Volltext Seite (XML)
Vergiftungen durch Margarine. Nach dem Genüsse der Margarine „Backa" erkrankten in Lands berg a. W. zwei Arbeiterfamilien. Durch flüssiges Metall schwer verbrannt. Aus Köln wird über einen schrecklichen Unglücksfall folgendes gemeldet: In einem Metallwerke in Köln» Zollstock kippte ein Kessel mit flüssigem Metall um und ergoß sich über zwei Arbeiter, die schrecklich verbrannt wurden. Einer von Ihnen ist am Freitag früh gestorben. 115 Personen infolge schlechter Wurst er- krantt. In Protivin sind, wie ein Telegramm aus Prag meldet, 115 Personen infolge Genusses schlechter Wurstware zum Teil schwer erkrankt. Eine umfassende Untersuchung ist tingeleitet. Vier Arbeiter von einer Schueelawine ver» sü littet. Wie aus Innsbruck gemeldet wird, ging am Freitag nachmittag am Hitzbachgraben im Fuschertale eine kolossale Schneelawine nieder, die vier mit Holzarbeiten beschäftigte Bauern verschüttete. Zwei konnten noch lebend, die anderen beiden nur als Leichen geborgen werden. Brütiger Kampf zwischen Räubern und Gendarmen. Aus Lodz wird gemeldet: Auf dem bortigen Bahnhofe entstand, als fünf Räuber verhaftet werden sollten, eine Schießerei, bet der ein Offizier und rin Polizeiagent erschossen und ein Maschinist, ein Gendarm unv ein Kaufmann schwer verwundet wurden. Die Banditen entkamen in der Verwirrung. Ein englisches Spezialschiff gesunken. Das Spezialschiff „Elfin", das hundert Matrosen zum Depot schiff „Thomas" brachte, stieß mit dem Unterseeboot „O 8" zusammen „Elfin" sank in fünf Minuten; fünf Mann ertranken, während die übrigen gerettet wurden. Der Schreckenszug der Cholera. Die Cholera in Madewa fordert, wie aus Lissabon gemeldet wird, täglich gegen rOO Opfer. Dir Bevölkerung lehnt sich gegen die Maßnahmen der Behörden auf. Ernste Zu sammenstöße find zu befürchten. Grubenexplosiou. Infolge einer Explosion in der Mine bei Tacoma (Norton, Virginia) der Bond Coal Company gehörend, wurden 26 Bergleute verschüttet. Gegen 20 Personen sollen tot sein. aus der Fülle der Eingänge dem Kaiser schließlich einen „Extrakt" besonders origineller oder anscheinend zu berück sichtigender Gesuche zur weiteren Entscheidung vorlegt. Glaubt der Kaiser einer Bitte nähertreten zu können, so setzt der amtliche Eckundigungsapparat ein. Die Polizei behörde hat eine Auskunft über die wahren Verhältnisse und dir Bedürftigkeit des Bittstellers zu erbringen; ist sie gut, so tritt der Bittsteller in den engere» Kreis der zu Beschenkenden. Natürlich bleiben von den wirklich Bedürftigen auch am Ende viele übrig, die nicht bedacht werden konnten, weil die ausgesetzten Mittel, die schon sehr hoch augesetzt sind, bü weitem nicht ausreichte« Dies ist aber durchaus noch kein Grund, daß der Bittsteller sich etwa zurückgesetzt fühlen kann; denn er muß sich ja bei reif licher Ueberlegung selbst eingesteben, daß es bei der Fülle der Gesuche und bet dem guten Leumund, den die meisten Petenten Nachweisen können, geradezu wie ein Treffer in Die Geschäfte bei -er Osst häufen sich dnrch deu riesigen Paket- und Briefverkehr anläßlich des Weihnachts- und Neujahrsfestes dermaßen an, daß wir unsere verehrten Postaboanesten bitten, die Neubestellung unserer Zeitung für das mit dem 1. Januar beginnende erste Quartal des neuen Jahres schon fitzt bewirke?