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MssW Ll^eitmg. Amts- und Anzeigehlatt für das König!. Amtsgericht und den Stadtrath zn Schandau nnd den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch nlle Postcmstattm, sowie durch die Expedition dies. Vl. für I Mark dicrteljührl. zu beziehen. — »c»- Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh v Uhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh v Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Nanin 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werde» mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcrcinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Biirgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Bürcaus von Haasenstcin <L Vogler, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 6!. Schandau, Sonnabend, den 31. Juli 1886, Der S. Dermin -er Grundsteuer »ach 2 Pfennigen pro Einheit ist fällig a m I. Ang u st d. I. nnd innerhalb 8 Dagen an die hiesige Stadtstcucr-Einuahme abzuführeu. Schänd an, am 29. Juli 1886. Del! Studt k st t. Wieck, Bürgermeister. Das diesjährige 24. Stück dcö Ncichö-GcsctzblnttcS enthält: Nr. 1677. Verordnung, betreffend die Errichtung einer besonderen Kommission für die Herstellung des Nord-Ostsee-KanalS, vom 17. Juli dS. Js., und liegt zu Jedermanns Einsicht in hiesiger Ratskanzlci ans. Sch and an, den 29. Inti 1886. Der Stadtrat. Biirgcrmstr. Wieck. Der Freiberger Socialistenprozeß. Am Montag haben vor dein Landgerichte zn Frei berg die Verhandlungen gegen nenn hervorragende Mitglieder der socialdcmocratischcn Partei in einer Sache wieder begonnen, welche schon das Chemnitzer Landgericht nnd sogar das Reichsgericht zn Leipzig beschäftigt hat. Es handelt sich nm die gegen die Herren v. Vollmar, Bebel, Dietz, Ancr, Frolnnc, Ul rich, Müller, Heinzel nnd Viereck seinerzeit erhobene Anklage, einer geheimen Vcrbindnng angchört zn haben, zn deren Zielen cö gehörte, Maßregeln der Vcrwalt- nng oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetz liche Mittel zn verhindern. Wir haben also hier eine Art von Hochvcrrathsprozcß vor nns und da die An gelegenheit schon bei ihrer ersten gerichtlichen Verhand lung allgemeines Interesse erregte, so geben wir im Folgenden nochmals einen oricntircndcn Ucbcrblick über die dem Prozesse zu Grunde liegenden Vorgänge. Die genannten Mitglieder der Umstnrzpartci, von denen der größere Theil znr socialdcnwcralischcn Frac- tion des Reichstages gehört, halte» dem am 2. April 1883 zn Kopenhagen staltgcfnndcnc» socialdcmocrati- schcn Partcicongrcß bcigewohnt, waren bei ihrer Rück- kehr nach Deutschland in Kiel, rcsp. in Neumünster behördlicherseits angchnltcn worden nnd habe» in der Hauptsache ihre Thciluahmc an den Kopenhagener Eongrcßvcrhandlnngcn rückhaltlos zugegeben. Auf Grund dieser Thatsachc ist von der Chemnitzer Staats anwaltschaft der Prozeß gegen die Herren Bebel »nd Genossen angestrengt worden, nnd führte jene als Be weis, daß dieselben einer geheimen Verbindung angc- hörcn, die ganze Gliederung der socialdcmocratischcn Partei, ferner die Protokolle der Parlcicongrcssc von Whdcn (Schweiz) nnd Kopenhagen, zahlreiche Artikel nnd Corrcspondcnzcn des Züricher „Socialdcmocral" und endlich verschiedene Reden und sonstige Acnßer- ungcu der Angeklagten an. Hiermit wird von der Staatsanwaltschaft in gewissem Sinne die ganze socia- listischc Partei innerhalb der dcntschcn Grenzen hin sichtlich der Organisation, wie solche seit Erlaß dcö Socialistcngcsctzcö sich gebildet hat, vor das Forum dcö Gerichts gezogen. Ohne deshalb dem Prozeß eine zu weittragende Bedeutung cinznrämncn, wird man dennoch nicht umhin können, ihm eine höhere Bedeut ung als den übrigen SociaUstcnprozcssen bcizulcgcn, bei denen eS sich etwa nm die Thatcn