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Die verlorene Kanone. Als das Feld- artillerie-Regiment Nr. 43 in Wesel im vor jährigen Herbst aus dem Manöver zurück kehrte, ging auf der Rückfahrt mit der Eisen bahn eine Kanone verloren. Man fand die Kanone in zertrümmertem Zustande neben dem Bahnkörper bei Haltern in Westfalen liegen, daraus ergab sich, daß das Geschütz während der Fahrt vom Eisenbahnwagen ab gerutscht war. Da den beteiligten Militär personen ein Verschulden nicht nachzuweisen war, hat sich jetzt die Eisenbahn verpflichtet, kür den Schaden aufzukommen. Wahnsinnig geworden. Der Mörder des Leipziger Kaufmanns Sigall, der Stuttgarter Hochstapler Albert Wolf, ist wahnsinnig ge worden. Er schrie des nachts plötzlich, er habe soeben gesehen, wie sich seine Mutter aus dem Fenster stürzte. Tatsache ist, daß sich feine Mutter durch Sturz aus dem Fenster tötete. Die junge Frau Wolfs wird aus der Hast entlassen werden, weil sie an dem Raubmord nicht beteiligt ist. Krieg nach zwei Fronten. Am 26. Februar beginnen in Osterreich-Ungarn die Generals kriegsspiele in einem bisher nicht dagewesenen Umfang. Die ihnen zugrunde liegende An nahme entspricht der gegenwärtigen politischen Lage. Es wird sich um kriegerische Opera tionen im Nordosten und im Südosten der Monarchie handeln. Bei diesen Übungen wird eine Beteiligung der rumänischen Armee nicht in Rechnung gezogen. Die Oberleitung der Kriegsspiele, an denen etwa SO Generale teil nehmen, hat Erzherzog Franz Ferdinand mit einem Stabe übernommen, wie er dem Generalissimus nur in Kriegszeiten zugeteilt wird. Große Sturmschäden in Frankreich. Ein Sturm von ungewöhnlicher Heftigkeit richtete unter den schon recht weit ge diehenen Holzschuppen auf dem für die Lyoner Städtebau-Ausstellung bestimmten Platz großes Unheil an. Nur einer der sieben dort eben falls befindlichen Ballonschuppen blieb erhalten. Auch in der Stadt selbst wütete das Unwetter arg. So stürzten verschiedene Fabrikschornsteine zusammen. DerGesamtschadenwird auf mehrere Millionen geschätzt. Auf dem Flugplatz Bron bei Lyon wurden sechs Schuppen mit sämt lichen darin befindlichen Flugzeugen ver nichtet. Auch bei Dijon und an der ganzen französischen Ostgrenze hat der Sturm ver heerend gewirkt. So wurde in Dijon einer der Glockentürme der sehr alten Notre-Damc- Kirche auf das Dach des Chors geschleudert, das von den herabfallenden Gesteinsmassen durchbrochen wurde. Glücklicherweise befand sich niemand in der Kirche. Unterstützung des französischen Berg arbeiterstreiks durch die Seeleute. Der Verband der in die Marinerollen eingeschriebenen französischen Seeleute hat einen Aufruf er lassen, in dem er seine Mitglieder auffordert, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um die ausständigen Bergleute zu unterstützen. Die erste Maßnahme wäre die, das Ausladen von ausländischer Kohle in französischen Häfen zu verweigern. Gchorsamsgclnbdc der Braut. Auf dem Kongreß der anglikanischen Kirchen, der jetzt in Canterbury unter dem Vorsitz des Erzbischofs stattfindet, sollte die Frage be sprochen werden, ob das Wort Gehorsam aus dem Gelübde der Braut bei der Trauung vor dem Altar ausgeschieden werden könne. Der Bischof von Lincoln bat jedoch, den An trag zurückziehen zu dürfen, weil er sehe, daß sein Antrag keine Aussicht auf Annahme habe. Der Erzbischof von Canterbury sprach dem Bischof von Lincoln seine Anerkennung zu diesem weisen Schritt aus. Zwei Eisenbahnwagen vom Föhn um- geweht. Am Sonntag nachmittag stürzten infolge