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Ottendorfer Zeitung I ! O Bezugspreis: vierteljährlich :,2o Mark ft« ins In der Geschäftsstelle abgeholt viertel jährlich l Mk. Einzelne Nummer :o pfg. Erscheint am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend Nachmittag, — Ü Unterttaktung8- unä Anzeigebkatt ! 1 .... , Anzeigenpreis: Für die kletnspaltige Korpus-Zeile oder deren Raum w pfg. — Im Reklameteil für die kletnspaltige Petit-Zeile 25 pfg. Anzeigenannahme bi» ;r Uhr mittag». Vrtlagrgebühr nach Vereinbarung. H > -- ' -» > I l Mit wScheMch erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie den abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel" „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". vnsck wld Verlag von Hermann Rühle, Buchdruckerei in Groß-Dkrilla. verantwortlich für die Redaktion H. Rühle in Groß-Dkrilla. Nunlmer sOO Sonntag, den 23. August sM s3. Jahrgang — Ler Ausfiano im Kaukasus gegen! genommen hat. Es mögen sich nunmehr alle, die noch zurückgeblieben sind, einfinden, besonders die Jünglinge Diese Kommunion findet auch mit für die ganze Gemeinde statt. — Der Männer-Gesang-Verein August Walther L Söhne G. m. b. H., beschloß in seiner letzten Sitzung für die zurückgebliebenen Familien der zum Heere eingezogenen Mitglieder die Summe von 100 Mark zu Unterstützungszwecken zu bewilligen. Weiter wurde noch beschlossen, daß auch für die Familien der jetzt noch werdenden Ein gezogenen in weitgehenstem Maße Sorge getragen werden soll. -- Als eine nachahmenswerte Tat, um für die zurückbleibenden Familien unserer Krieger die Lage zu erleichtern, kann man dem Vorgehen des Herrn Gemeindevorstand Partzsch zu Kleinokrtlla beipflichten. Der selbe setzte sofort nach dem Einziehen seines Mtetes zum Heer die Miete auf die Hälfte herab. — Die gestrige Sonnenfinsternis war gut zu beobachten. Nach erfolgtem Beginn der Verdunkelung der Sonne durch das Mondbild bedeckten einige Male Wolkenwände die Sonne aber diese Verschleierungen dauerten nicht all zulange. Die Finsternis begann bei uns 12 Uhr 14 Min. mittags und endete 2 Uhr 39 Min. Es wurden etwa vier Fünftel der Sonnenscheibe vom Monde bedeckt. Die größte Phase fiel zwischen 1 Uhr 10 Min. bis 1 Uhr 40 Min. mittags. Es blieb da nur eine Siche! der Sonnenfcheibe sichtbar. Selbst verständlich trat eine merkliche Abschwächung des Tageslichtes ein. — Die Schwierigkeiten bei der Aufstellung der Verlustlisten. Ueber die Schwierigkeiten, welche die Ausstellung der Verlustlisten den beteiligten Stellen verursachen, herrscht im Publikum noch immer eine falsche Anschauung. Man denke an die Verhältnisse nach einem mehrtägigen Kampf. Bei jedem Truppenteil fehlen Mannschaften. Zwar weiß man von einigen, daß sie fielen. Aber das Schicksal vieler anderer bleibt vorläufig ungewiß. Noch mehrere Tage nach der Schlacht finden sich Leute bei ihrer Truppe ein, die man vermißt oder vielleicht schon tot geglaubt hatte. Sie waren abgekommen und hatten sich einer anderen Trupps angeschlossen. — Ueber das Schicksal der Verwundeten erfährt man oft erst nach längerer Zeit Genaueres. Leicht Verwundete werden zu Fuß, zu Wagen oder Auto zurückgeschafft — auch Schwerverwundete sucht man sobald wie möglich nach rückwärts fortzuschaffen, um Verbandplätze, Feldlazarette usw. für etwa neu eintreffende Verwundete sreizumachen. Wohin diese Transporte gehen weiß die kämpfende Truppe nicht. Erst nach und nach sickern Nachrichten bis zu allen Stellen durch, wo sich die Fehlenden