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Vier Jahre unter falschem Namen. Ein „kleiner Fall Daubmann". In Verfolg eines Ermittlungsverfahrens gegen eine Berliner Einbrecherkolonne, die zahlreiche Schaufenster einbrüche begangen hatte, verhaftete Kriminalkommissar Quoß in Berlin einen langgesuchten Betrüger, der sich vier Jahre hindurch eines falschen Namens bedient hatte und im Verdacht stand, der Hehler der Bande zu sein. Die Nachforschungen ergaben, daß dieser, ein 45 Jahre alter Ernst Beyersdorf, sich der Militärpapiere eines im Weltkriege vermißten Soldaten Karl Wie mer t bedient hatte. Beyersdorf hatte unter dem Namen Wiemert sogar geheiratet. Der Fall erinnert in etwas an die Geschichte des badischen Schneiders Hummel, der unter dem Namen Daubmann eine so üble Rolle gespielt hat. Schwere ZuchthausrevoXe in Aewyork. Im Newyorker Zuchthaus in Welfare Island kam es zu einer schweren Revolte, die erst mit Hilfe von 300 herbeigerufenen Polizeibeamten niedergeschlagen wer den konnte. Die Insassen hatten mehrere Ausbruchsver suche unternommen, wobei ein Zuchthäusler erschossen wurde. Das gesamte Mobiliar der Zellen wurde zerstört. Der Polizei gelang es erst nach zweistündigem Kampfe unter Einsatz von Tränengas des Aufruhrs Herr zu werden. Bei dem Verhör der Meuterer erdolchte ein italienischer Zuchthäusler einen Iren im Direktorzimmer. Die peitsche der Sekunden. Unsere gute Reichsbahn fährt Tag für Tag zweimal nach dem Monde, zweimal hin und zurück, weun man ihre Einzelfahrten aneinanderreiht. Um auf dieser ungeheuren Strecke den Fahrplan richtig einzuschalten, muß sie dafür sorgen, daß die Uhren ihrer 11250 Stationen genau über einstimmen, und zwar gilt für die Eisenbahnen die „Mitteleuropäische Zeit", die täglich um 4 Uhr morgens von der Sternwarte Potsdam-Babelsberg an die „Zeit dienststelle" der Reichsbahn im Schlesischen Bahnhof zu Berlin auf elektrischem Wege selbsttätig mitgeteilt wird. Von hier aus erhalten sämtliche Reichsbahnstationen um 8 Uhr vormittags die genaue Zeitangabe auf telegraphi schen Leitungen durch den Morseschreiber. Wenn Karl der Fünfte diese Uhr gesehen hätte, er würde auf der Stelle Harakiri begangen haben! Denn das Problem, an das er angeblich sein Leben setzte, um das er ins Kloster gegangen sein soll, das Problem, zwei Uhren in genau gleichem Gang zu halten: hier ist es drei fach, zehnfach, hundertfach gelöst. Dieses Werk moderner Technik ist gar nicht imposant oder riesenhaft; es ist kein massiges Gebäude, nicht einmal ein geheimnisvoller Raum, zu dem der Eintritt „wegen der damit verbundenen Lebensgefahr" streng verboten wäre. Es steht im großen Telegraphensaal des Schlesischen Bahnhofs in Berlin, ganz unscheinbar in einer Ecke und nur durch ein paar dünne Wände abgeschlagen: der „Zeit dienst" der Reichsbahn. Da ist eine große Pendeluhr, unter der Glaskästen mit verwirrend vielen Drähten hängen; das ist die „MEZ.- Uhr", die von der Sternwarte automatisch gestellt wird und mit einem Elektromagneten in Verbindung steht, der in sämtliche von Berlin ausgehenden Bahntelegraphen leitungen — es sind im ganzen achtundneunzig — ein geschaltet ist. Eine Minute vor acht Uhr früh gibt die Uhr automatisch das Morsezeichen MEZ. an sämtliche deutschen Reichsbahnstationen; darauf bleiben sämtliche Leitungen stromlos bis Punkt 8 Uhr, und in diesem Augen blick läßt der neueinsetzende Stromstoß die Apparate aller Bahnstationen in Tätigkeit treten. Nach diesem „Mittel europäischen Zeitzeichen" werden dann sämtliche Bahn uhren gestellt. Ohne eine solche Zentraluhrenanlage wäre es un möglich, die zahllosen Bahnuhren, die vielfach allen Unbilden des Wetters ausgesetzt sind, in gleichem Gang zu halten, und gerade im Eisenbahnbetrieb könnten die kleinsten Abweichungen von einer einheitlichen Zeit die schwersten Folgen haben. F.