederholung 35 Procent weniger. 52 maliger Wiederholung 50 Procent weniger. Preis der Anzeigen: der Raum einer dreigespaltenen Petitzeile 25 Pfennig. Für freie Beförderung von Chiffre - Briefen wird 1 Mark berechnet. VorausbezalungandenVerleger Redaction und Selbstverlag von CARL HOFMANN Berlin S.W., Charlotten-Strasse No. 82. für Papier- u. Schreibwaaren-Handel u. -Fabrikation sowie für alle verwandten und Hilfs-Geschäfte (Pappwaaren- Spielkarten- Tapeten- Maschinen- chemische Fabriken etc.) Erscheint jeden Donnerstag. Bestellungen < werden angenommen: von jeder Postanstalt des In- und Auslandes 9 von jeder Buchhandlung und vom Verleger. Preis, bei der Postanstalt , abgenommen, oder vomVerleger frei unter Kreuzband für Deutschland und Oesterr.-Ungarn vierteljährlich 21/2 Mark. für alle anderen Länder 23/4 Mk. Organ des Vereins deutscher Buntpapier-Fabrikanten (Laut § 3 der Satzungen). II. Jahrgang. Berlin, Donnerstag den 12. April 1877. No. 15. Reichsdruckerei und Preussische Staatsdruckerei. Da die Frage, ob die v. Decker’sche Druckerei vom Reich erworben und für dasselbe fortgeführt werden soll, sehr bald im Reichstage zur Besprechung kommen wird, so wollen wir unsere Bemerkungen in No. 13 heute vervollständigen. Wenn die von Decker’sche Geheime Oberhofbuchdruckerei zum grössten Theil für den Staat beschäftigt war, so geschah dies, weil sie auf Grund der im vorigen Jahrhundert ertheilten und wiederholt be stätigten Privilegien bei Vergebung von Staats - Druckarbeiten besonders berück sichtigt wurde. Die Druckerei ist Privat- Geschäft und ihre Leistungen sind keines wegs solcher Art, dass sie dadurch zu einer Ausnahmsstellung berechtigt wäre. Viele andere Privat-Anstalten würden die Arbeiten mindestens eben so gut aus führen und liefern solche täglich, da die v. Decker’sche sowie die preussische Staats druckerei zur Ausführung aller Reichs- Drucksachen lange nicht ausreichen. Es gibt nur wenig Druckarbeiten, die nicht, wie die Lieferung anderer Bedürf nisse des Staats, der Privat-Industrie zur Wettbewerbung überlassen werden können und dass sie, auf solche Weise vergeben, weit billiger zu stehen kommen als in einer Staatsanstalt, wird wohl Niemand bezweifeln. Was der Privat-Industrie nicht über lassen werden kann, ist die Herstellung von Banknoten und anderer Werthzeichen sowie der Druck geheimer und besonders wichtiger Schriften. Da jetzt nur noch das Reich resp. die Reichsbank, Papiergeld und andere Wertzeichen ausgibt, die sämmtlich von der Preussischen Staats druckerei angefertigt werden, so ist diese beinahe ausschliesslich für das Reich be- j schäftigt, und thatsächlich Reichsdruckerei ■ 1 geworden. Wir beabsichtigen, bei Be sprechung der Berliner Papier-Industrie auch eine eingehende Beschreibung der Staatsdruckerei zu bringen und haben desshalb mehrmals Veranlassung genommen dieselbe zu besichtigen. Die Zuvorkom menheit, mit welcher man uns dabei ent gegenkam, hat unsere Aufgabe erleichtert und wir glauben, heute schon ein Urtheil ; über die Anstalt aussprechen zu dürfen. . Die Anlage ist eine der interessantesten und grossartigsten, die man sehen kann, die Einrichtungen • sind derart, dass sie | den höchsten Anforderungen entsprechen und die Leitung ist bewährten tüchtigen, Kräften anvertraut. Neben allen Arten 1 von Papiergeld, Briefmarken, Schuld verschreibungen für das Reich führt sie auch einfache Druckarbeiten aus, bietet also schon Einrichtung und Verwaltung für alle Arbeiten, welche das Reich Privat- ! händen nicht anvertrauen könnte. Sollte eine Ausdehnung zur Ausführung grösserer j Mengen gewöhnlicher Druckarbeiten, z. B. für den Druck des Staatsanzeigers, nöthig erachtet werden, so kann eine solche mit : geringen Kosten auf dem noch verfügbaren | Theil des Grundstückes ausgeführt werden.' Da hiernach eine Druckerei vorhanden. ist, die allen Erfordernissen genügt und nur noch der Uebertragung von Preussen an das Reich bedarf, um auch der Form nach Reichsdruckerei zu sein, so müssten wir es nach jeder Richtung hin für einen Missgriff halten, wenn man eine zweite Staats-Anstalt dieser Art in’s Leben rufen würde. Es wäre geradezu unverantwortlich, wenn man neue Gebäude und besondere Verwaltung schaffen wollte, während mit Erweiterung der schon vorhandenen Anstalt und Verwaltung dasselbe zu erreichen ist. Die Einrichtungen des v. Decker’schen Anwesens würden die Kosten einer neuen Reichsdruckerei nur unwesentlich ver mindern. Unter allen Umständen müsste Bei der Einrichtung würde sich — wie erfahrungsgemäss in allen solchen Fällen— zeigen dass die vorhandenen Maschinen etc. eben alte Sachen sind, und zum i grössten Theil nicht in die neuen Räume : passen. Der Rest und, wie wir fürchten, I die Hauptmasse müsste zu Spottpreisen | veräussert werden. Dieser Verlust ist in keinem Falle zu vermeiden, wenn die Druckerei mit dem Grundstück erworben und später oder früher verlegt wird, er sollte daher von vorneherein dem Kauf preis des Grundstücks zugeschlagen werden. Aus dem Gesagten können wir folgende Gründe gegen Beschaffung einer neuen Reichsdruckerei kurz zusammenfassen: Für eine Reichsdruckerei neben der bestehenden Staatsdruckerei liegt kein Bedürfniss vor. Der Bau und die Einrichtung einer solchen würde grossen Kostenaufwand verursachen. Die Ausführung der Druckarbeiten durch eine besondere Staatsanstalt würde wesentlich höher zu stehen kommen als durch Vergebung an Private. Das unter der Ungunst der Zeitverhält- nisse schwer leidende Buchdrucker gewerbe würde durch solche Reichs- Wettbewerbung sehr geschädigt. Statt dessen empfehlen wir, falls die v. Decker’sche Druckerei mit dem Grund stück erworben werden muss: 1. Die Preussische Staatsdruckerei in eine Reichsdruckerei zu verwandeln. 2. Die Preussische Staatsdruckerei so zu erweitern, dass sie im Stande ist, alle Druckarbeiten zu überneh men, die Privaten nicht übergeben werden können. 3. Der Staatsdruckerei die Einrichtung der v. Decker’schen Fabrik zur Ver- werthvoller Grund dazu angekauft oder verwendet und darauf gebaut werden. wendung zu überweisen.