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Auch am Vordertisch, also vor dem Messer, kann ein »im Winkel« zum Messer stehender verstellbarer Winkel angebracht werden, der rechtwinkliges Schneiden ermöglicht. Demselben Zwecke dient der Sattelwinkel, der, an den Anschlagsattel gestellt, dem Papiere eine seitliche Anlage giebt. Wenn man viel gleich mässig breite Streifen zu schneiden hat, empfiehlt sich die An wendung des Streifenwinkels, der genau zum Messer eingepasst ist und ein ganz gleichmässiges Schneiden der Streifen ermöglicht. C. M. • * - Hat man dergleichen Arbeiten öfter zu machen, so empfiehlt es sich, entsprechend hohe, genau gearbeitete Winkel in verschie denen Grössen von Fichtenholz machen zu lassen und daran die schmalen Pakete das erste Mal in Richtung zu bringen. Nach dem ersten Schnitt wird man in den meisten Fällen die Winkel-Anlage ganz fort nehmen können, namentlich wenn man so vorsichtig war, ein breites Stück Pappe als Unterlage zu nehmen, welches dann beim Vorrücken des Sattels den geraden Vorschub des darauf liegenden Stosses sichert. Um die grosse Pappe nicht zerschneiden zu müssen, giebt man dem Stosse ein zweites, schmales Stück Pappe als Schneid-Unterlage. Das Geradeschieben schmaler Päckchen unter dem Balken der Schneidmaschine ist immerhin eine unerfreuliche Arbeit, nament lich wenn die Maschine, wie es vielfach vorkommt, in einem dunklen Winkel steht und man die aufregendsten Leibes-Uebungen machen muss, um zum Zwecke des Nachsehens und In-Richtung- Bringens hinter die Maschine zu kommen. Nicht allein, dass hierbei viel Makulatur entsteht, bei der Arbeit unter dem Balken der Maschine geht auch viel Zeit verloren. Man wird deshalb in vielen Fällen gut thun, einige hinreichend grosse Bretter von etwa 1 cm Stärke machen zu lassen, darauf a einige Richtungslinien (hier punktirt ge- " i zeichnet) anzubringen, die genau im rechten : 1 Winkel zu der hinteren, an den Sattel Brett kommenden Brettkante a-a stehen müssen, und auf das Ende des Brettes bei a-a eine u 6—8 cm hohe, 3—4 cm breite Leiste von Schmal- hartem Holz im rechten Winkel zur Brett ¬ schnitt fläche zu schrauben. ■ Dann kann eine Hilfsperson die Stösse an einem hellen Platze ausserhalb der Maschine auf dem Brette anlegen, das Ende des Stosses mit einem Bieistück beschweren oder durch eine Klemmvorrichtung befestigen und das so vorbereitete Brett dem Papierschneider übergeben, der dann weiter keine Sorge um das Geradeliegen zu haben braucht. Diese letztere Einrichtung wird zweifellos manchen Freünd finden. D. Red. Zeitungssatz. Fortsetzung zu Nr. 35. Da es, wie schon bemerkt, nicht möglich ist, eine erschöpfende Auswahl von Satzbeispielen an dieser Stelle zu bieten, mögen nur einige eingefügt werden, die nach den schon dargelegten Gesichts punkten ausgeführt wurden. Dass dabei an die Satztechnik ab und zu etwas höhere Ansprüche gestellt werden müssen, ist nicht immer zu umgehen, aber besonders hoch sind diese Ansprüche, wie der Augenschein lehrt, nicht. Es wird Sache des Setzers bezw. des Anzeigen-Abnehmers sein, zu erwägen, wieviel Zeit auf den Satz im Vergleich zu der vom Kunden angelegten Ein rückungsgebühr verwendet werden darf. Bei mehrmaliger oder laufender Aufgabe der Anzeige kann begreiflicher Weise mehr Arbeit aufgewendet werden, als bei einer Gelegenheits-Anzeige. Im Allgemeinen beschreibt jede Anzeige, ob mit oder ohne Rand, ob ein- oder mehrspaltig, ein Rechteck. Es ist daher er klärlich, dass alle von der Rechteckform abioeichenden Formen innerhalb einer Anzeigenspalte oder Seite, besonders hervortreten, d. h. auftällig werden müssen. In früheren Zeiten konnte das Verlangen nach Anordnung irgend einer Anzeige in Dreieck-, Sechseck-, ovaler oder runder Form den Anzeigensetzer in einige Verlegenheit bringen. Heute hat dies in Anbetracht verschiedener Hilfsmittel, Schneidwerkzeuge (unter welchen sich die von Scheiter & Giesecke in Leipzig gebauten Gehrungsschneidmaschinen für alle Sorten Linien als besonders brauchbar erwiesen haben), der unter Zuhilfenahme der Stereotypie möglichen Selbstanfertigung von Linien, Eckstücken usw., in einigermaassen gut eingerichteten Druckereien weniger zu sagen. Es soll hier nicht einer zeit raubenden Schnitzelei am Schriftmaterial das Wort geredet werden, aber es giebt Sachen, die sich ohne grosse Mühe und Zeitaufwand herstellen lassen. Anzeigen wie die nachstehende, in einen starken Kreis gefasste, treten aus dem übrigen Anzeigen theil so auffallend hervor, dass selbst der oberflächlichste Zeitungs leser auf sie aufmerksam wird. Ihre Wirkung steigert sich, je mehr Raum um sie herum freigelassen wird. Beispiel 34. Derartige Kreise und Ovale werden zu billigen Preisen von den Schriftgiessereien geliefert; wer Stereotypie besitzt, kann sie unter Zuhilfenahme eines scharfen, feststellbaren Zirkels selbst an fertigen, wie dies seitens des Verfassers sowohl bezüglich des Kreises wie der Dreiecke, Aufsatzstücke usw. geschehen ist. (Ein gutes Werkzeug hierzu ist der für Langholz und Karton benutz bare Kreisschneider, zu beziehen von Wilh. Heidenhain, Berlin SW, Alexandrinenstr. 24. D. Red.) Für einen Zuckerbäcker baute ich gelegentlich nachstehendes Muster: Beispiel 35. Um wirkungsvolle Anzeigen zu setzen, ist es nicht immer nöthig, grosse Schrift zu verwenden, wie folgendes Beispiel 36 beweist. Auch mit Weglassung alles dessen, was nicht »Schrift« heisst, lassen sich, je nach dem Wortlaut der aufgegebenen Anzeigen, mitunter wirkungsvolle Satzbilder schaffen; es gilt nur, die oft durch Zufall gebotenen Ideen richtig zu erfassen. Zu einer weder von der sog. »freien Richtung«, noch von irgend einer sonstigen »Stilart« bewegten Zeit stand ich als junger Setzer in einer rheinischen Zeitungsdruckerei, der eine bis auf den Namen und die Strasse in Beispiel 37 wortgetreu, wiedergegebene Anzeige mit der Aufforderung zuging, dieselbe auffallend zu gestalten.