befinden. Zu all diesen Feststellungen gehört Nutze und Sorgfalt. Im Sturm und Drang des Ge fechtes selbst und im unmittelbaren Anschluß daran sind sie deshalb unmöglich. Ost ent- stehen besondere Schwierigkeiten dadurch, daß die Verbände stark durcheinander kommen, so z. B: bei Ortsgefechten und in der Verfolgung. Wenn der erste Moment der Ruhe eintrill, ,st mancher Truppenteil vielleicht Meilen von den Stellen entfernt, an denen er gefochten hatte. Mancher Abgekommene sieht daher seine Truppe erst nach mehreren Tagen wieder. Ueber das Schicksal vieler Persönlichkeiten lönnte man natürlich gleich nach der Schlacht berichten. Die Verlustlisten sollen aber möglichst voll ständig und möglichst sorgsam ausgestellt jein. Vollständig, damit nicht falsche Hoffnungen erweckt werden, sorgsam, um unbegründeter Trauer vorzubeugen. Nochmals sei übrigens > daraus hingewiesen, daß im Kriege 1870/71 ' die Aufstellung der Verlustlisten viel längere ' Zeit in Anspruch genommen hat als im gegen- : wärtigen Kriege. Mr danken dies der besseren Oertliches und Sächsisches. GttenLorf-Vkrtlla, 22. August r- An diesem Sonntag, den 23. August, soll in hiesiger Kirche noch eine hl. Abend mahlsfeier für die am vorigen Ostern konfirmierten jungen Christen stattfinden, da nur ein tleiner Teil derselben an der Kommunion des vorigen Sonntags teil Kämpfe zwischen den Aufständischen und den treugebliebenen russischen Truppen statt. Der Verlauf der Ereignisse im Kaukasus und an den Grenzen wird in türkischen Rcgierungskreisen mit zunehmender Unruhe verfolgt Abordnungen der kaukasischen Grenzorte erschienen bei dem türkischen Truppenkommandanten und baten um den Einmarsch der türkischen Armee. Die Lage beginnt unhaltbar zu werden. — Die gelben Kerle in Asien haben uns das Ultimatum überreicht. Schakale, die nach Leichenteilen lechzen. Sie verlangen von uns, als wären wir ein jämmerliches elendes Volk, die Zurückziehung unserer Schiffe aus den asiatischen Gewässern und )ie Hingabe unserer wohlgepflegten blühen den Kolonie Kiautschau! Viel Feinde, viel Gefahr. Viele solche Feinde, viel Ehr'! Wir haben Japans Offiziere in unsere Armee ausgenommen und haben sie aus gebildet, wir haben ihnen die Kanonen ge- zossen und sie in unsere Fabriken und Werkstätten geführt, wir haben ihnen unsere Hochschulen geöffnet und sie gastlich be wirtet — darum erklärt uns Japan den Krieg. Denn dieses Volk der kleinen falschen gelben Kerle will uns endlich die Lehre in das Gedächtnis hämmern, daß es in der Politik Dankbarkeit überhaupt nicht gibt und daß Sentimentalität ein Laster ist. Zweifellos rechnet Japan damit, unsere schöne Kolonie in China, die uns Hunderte von Millionen gekostet, nun ohne besondere Auslagen zu gewinnen, in China also einen neuen festen Platz an der Sonne zu erlangen, um dann zu gelegener Zeit, wenn Rußland und England durch den Krieg er mattet sind, seine weiteren Forderungen zu stellen und zunächst gegen Rußland durch zusetzen. Japan fühlt sich eben als „Eng land des Ostens" und entnimmt diesem Namen das Recht, auch in der schoflen Hinterhältigkeit seiner Politik dem Vorbild nachzueisern. Japan weiß, daß mit diesem Kriege, wie er auch ausfaüen mag, die Kette der blutigen Auseinandersetzungen noch nicht geschlossen ist — nach Kiautschau der fruchtbarste und erzreichste Teil von Sibirien, und dann — kommt Zeit, kommt Rat — auch einmal Indien. Das ist das System des Skorpionenweibchens; Nach dem Liebesgenuß dem Männchen den Gift stachel in den