- zu wollen. Sir können dasn bestimmt darauf rechnen, daß in der regel mäßigen Zustellung des altgewohnten Blattes trotz des Jahrwcchseis keine Unterbrechung eintritt. Alle anderen Leser, die unsere Zntumz durch unsere Boten erhalten, brauchen eine besondere Neubefüllung nicht zu machen, sie bekommen di-sübe, wenn nicht eine ausdrückliche und rechtzeitige Abbestellung erfolgt, nach wie vor prompt weiter zugestellt Alle neu yinzutretenden Abonnenten bekommen die von jetzt ab bis Ende Dezember erscheinenden Nummern kostenfrei zugestellt. Vermischtes. * Der Kaiser als Weihnachtsmann. Wer jetzt Gelegevhrii hat, einen Blick in das Zwilkabinett des Kaisers zu Lun, ddr wird erfchrecken über die Briefe und Gesuche, die un WeihaachLSmonat au die Adresse Ms Kaisers gelangen. Schon an den Aufschriften läßt sich meist ohne weiteres erkennen, was diese Briefe bezw ckeu sollen, denn Aufsariften wie: „An den Kaiser", „an unsern Ucben Kaiser", „an de« reichen Kaiser", kehre«, von Kinder hand geschrieben, oft wieder. Daß es sich um „Briefe au den Weihnachismanr." handelt, ist ebenso selbstverständlich wie die Tatsache, daß man sich in diesem Briefe als letzte Hoffnung auf Erfüllung eines „lang gehegten Wunsches" an dm Kaiser wendet, von dem in diesen Bittschriften meist gesagt wird, daß er, wenn er nur wolle, jeden Wunsch mit Leichtigkeit werde erfüllen können. Daß dem nicht so ist, weiß jeder, der nur die Post eines einzelnen DezembertageS in der Hand gehabt hat. Sind auch manche Bittgesuche von einer kindlichen Genügsamkeit, so befinden sich auch zahlreiche darunter, die anspruchsvoller wirken; denn eS würde auch die Mittel des Monarchen übersteigen, wollte dieser z B. das Gckd ohne weiteres zum Ankäufe einer kleinen V-lla für die Hühnerzucht und die Groß mutter nach den Wünschen des kleinen Briefschretbers hergebrn. Ebenso würde es nicht angehen, daß der Kaiser alle die unerwaLsenea Knaben in das Milirär einstellt, die es gern möchten. Immerhin sprechen manche Bitt gesuche von wirklichen Elend unter dem Zeichen des Tannenbaumcs, anders wieder sind so leicht erfüllbar und zweckmäßig, daß eia Eingehen auf bas Gesuch unter Umständen zur Möglichkeit wird. Natürlich ist es ein Unding, daß der Kaiser alle diese Bittgesuche persönlich liest. Dies besorgt vielmehr Las Zivilkabisett, welches der Lotterie wirken muß, wenn man daß Glück haben sollte, von den zur engeren Wahl gestellten Petenten heraasgesucht zu werden. Abseits von dem amtlichen Ganze der Erledigungen greift bisweilen der Kaiser aber noch persönlich ein, wenn ihm eine Zuschrift besondere Freude macht, was hauptsächlich auf Bittgesuche kl-inerer Kinder zutrifft, die entstanden sind, ohne daß die Elter« eine Ahnung von dem „Briefe an den Weihnachtsmann" hatten. Rätsel-Ecke. Bilderrätsel. Grupperrrätsel äanlri, ckerZe, slnur, ernic, kisei, Isspi, nneni, n^iel, rersi, 8tckc8, 8tun8, w28wi, rutal. Vorstehende Buchstabengruppen sind derart zu ordnen, daß sie im Zusammenhang gelesen ein Zitat auS Shake speare ergeben. Lösungen in nächster Nummer. Auflösungen der Rätsel aus voriger Nummer. Vexierbild: Die Gnädige steckt unten quer, Kopf links in den Schirmen. Tauschrätsel: Dame, Sand, Hans, Beil, Welle, Meis', Weste, Harm, Fell. Riad, Hast, Reiter, Oder, Geld, Herr, Meile, Mehl, Ring, Bor», Maid, Wade, Feder, Reis, Gabe, Bauer, Kaste, Stelle, Bein. Das Bessre ist der Feind des Guten. Annft, Wissenschaft nn- Literatur. Wochen-Spielplan der Dresdner Theater. Kgl. Opernhaus: Dienstag Madame Butterfly, Mittwoch Der Zigeunerbaros, Donnerstag Samfon und Dalila, Freitag zu ermäßigten Preisen Hänsel und Gretel, Sonnabend geschloffen, Sonsiag Lohengrin, Montag Der Gefaszens der Zart«. Kgl. Schauspielhaus: Dienstag Wenn der junge Weis blüht, Mittwoch Vertauschte Seelen, Donnerstag Coriolan, Freitag und Sonntag Die Kinder, Sonnabend geschlossen, Montag Die Stützen der Gesellschaft. Außer- Lem Sonntag und Montag nachmittags Aschenbrödel. Residenz-Theater: Dienstag Der ledige Gatte, Mittwoch und Freitag Der Liebesgott, Donnerstag Der Störenfried, Die Dienstboten, Sonnabend geschlossen. Anfang abends ^/,8 Uhr. Außerdem Mittwoch nach mittags '/,4 Uhr Das Sonntagskind. AsffeneT KKsötzLktsttbZrf- am 17. Dezember 1910. 