schweren Föhnsturmes zwei Wagen eines Lokalzuges der Lötschbergbahn unweit des Tunnelausganges bei Kandersteg um. Ein Reuender aus Luzern wurde dabei ge tötet, zwei weitere Reisende wurden verletzt. Es handelt sich um zwei leichte vierachsige Wagen, die nur bei Lokalzügen und nicht bei internationalen Zügen verwandt werden. Rauberunwese» in Russisch - Pole«. Zwischen Lodz und Czenstochau wurden vierzig Postkutschen von Räuberbanden über fallen und über hundert Personen beraubt. Manche der Fahrgäste leisteten bewaffneten Widerstand, wobei fünf Passagiere schwer ver wundet wurden. Es gelang bisher, nur zwei Räuber von der Bande zu fangen. Von Wölfen zerrissen. In der Um gegend von Murom (Rußland) wurden drei Knaben von Wölfen zerrissen. Wie Waldhüter erzählen, wurden in den letzten zwei Monaten Knochen von etwa dreißig Opfern aufgefunden. Grcueltaten des „Weißen Wolf" in China. Bei der Plünderung von Liuants- chau am 29. Januar machten, wie jetzt be kannt wird, Räuber unter Führung des „Weißen Wolf", einer Geheimgesellschaft, 1300 Männer, Frauen und Kinder nieder. 25 000 Mann starke Truppen nähern sich jetzt — Die Gr afsch a ften Leitrim und Ros common (Irland) werden von grotzenüber- schwemm ungen heimgesucht. Die Landbe völkerung flüchtet, ist aber teilweise von den Städten schon abgeschnitten, die Flut steigt weiter. — Der norwegische Dreimaster „Mexiko" ist an den Sulte-Jnseln gescheitert. Die Besatzung von 12 Mann rettete sich aus dieKlippen, aber es war unm ö g li ch, sie wegen des hohen Seegangs zu retten. — Der türkische Leutnant Kemal-Bei, der im Balkankrieg zu den Griechen überging und ihnen Geheimnisse der Festung Janina ver riet, wurde in Konstantinopel standrechtlich erschossen. — In Tschorny Gorod bei Baku gerieten die Naphthareservoire der Bakunitwerke in Vas Staatswappen von Albanien. Das neuerstandene Fürstentum Albanien will jetzt aus allen Gebieten den übrigen europäischen Staaten aleichkommen und hat Sorge getragen, daß die Symbole der äußeren Repräsentation ge schaffen werden, wie Staatswappen, Flaggen, Krone, Siegel usw. Mit den Entwürfen wurde vom Prinzen zu Wied der hervorragende heral dische Zeichner Professor Emil Doepler d. I. be auftragt. Das große Staatswappen des Fürsten tums besteht aus einem purpurnen, innen hermelin gefütterten Fürstenmantel; über diesen ist die albanische weißgefütterts zehnbügelige Krone an ¬ gebracht. über dem oberen Rande deS Mantels befindet sich ein blaues Band, das in goldenen Buchstaben den Wappenspruch des Wiedschen Hauses „Treu und wahr l" trägt. Im Fürsten mantel schwebt der schwarze, doppelköpfige alba nische Adler mit roter Zunge, der in den Klauen ein Blitzbündel von vier Blitzen trägt. Der Adler ist mit einem Herzschilde, dem Wiedschen natür lichen Pfau, belegt, umgeben von einer in den Landesfaröen Albaniens gehaltenen schwer-roten Borde. einem befestigten Platz des „Weißen Wolf" bei Tschangyang in Kwantung, wo sich 2000 der Räuber befinden, von denen die Hälfte mit modernen Gewehren bewaffnet ist. Man gibt der Ansicht Ausdruck, daß die zur Bande des „Weißen Wolf" gehörenden Räuber den Mittelpunkt für einen neuen Aufstand in China bilden werden, wenn nicht die Ge legenheit benutzt wird, sie auszurotten. Allerlei vom Tage. — Kürzlich war in Straßburg i. E. die Leiche der Frau eines Photographen vom Leichenwagen aus beschlagnahmt worben, weil es hieß, die Frau sei an den Mißhandlungen ihres Mannes gestorben. Die Staatsanwaltschaft stellte jetzt fest, daß es sich bei der falschen