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MUche Llbjeitung. Amts- «nK Anzeigeblstt für das Königl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sächs. Glb'Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstanstnltcn, sowie durch die Expedition dies. Bl. für 1 Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Inserate für das MitttvochSblatt werden bis Dienstag früh v Nhr, für das SonnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ncbereinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-VüreauS von Haascnstein L Vogler, Jnvalideudank und Nud. Mosse. 53, Schandau, Sonnabend, den 3. Juli 1886. Das 19. Stück vom Ncichsgcsctzblatt enthält: Nr. 1671. Verordnung wegen Ergänzung der Verordnung vom 33. Dezember 1875, betreffend die Pensionen und Kautionen der Ncichsbankbcamleu, und der Verordnung, bctr. die Fürsorge für die Wittwen nnd Waisen der Neichöbankbeamten, vom 8. Juni 1881, vom 20. Jnni dö. IS.; Nr. 1672. Bekanntmachung, betreffend eine Abänderung des Verzeichnisses der gewerblichen Anlagen, welche einer besonderen Ge nehmigung bedürfen, vom 16. Juni dö. Js. Vom diesjährige» Gesetz- nnd Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen ist das 10. Stück erschienen: Nr. 42. Verordnung, die Ausführ ung der Bestimmung in Ls 109 Abs. 1 des Unfallvcrsicherungsgcsetzcö vom 6. Juli 1884 für den Bereich des Bergbaues nud der zugehörigen Anfbcrcitnngö- anstaltcn betreffend, vom 31. Mai d. I.; Nr. 43. Verordnung, die Formen des Verfahrens nnd den Geschäftsgang des LandcSversichcrnngöamtcö betreffend, vom 12. Jimi d. I.; Nr. 44. Bekanntmachung, Abänderungen der Telegraphenordnnng vom 13. Augnst 1880 betreffend, vom 22. Juni d. Js. Dieselben liegen zu Jedermanns Einsicht in hiesiger Natöcxpeditiou aus. Schandau, dcu 2. Juli 1886. Der Stadtrat. Wieck, Bürgermeister. Parlamentarische Rückblicke. Wenige Tage nach dem Schlnssc der Ncichstags- scssion hat auch der preußische Landtag seine Thätig- kcit beendigt und ein Rückblick ans die nun abgeschlossene parlamentarische Wintcrcampagne erscheint um so mehr geboten, als in beiden Parlamenten die Session eine außergewöhnlich lauge war und dort wie hier zu bewegten Sccncn und wichtigen Entscheidungen führte. Fassen wir zunächst die Verhandlungen des Reichs tages inö Auge, so crgiebt sich als deren Brennpunkt die Debatten über die Reform der Branntweinbestener-- nng, welche den Reichstag in dem von Neujahr bis zur Ostcrpnusc reichenden Scssionöabschniltc in Gestalt der Monopolvorlagc, in der Nachscssion nach Ostern durch die Araunlwcinstcncr-Vorlagc beschäftigt. Beide Male war daö Resultat der Verhandlungen ein nega tives, da sich ergab, daß die Anschauungen der einzelnen Partien über eine zweckentsprechende Reform der Brannlweinbcstcncrnng noch zn weil auseinander gingen, um schon jetzt eine günstige Lösung dieser Frage hcr- beizuführe». Wenngleich nun also mit Ablehnung der Branntweinsteuer-Vorlagen daö wichtigste gcsctzgeberi, sche Werk der jüngst verflossenen Reichstags-Session scheiterte, so sind dafür doch eine ganze Anzahl anderer hervorragender Gesetzentwürfe zu Stande gekommen, wie die Vorlagen über die Reform der Znckcrbcstcner- ung, über den Ban des Nordostseccanals, über die Rechtspflege in den dcMschcn Schutzgebieten, die Aus dehnung der Unfallversichcrnng auf die land- nnd forst- wirthschaftlichcn Arbeiter, auf gewisse Kategorien des BcamtcnstandcS und auf Personen des Soldatcn- staudcö, über die Verlängerung dcö Socialistcngcsctzcs, über Abänderung der Gewerbeordnung (Corporalionö- rcchte der Innungen), die Heranziehung von Militär- Personen zu den Gemcindeabgabcn und schließlich die Militär- und CivilpcnsionSgcsctzc. In nicht nnbeträchtlichcm Maße wurde der Reichs tag durch die zahlreichen Interpellationen nnd Initiativ anträge auö dem Hanse in Anspruch