1000 Weizen nm twck- - -- neu feucht - Roggen yies. an - - » neu - Gerste Brau- - - Futter. - Hafer alt - neu - Futtermehl 1 100 « II « Roygenkleie - Weizenkleie grob - Maiskörner grob - Maisschrot Heu, alt per Heu, neu - Schüttstroh - Gebundstroh - Kartoffeln alt - - neu - ^8 Mk. bis Mk. k8 Mk.bis Mk. - 179,- - 185,— 85 15,25 - 15,70 . —85 — , - — . 80 - - - — - 140,— - 144,- 80 11,20 - 11.50 . —70 —- - -- - -- 70-,-- , — - - —50 — - 134,- . 147,- 50 6,70 - 7,30 - 15,50 - —,- 50 8,— - — - 14,— - —50 7,— - — . 10,70 - 11,50 50 5,40 - 5,80 - —- 10,30 ,— - 5,25 » —,— - —,— 50 —,— - 7,50 « —- - —,— 50 —,— » 8,50 50 Mo von Mk. - bis Mk. — 50 - - - 3,00 - - 3,50 50 - - - 2,25 - - 2,50 50 - - - 1,75 - - 2,— 50 . . . — . . — 50 - - - 2,50 - - 2,60 MKVktbeVichL. Meißen, am 17. Dezember. Butter, 1 Kilo 2,40 dik 2,50 M.; Gänse, Pfund 73-78 Pfg.; Hasen, Stüö 4 00 dis 4,20 Mk.; Eier, 1 Stück 10-12 Pfg. Getreidepreise: geringe Qualität mittlere Qualität gute Qualität niedrigst, höchst, niedrigst, höchst, utedrigst. höchst. Weizen alt — — — — — — „ neu - - 17,90 18,20 18,30 18,60 Roggen neu — — 14,10 14,30 14,40 14,60 Gerste — — — — 17,00 17.50 Hafer - — 15.30 1550 15,60 15,90 Meitzner Ferkelmarkt am 16 Dezember. Auftrieb 33 Stück. Preis 12-18 Mark. Kei KomrrmmterMNS. Littauischer Roman von M. von Wehren. 421 (Nachdruck verboten.) Da aber spürte der Schmuggler das Messer im Gurt seines Feindes, riß es mit einem Rnck heraus, und ehe Roniberg zur Besinnung kam, batte er e? ihm fast bis ans Heft in die Seite gestoßen. Ein leichtes Acchzcn und der Unglückliche sank in die Kniee — dann war alles still. Entsetzt starrte Moses auf sein Opfer, sein Gesicht zeigte einen verängstigten Ansdruck. WaS hatte er gethan? Einen Menschen gemordet in seiner Wut, seiner Nachsucht! Nein, das batte er nicht gewollt — ibn zeitlebens zeichnen, damit ihm das Spionieren für immer verleidet würde — aber ihn töten? Wie furchtbar! Was nun mit der Leiche anfangen? Mau würde sie finden und Moses auf das Schaffst bringen oder ibn zu Tode knnten; mit gramer Deutlichkeit standen ihm diese Schreckensbilder vor Augen. Er stöhnte tief und schwer, dann aber wurde er ruhiger. Wer konnte ihm beweisen, daß er den Fremden getötet? Es war ja dessen eigenes Messer, das in der Wunde steckte. Gab es doch auch im Walde Verstecke genug, wo er den Leichnam hiu- schaffen konnte und wo ihn die Wölfe fanden, welche sich jetzt schon überall umbertrieben. Diese beendigten dann sein an gefangenes Werk und er war vor jeder Entdeckung sicher. Auch fiel ihm ein anderer Plan ein. Er barg den Toten in den Tannenkamp, an den Ausgang zum Keller des alten David, und wenn die Schmuggler die Waren ans demselben an den See brachten, steckte er die Leiche hinein: da konnte sich denn der alte Schleicher mit derselben wissen. ES war dies eine geringe Strafe für die Falschheit des alten Juden, für welche «r ihm später noch anders mitspielen wollte. Unentschlossen stand Moses da und die Zeit verging. Endlich raffte er sich gewaltsam ans aus seiner Versunkenheit und bog sich zu Romberg nieder. Mit dem Aufschrei: „Gott, Gerechter, Waid geschrien, der Kerl lebt!" lieb er ihn gleich wieder zur Erde fallen. Es war aber nur das Ticken der Uhr gewesen, das ibn erschreckt hatte: da umfaßte er mit einem rohen Fluch noch einmal seinen Feind, der ihm nicht mehr schaden konnte und stürzte mit ihm ins Waldesdnnkel hinein. * * * Mirjam hatte, wie sie im Sommer und Herbst »u thnn Pflegte, auch den Tag im Walde