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No 6 PAPI ER-ZEITUN G. 94 bei denjenigen, welche nicht mit dem mässe durch Schaben die nöthige Gestalt der Walze genau anschliesst, und Länge Wir können diejenigen nicht lieben, die uns mit Recht verachten, und wir hassen in diesen Andern nur die schlechte Mei nung, die wir ihnen von uns gegeben haben. Druckverfahren vertraut sind, dass Far bendruck durch eine Reihe aufeinanderfol gender Abdrücke hervorgebracht wird, in dem man eine Farbe nach der anderen aufträgt, bis das gewünschte Resultat er zielt ist. Für die rohsten Anschlagzettel wie für die feinste Chromolithographie ist das Verfahren im Wesentlichen dasselbe — hier wie dort muss jede anzuwendende Farbe einen besonderen Block oder Stein haben, obwohl auch manche Schattirung dadurch hervorgebracht wird, dass man eine Farbe über die andere druckt, also mit denselben Grundfarben die Zahl der Farbentöne vermehrt. Wenn man bedenkt, dass zu einer Chro molithographie dreissig oder vierzig Blöcke erforderlich sind, und dass jede Farbe mit der äussersten Sauberkeit aufgetragen I werden muss, so wird man einsehen, welche ! Schwierigkeiten die Anfertigung eines Far bendruckbildes bietet. Man ist deshalb schon lange bemüht, Mittel und Wege zu gleichzeitigem Druck mehrerer Farben zu ■ grösser die Durchmesser der Walzen sind. Das austretende Wasser findet auf diesem Punkte eine Fläche, welche jeweilen der Neigung einer auf demselben gedachten Tangente des Walzenumfangs entspricht. Wäre dieser Punkt im Ruhezustand, so würde darauf gelangendes Wasser nach den Gesetzen der auf schiefen Ebenen sich bewegenden Flüssigkeiten ablaufen; da aber die untere Walze gegen das ablaufende Wasser sich bewegt und der genannte Punkt (wo der Filz der Walze sein Wasser abgiebt) beinahe senkrecht über dem Mittel liegend, eine von der horizontalen nur wenig abweichende Fläche darbietet, wird ein gewisses Wasserquantum gezwungen, sich beständig daselbst in kreisender Be wegung aufzuhalten und durch seine Ge genwart das Auspressen von Papierblatt und Filz zu beeinträchtigen, sowie auch — schon bei unbedeutender Verunreinigung des Filzes — zu Ausschussbildung beizu tragen. Könnte man nun nicht dieses Wasser, anstatt es zu nöthigen über die Walze sich hinunterzuarbeiten, bei seinem Austritt aus dem Filz über eine unbewegliche Fläche abgleiten lassen? Theoretisch ja — und auch practisch annähernd vollständig durch folgende Vorrichtung: Ein Blech aus einem beliebigen harten Metall umfasst den oberen Theil der unteren Walze auf der Einlaufs seite derart, dass es dieselbe nur auf dem Punkte P, wie in beifolgender Skizze an gedeutet, berührt, hier aber auf der ganzen bendruckbildern und umfassen auch eine interessante Sammlung weniger vollendeter Proben früherer Versuche, welche den Fortschritt, den die Erfindung gemacht hat, am deutlichsten zeigen. Die Muster sollen an Farbenreinheit und Dauerhaftig keit jeder Chromolithographie gleichkommen, jedenfalls werden sie aber in dem zehnten Theil der Zeit und vielleicht auch mit eben so viel weniger Kosten angefertigt. Das dabei angewandte Verfahren hat Aehnlich- keit mit dem oben erwähnten, bei dem der Abdruck direct von der Farbe genommen wird, doch während dort die Farbenkuchen ausgeschnitten und zusammengestellt sind, geschieht hier folgendes: Die Farbe befindet sich in flüssigem, aber schnell trocknendem Zustande, und wird in kleinen Mengen in Zellen oder Ab- theilungen gegossen, welche durch senk recht zur gemeinsamen Platte stehende Metallstreifen gebildet sind. Sobald die Farbe trocken ist, werden die Metallstreifen herausgenommen und der kleinen Farben bestimmte Farbe empfange. Andere be deckten die Farbwalze in verschiedenen Theilen ihrer Länge mit verschiedenen Farben, so dass sie die Farben in Streifen oder Curven von bestimmter Form auftra gen sollte. Aber all’ diese Erfindungen erwiesen sich als unpraktisch. Diejenige, welche noch am meisten versprach, war auf der South Kensington Ausstellung 1874 zu sehen. Das Aufträgen wurde dabei direct durch Farbekuchen bewirkt, welche wie ein Kinder-Geduld-Spiel ausgeschnitten und zusammengestellt waren. Auch diese Erfindung lieferte