genommen und diesen Anregnngen muß mit bis zn einem gewissen Grade die Schnld gegeben werden, daß die Session sich so ungewöhnlich ausdchute. Hierher gehören auch die leidenschaftlichen, hochpolitischen Debatten über die Ver längerung der Legislaturperioden, über die polnischen Ausweisungen nnd über den Zcngnißzwang gegen Ab, geordnete, ohne daß speciell diese letzteren Vcrhandlnngcn zu einem positiven Resultate geführt hätten, während sonst allerdings auch eine Reihe von anö der Mitte des HanscS beantragten Gesetzentwürfen Genehmigung fand. Im preußischen Abgeordnetenhaus! nun rcpräscu- tirtcu einerseits die Polcnvorlagcn, anderseits die kir- chcnpolitischc Vorlage, die beiden Mittelpunkte der Ses sion und besonders der Cycluö der Entwürfe gegen die polnische Ueberflnthung war es, der zn langen, erregten nnd viele hochinteressante,' Wendungen dar- biclendcn Debatten Anlaß gab. Mit beträchtlichen Mehrheiten wurden schließlich sümmtlichc Poleugcsctze, sowie auch die dcu Fricdcnöschluß zwischen Preußen nud der Enric vermittelnde kirchcupolitifche Vorlage angenommen und im fernere» Verlaufe der Session genehmigte das Hans von audcrwcite» wichtigen Vor- lagen »och die beide» Eanalgesetzc, die westphälischc Kreis- und Provinzialordiiung, daö Sccnndärbahngcsctz und das Gesetz zu Heranziehung von Mililärpcrsvncn zu Gemcindeabgabc». Daö preußische Parlament kann demnach wie das NcichSparlamcut auf eine stattliche Reihe zu Staude gekommener Gesetze znrückblickcn, aber ei» charakteristischer Unterschied ist hierbei zn bc- rücksichligcn. Während nämlich in ersterem der Ne gierung meistens eine geschlossene Mehrheit zur Ver- fügnug stand, war dies in letzterem nicht der Fall, ja, die Polcndcbattcn bekundeten sogar auf'ö diene daö Vorhandensein einer clcrical - freisinnig - socialistischcn Mehrheit. Wenn unn trotzdem im Reichstage eine Anzahl wichtiger Gesetzentwürfe angenommen worden ist, so muß daö Gcsammtcrgcbniß der NeichötagSscssion trotz dcö Scheiterns der Branntwcinstcncrrcform doch als ein ziemlich günstiges bezeichnet werden eben in Anbetracht der so eigenartigen Parteiverhttltnissc im Reichstage, obgleich anch nicht geleugnet werden kann, daß man von seinem langen Zusammensein noch an dere Resultate hätte erwarte» dürfe». Jedenfalls hat die Regierung keine» Grund, mit dem Verlaufe der Session im Reichstage und noch weniger im preußi schen Landtage besonders unzufrieden zu sei» und bei Lichte betrachtet, ebensowenig die Wählerschaft und so mit können die Ergebnisse der Bcrathnngc» in beiden Parlamenten, Alles in Allem genommen, nnr mit Gcnugthnnng begrüßt werden. Tages,qes ch i ch t e. Sachso». Schandau. Se. Maj. König Albert traf am 1. Juli morgens V28 Uhr zur ersten Hoch wildjagd in einem Theil des Reviers der Sächs. Schweiz in Schandau ein. Ihre Maj. die Königin besuchte mit den hohen Gästen Ihrer Kgl. Hoh. Großherzogin von Mccklcnbnrg-Strclitz, Herzogin von Genna, Prinzessin Mathilde und Prinzessin Josepha mit Gefolge, von Pillnitz aus die Bastei und fuhren hochdicselbcn von da auö per Wagen nach Schandau, um nm gemein schaftlichen Diner im Jagd-Salon von Scudig's Villa Quisisana Theil zu nehmen. Die allerhöchsten nnd hohen Herrschaften kehrten per Extrazng gegen 8 Uhr abcndS nach Pillnitz zurück. — Am 6. und 20. Juli finden im hiesigen Amts gericht Schöffcnsitzungcn und nm 7. Jnli Gcrichtötng in Hohnstein statt. — Vom 19. Februar bis mit 26. Juni d. I. ge langten inögcsammt 2896 beladene Fahrzeuge beim hiesige» Haupt-Zollamtc zur Abfertigung. — Die am 30. Jnni auögcgcbcue 7. Nummer der Kurlistc weist 355 Parteien mit 829 Personen und 5153 Passanten nach. — Am verflossenen Sonntage den 27. Juni ge lang cö, durch die Aufsicht der hiesigen Grcnzbcamte» auf dem, dem Schiffer Webs aus Aken gehörigen Fahrzeuge einer mit großer Frechheit