einzelner Per sonen oder nm diejenigen einiger Grnppcnvcrbindnngcn handelt. Wie wohl noch in Aller Erinnernng sein dürfte, endeten die bezügliche» Verhandlungen, welche vor dem Chemnitzer Landgericht in der Zeit vom 28. bis 30. September v. I. geführt wurden, nud welche Land- gcrichlSpräsidcut Brückner mit großer Umsicht leitete, mit Freisprechung sämmtlichcr Angeklagten. In den Gründen wurde gesagt, daß, wenn das Bestehen einer geheimen Vcrbindnng angcnommcn wcrdcn solle, .für dieselbe doch eine gewisse Verfassung hätte vorhanden sein müssen, hinsichtlich dcö Beitritts zn dieser „Vcr- bindnng" mindestens aber eine nnödrücklichc Willens erklärung gefordert wcrdcn müsse. An beide» Monien- tc» habe cs jedoch gefehlt nud iu der Organi- satiem, wie sich solche die socialdcmocratischc Partei gegeben, lassen sich nicht die Merkmale einer geheimen Verbindung, bezw. überhaupt einer Vcrbindnng, welche Maßregeln der Verwaltung oder die Vollziehung von Gesetzen durch ungesetzliche Mittel verhindern oder ent kräften will, insoweit genügend erkennen, um zn einer Verurtheilnng der Angeklagten zn gelangen. Von der Chemnitzer Staatsanwaltschaft wurde nun gegen daS frcisprcchcndc Urthcil dcö Landgerichts Be rufung eingelegt, die sich hanptsächtich darauf stützte, daß eine geheime Verbindung, mindestens zur Ver breitung des in Deutschland verbotenen „Socialdcmo, crat" crwicsciicrmaßcn bestehe. Letztere geschehe in vollkommen orgamsirtcr Weise nnd liege der Beweis für die Vcrbindnng in dcm Vorhandensein einer gc wissen Anzahl von Personen, welche fortdauernd für die Verbreitung des genannten Blattes wirken nnd dies geschehe auch durch die Thciluahmc an den socia- lislischcn Partcicongrcsscu. Vom Reichsgerichte ist diese Revision im Wesentlichen als begründet erachtet nnd die Sache zur nochmaligen Verhandlung an das Frei berger Landgericht verwiesen worden und zwar wird dasselbe sein Urthcil, nach Maßgabe der vom Reichs gericht hierbei anfgcstclltcn Gesichtspunkte, die den Begriff einer „geheimen Vcrbindnng" ergeben, zn fällen haben. Da cö sich hier demnach um eine wichtige principiettc Entscheidung handelt, so darf man dcm Ur- thcilc dcö Freiberger Landgerichts mit Interesse ent gegensetzen. T a g e s,q e s ch i ch t e. Sachfen. Schanda». Sc. Majestät der König wird heute Sonnabend in Gesellschaft Sr. Hoheit dcö Prinze» vo» Altenburg und hohem Gefolge iu unseren Berge» auf Hochwild jagen. Die Hoftafel findet im Jagdsalo» von Qiiisisana statt. — Ihre Majestäten der König nnd die Königin haben sich am 29. Jnli Vormittag im strengsten Jncognito unter dcm Namen Grafen von Planen in Begleitung dcö Flügcladjutautcn v. Schimpfs nnd der Hofdame Gräfin von Einsiedel znm Besuche der JubilänmS-Auöstcllnng nach Berlin begeben, woselbst die allerhöchsten Herrschaften in dem unter der Leitung unseres Herrn Scndig stehende» Hotcl Co»tine»tal Wohnung nahmen. Se. Kgl. Hoheit Prinz Georg, welcher unter dem Inkognito eines Grafen von Weesen stein in demselben Hotcl absticg, kehrte nm Donnerstag nebst hoher Familie wieder nach Dresden rcsp. der Villa in Hoslerwitz zurück, während die Rückfahrt der Majestäten für heute Freitag Abend festgesetzt sein soll. — In den ersten Tagen der nächsten Woche wird Herr Scndig in seinem Park znm besten humanitärer Zwecke ein Sommcrfcst arrnngircu. Illumination, Promcnadcnconccrt und Wnsscrfcncrwerk versprechen einen herrlichen Abend. Näheres wird rechtzeitig durch Plakate bekannt gegeben. — Die am 28. Jnli anSgcgcbcnc 16. Nnmmcr der Kurlistc weist 845 Parteien mit 2073 Personen nnd I2793 Passanten nach. — Den 3., 17. nnd 31. Angnst finden im hiesigen Amtsgericht Schöffcnsitznngcn statt. — Vom 19. Februar bis mit 24. Juli d. I. ge laugten inögcsammt 3911 beladene Fahrzeuge beim hiesigen Hauptzollamte