Leib! Japan wird voraus sichtlich Kiautschau besetzen, Piraterie gegen unseren Handel treiben und dann feiern. Eine Armee herüberzusenden, wird ihm kaum gelingen. Weder zu Schiff, noch auf der Sibirischen Bahn. Auch dürfte es selbst zu gerissen sein, um etwa Englands Schlachten auf der Nordsee zu schlagen. Japan wird Heer und Flotte für die Gegner der Zukunft schonen. Aber welche Schamlosigkeit, sich Arm in Arm mit dem russischen Todfeind gegen ein freundlich ge sinntes Volk zu wenden! Und welche noch größere Schamlosigkeit von England, die gelbe Rasse nach Europa zu führen, sie hineinzuzerren in die großen historischen Kämpfe des Weltteils! Aber auch hier wird der Tag der Rache nicht fehlen. Franzosen. Der Feind auf der ganzen Linie geschlagen. Viele Tausend Gefangene. — Unter Führung Sr. König!. Hoheit des Kronprinzen von Bayern haben Truppen aller deutschen Stämme am Donnerstag in Schlachten zwischen Metz und den Vogesen einen Sieg erkämpft. Der mit starken Kräften in Lothringen vorgedrungene Feind wurde auf der ganzen Linie mit schweren Verlusten zurückgeworfen. Viele Tausende von Gefangenen und zahlreiche Geschütze sind dem Feinde abgenommen. Der Ge samterfolg läßt sich noch nicht übersehen, da das Schlachtfeld größeren Raum ein nimmt, als in den Kämpfen von 1870/71 und unsere gesamte Armee in Anspruch nahm. Unsere Truppen, beseelt von einem unaufhaltsamen Drange nach vorwärts, folgten dem Feinde und setzten den Kamps auch gestern fort. — Deutsche Truppen sind am Donners tag in Brüssel eingerückt. In wenigen Worten — nach dem Motto: Sprich kurz und klar, aber wahr! — ist hier von einem großen Erfolge der deutschen Truppen und ihrer Führung berichtet. Dem König der Belgier mag es doch etwas schwül zu Mute geworden sein, als er in den letzten Tagen vernahm, mit welcher Bravour die Deut schen sich schlagen, mit welcher Entschlossen heit und Unerschrockenheit sie Vordringen. Der König verließ Brüssel und brachte sich in Antwerpen in Sicherheit. Was aber die lakonische Meldung des Generalstabes bedeutet, werden unsere Feinde, wird die ganze Welt zu lesen verstehen. So schnelle Erfolge haben selbst die Zuversichtlichsten bei uns daheim nicht erhofft. Amsterdam. Die „Nieuwe Rotter- damsche Zeitung" berichtet, daß die belgische Regierung in der Nacht bekannt gegeben hat, daß das belgische Hesr am Dienstag durch eine überlegene deutsche Streitmacht angegriffen wurde. Das belgische Haupt quartier und das Heer ist nach einem mörderischen Gefecht zuerst nach Mecheln und dann nach Antwerpen zurückgezogen worden. Rotterdam. Sicheren Antwerpener Nachrichten zufolge plant die belgische KönigSfamilie im Falle der Gefahr die Flucht aus Belgien. Zwei Staatsdampfer liegen beständig unter Dampf, um die KönigSfamilie aufzunehmen. — Die beiden kleinen Kreuzer „Straß burg" und „Stralsund" haben in den letzten Tagen einen Vorstoß nach der süd lichen Nordsee ausgesührt. Hierbei sichtete die „Straßburg" unterhalb der englischen Küste zwei feindliche Unterseeboote, von denen sie eins auf größere Entfernung mit wenigen Schüssen zum Sinken brachte. „Stralsund" kam in ein Feuergefecht mit Mehreren Torpedobootszerstörern auf größere Entfernung. Zwei Zerstörer erlitten Be schädigungen. Bei dieser Gelegenheit konnte ebenso wie bei der Erkundungssahrt eines Lustschiffes bis zum Skagerak erneut fest- gestellt werden, daß die deutsche Küste und ihre Gewässer frei von Feinden sind und die neutrale Schiffahrt ungehindert passieren kann. Krakau. In das hiesige