anögcführtcn Paschcrci auf die Spur zu komme», indem dabei Glaö- kisten, Weinfässer nnd Ultramarinkistc» anfgcbroche» nnd berankt worden waren. Die Untcrsnchnng wird das Weitere ergeben, die beiden Bootsleute solle» ver schwunden sei». — Eine neue großartige Partie im Gebiete der sächsischen Schweiz ist am Sonntag durch die Sectio» Dresden, des GebirgSvercins für die sächsisch-böhmische Schweiz, eröffnet worden. Es ist der „Goldstcig", welcher in daukeuöwcrlhcr Weise von der königl. Forst- Verwaltung unter Beihilfe der Sectio» Dresden er baut wurde. Um auf den,,Goldsteig" zu gelange», biegt man in die rechts vom Frcmdenwcgc zwischen dem gr. Winterberge und dem Prebischthor abwärts führende „Richter's Schlüchte" ein nnd wendet sich »ach Besuch der interessante» Grotte links. Hier be ginnt mm der neu angelegte Weg, welcher, auf halber Höhe, au dcu Wänden hinführcnd, herrliche Einblicke in tief bewaldete Kessel nnd ans imposant sich anf- thürmeudc Felswände bietet, bis er schließlich bei dem idyllisch gelegenen Zeughausc endigt. Von der Section Dresden überall angebrachte Wegweiser erleichtern die Auffindnng desselben. — Die Ersatz-Reservisten 1. Elaste, welche in diesem Jahre die erste zchuwöchcnllichc Uebung abzn- leisten haben, werden im Bereiche dcö Königlich Sächs. Armee-Corps bei der Infanterie am 23. Anglist bis 31. Octobcr ciugezogcn. — Die nächste totale Sonnenfinsterniß findet am 29. Angnst dieses Jahres statt. Sie beginnt mit Sonnenaufgang auf der Landenge von Panama, wan dert zunächst ostwärts längs dcö NordrandcS von Südamerika, bedeckt die Inseln dcö Tabago, Grenada, die Grcnndicnen nnd Barbadocö, geht dann ohne Land zu treffen, sich allmälich südlich wendend, über den At lantischen Ocean, dnrchschneidet Südafrika in einer Linie von Bcngnela auf der Westseite, nach Sofala ans der Ostscitc und endet im südlichen Theile von Madagaskar mit Sonncnnntcrgaug. Dresden. Die in voriger Nummer d. Bl. dcu „Drcödn. Nachr." cntlchntc Notiz von dem Tode der kgl. Hofschanspiclcrin Frl. Pauline Ulrich bestätigt sich erfreulicher Weise nicht. Wie das Gerücht entstehen konnte, so daß außer andern Blättern auch die „Nat.- Zlg." in Berlin getäuscht werden konnte, ist zur Zeit noch unaufgeklärt. Ucbcr die Verhaftung des Steuereinnehmers Pilz in Riesa wird noch von dort dem „Chcmn. Tagcbl." geschrieben: Der Fehlbetrag verthcilt sich ans ver schiedene Casten und soll, so viel jetzt erörtert worden ist, gegen 18,000 Mk. betragen. Die Hälfte davon entfällt ans daö Kirchcnärar. Wie diese Unterschlag ungen, die durch geschickte Fälschungen und falsche Ein träge in die Bücher bewirkt worden sind, viele Jahre lang haben verborgen bleiben können, ist augenblicklich noch nicht ganz klar. Es scheint, als ob die Fälsch ungen nugcmcin schlau auögcführt worden wären, so daß sic einem ungeübten Revisor wohl entgehen konnten. Doch scheinen anch die Revisionen nicht mit der er forderlichen Sorgfalt anögcführt worden zu sein. Jedenfalls haben die Revisoren dem Ncchmmgöführcr zu viel Vertrauen entgcgcngcbracht. Die Fälschungen datircn bereits ans dem Jahre 1877, und 1876 ist Pilz hier nugcstcllt worden. Er hat also damit gleich im ersten Jahre nach seiner Anstellung hier begonnen. Wie weiter bekannt wird, hat Pilz auch viele Eingänge nicht gebucht, sondern dieselben in Nest gestellt, diese Neste aber später wieder gelöscht. — Am Dienstag Abend fand im NathSkellcr zn Nicsa eine ungemein zahlreich besuchte Versammlung des „Städtischen Vereins" statt, in welcher zunächst die alle Gcmüthcr in Aufregung haltende Pilz'sche Knssenangclcgcnheit debattirt wurde. Nach längerem Hin- und Hcrrcdcn, schreibt der „Riesaer Bote", war man allgemein der Ansicht, daß mau Pilz gegenüber mindestens sehr vertrammssclig gewesen und daß dem Anschein nach Herr Bürgermeister Steger bei der be-