-H. R. und vas beste seidene Kleid an hatte. Daheim in Kelsens hätte es jetzt einen Zweikampf gegeben, der nicht von Pappes gewesen wäre. So begnügte sich Irmgard von Günting, die Schwesters nur heimtückisch zu kneifen, was der einen gedämpften: Ichmerzenslaut entlockte. „Das hast du nicht umsonst getan, du!" drohte sie dann. Von weitem sah es aus, als ob die beiden einträchtig,; sich aufs beste unterhaltend, der anderen Ecke des Saales zuschritten. Mama Günting blickte ihnen mit mütterlichem Stolz nach. Dann wandte sie sich wieder dem Gatten zu, von dem- allmählich alles Freudige abfiel und dem seltsam flau wurde bei dem Bewußtsein, oaß er einen miserablen Ab gesandten seiner Frau abgegeben und nichts, absolut nichts von dem erreicht hatte, was sie sich glühend wünschte. „Herr von LindSmühlen ließ es zu keiner Einladung kommen. Er hat mich nur gebeten, dich zu bitten, sich der jungen Frau seines Bruders etwas anzunehmen, oa sie keine Mutter mehr Hai und sehr viel allein ist. Verstehst du, Angelika? Sie ist viel allein. Es scheint sich also doch zu bewahrheiten, was in letzter Zeit gemunkelt wurde." Ueber die große Enttäuschung hinweg kroch die Neu gierde. Frau von Günting horchte begierig auf. Als nichts weiter folgte, fragte sie ungeduldig: „Nun?" „Karl Joachim har mir jein Reitpferd geschenkt, weil er will, daß es in gute Hände kommt." „Aha! Noch einen Fresser mehr im Stall. Em guter Zuggaul wäre besser gewesen Nun, du bist ja immer im Rechnen schwach, Vater daher nehme ich dir auch dein neuestes Erempel nicht übel Das andere hast du auch sehr brav gemacht Für unsere Mädels holst du nichts yeraus, aber — na ja! Ich werde das arme Hascher! schon ve- mutiern Sie dauert mir längst Aber das kommt davon, wenn man den Männern die Zügel zu lang läßt Könnte mir nicht passieren nur nicht! So, so, Karl Joachim ist also auch hinter den Skandal gekommen? Und die Rot blonde heute? Glaubst du wirklich, daß es die Frau eines Freundes ist? Ich glaube es nicht!" (Fortsetzung solar.. rwiseksn 6sn rwei unglsieksn Roman von Oerl RotkberZ Lop/ri^kt dx Ll. relKLtxvÄNkrer, Ualts (Laale) j29 „Glaub' ich, glaub' ich Ihnen sehr gern. Aber da — hm!" „Ich freue mich sehr, daß die Erbschaft des Majorats einmal auf ganz natürliche Weise geregelt sein wird. Aber wie ist das, Herr von Günting! Mein Reitpferd gefiel Ihnen sehr gut. Ich möchte es Ihnen zum Abschied schenken. Einmal, weil ich Sie immer sehr hochgeschätzt habe, zum andern, weil ich das Tier dann in sehr guten Händen weiß." Herr von Günting, der immer sehr rechnen mußte, wenn es ohne Sorgen auf seinem Gut gehen sollte daheim in Kelsen, freute sich unbändig über das wertvolle Geschenk. Aber er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. „Ja, aber Ihr Herr Bruder, lieber LindSmühlen?" „Mein Bruder besitzt selbst Pferde genug." „Ja, das ist wohl wahr. Aber ich weiß gar nicht, wie ich das gutmachen soll?" „Es gibt nichts gutzumachen. Ihre Frau Gemahlin ist eine liebe, verständige Dame. Es wäre sehr liebens würdig, wenn sie sich meiner kleinen Schwägerin annehmen könnte. Sie hat keine Mutter mehr, und sie ist zuviel auf sich selbst angewiesen. Das tut nicht gut." Herr von Günting riß seine Hellen, blaßblauen Augen ganz weit auf, dann senkte er den Kopf. Jetzt wußte er, wie die Dinge in Lindsmühlen standen. Sogar der eigene Bruder gab es zu, was für ein leichtsinniger Patron Friedrich Karl war. Man munkelte in letzter Zeit so allerlei über die Settensprünge des Herrn von Linds mühlen. Aber wer hätte es denn gewagt, ihm einmal unter vier Augen seine Meinung zu sagen? Der gute Herr von Günting war froh, daß er nun wenigstens die Bestätigung der unglücklichen Ehe indirekt erhalten hatte, und wollte das aus jeden Fall noch am Abend, wenn sie von dem Fest nach Hause kamen, eingehend mit seiner Frau besprechen. Natürlich würde sie sich der kleinen Frau annehmen, das war doch klar. Und sie wollten alle recht gut zu ihr sein. Vom wirklichen Stand der Dinge