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Einiges über Holzzellstof- (Cellulose) Fabrikation. von Th. Knösel. (Fortsetzung aus No. 11 und Schluss.) Bei der Verarbeitung im Ganzzeughol länder ist namentlich auf ein Mahlen auf die richtige Länge und ein gutes Ver mischen Rücksicht zu nehmen, da sonst auf der Papiermaschine die Cellulose nach oben tritt und in der Längsrichtung des Siebes in parallelen Streifen sich abzeichnet. Manche Fabrikanten empfehlen die Cellu lose in einem separaten, und das Vermengen mit dem übrigen Stoff in einem Misch- holländer. Im üebrigen dürfte wohl die Cellulose zu besserem, namentlich Patent-Concept, Schreib-, Druck- auch Cartonpapieren viel fach Verwendung finden und sich nach und nach immer mehr einbürgern, besonders wenn die Vorurtheile besiegt und ihre Eigen schaften noch verbessert werden. Es gibt auch noch Gegner, welche die Cellulose-Industrie vom volkswirthschaft- lichen Standpunkte aus bekämpfen, da sie „die Wälder zu vernichten drohe“; dies ist nun ein durchaus nicht stichhaltiger Grund; denn erstens ist für geschliffenen Holzstoff der Verbrauch ein weit höherer, und ver langt die Cellulose noch weit weniger gerade immer Holz erster Classe, sondern begnügt sich auch mitunter mit Abfällen, da sie stets nur das billigste Holz verarbeitet; auch ist sicher das Quantum Holz noch weit erheblicher, welches selbst noch heute zum Stubenbrand verbraucht wird. Der artige Anfechtungen haben wohl meist einen andern Grund, geschehen um andere Surro gate, wie Stroh etc. zu empfehlen. Gerade für Stroh dürfte die Production immer nur eine sehr beschränkte sein und bleiben, so grosse Vorzüge auch gebleichter Strohstoff immerhin hat, denn in den meisten Gegen den haben die Strohpreise schon eine Höhe erreicht, bei denen die Herstellung von Strohstoff nicht mehr rentabel ist. Während auf einer Seite zu viel gegen, so wird von anderer Seite auch zu viel für die Cellulose geschrieben, und auch dies dürfte derselben nicht von Nutzen sein; hierzu rechne ich besonders die jüngst von Rosenhain (in Dingler’s Polyt. Journal 1876) aufgestellte Calculation, welche ein Resultat verspricht, welches bisher noch nicht erreicht ist, und auch schwerlich erreicht werden dürfte; denn bis jetzt existirtwohl noch keine Fabrik, die wirklich erheblich verdient hat. Warum haben sich die meisten derselben mit Liquidationsgedanken getragen, und dieselben nur durch Hoffnung auf bessere Zeiten wieder aufgegeben? Doch sicher nicht, weil sie zu viel verdienten. Es wäre gewiss höchst interessant, wenn man einmal zusammenstellen wollte, was bis jetzt die wenigen Fabriken Deutschlands allein seit ihrem Bestehenzugesetzthaben; die Summe würde sehr bedeutend werden, da alle Fabriken sehr viel Lehrgeld zahlen mussten, bis sie auf nur etwas normale Produktions-Verhältnisse gekommen sind. Holz, Kohlen und Soda sind ja namentlich früher in ganz unverhältnissmässiger Weise verbraucht, resp. verschwendet worden, bis man nach und nach die einzelnen Ver besserungen einführte; und es ist immerhin | nach dieser Richtung noch viel zu thun I übrig. Wenn man auch wirklich die dort an- ' gegebenen Zahlen für Holz, Kohlen etc., und die augenblicklich sehr niedrigen Preise der Rohmaterialien ansetzt, Zinsen, Amorti sation und allgemeine Unkosten, Lohn u. s. w. richtig annimmt, wird besonders jeder Fa brikant leicht beurtheilen können, dass jene I Calculation, die 25 pCt. Reingewinn ver- I spricht, ganz falsch ist. Aus eigener Er fahrung wissen ja wohl Alle, dass selbst bei einem Verkaufspreis von 48 bis 50 M. für 100k bis jetzt eine richtige Calculation sich so stellt, dass man kaum Zinsen und Amortisation verdient. Dabei ist ferner noch zu berücksichtigen, dass von Rosen hain der Verbauch an Soda, Kalk und Kohlen sehr niedrig angenommen worden ist, Zahlen, die bis jetzt wohl noch nirgends erreicht sein dürften. Man sehe blos die wirk lichen Betriebszahlen an, welche Dr. Faudel (1876 Polyt. Journ. 219 435) aus zwei Fa briken angegeben hat; diese sind sämmt- lieh bedeutend höher. Wenn die gemachten Angaben richtig wären, warum schiessen alsdann nicht die Cellulosefabriken wie Pilze aus der Erde? Es ist gut, dass die Zeiten vorbei sind, wo solche Calculationen vollen Glauben finden, denn sonst müsste gerade Schlesien wegen des sehr billigen Holzes und den billigen Kohlen ein er giebiges Feld für diese Fabrikation sein. Könnte man es den Papierfabrikanten ver argen, wenn sie auf Grund dieser Calcu lation die Preise für Cellulose noch weiter zu drücken versuchten? Doch auch sie sind selbst eben so gut davon überzeugt, dass es mit den „25 pCt. Reingewinn“ durchaus nicht stimmt. Ist doch jetzt der Absatz trotz der enorm gedrückten Preise und des allgemein ver besserten Produktes ein sehr schwieriger und müssen fast sämmtliche Fabriken ihre Produktion mehr oder minder einschränken; das Fabriziren ist jetzt leichter, als das Absetzen, und früher war es umgekehrt. Kommt einmal der abnorme Fall vor, dass sich ein Fabrikant den Meter Holz mit M. —. 