Anzeige um einen Racheakt von Nachbarn handele. — Im Hamburger Zollkanal kenterte ein Boot. Zwei Heizer ertranken. Flammen. Der Schaden wird bis jetzt auf über 100 000 Rubel geschätzt. Volksvsirllckafllickes. (Hegen die jetzigen deutsch-österreichische» Handelsverträge. In der letzten Plenarver sammlung der österreichischen handelspolitischen Kommission sprach sich der Vorsitzende, Bürger meister Weiskirchner, gegen eine Verlängerung der Handelsverträge aus, die zur Wahrung der Interessen von Industrie und Gewerbe, sowie der städtischen Konsumenten auf neuen Grundlagen aufgebaut werden müßten. Gewinnung des Rohöls. Die Rohöl- gewinnung der Welt verläuft in stetig und stark aufsteigender Linie. Die Gesamtproduktion im Jahre 1913 hat die Ziffer von 60 Millionen Tonnen überschritten und damit nahezu das Doppelte der Ausbeute von 1906 (28 Millionen Tonnen) erreicht. Gegenüber 1912 ist die Pro duktion von Rohöl im abgelaufenen Kalenderjahre um annähernd zehn Prozent gestiegen. Vom Holzmarkt. Der Holzhandel blickt mit sehr gemischten Gefühlen auf das verflossene Jahr zurück. Auf der einen Seite ein gänzliches Daniederliegen des Baumarktes —' hervor gerufen in erster Linie durch die abnorme Geld teuerung —, auf der anderen Seite ein ungemein hoher Zinsfuß. Firmen, die in der Hauptsache auf Kredit angewiesen waren, brachen infolgedessen zusammen, ein Umstand, der naturgemäß auch in bezug auf die Händler und Sägewerke, sowie die Kreditgeber nicht ohne Rückwirkung blieb. Vereine und Versammlungen. Auflösung des Neichsverbandes deutscher Arzte. In der im Zentralhotel in Berlin abge haltenen außerordentlichen Versammlung des ! Reichsoerbandes Deutscher Arzte ist die Auflösung des Verbandes beschlossen worden unter folgen der Begründung: „Im Verfolg der jüngsten Einigungsverhandlungen im Reichsamt des Innern, an denen auch der Neichsverband Deutscher Arzte auf Veranlassung des Staats sekretärs des Innern beteiligt gewesen ist, ist unter dem 23. Dezember 1913 ein Abkommen zwischen den Ärzten und Kassenverbänden be schlossen worden, wodurch die Programmforde rungen des Reichsverbandes erfüllt und auf zehn Jahre festgelegt sind. Demzufolge hat der Reichs verband nunmehr seine Ziele erreicht und kann befriedigt die Waffen niederlegen." nftfckiffabvr — Auf dem Flugplätze Johannisthal bei Berlin vollführte der Flieger Breitbeil vor zahlreichen Zuschauern mehrere gelungene Sturz- und Gleit» flöge. Als er um 3 Uhr 20 Minuten in einer Höhe von etwa 80 Meter eine scharve Kurve be schrieb, rutschte der Apparat seitlich ab und stürzte zu Boden. Die hinzueilenden Rettungsmann schaften fanden den Flieger bei vollem Bewußt sein mit schweren Verletzungen unter dem zer trümmerten Doppeldecker liegen. Im Britzer Krankenhaus, in dem B. Aufnahme sand, wurde festgestellt, daß er sich einen schweren Bruch des rechten Oberschenkels, sowie Sehnen- und Gefäß verletzungen am linken Arm zugezogen hatte. Die Mutter und die Braut des Verunglückten waren Augenzeugen des Absturzes. Zäunst imä Tlislenlckafl. Prinz Joachim Albrecht von Preußen als Komponist. Im Beisein des Prinzen Joackim Albrecht von Preußen brachte bas Kurorchester in Abbazia in einem Abendkonzert eine Kompo sition des Prinzen, betitelt „Raskolnikow" zum Vortrag, die Zeugnis von einem starken musika lischen Talente ablegt. Stiftung eines Wanderpreises durch den Kaiser. Die Deutsche Botschaft in Washington hat der Leitung des Brooklyner Sängerfestes mit geteilt, der Kaiser habe für das nächstjährige Sängersest des nordöstlichen