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Gerhari Hauptmanns Goeiherede. Goclhe-Feier in der Columbia Universität. Anläßlich der Goetheseier tn der Columbia- Univerflläi in Newyork sprach Gerhart Haupt mann, der vor kurzem in Amerika eingetrosfen ist, über Goethes Persönlichkeit. Hauptmann schilderte seine Goethe-Erinnerungen von Jena (wo er als Student ge weilt hat) und Weiner. Wenn man, so sagte er, den Boden der Goethestätten betrete, komme man in eine weihevolle Stimmung. Goethes Wahlspruch sei gewesen: „Gedenke zu leben!" IMS er habe gelebt. All sein Denken und Dichten sei Arbeit gewesen. Er habe Menschen nach seinem Bilde zu sonnen gesucht, dadurch sei er sür uns der große Er zieher geworden. Als Goethe den „Faust" dichtete, habe er ein gm Teil seiner eigenen Persönlichkeit in seinen Helden hineingelegt: er sei selbst der magische Mensch. Auf Grund seines Lebens und Schaffens müßten wir in Goethe einen der größten Weisen aller Zeiten Verehren. Lebte Goethe heute, würde er wieder ein großer Führer für uns sein. Aus vielen Enttäuschungen unseres heutigen Lebens hätte uns Goethe als Führer empor- geriffen. Thomas Carlyles Wort: „Goethe ist der Er löser seiner Zeit geworden. Es war Erlösung durch Güte, durch Größe, durch Wahrheit" gelle auch heute noch und werde immer richtig sein, trotz aller Widerstünde. Die Welt werde allein durch Menschlichkeit erlöst. Richt Revolution, sondern immerwährende Reformation bringe den Fortschritt der Menschheit. Gocthcfcicr in Stockholm. In der Musikalischen Akademie in Stockholm fand eine deutsche Aufführung von Goethes „Torquato Tasso" statt. Die Titelrolle spielte Hans König vom Nationaltheater in Weimar. Die schwedischen Künstler und Künstlerinnen, welche mitwirtten, sprachen die Goethescyen Verse mit bewundernswerter Klarheit. l Jahre Gefängnis für Katzenellenbogen beantragt. Die S t a a i s a n w ä l i e lm Schultheiß-Prozeß. Im Schultheiß - Prozeß beantragte Oberstaatsan walt Sturm folgende Strafen: gegen den General direktor Funke an Stelle einer an sich verwirkten Ge fängnisstrafe von einem Mona« eine Geldstrafe von lOOOO Mart sowie eine weitere Geldstrafe von nochmals 10 000 Mart wegen Bilanzverschleierung; gegen Generaldirektor Knhlmey eine Gefängnisstrafe von 2 Monaten und 10 000 Mark Geldstrafe wegen Bilanzverschleierung; gegen Dr. Sobcrnheim wegen Bilanzverschleierung 4 Monate Ge fängnis und 10 000 Mart Geldstrafe: gegen den General direktor Penzlin wegen Bilanzverschleierung eine Ge fängnisstrafe von 3 Monaten und eine Geldstrafe von 10 Mill Ntart, wegen Prospcktbetruges eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten und lllllllg Mart Geldstrafe unter Zusammen ziehung der Strafen aus 7 Monate Gefängnis und 2ll llllll Marl Geldstrafe; gegen Ludwig Katzenellenbogen wegen Bilanzverschleierung, handelsrechtlicher Untreue und Prospekt betruges Gefängnisstrafen von 8 Monaten, einem Jahr und 9 Monaten sowie insgesamt 50 000 Marl Geldstrafe. Die Strafen gegen Katzenellenbogcn sollen zusammengczogen wer den aus 1 Jahr 6 Monate Gefängnis und 50 000 Mark Geld strafe unter Anrechnung der erlittenen Untersuchungshaft. Die Anklagerede. Oberstaatsanwalt Slurm ging in seiner Anklage rede davon aus, daß der Schultheiß-Patzenhofer-Prozeß eine besondere Rolle spielte, weil das gesamte Generaldireklorium eines in der deutschen Wirtschaft führenden Unternehmens auf der Anklagebank sitze. Ein Menschenalter hindurch hätten die Generaldrrettoren Kuhlmey.Sobernheim und Funke das Schultheiß-Unternehmen besonders sorgfältig geleitet Von einer fachgemäßen Geschäftsführung habe man im Gegensatz hierzu bei den Ost werken, die von Katzenellen- bogen und Penzlin geleitet worden seien, nicht immer sprechen können Katzenellenbogen sei ein Finanzier mit ungewöhnlichen Fähigkeiten, und man könne sagen, daß die Unordnung der Geschäftsführung bei den Ostwerken dank Katzenellenbogens Genialität ungewollt gewesen sei. Staatsanwalts chaftsrai Dr. Grüneberg sprach dann zu dem gegen die Generaldirektoren erhobenen Vor- »!k «llllll« sismso von MsrilLs Sonnelloi»» i-orrs?) d? KIsrUn keuctNvesnger, ttalle UM f40 Im Wagen legte ihr junger Gemahl vorsorglich die seidenen Decken über ihre Knie. Es war kein warmer Tag heute. „Pack!" sagte er ärgerlich. „Hast du sie gehört, Alice?" Sie sah ihn verständnislos an. „Ich weiß nicht, waren es welche von unseren Leuten? Sie riefen Schimpfworte. Dir das anzutun, die du so für ihre Kinder gesorgt hast." „Ich — habe nichts gehört!" „Ein Segen, mein Liebes! Man wird nachforschen. Sind es Fabrilleule, so soll man sie sofort entlassen." Alice richtete sich aus. „Nicht, Franzl Laß sie doch! Sie sind unglücklich genug. Sie fürchten die Aussperrung in den Textilfabriken. Man muß es ihnen zugute halten." Er runzelte die Stirn. „Sie sollen respektieren." „Ich bitte dich, laß sie laufen. Du kannst ja auch gar nicht feststellen, um wen es sich handelt." Und sie lächelte ein wenig müde. „Die Fabrik heftet sich an unsere Sohlen wie eine Schuld. Selbst auf dieser Fahrt von der Trauung nach dem Hotel verläßt sie uns nicht." Rehfisch nahm die schmale Hand seiner jungen Frau zwischen seine beiden Hände. „Bist du ihrer überdrüssig, kleine Alice? Das geht vor rüber. Du siehst so nervös aus. Dein Jugendfreund übrigens, dieser Hell, das ist ja wohl ein Künstler von Gottes Gnaden, den sollte man von der Fabrik befreien und seiner Kunst überlassen. Und auch rein menschlich. Es war ein feiner Gedanke, uns diese Ueberraschung zu bereiten. Du wußtest doch auch nichts davon?" Alice schüttelte den Kovf. wurs oer 'oucmzvericyieierung. Lie Macytergreifung nayen- ellenbogens bei Schultheiß habe sich weniger verhängnisvoll ausgewirki als seine Einstellung zu finanziellen Dingen Katzenellenbogen sei ein Spekulant gewesen. Der Opti mismus eines solchen Mannes müsse aber Grenzen haben, es habe ihm an Verantwortungsbewußtsem gefehlt. General direktor Dr Sobernbeim. der aus der alten Schule hervorgegangen sei, sei Katzenelleubogen nicht gewachsen ge wesen. Nach wetteren Ausführungen des Staatsanwaltschaftsrates Dr. Grüneberg stellte Oberstaatsanwalt Sturm die eingangs erwähnten Strafanträge. Sta-tvaMirektor Lehmann als Zeuge im Sklarek-Prozeß. Front gegen andere Stadtbankdirektoren. Im Sklarek-Prozeß wurde Stadtbankdirektor Lehmann als Zeuge vernommen. Dr. Lehmann erklärte, er habe der Form, die die Sklarek-Kreditsicherung angenommen hatte, stets widersprochen. Der inzwischen verstorbene Stadt rat Busch habe aber immer gesagt, der Sklarek-Kredit sei der beste Kredit, den die Stadt bewilligt habe. Auch Rosen thal habe sich stets für die Sklareks eingesetzt. Schmidt und Hoffmann hätten ihm, dem Zeugen, den Prüfungs bericht der Revisoren, der die Unregelmäßigkeiten bei den Bezirksämtern ausdeckte, vorenthalten. Sie hätten immer wieder erwähnt, daß die Sklareks über s den Zweifel erhaben seien. Kurze polüische Nachrichten. Auf Wunsch der polnischen Regierung sollen deutsch-polnische Besprechungen in Warschau begonnen werden. Diesen Besprechungen ist von der polni schen Presse eine unrichtige Bedeutung beigelegt worden. Es handelt sich bei diesen Besprechungen nicht um die Wiederaufnahme der H a n d e l s v e r t r a g s v e r Hand lu n g e n , sondern uni den Versuch, eine Verschärfung der deutsckypolnischen Zollkrise nach Möglichkeit zu ver hindern. Das neue Sludentenrechk in Preußen. tt. Berlin, 2. März. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt es eine lebhafte Geschästsordnungsaussprache' über die Biersteuer und den von örtlichen Gastwirteorganisationen durchgeführten Bierstreik. Abg. Grüter (Wirtschaftspariei) fordert sofortige Ab stimmung über einen Antrag seiner Fraktion, in dem das Staatsministerium ersucht wird, unverzüglich mit der Reichs regierung zwecks sofortiger Senkung der Reichs- und Gemeinde biersteuer in Verbindung zu treten. Abg Kasper «Komm.) verlangt Anweisung an die Ge meinden und Gemeindeverbände, die Gemeindebiersteuer mit sofortiger Wirkung nicht mehr zu erheben und Ersatz des hier durch entstehenden Einnahmeaussalls durch den Staat. Beide Anträge werden dem Hauptausschutz überwiesen. Das Haus tritt dann tn die Beratung des Gesetzentwurfes über die Rechtsverhältnisse der Studenten und die Disziplin aus den staatlichen wissenschaftlichen Hoch schulen ein. Der Gesetzentwurf soll an die Stelle des bisher geltenden Gesetzes von 1879 treten. Die Neuregelung erstreckt sich in erster Linie aus folgende Punkte: Schaffung einer un abhängigen Berufungsinstanz, Berechtigung des Ministers, die Einleitung des Disziplinarverfahrens und die Einlegung der Berufung herbeizuführen, neue Bersahrensvorschristen, Ver einfachung des Strasensvstems <u. a. Abschaffung der Karzer strafe), Ausdehnung der Vorschriften aus alle staatlichen oder unter staatlicher Aussicht stehenden wissenschaftlichen Hoch schulen. Kultusminister Grimme begründet kurz den Gesetz entwurf und betont, daß ganz unabhängig von der Regierungs- sorm im Notfall ein scharfes Zugreifen möglich sein müsse, um aus den Universitäten Ordnung zu halten. Abg. Hoffmann-Münster (Dln.) trägt zahlreiche Bedenken seiner Fraktion gegen den Gesetzentwurf vor, mit dem die Universttätsbehörden überrumpelt worden seien. Die schwerste Disziplinarstrafe sür Studenten, der Ausschluß vom Hochschul studium, dürfe nach Ansicht der Deutschnationalen nur aus gesprochen werden, wenn die strafbare Handlung der Studenten aus einex ehrlosen Gesinnung hervorgegangen ist Diese Siche rung müsse noch in das neue Gesetz hineingebaut werden, um die Studenten vor Willkür ru schützen Der Wagen hielt vor dem Hotel. Diensteifrig und eilig sprangen die Kellner herbei. Und dann begann die große Gratulationscour, und Alice brauchte alle Kräfte, um für jeden das richtige Wort des Dankes, oer Erwiderung zu finden. Der blondlockige Kopf Hells beugte sich eine Sekunde tief über ihre Hand, sein Blick suchte heischend den ihren. „Hab' ich's gut gemacht?" fragte er mit leiser Wehmut in der Stimme, als sie die Lider gesenkt hielt. Sie preßte fest und ungewollt zärtlich seine Hand. „Ich danke dir, Hell!" erwiderte sie. In ihrer Stimme waren Tränen. „Niemand wünscht inniger dein Glück als ich, Lice!" sagte er in einem tiefen Ernst, der ganz aus dem Herzen zu kommen schien. Lice! Ein Wort aus vertrauten Stunden gemeinsamer Jugendschwärmereien, Jugendträumereien, in denen er ihr von seinem zukünftigen Ruhm erzählt, wie er die Welt er obern wolle mit den Klängen seiner Geige, wenn sie bei ihm wäre, seinen Ruhm zu teilen. Lice! Jetzt sah sie zu ihm auf. „Lebewohl, Hell!" sagte sie leise, nur ihm vernehmbar. Er trank fast das Wort von ihren Lippen und wurde bleich wie sie. denn in diesem Augenblick erkannte er erst ganz den furchtbaren Irrtum, der sie auseinander gerissen. „Ich liebe dich, so wie du mich." Und so ließ er ihre Hand aus der seinen — und so trennten sie sich zu einem ungeahnten und unahnbaren Wiedersehen. 4: Nora von Feldheim ging langsam die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Es war am Tage nach der Hochzeit. Sie war ein bißchen müde und verkatert. Man hatte lange bei einander gesessen, lange, nachdem das Brautpaar abgereist war und nachdem sie Alice in die Reisekleider geholfen. „Nimm das!" hatte Alice geflüstert und ihr ein eilig geschriebenes Zettelchen in die Hand gedrückt. „Nimm das Abg. Dr. Chases lSoz.) betont, der Entwurf bedeute eine Besserung auch der mittelalterlichen Bersahrensvorschristen. Der Staat habe die Pflicht, das Gewährrechi der Dozenten zu gewährleisten. Wenn es zur Lcrnfrcihett gehören solle, daß sich die Studenten gegen mißliebige Lehrer „in jeder Form" wehren könnten, so könne damit geradezu das Verprügeln der Dozenten gestaltet werden. Abg. Dr. Lauscher (Ztr.) meint, daß das Zentrum gern seine Hand zur Verabschiedung eines Gesetzentwurfes biete, der die Lern- und Lehrfreiheit an den Hochschulen wirksam schütze und sür die Zukunft gewährleiste Unwürdige Szenen, die das Ansehen und die Geltung der deutschen Hochschulen im In- und Ausland zu schädigen geeignet seien, müßten für die Zukunft unterbunden werden. Abg. Schulz-Neukölln (Komm.) glaubt, daß man den Unruhen an den Universitäten mit Disziplinarstrafen nicht bei kommen könne. Abg. Dr. Schuster (D. Vp.) erkennt die Verbesserungen des Entwurfs gegenüber den bisherigen Bestimmungen an. Nach Ansicht seiner Fraktion müsse das neue Gesetz aber stärkere Sicherungen gegen politischen Mißbrauch bei der Einleitung und Durchführung von Disziplinarverfahren enthalten. Abg Dr Ponfick «Landvolk) bringt das Mißtrauen seiner politischen Freunde gegenüber dem -Gesetzentwurf zum Aus druck. Immerhin seien gewisse Verbesserungen zu verzeichnen. Abg. Graue (Staatspartei) behält sich seine ausführliche Stellungnahme für die Ausschußberatung vor. Akademische Freiheit komme nur solchen Menschen zu. die es sich als hohe Ehre anrechnen, sich einer Selbstdisziplin zu unterwerfen. Daniil schließ» die Aussprache. Der Gesetzentwurf wird dem Unlerrichlsausschutz überwiesen. Anträge des Landwirtschaftsausschusses werden bestätigt. Aus Vorschlag des Ausschusses wird ein deutschnationaler Antrag angenommen, worin die Regierung ersucht wird, beim Neichskabinett mit allem Nachdruck dahin vorstellig zu werden, daß die umgeschuldeten landwirtschaftlichen Betriebe zum Sicherungsversahren zugelassen werden. Angenommen wird ein volksparteilicher Antrag, der die Regierung ersucht, in eine generelle Überprüfung aller noch lausenden und vor dem 1. Januar 1931 abgeschlossenen Rheinfischereipachtverträge einzutreten mit dem Ziele, die Pachlsumme den inzwischen ein- getretenen wirtschaftlichen und technischen Verhältnissen anzu passen, sowie die rückständigen Pacht- und Zinsbeträge unter Berücksichtigung der durch die Entwicklung der Pachten entstan denen wirtschaftlichen Verhältnisse der Pächter angemessen zu senken, bzw. niederzuschlagen. Dann werden zur gemeinsamen Beratung Anträge über die Notlage der Siedler gestellt. Abg. Dr. Kaufhold (Dtn.) hebt hervor, daß die Notlage der Siedler in den letzten Monaten noch eine kolossale Steigerung erfahren haben. Der Redner protestiert besonders gegen die Zwangsversteigerung bei den Siedlern, die ost schon bei kleinen Schuldbeträgen angeordnet würden Der Redner verlangt dann Ermäßigung der Rentenlasten der Siedler und Stundung bzw. Niederschlagung von Reittenrückständen sowie weitere Einzelmaßnahmen zugunsten der ländlichen Siedler. Annahme finden dann die zu Vieser Debatte gehörenden Anträge des Siedlungsausschusses, die die Regierung ersuchen, die in der Reichsnotverordnung vorgesehene Zinssenkung um zwei Prozent den Siedlern so weit wie möglich zuteil werden zu lassen und demnach die Renten an die Landesrentenbank möglichst auf drei Prozent herabzusetzen Auch soll den in Not geratenen Siedlern in erster Linie durch Stundung und mäßige Tilgung der in den letzten Jahren nicht gezahlten Remenbank- zinscn geholfen werden. Weiter soll veranlaßt werden, daß alle Zwangsmaßnahmen der Laudeskulturbehörden gegen Gärtnersiedler eingestellt werden. Auch werden Mittel ver langt, um deren drückende kurzfristigen Betriebsfchulden ab zulösen Dann steht ein Antrag des Hauptausschusses über die Löhne der Forstarbeitcr in den Staatsforstcn zur Debatte. Darin wird die Regierung ersucht, in besonders begründeten Notfällen bei staatlichen Forstarbeitern im Unter- stützungswege zu helfen Dieser Antrag wird angenommen. Es steht dann ein sozialdemokratischer Antrag zur Be ratung, der Vorwürfe gegen die Pommersche SpiritusverwertungSgenossenschaft wegen angeblich finanzieller Unterstützung des Pommerschen Landesverbandes der Deutschnationalen Volkspartei enthält. Der Ausschuß beantragte, den Antrag sür erledigt zu erklären durch die Mitteilung der Staatsregierung, daß die Pom mersche Spiritusverwertungsgenossenschaft das Ansinnen der Deutschnationalen, durch ein Ümlageversahren Beiträge sür die Deutschnationale Volkspartei aufzubringen, abgelehnt habe. Der Ausschußantrag wurde nach kurzer Aussprache an genommen. Dazu sand ein weiterer Antrag Annahme, der die Regierung ersucht, „dem Terror" des Pommerschen Land- bundes mit allen Mitteln zu bekämpfen. Das Haus erteilte dann noch dem Finanzministerium Entlastung für die Staatshaushaltsrechnung für 1930. Das Haus vertagt sich dann aus Donnerstag. und gib es Hell, wenn ihr einmal ganz allein seid. Ich kann es nicht versiegeln; aber es ist nur, nur für ihn. Und ich vertraue vir, vaß vu es nicht liest." „Niemals!" batte Nora versichert. Dies Zettelchen trug sie nun bei sich, wohlverborgen in ihrem Handtaschchen, und sie suchte nach einer Gelegenheit, es Hell zuzustecken. Aber oer Unberechenbare ging ihr heute aus dem Wege, nachdem er ihr gestern — Nora lächelte und schüttelte den Kopf. Dieser Hell! Aber auch: dieser Hermann! Alle beide hatten sich so ausschließlich um sie bemüht, daß es allen ausgefallen war. Hermann und sie — Gott, sie waren gewiß die besten Freunde. Aber Hell! Wenn Hell einen ansah, das ging wie Feuer durch die Adern. Komisch! Er hatte für gewöhnlich ganz einfach blaue Augen. Aber diese Augen konnten hart werden wie Stahl und das ganze Gesicht verändern, eS männlicher machen, fester, gestraffter. Und diese Augen konnten strahlend und Heitz werden wie glühendes Eisen — und man mußte sich in acht nehmen, sich nicht daran zu versengen. Ein seltsamer Mensch, der Hell! Ein lieber Mensch! Abgrundtief! Aber er wußte seine Tiefe zu verbergen. Oh, es gab viele, die ihn tatsächlich für einen Narren hielten, für einen Dandy, einen albernen Snob. Hatte sie es nicht auch getan? Hermann dagegen. Es war ein Unterschied, wie zwischen einem Waldsee und einem jvilden Meer. An einem Waldsee war gut ruhen. Aber das Meer in seiner Wildheit war unermeßlich weit, geheimnisvoll, anziehend. Tante Barbara — Nora hatte es wohl bemerkt — hatte sich über Hell geärgert. Sie halte ihm einmal ein Zeichen gegeben, ihn herangewinkt. Was mochte sie ihm gesagt haben? Ein paarmal hatte sie, während sie sprach, zu ihr herübergeblinzelt. Vielleicht war von ihr die Rede ge wesen. Und Hell hatte gelächelt, beruhigt, sein ganzes Ge sicht war eine einzige Versicherung gewesen: Das schadet gar nichts, das ist ganz ungefährlich! Ob Tante Barbara es nicht gern sah, daß er so viel mit ihr sprach? (Forts, folgt.)