keine be sonderen Ergebnisse, doch hoffte man, dass sie sich vervollkommnen würde. Es scheint aber, dass sich die Methode nicht fortentwickelt hat, denn es hat nichts mehr darüber verlautet. Dass aber die Idee gut war, zeigen die Erfolge eines Verfahrens, welches kürzlich patentirt wurde und dessen Bekanntwerden Veranlassung) zu den vorgehenden Bemerkungen gegeben hat. Die Erfinder nennen dasselbe, wegen I der Schnelligkeit, womit der Druck bewirkt wird, Stenochromie. Ihre Leistungen kommen der besten Chromolithographie gleich und. sie bietet den Vortheil, dass die Zahl der [ Farben nicht beschränkt ist. Es wäre wohl noch möglich, dass sie sich nicht bewährt, I wenn sie geschäftlich ausgebeutet werden soll, wie dies schon mit mancher vielver sprechenden Erfindung der Fall gewesen ist, die Versuche sind jedoch in so ausge-1 dehntem Maassstabe angestellt worden, dass dies nicht zu erwarten ist. Die Sache ist jetzt in den Händen von Otto Radde in Hamburg, der zwar die Erfindung nicht gemacht hat, aber das Verdienst bean sprucht, sie zu ihrem gegenwärtigen Er folge geführt zu haben. Proben derselben 1 11 lässt, das aber nur wagerechte Schnitte i macht. i 1 Mit dem so verfertigten, zusammengesetz- 1 ten Farbeblock wird das Bild in einer litho graphischen Presse gedruckt. Um es zu vollenden, muss man die Umrisse noch nach- ! drucken und manchmal hat man noch zwei- oder dreimaligen Ueberdruck nöthig, 1 um die richtigen Schattirungen hervorzu bringen, die Farben werden jedoch sämmt- | lieh mit dem ersten Druck aufgetragen. Beim Lesen der vorstehenden Zeilen wird i Jeden ein Gefühl des Erstaunens beschlei chen, dass mit einem so rohen Verfahren irgend etwas künstlerisches geleistet wer- | den kann. Die schlagendste Antwort hierauf liefern die Bilder selbst und die Gewiss heit, dass es kein anderes Verfahren gibt, durch welches dieselben, besonders einige sich durch Farbenreichthum auszeichnende indische Scenerien, hervorgebracht werden könnten. Die Hauptschwierigkeit war bis jetzt, Farben von gleicher Consistenz zu I beschaffen, welche sich ganz gleichmässig abnutzen, doch auch diese Schwierigkeit i soll überwunden sein. Uebers. a. British M. . ' besitzen die Herren Meyerstein, Fenchurch- Stenochromie Oder Farbendruck. । street 70, welche neulich im Kunstverein somit das abzuführende Wasser nicht mehr über die Walze, sondern über dieses Blech ablaufen muss, um etwa bei x in den Ab laufkasten zu fallen. Die Hauptsache wird sein, den Punkt P, soweit als praktisch ausführbar ist, der Stelle zu nähern, wo Filz und untere Walze sich berühren. Die Ausführung dieser Vorrichtung dürfte auf keine erheblichen Schwierigkeiten stossen. Sie muss leicht weggenommen werden können; etwa bei x in einem Dreh zapfen liegen, um durch ihr eigenes Ueber- gewicht längs P immer aufzuliegen; ferner müssten Vorsichtsmassregeln getroffen werden, damit durch etwaiges Hineinziehen des Bleches grösserer Schaden vermieden würde. Es ist ziemlich allgemein bekannt, selbst j Vorträge über das Verfahren hielten. Die 3- ! - ' ' - -:-L — J — i j Muster bestehen aus Oel- und Wasserfar- Ueber die Nasspressen der Papiermaschine. Von Conrad Moser in Mandeure. Der Punkt, wo bei den an Papiermaschi nen üblichen Nasspressen — mit senkrecht übereinander stehenden Walzen — das ausgepresste Wasser durch den Nassfilz auf die untere Walze gelangt, liegt theo retisch senkrecht über dem Mittel derselben; in Wirklichkeit und in Folge der Quetschung des Filzes ist er Etwas mehr nach der Einlaufseite der Papiere gedrängt; dies umsomehr, bei sonst gleichen Umständen, je finden, doch blieben die Versuche, obschon luwo. uucu -uwu-u - einige davon wirklich Scharfsinn verriethen, i gegeben. Hierzu wird in gleicher Weise erfolglos. Es war z. B. vorgeschlagen | die nächste Farbe gesetzt, dann die fol- worden, die Platte von welcher gedruckt I gende u. s. w. bis das ganze Bild zusam- wird, aus beweglichen Theilen herzustellen, j mengestellt ist. Das Zurichten oder Be- so dass eine Abtheilung nach der andern, schneiden der Farbemassen geschieht mit jede allein, emporsteige und die für sie i einem Messer, dessen Rahmen sich nach allen Richtungen hin seitlich bewegen