zur Abfertigung. — Nach der Bekanntmachung der königl. Forst- vcrwaltnngen Postclwitz, Mittelndorf, Ottendorf und Hintcrhermödorf ist daö Einsammcln von Prcißclbccrcn vor dcm 16. August auf dcu gcuauntcn Forstrevieren bei Geldstrafe und Wegnahme der gesammelten Beeren verboten. — Diorgen Sonntag Nachmittag 3^ Uhr findet auf Festung Königstein Militär-Couccrt statt. Mit dem Besuche des Couccrtö, für welches ein Entree von 50 Pfg. für die Person erhoben wird, ist jedem Einzelnen der Besuch nud die Besichtigung der Festung gestattet. Ucbrigcns wird bei besonders günstiger Witterung eine überaus herrliche Fernsicht sich biete». — Außer dcm iu voriger Nr. d. Bl. erwähnte» Eintreffen eines Extrazngcö von Görlitz für morgen Sonntag nach hier, kommt an diesem Tage auch ein solcher zn ermäßigten Preisen von Berlin nach Dresden nnd Schcmdau znr Beförderung. Derselbe geht um 6 Uhr 10 Miu. vom Bahnhof am Aökani- schcn Platz ab und trifft in Drcödcu-A. 10 U. 25 M. und in Schandau 11 U. 47 Min. Vormittags ein. Außerdem trifft ebenfalls morgen Sonntag noch ei» Extrazng von Zittan und Bautzen hier ein, welcher Passagiere in Großschönau, Warnsdorf, Seifhenners dorf, Eiban, Alt- nnd Neugersdorf nud Ebersbach anfuimmt. — Auf den sächsischen Staalsbahncn betrugen die Einnahmen im Monat Juni d. I. 6,288,819 Mark (602,357 Mark mehr als im Juni 1885). Davon entfielen 2,127,077 Mk. ans den Personen- nnd Gc- päckvcrkchr (431,251 Nik. mehr) nnd 3,865,851 Mk. ans den Güterverkehr (139,609 Mk. mehr). Der Nest setzt sich ans verschiedenen Einnahmen zusammen. — Die fortwährend wachsenden Klagen über Ge fährdung der öffentlichen Sicherheit nnd Ordnung durch umhcrzichcudc Zigeuner und Zigcnucrbandcn haben dem Ncichsamt des Innern Veranlassung ge geben, bei dcu deutschen Bundcsregicruugcn die Er greifung geeigneter Maßregeln zu Bekämpfung dcö Unwesens zn beantragen. I» Folge dessen hat, wie die „Lcipz. Zlg." berichtet, daö königl. sächs. Ministe rium des Juucru behufs Eiuschärfnug der in hiesige» Lande» bereits geltende» Vorschriften verordnet, daß gMU Zigeuner nnd Zigcuncrbandcn, je nachdem sic Rcichöanöländer oder Inländer (namentlich Thüringer nnd Elsässer) sind, in strenger Weise vorgegangen werde» soll. Der schon seit Pfingsten vermißte jnngc Kauf mann Uhlfcldcr wurde am Donnerstag früh im Elb- strom unterhalb des Dampfsägcwcrkö der Gebr. He ring in Königstein von zwei dort beschäftigten Ar beitern in verwestem Zustande aufgefnndcu nnd polizeilichcrscits aufgehoben. Die Wäsche des Anf- gcfnudcncu war mit U. II. gezeichnet. In den Klei dungsstücken fanden sich 60 Mark Geld, sowie eine goldene Uhr mit Kette und fünf Schlüssel vor. Der „Dr. Anz." berichtet nntcrm 28. Jnli: Ver gangne Nacht haben zwei Tischlergcscllcn ans Dres den, Namens Große und Frankfurter, in der Nähe des Osterbcrgcs bei Oberwartha einen Mordversuch mit volleudctcm Raube gegen einen dritten dasigen Tischler Namens Koch, der sich vor einiger Zeit durch eine» Diebstahl iu dcu Besitz von 1500 Mark gesetzt hatte, auögcführt. Das „Journal" thcilt hierüber Folgendes mit: Die Drei hatten gemeinsam eine» großen Theil der gestohlenen 1500 Mark verthan, nnd um sich iu den Besitz der noch im Besitze Koch'S be findlichen 400 Mark zn setzen, haben Frankfurter, der der Anstifter gewesen zn sein scheint, nnd Große den Koch vergangene Nacht in der elften Stunde in die Nähe des Osterbcrgeö bei Oberwartha gelockt. Dort hat Große zwei Ncvolvcrschüssc auf Koch abgcfcncrt nnd denselben dadurch in der Brust nnd in der Magcu- gcgend verwundet. Darauf haben beide dem Ver wundeten die 400 Mark, die er in Hnndcrtmark- schcincn in der Brieftasche bei sich getragen, nbgcnom- mcn und sich nach Dresden znrückbcgcbc». Der Ver wandele hatte sich andern Tagö früh, nachdem er zur