hatte der gute alte Herr keine Ahnung. Karl Joachim hatte durch dieses Ge spräch noch bedeutend in dessen Wertschätzung gewonnen. Schade war es, wirklich jammerschade, daß er sich nicht für eine der braunen Mädels interessieren konnte. Die wilden Mädels, die daheim in Kelsen den ganzen Tag tobten und lachten und die jetzt alle beide sehnsüchtig herübersahen. Frau von Günting jetzte sich kerzengerade. Eben nickte ihr Mann dem jüngeren Lindsmühlen zu und kam zu ihr herüber. Hoffentlich hatte ihr Mann endlich einmal etwas Vernünftiges angestellt. Er hatte Karl Joachim von Linds mühlen bitten sollen, noch einmal am Montag zum Abend brot in Kelsen zu sein. Herr von Günting setzte sich zu seiner Frau und strahlte über das ganze rote, gutmütige Gesicht. „Nun?" fragte sie ihn gespannt, als er neben ihr Platz genommen halte. Else und Irmgard horchten eifrig herüber. Das ärgerte die Mutter „Geht mal zu den Gentheimer Mädels hinüber. Die wollten euch vorhin wegen Lucie Hettenaus Geburtstag sprechen", sagte sie. Ein bißchen verdutzt und ärgerlich standen die beiden jungen Damen auf. „Allemal, wenn es etwas Wichtiges gibt, werden wir fortgeschickt wie dumme Backfische. Man dürfte sich das nicht mehr gefallen lassen", sagte empört Else, die Aeltere. „Das kennt man ja. Das werden wir nicht ändern. Aber Mamas Maßnahmen sind vergeblich. Der schöne Lindsmühlen nimmt uns nicht. Ich habe mich nicht fünf Minu..n lang einer trügerischen Hoffnung hingegeben", sagte überlegen Irmgard. „Oho! Und dabei bist du rein toll nach ihm." Güntings Jüngste machte kampflustige Augen. Schade, daß man jetzt hier im Garlensaal von Lindsmühlen war bewahrt, die aufgebrochen wurden. Als Täter kommen da her nur „schwere Jungen", die sich auf das Geldschrank knacken verstehen, in Frage. Der frühere Prinzcncrzieher Prof. Porger gestorben. In Hannover ist der Senator und Stadtschulrat Professor Porger gestorben. Porger war viele Jahre Lehrer und Erzieher der Prinzen Adalbert, August Wilhelm, Oskar und Joachim von Preußen sowie der Prinzessin Viktoria Luise. Seit 1912 war er Direktor der städtischen höheren Mädchenschule in Hannover und wurde im März 1926 zum Senator und Stadtschulrat gewählt. Der Streit um den Goldschatz der „Egypt" entschieden. Die französische Gesellschaft, die auf das von dem italieni schen Bergungsdampfar „Artiglio" geborgene Gold der „Egypt" Ansprüche angemeldet hatte, mit der Begründung, daß sic an der Feststellung des Standortes des Dampfers beteiligt gewesen sei, hat ihren Prozeß vor dem Londoner Admiralsgericht verloren. Zwei Segelflugzeuge in der Luft zusammengestoßen. In Polnichno in Polen stießen während einer Flugübung zwei Segelslugzeuge in der Luft zusammen. Die Flug zeuge stürzten zu Boden und wurden vollständig zer trümmert. Die beiden Insassen wurden aus der Stelle getötet. Hoover verhaftet Roosevelt. In Chikago wurde ein Mann namens Roosevelt von einem Beamten namens Hoover wegen Eisdiebstahls verhaftet. Roosevelt wurde zu einer Geldstrafe von zehn Dollar verurteilt. Als Ike Hoover dem Dieb die Handschellen anlegte, erklärte Roose velt, er werde Hoover wählen, aber nicht Ike Hoover. Erdstöße in Kalifornien und Südafrika. Aus Kali fornien und Südafrika werden leichte Erderschütterungen gemeldet. Im Geschäftsviertel von Los Angeles wurde ein starker Erdstoß verspürt, der zunächst eine Panik hervorrief, da man ein Erdbeben von größerem Umfange befürchtete. Der Höhepunkt in Koburg: Die kirchliche Trauung. Nach der kirchlichen Trauung in der Moritzkirche in Koburg verläßt das junge Paar das Gotteshaus. Am Kirchenportal der oberste Geistliche des Kvburger 'Bezirks, Dekan Weiß (links), der die Trauung vollzog, und Schloßpfarrer D. Schanze aus Weimar (rechts), der als früherer Erzieher der Braut die Ansprache an das junge Paar hielt. Die Schleppe der Braut tragen die Prinzessin Dagmar Bernadotte und Prinz Friedrich Josias. ( SA.