Sängerbundes einen neuen Preis gestiftet, der dauernd ein Wander preis bleiben soll. Gericktskalle. Wien. Der Oberleutnant. Cedomil Jandric, der während ber Balkanwirren in den südlichen Garnisonen der Monarchie Spionage betrieben hatte, wurde vom Militärgericht zum Tode durch den Strang verurteilt. Die Todesstrafe wurde über den Oberleutnant aus dem Grunds ver hängt, weil er seine Verbrechen zu einer Zeit be gangen hatte, da die Monarchie von Balkanfeinden bedrängt wär. Sein Bruder Alexander, der an der verbrecherischen Tat des Oberleutnants teil genommen hatte, wird sich am 27. d. Mts. vor dem Wiener Schwurgerichte zu verantworten haben. Die Aufdeckung der gefährlichen Aus spähungen der Brüder Jandric erfolgte im Zu sammenhangs der Spionentätigkeit des Prager Generalstabschess, des Obersten Redl. lustige Scke. gewöhnlich darüber. Auch ein Vorteil. „Sie arbeiten schon ziem- lich lange in dieser eintönigen Gegend, gefällt sie Ihnen denn so?" — „Das nicht gerade, aber ich spare hier riesig viel Farbe." .Weggendorfer Blätter' Einfacher Ausweg. „In eurem Zimmer ist's so eng, man kann sich kaum durchdrücken, wenn man um den Tisch will." — „Ja, wir steigen habe. Und ich will mich nicht aufs Leugnen verlegen. Wir haben unterwegs im Speise wagen ein bißchen scharf gekneipt. Die an genehme Gesellschaft hat mich dazu verführt." Er erhielt keine Antwort und jetzt erst schien er sich zu erinnern, daß das Haus, in das er zurücklehrte, bei seiner Abreise ja ein Haus der Trauer und der bangen Sorge ge wesen war. Er wurde plötzlich ernst und wandte sich an den jungen Arzt: „Übrigens hat es doch hoffentlich nichts Schlimmes zu bedeuten, daß ich dich noch zu so später Stunde hier vorfinde, Helmut? Es geht Eva doch nicht etwa wieder schlechter?" Helmut war froh, daß das Gespräch sich endlich einem Gebiet zuwandte, auf dem er sich unbefangen bewegen konnte. Der Wahr heit gemäß gab er Auskunft über das Befin den seiner jungen Patientin. Und Rudolf atmete erleichtert auf. Sofort hatte er seine vorige Fröhlichkeit wiedergefunden. „Nun, das taffe ich mir gefallen. Du hast Fanny und mich für. alle Zukunft zu deinen Schuldnern gemacht. Aber ich wußte freilich von vornherein, daß wir keinen besseren Arzt finden würden. Natürlich ist es auch deine Meinung, daß wir sie jetzt so bald als mög lich in einen Kurort oder sonstwohin schicken, wo sie sich schneller und bester erholen wird, als in unserer durch ihre gesundheitlichen Vor züge nicht gerade berühmten Stadt." Nach allem, was er an diesem Abend er fahren hatte, hörte Helmut aus seinen Worten nichts anderes heraus, als den lebhaften Wunsch, sich der unbequemen Schwägerin sc schnell als möglich zu entledigen. Und so stark hatte Fannys Schilderung bereits auf ihn gewirkt, daß es sich wie ein Gefühl des Widerwillens in ihm regte. „Darüber zu sprechen, wäre jetzt wohl noch zu früh." erwiderte er. „Für die nächsten Wochen wenigstens ist an einen Wechsel des Aufenthalts unter keinen Umständen zu denken." Der Baumeister hatte sich einen Stuhl an den Tisch gezogen, und wieder machte er den Versuch, Fannys Hand zu ergreifen. Aber auch diesmal wußte sie es zu verhindern. Die Situation wurde für Helmut nachgerade eine so peinliche, daß er es für angezeigt hielt, sich zu entfernen. „Willst du schon fort?" sragie Rudolf, ohne daß der Ton seiner Rede einen besonders lebhaften Wunsch offenbart hätte, den Besucher zu holten. „Hoffentlich ist es nicht meine unvermutete Ankunst, die dich verscheucht." „Selbstverständlich nicht. Ich war bei deinem Eintritt schon auf dem Punkte, mich zu empfehlen. Herzlichen Dank für die liebe volle Gastfreundschaft, verehrte Frau Cousine." Fanny ließ es geschehen, daß er ihre Hand küßte. Und sie fand sogar Gelegenheit, ihm einen Blick zuzmverfen, für dessen heißes Flehen er keine rechte Deutung hatte. Der Baumeister schüttelte ihm kräftig wie vorhin die Rechte. Plötzlich aber fiel ihm noch etwas ein. „Da habe ich übrigens noch eine große Neuigkeit für dich, Liebster! Willst du wissen, wer der angenehme Gesellschafter war, von dem ich eben gesprochen? — Es war dein alter Freund Egon v. Lettow." Da, wo Fanny an dem Teetische stand, gab es in diesem Moment ein Klirren, denn der Löffel, mit dem ihre schlanken Finger mechanisch gespielt hatten, war ihr in dem selben Augenblick entglitten, da ihr Mann den Namen seines neuen Bekannten genannt. Unwillkürlich blickte Helmut auf und er sah, daß ihr eben noch marmorweißes Gesicht wie in Blut getaucht war. Seine Erwiderung klang darum etwas zer streut. „Van einer alten Freundschaft mit Herrn von Lettow ist mir eigentlich nicht viel in der Erinnerung. So viel ich weiß, handelt sich's nur um eine oberflächliche Bekanntschaft mit nicht allzuviel überschwenglicher Phantasie auf meiner Seite." „Höre, mein Bester, das ist etwas undank bar. Du hättest nur hören sollen, mit welcher Wärme er von dir sprach, als sich heraus gestellt hatte, daß er in mir deinen leiblichen Vetter vor sich habe. Er wird dich natürlich morgen schon aufsuchen. Denn er hat die Absicht, sich längere Zeit hier aufzuhalten. Und ich hoffe, daß wir ihn recht oft als Gast in unserem Hause sehen werden. Ein so eleganter, geistreicher und liebenswürdiger Kavalier wie dieser Herr von Lottow ist bei uns eine seltene Erscheinung. Und ich sehe im Geiste schon jetzt, wie viel Fallstricke unsere jungen Damen ihm legen werden." „Nun, was mich betrifft, so würde ich auf die Ehre seines Besuches bereitwillig ver- zichien," sagte Helmut, der den Hut schon m der Hand hielt. „So dankbar ich ihm auch mr seine freundliche Meinung bin, so wird dadurch doch nichts daran geändert, daß Herr von Lottow nicht der Mann nach meinem Herzen ist. Ich habe für diese Sorte von aalglatten Lebemännern niemals sonder lich viel übrig gehabt." Es schien den Baumeister ein wenig zu verdrießen, daß seine große Neuigkeit eine so laue Aufnahme gefunden hatte. Aber er sagte nichts weiter, sondern nickte dem Fortgehenden nur mit einem freundlichen „Auf Wiedersehen morgen!" zu, indem er es ruhig geschehen ließ, daß Fanny ihn bis über die Schwelle des Zimmers hinaus geleitete. Draußen im Vorzimmer legte sie mit einer ungestümen Bewegung ihre Hand auf Helmuts Arm, und er fühlte deutlich, wie ihre Finger bebten. „Saaen Sie mir, wo ich Sie morgen früh treffen kann," flüsterte sie. „Ich muß Sie unter allen Umständen sprechen: denn Sie sollen mir einen Dienst erweisen, einen wahren Freund schaftsdienst, von dem vielleicht meine ganze Zukunft abhängt. Aber weder hier noch bei Ihnen darf es sein. Wollen Sie mich um neun Uhr in den Parkanlagen bei der Flora statue erwarten?" „Ich bin ganz zu Ihrer Verfügung," er widerte er, ohne ihr seine Betroffenheit ver berge» zu können. „Aber fürchten Sie nicht, daß eine solche Verabredung —" „Nein, nein," unterbrach sie ihn hastig. „Ich fürchte garnichts. Und auch Sie brauchen sich wegen Ihres Rufes keine Sorge zu machen. Es wird das erste und letzte Mal gewesen sein, daß ich Ihnen etwas derartiges zuge- mutet habe." Zt >2 (Fortsetzung folgte