50 bis 1. — rechnen kann, und die Kohlen wohl ebenfalls vor der Thür hat, so ist dieser wohl im Stande, mit Hülfe der inzwischen gesammelten Er fahrungen und eingeführten Verbesserungen selbst bei gedrückten Verkaufspreisen zu verdienen, und die andern Fabriken zu unterbieten; doch dies dürften nur Aus nahmsfälle sein. Selbst bei Gelegenheits käufen, z. B. Raupenfrass, Borkenkäfer, | Sturmfluth etc. dürften die meisten Fabriken wohl für Holz allein immerhin mindestens 6 bis 8 Mark per Meter zahlen müssen, und liefert 1 Meter etwa 75 bis höchstens । 100k lufttrocknen Stoff. Was nun nicht ist, kann immerhin noch werden; denn es soll gar nicht geleugnet werden, dass sich in der Fabrikation noch wesentliche Verbesserungen einführen lassen, wohl auch schon Vieles bis jetzt in dieser Beziehung erreicht worden ist. Doch ist es den Technikern immerhin noch Vorbe halten, das ganze Unternehmen erst noch zu einem wirklich gewinnbringenden zu machen, und dieses Ziel dürfte ganz sicher über kurz oder lang zu erreichen sein. Auch hier sind in der letzten Zeit zahl reiche Versuche gemacht worden, um den Stoff nicht allein zu verbessern, sondern auch billiger herzustellen; sie waren von Erfolg begleitet, so dass wir endlich in die Lage gekommen sind, unsern Stoff erheb lich billiger abgeben zu können, als früher. Bessere Qualität und billigere Preise dürften sicher die Verwendung der Cellulose er höhen und nach und nach dazu führen, dass Papierfabrikanten für mittlere und feinere Papiere den Vortheil dieses Stoffes mehr und mehr erkennen und ihn in weit grösserem Maasse verarbeiten als bisher. Augenblicklich jedoch ist die Lage dieser Industrie eine sehr traurige und noch äusserst wenig Aussicht zu ihrer Besserung vorhanden. Das Verfahren nach Ungerer, meines Wissens bis jetzt wohl nur in der fürstlich Lichtenstein’schen Fabrik in Stuppach bei Gloggnitz ausgeführt, liefert wohl nach mancher Seite hin erheblich bessere Resul tate; nur ist der gesammte Apparat ein sehr complicirter und die Anlage sicher keine billige. Doch ist gerade diese Me thode ganz besonders geeignet, mehr Licht über die Fabrikation zu verbreiten, da man hier leicht die stufenweise Einwirkung der Lauge mit dem dabei erhaltenen Produkt am besten beobachten kann; Analysen, welche die Lauge auf ihrem ganzen Wege ■ durch die verschiedenen Kessel begleiten, I wären sicher höchst interessant und müssten über Manches Aufschluss geben. Es wäre zu wünschen, dass auch andere Fabrikanten die geheimnissvolle, undurch dringliche Schranke fallen liessen, welche sie um ihre Anlage ziehen; denn gerade ein allgemeiner, gegenseitiger Austausch kann dem Ganzen nur förderlich sein, und ebenso jedem Einzelnen selbst. Ich glaube sicher, dass es in nicht zu langer Zeit ge lingen wird, manche Fortschritte zu machen, und die deutschen Techniker können dann darauf stolz sein, wenn sie diesen Fabri kationszweig, welchen uns die Engländer als Frühgeburt gebracht haben, aufgezogen und so weit gebracht haben, dass er wirk lich auf seinen eigenen Füssen stehen und sich weiter entwickeln kann. Zum Schluss fühle ich mich verpflichtet, Herrn K. Marggraff in Wolfswinkel, unter dessen Leitung ich in die Cellulosefabrikation eingeführt wurde, meine dankbare Aner kennung hier auszudrücken; ganz besonders werthvoll war es für mich, dass ich da selbst die Verarbeitung der Cellulose zu den mannigfaltigsten Papieren mitstudiren konnte. Denn gerade dies führt besonders auf die Anforderungen hin, welche der Papierfabrikant an die Cellulose stellt, resp. stellen muss und ermöglicht es um so eher, ein normales Produkt herzustellen, was ein vollwerthiges Ersatzmittel für Lumpen ist und gern verarbeitet werden wird. Th. Knösel. Druckerschwärze zu verdünnen. Wir hörten von einem erfahrenen Drucker, dass er seine Schwärze durch Spiritus verdünnt und mit Demar-Firniss und rohem Lein öl verarbeitet. Terpentin kann das Lein öl ersetzen. Bei rothen und grünen Druck farben, deren Guterhaltung ihm viele Mühe gemacht habe, seien dadurch glänzende Erfolge erzielt worden.