-Leute waren in der deutschnationalen Wahlversammlung in der Hasenheide festgenommen worden. Schäfer und Wilke halten nach Stühlen gegriffen und mit diesen wild um sich geschlagen. Der neue Vorsitzende des KyffhSuserverbandes. Berlin. Als Nachfolger des verstorbenen Geheimrats Dr. Quarck Hai der Präsident des Direktoriums der Reichsver sicherungsanstall für Angestellte, Grtetzmever, das Amt als Erster Vorsitzender des Kvfshäuserverbandes der Kriegs beschädigten und Kriegerhinterbliebenen übernommen. Stahlhelm für weiteren Ausbau des Arbeitsdienstes. Berlin. Die zu einer Reichstagung in Berlin versammelten Arbeitsdienstletter der 23 Landesverbände des Stahlhelm wandten sich in einem Appell an die Reichsregierung und an den Reichskommissar für Arbeitsdienst, nunmehr nach Abschluß der ersten vorbereitenden Epoche planmäßig sofort entscheidende Schritte zum großzügigen Ausbau des Arbeitsdienstes zu tun. Neun Jahre Zuchthaus für einen Kommunisten. Hamburg. In einem politischen Totschlagsprozeß gegen 13 Kommunisten wurde der Hauptangeklagte Fricke zu neun Jahren Zuchthaus verurteilt. Die Strafen gegen elf weitere Angeklagte bewegen sich zwischen drei Monaten Gefängnis und fünf Jahren Zuchthaus. Der Anklage lag ein politischer Zu sammenstoß zugrunde, bet dem zwei Nationalsozialisten ge tötet worden waren. Kommunistischer überfall aus Nationalsozialisten. Castrop-Rauxel. Im Stadtteil Ickern wurden National sozialisten, die in einer Stärke von 50 Mann Flugblätter ver teilten, plötzlich von etwa 80 Kommunisten überfallen. Bei dem Handgemenge wurden von den Kommunisten mehrere Schüsse abgegeben, wodurch vier Nationalsozialisten schwer verletzt wurden. Todesopfer bei einem Zusammenstoß mit Schmugglern. Aachen. Nachts wurde in der Nähe von Ophoven eine achtköpfige Schmugglerbande von Zollbeamten gestellt, deren „Halt!"-Rufe und Warnungsschüsse keine Beachtung fanden. Als die Beamten scharf schossen, trafen sie einen 16jährigen Jungen aus Scharfenberg tödlich ins Herz. Zwei wettere Mit glieder der Bande wurden festgenommen. Insgesamt haben die Beamten etwa 80 Pfund Kaffee und etwa 30 Pfund Tabak beschlagnahmt. Sine 65 km lange Goldader entdeckt. Entdeckung eines deutschen Geologen in Südafrika. Dank den Bemühungen eines deutschen Wissen schaftlers ist jetzt eine 65 Kilometer lange goldtragende Verlängerung der berühmten Witwatersrand-Goldader in Südafrika entdeckt worden. Über die Geschichte der Entdeckung wird aus Johannesburg gemeldet: Der deutsche Wirtschaftsgeologe Dr. Krahmann nahm vor längerer Zeit auf dem Mulders-Trift-Hügel sein Picknick ein. Dabei entdeckte er, daß die Felsen Eisenoxyd ent hielten. Dies gab ihm die Möglichkeit, mittels des magnetischen Feldes Nachforschungen nach neuen Goldvorkommen anzustellen, die jetzt zu dem überraschen den Funde führten. j Neues aus aller weit Tränengasbomben im Elberfelder Stadtthcater. Im Elberfelder Stadttheater wurden kurz vor Beginn einer Aufführung der Oper „Salome", in der die Spanierin Jovita Fuentas als Gast die Titelrolle singen sollte, Tränengasbomben geworfen. Zuschauerraum und Bühne waren bald mit derartig großen Mengen von Tränengas gefüllt, daß das Publikum fluchtartig das Theater verließ. Erst nach einstündiger Arbeit der Feuerwehr gelang es, den Theaterraum von den Gasen zu reinigen. Die Vor stellung konnte dann beginnen und störungslos zu Ende geführt werden. Ein junger Mann, der verdächtig war, eine Tränengasbombe geworfen zu haben, wurde fest genommen. Man glaubt, daß der Anschlag als Protest gegen das Auftreten der ausländischen Künstlerin ge dacht war. Großer Nauschgiftdiebstahl. In die Niederlage der chemischen Fabrik Merck in Schönebeck an der Elbe wurde -ein Einbruch verübt. Die Diebe hatten es in der Haupt sache auf die dort lagernden Rauschgifte abgesehen. Eine große Menge von Opiaten fiel ihnen in die Hände. Die Rauschgifte wurden in großen eisernen Schränken auf