zugebracht. Sie sah ziemlich frisch aus und die Hoffnung, nun bald zu ihren Eltern zurückznkehren, verlieb sie nicht, obgleich die gute Tate bis jetzt keine Vorbereitungen dazu traf. In den ersten Tagen nach dem Ereignis hatte sie großes Verlangen, der alten Frau ihre Erlebnisse mitzuteileu, aber das Kind war in der einen Nacht um Jahre gereift. Erzählte die Tate vielleicht dem Moses, was sie gehört, dann nahm er sie sofort von den alten Leuten, sperrte sie ein und ließ sie verhungern. Immer wieder wollte sie von ihren Eltern hören, und an jedem Abend kroch sie in das Tanueugcbiisch. Selbst am Tage hatte sie deu Platz untersucht, aber jede Spur von einer Keller- öffnuug war verschwunden. Heute in der Frühe gab die alte Jüdin Mirjam ein Stück Brot und einen geräucherten Fisch, und schickte sie in den Wald, um Leseholz für die Küche zu sammeln. Es war schon ganz dunkel, als sie den letzten Packen mühsam anschleppte; da sah sie Moses vor sich, wie er mit einem schweren Gegenstand förmlich vorwärts keuchte. Was er trug, konnte sie bei dem Nebel nicht erkennen. Mit dem Aufschrei: „Da ist er wieder und will mich holen!" warf die Kleine alles hin nnd stürzte in deu Wald zurück, immer weiter und weiter, bis sie vollständig ermüdet auf einen Stein niedersank. Hier kam nun das Bewußtsein ihres Elends mit Gewalt über sie, und die Hände ringend, weinte sie unaufhörlich. „Immer der böse Mann, der mir so Entsetzliches gethan! Was mache ich nur, um ihm zu entkommen?" Im tiefen Walde, hatte die Tate sie gewarnt, gab es Wölfe, schreckliche Tiere mit glühenden Angen; nein, da wollte sie nicht wieder hin, sich nicht wieder verirren und den alten guten Leuten Angst und Sorge machen. Sie hatte der Tate versprochen, immer artig zu sein» und das wollte sie auch bleiben. Langsam stand sie ans und ging zurück bis an das Tannengebiisch, wo sie schon so oft Zuflucht gefunden hatte. Hier war sie nicht weit vom Hanse und konnte um Hilfe rufen, wenn ihr etwas zustieß. Moses fand sie dort nicht, dazu war eS zu dunkel. Sie bückte sich tief nieder und schlüpfte» die Hände zum Schub vorhaltend, hinein» glücklich bis in den äußersten Winkel gelangend. „Hu, wie schrecklich!" — es lag jemand im Busch, sie hatte auf ein kaltes Gesicht gefaßt. Wie gehetzt eilte sie zurück. „Wer konnte das sein? Ein Jude? Er hatte doch keiner'. Bart? War es eine Frau oder ein Mann? Vielleicht hatte er sich zur Ruhe hingelegt oder er war tot! Das Gesicht fühlte sich so starr und eisig an. Gewiß hatte der Moses das gethan! War es die gute Tate oder David? Was aber sollte sie dann anfangen? Die Thronen flossen unaufhaltsam über das bleiche Gesicht der Kleinen, sie zitterte wie Espen laub. Wohl erinnerte sie sich des schweren Packens, den Moses trug, als sie in seiner Nähe vorbeihuschte: ob er ein Mörder war? Tate hatte ihr von solch verworfenen Menschen erzählt, die andere Meirichen umbringen und sich ihre Schätze aneignen. Sie mußte schnell nach Hause und wenn die Tate und David noch lebten, ihnen erzählen, was sie gesehen. Eine furchtbare Aufregung hatte sich der kleinen Magdalene bemächtigt und gab ihr übernatürliche Kräfte. Sie stürzte ohne jede Richtung dem Ausgang des Waldes zu. Plötzlich blieb sie stehen und schlich behutsam hinter einen Banm; die Tannen standen hier ziemlich hoch und verdeckten sie ganz. „Da kommt wieder einer", flüsterte sie säen; „was ist heute hier nur los?" Sehen konnte sie nichts, aber die Neste knackten, die Blätter raschelten und schwere Schritte kamen langsam näher. Dann hörte sie sprechen: „Ich finde ihn nicht, den jungen Herrn, es ist schon sa spät und die Zeit vergeht, — wenns nur kein Unglück giebt!" (Fortsetzung folgt.)