Militär- hojpiial eingebrachte Verwundete erzählen, daß bei Krasnik unweit Kielce eine Schlacht staltgefunden habe, wobei der dreifach über legene Feind von den österreichischen Truppen geschlagen worden sei. Ein aroker Siea über die Rußland ist zu einer vollen Revolution ausgeartet. Seit Tagen finden blutige Ausbildung aller Nachrichtenmittel, der besseren Organisation des Nachrichtenwesens und be- anders dem Eifer und der Hingabe aller be teiligten Stellen, dieser im Interesse des ganzen Volkes liegenden Sache zu dienen. — Der Haupiverband deutscher Orts-, Krankenkassen fordert die Mitglieder auf während des Krieges ärztliche Hilfe nur in ünspruch zu nehmen wenn Leben und Gesund- zeit wirklich in Gefahr sind, ferner im Inter- esse der Leistungsfähigkeit der Kaffen den Be griff „Erwerbsunfähigkeit" schärfer und enger N fassen als gewöhnlich. Die Kaffenärzte ollen darum in entsprechender Weise ersucht werden. Für wirklich kranke Mitglieder soll dagegen nirgends eine Beschränkung eintreten. — Kreditgewährung an Hypothekenbesitzer, luf Anregung des Sonderausschusses für )ypothekenbankwesen des Zentralverbandes des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes hierselbst ;at sich eine größere Anzahl von Hypotheken banken grundsätzlich dahin geeinigt, solchen Besitzern erststelliger Hypotheken, die infolge des Kriegsausbruches vorübergehend ander weitig nicht zu befriedigenden Geldbedarf haben in Anlehnung an die Darlehnskaffen die Möglichkeit zu verschaffen, Geld zu erhalten. Verhandlungen mit der Gesamtheit der deut- chen Hypothekenbanken sind eingeleitet und teht in Kürze eine nähere Mitteilung an die üeffentlichkeit zu erwarten. Dresden. Der sächsische Finanzminister hat sich gegen ein allgemeines Moratorium ausgesprochen. Dagegen wird die sächsische Regierung zur Befriedigung des jetzt im wirt- chaftlichen Leden hervorgetretenen außer- zewöhnlichen Kreditbedürfnisses schleunigst eine Staatsorganisation ins Leben rufen. Schandau. Der Elbverkehr von Böhmen nach Deutschland und von Schandau aus nach den böhmischen Elbumschlagsplätzen wird bis auf weiteres noch aufrecht erhalten. Mittweida. Die Lehrerkollegien der beiden hiesigen Bezirksschulen beschlossen, mit einem bestimmten Prozentsatz ihres Monats- Gehalts einen Grundstock zu schaffen, aus welchem für die Kinder solcher Familien ge- orgt werden soll, die durch den Krieg in Not gekommen sind. Grumbach. Ein schweres Unglück hat sich hier am Mittwoch mittag zugetragen. Bei der Ernte fielen zwei Mägde von der Deichsel eines hochbeladenen Wagens herab und gerieten unter die Räder. Beide wurden überfahren. Der 20 jährigen Magd Marie Trepte gingen di« Räder über die Brust, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat, die andere Magd wurde schwer verletzt aufgehoben. Pleißa. Hier brach im Lehngericht ein Schadenfeuer aus, das mit großer Schnellig keit um sich griff und in kurzer Zeit das Wohngebäude sowie ein Stallgebäude nebst Schuppen in Asche legte. Es liegt Brand stiftung vor. Der Ortsbehörde gelang es be reits, den Brandstifter, einen Gelegenheits arbeiter, sestzunehmen. Kirchennachrichten. Sonntag, den 23. August 1914. Ottendorf-O'rilla. Borm. */,9 Uhr: Beichte. Vorm. 9 Uhr: Prediglgottesdienst und hl. Abendmahl für die Neukonfirmierten. Medingen. Vorm, r/z 11 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte. Nachm. i/,3 Uhr Jungfrauenverein: Nähstunde fürs Rote Kreuz. Großdittmannsdorf. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte.