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Sabern-Veöatte im Reichstage. Und wiederum Zubern! Nach den großen Debatten an dieser Stelle, den leidenschaft lichen Erörterungen in der Presse, nach den Auseinandersetzungen in den Landtagen, steht das Thema wieder zur Verhandlung im Reichstage. Immer noch hat es die starke Anziehungskraft. Auf den Tribünen war nicht eine Lücke. Der Bundesratstisch wies neben den Ministern viele Regierungskommissare auf, und in Gruppen standen vor Beginn der Sitzung die Abgeordneten beisammen, offen bar die reichhaltige Tagesordnung besprechend. Galten doch vier Punkte nur der einen An gelegenheit. Die Interpellation. Die Fortschrittler batten eine Interpellation eingebracht, die von unbefugter Amtsan maßung des Obersten v. Reutter und der durch ihn geübten Freiheitsberaubung spricht. Was gedenkt, so fragt die Interpellation, der Reichskanzler zu tun, um den Gefahren zu be gegnen, die sich aus der Sachlage — die Be rufung auf militärische Dienstvorschriften — für die persönliche Sicherheit der Bevölkerung, sür das Ansehen der Zivilbehörden, der Armes, und für die verfassungsrechtlichen Grundlagen der persönlichen Freiheit einge tretene Beunruhigung der elsaß-lothringischen Bevölkerung ergeben? Die sozialdemokratische Interpellation fragt sinngemäß dasselbe, doch ist in dieser Inter pellation noch eine Spitze gegen den Preußi schen Landtag enthalten, der die Unterstützung der Übergriffe der Militärgewalt in Zabern ausgesprochen habe. Gleichzeitig haben die Fortschrittler einen Antrag eingebracht, der ein Gesetz bezweckt, nach dem die bewaffnete Macht zur Unter drückung innerer Unruhen nur auf Ersuchen der zuständigen Zivilbehörde verwendet werden darf. In gleicher Linie läuft ein Antrag der Elsässer. Er wünscht eine einheit liche Regelung der Befugnisse des Militärs durch das Reich mit der Bestimmung, daß das Militär nur auf Verlangen der Zivilbe- hörde zu polizeilichen Zwecken Verwendung finden dürfe. Eine Anfrage. Vor Beginn der Zabern-Debatte stellte noch Abg. Dr. Ouarck»Frankfurt (soz.) eine kleine Anfrage, die auS dem Giftmordprozeß Hopf geboren war. Ob die Regierung eine Er gänzung der deutschen Gesetze über den Handel mit Giften durch Einbeziehung seuchenerregen der Mikroorganismen sowie eine diesbezügliche internationale Regelung in die Wege leiten wolle. Mnisterialdirektor Dr. Jonquiöres erwiderte: Der Handel mit Giften sei im Inland durch das Gesetz vom Jahre 1V04 verboten. Die Abgabe von Bazillen dürfe nur an ermächtigte Personen erfolgen. Die Erfahrungen im Hopf-Prozeß werden jedoch zu Erwägungen führen, ob sich eine internationale Regelung der Frage durch führen lasse. Damit war der erste Punkt der Tagesordnung erledigt und die Ereignisse von Zabern rückten in den Brennpunkt Les Inter esses. Abg. Dr. Frank-Mannheim (soz.) be gründete die sozialdemokratische Interpellation In der Entwicklung der Dinge fei der Reichs kanzler als schwankende Gestalt erschienen. Bald seien seine Erklärungen ein Schritt vor wärts, bald zwei Schritte rückwärts gewesen. In Herrenmoral habe er die Ausübung der Gerechtigkeit hintangestellt und keine Nach prüfung der Prozesse und der Kabinettsorder von 1820 veranlaßt. Den Frhrn. v. Zedlitz, der im Herrenhause für diese Order eintrat, nannte der Redner einen Jakobiner. Die Urteile von Straßburg beweisen weder die Unschuld der Offiziere, noch die Schuld der Zivilverwaltung, sie beweisen allein die Unhaltbarkett der Militärgerichtsbarkeit, deren Abschaffung nötig sei. Der Abgeordnete zerpflückte dann die Gerichtsverhandlungen in Straßburg die oft lebhafte Hört! Hört !-Rufe der Linken veranlaßten. Die Ordre, geschaffen zur Knebelung der Turner und Studenten, sei als Ge heimlehre des Absolutismus zu betrachten, die Erörterung, ob sie noch zu Recht bestehe, ein Geschenk der Regierung an das deutsche Volk, das die Wehrvorlagen und die Wehrsteuer auf sich genommen habe. Oer l^iede 24j Roman von Horst Bodemer. Eie mußte dem armen Sommern weh tun, furchtbar nahe würde es ihm gehen, aber er war ja so gut, traurig würde er sie ansehen und sagen: dein Glück ist mir das höchste, tu, was du nicht lassen kannst! Sie biß die Zähne aufeinander, wenn sie ihn docl hassen könnte, dann wär's leichter, aber einen Mann kränken bis aufs Blut, den man achten muß, das war entsetzlich schwer. Zweifel wurden in ihrer Seele rege, aber da zauberte sie sich Heinz' Bild vor, wie er hier vor ihr auf den Knien gelegen. Sie sprang auf, — was würde das für ein namenloses Glück werden. Sommern hatte seinen Trost, der klomm die höchsten Stufen rasch empor, die große Zukunft lag vor ihm, nach der Abertausende streben, und die nur Auserwählte erreichen. Ihm würden Regi menter, bald Brigaden, ja Divisionen ge horchen, auch das machte glücklich, denn Macht gehört zum Glücklichsein. Und wenn die Stunde kam, an welcher ihm das Schicksal im Pulverdampf ein Loorbeerreis um die Stirne wand, dann wollte sie sich freuen über den prächtigen Mann, — aber an Heinz' Seite. Ihr genügte wahrlich ein Leben voller Arbeit in WernSdorf. Ein Dach über dem Haupte zu haben, von dem man weiß, es ist mein und bleibt meinen Kindern. Wenn der Liebe Not ihnen droht, dann werden sie heimeilen und neue Kräfte sammeln auf der Erde ihrer Väter, die sie durch ihre Arbeit geheiligt haben. Große Unruhe erhob sich im Hause, als der Redner im Hinblick auf die Kronprinzen- Depeschen von der »intimen Freundschaft des künftigen Deutschen Kaisers mit den Ver ächtern der Verfassung und den Staatsstreich hetzern" sprach. Diese Bemerkung rief sofort den Reichskanzler auf den Plan, der sie in großer Erregung und unter dem lebhaften Beifall der Rechten als einen unerhörten Vor wurf zurückwies. Es nahm dann der Abg. Liszt das Wort, um die Interpellation der Fortschr. Volkspartei zu begründen. Er tut das fehr eingehend, indem er nachweist, daß der Freispruch des Leutnants v. Forstner im Wider spruch mit der Rechtsprechung des Reichs militärgerichts steht, das in solchen Fällen immer fahrlässige Körperverletzung ange nommen habe. Es müsse dringend verlangt werden, daß eine Überschreitung der Notwehr der Offiziere ebenso bestraft wird wie bei Zivilpersonen. Ein selbständiges Einschreiten der Militärbehörde ohne Auf forderung der Zivilbehörden ist unstatthaft. Reichskanzler v. Bethmann Hollweg: Es muß selbstverständlich darüber Klarheit geschaffen werden, unter welchen Umftändendas Militär befugt sei, einzugreifen, überall, wo die Vorausfetzungen der Notwehr oder des Notstandes im Sinne des Strafgesetzes ge geben find, muß das Militär auch ohne Auf forderung eingreifen. Es wird dem Militär auch das Recht zugestanden werden müssen, auch ohne Requisitton der Zivilbehörden selbständig einzu greifen, wenn die Zivilbehörden überwältigt sind oder aus einem anderen Grunde außerstande sind, selbst einzugreifen. Dieses Recht beruht auf dem Gedanken, daß derStaat seine Existenz selbst in Frage stellen würde, wenn er auf das Recht verzichten wollte, zur Überwindung einer die Grundlagen des staatlichen Lebens bedrohen den Gefahr mit allen Mitteln entgegenzutreten. Der Kanzler verbreitet sich dann ausführlich über die umstrittene Kabinettsorder von 1820, deren Berechtigung nach der Auffassung des Kanzlers nicht bestritten werden kann. Eine Prüfung, wie weit sie Rechtskraft hat, ist im Gange: sie wird mit möglichster Beschleuni gung durchgeführt werden. Das Kriegs gericht hat festgestellt, daß sie zu Recht besteht. Man hat in weiten Kreisen davon gesprochen, der Fall Zabern sei eine Heraus forderung. Man habe das Sädelregiment ein führen wollen. Davon kann natürlich keine Rede fein: denn der Zaberner Fall ist seit 1820 der einzige, in dem auf Grund jener Kabinettsorder eingeschritten worden sei. Das Volk, das heißt die breite Masse, steht sol chen Übertreibungen und Verallgemeinerungen natürlich fern. Es sind über den Zaberner Fall so trübe Fluten über das Land gegossen worden, daß man eine ganze Nation darin ertränken könnte. Es muß in den Reichslanden noch viel geschehen, damit man zu normalen Zuständen gelangt. Das Reichsland kann nur gedeihen, wenn mit Ruhe, Gerechtig keit, aber auch mit Festigkeit regiert wird. Der Versuch, Gegensätze zwischen Nord und Süd zu schaffen, wie es in Len letzten Tagen an läßlich eines Mißverständnisses auf dem Preußentage wieder gemacht worden ist, muß mit aller Energie verhindert werden. Alle Stämme haben 1870 mit der gleichen Tapferkeit gekämpft. Die nationale Sache ruht in Bayern ebenso gut wie am Neckar, am Rhein und an der Memel. Was haben die Zaberner Vorfälle mit der Arbeiter schaft zu tun? Die Sozialdemokraten behaupten, sie seien ein Vorspiel gewesen. Die Armee ist aber nicht ein Organ für Parteikämpfe, sie ist ebenso wenig ein Polizeibüttel, denn sie hat andere Aufgaben. Besprechung der Interpellationen. Bei der Besprechung der Interpellation bemerkte Abg. Fehrenbach (Zentr.), daß des Kanzlers Rede seiner Freunde volle Billi gung gefunden habe. Sie seien mit ihm einig, jetzt die Wunden zu heilen, doch seien sie durchaus nicht bereit, das Mißtrauens votum auf den Knien zurückzunehmen. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Gratu lationstelegramme des Zaberner Gerichts präsidenten nachgeprüft würden und verurteilte Da, — was war das? Sie mußte sich festhalten an der nächsten Stuhllehne. Durch ihren Leib lief ein Zittern. Aufregung war's, weiter nichts, Übel wurde ihr, sie schleppte sich in ihr Schlafzimmer, ihr Herzschlag stockte, wenn — um Gotteswillen nur das nicht, nur das nicht. Aber es wurde nicht besser, im Gegenteil, eine wahnsinnige Furcht kam über sie. Sie warf sich aufs Veit, wenn — o, sie mochte es nicht ousdenken, denn — was dann? Hatte ihr das Schicksal Len Kelch der Lebensfreude nur an die Lippen gesetzt, um ihn wieder Hinwegzureißen und sie Lürsten zu lassen ihr ganzes Leben lang? Ihr Mann trat ein und blickte sie besorgt an, das tat ihr weh. „Fühlst du dich nicht wohl, Klara?" „Elender denn je. Kurt." Einen Augenblick wandte er sich ab, was half alles Zögern. „Ich habe mir heute von Rühling seine Batterie vorexerzieren lassen, er hat seine Sache sehr gut gemacht." „So—o I — Er war eben bei mir." Forschend steht der Oberstleutnant seine Frau an. „Und hat dir nichts davon gesagt?" „Nein. — Wir batten Wichtigeres zu sprechen." „Armes Weib, das hat dich elend gemacht." „Vielleicht, Kurt." „Hat ei dir von seiner Erbschaft erzählt?" Stumm nickt sie bejahend. Da beugt er sich über sie und drückt einen Kuß auf ihre glühende Stirne. Kr faßt nach ihrem Pulfe. „Du hast Fieber!" dann scharf die Tagung des Preußenbundes, er sei geeignet, Preußen und Süddeutschland zu veruneinigen. Auch Abg. Bassermann (natl.) billigte des Kanzlers Ausführungen, daß Klarheit ge schaffen werden solle über die Abgrenzung der Militär- und Zivilgewalt. Trotz aller Zwischen fälle sei Armee und Bürgertum in Deutsch land eng verbunden. Zuzugeben sei, daß die Zivilgewalt in Zabern in einzelnen Fällen ver sagt habe und das sympathische Auftreten des Oberst v. Reutter habe einen Umschwung der öffentlichen Meinung hervorgerufen. Wenn in den Reichslanden Remedur geschaffen würde, dann ergäbe sich ein erfreulicher Zukunfts ausblick. Gberprasi-ent v. Lonrad 1-. Der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, Wirklicher Geheimer Rat Alfred von Conrad, ist in Ospe- daletti (Riviera), wo er zur Kur weilte. gestorben. Er hatte sein letztes Amt am 16. Februar 1S10 angetreten. An Stelle des in den Ruhestand getretenen Herrn von Löbell wurde der damalige Unterstaats sekretär im Landwirtschaftsministerium von Conrad zum Oberpräsidenten von Brandenburg ernannt. Der Verstorbene war ein besonderer Vertrauensmann des Fürsten v. Bülow: in Berlin wurde seine Ernennung zum Ober präsidenten als glücklich bezeichnet. Er hat auch während seiner Amtsdauer stets gute Be ziehungen zu den städtischen Behörden gesucht. Kürzer als die bisherigen Redner hielt sich der konservative Abg. Graf Westarp, der die konservative Auffassung durch den Verlauf der Ereignisse bestätigt sah. Das Militär habe sich im Verteidigungszustand befunden und die Verfehlungen Leutnants Forstner seien sofort ausreichend gesühnt worden. Auch die Konservativen wären nicht mit allen Äuße rungen des Preußentages einverstanden, doch sei keineswegs eine Beleidigung anderer Bolks- stämme beabsichtigt gewesen. Die Reichsver fassung fände in den Konservativen treue Be schützer. Es werden sodann mehrere Vertagnngs- anträgcabgelehntund die Sitzung geht fort. Abg. Schultz (Rp.) bezeichnete die De zemberaktion des Reichstages als einen An griff auf die Armee. Stundenlang sei der Oberst v. Reutter an dieser Stelle beschimpft worden. Die Zustände in den Reichslanden seien derart, daß man mit banger Sorge den Stunden der Gefahr entgegen sehen müßte. Abg. Herzog (wirtsch. Vgg.) meinte, auf allen Seiten seien Entgleisungen vorgekommen, doch habe die Militärbehörde besser abge- fchnitten als die Zivilbehörde. Abg. Naumann (fortschr. Vp.) führte dagegen aus, daß die zivilen Behörden ihre Pflicht getan hätten, Zabern sei die Frage an das deutsche Volk, ob es außer der Macht auch noch Gemüt habe. Nötig sei das parla mentarische Regime, Senn was jetzt beschlossen würde, das flöge in den großen Papierkorb. Abg. Lededour (soz.) greift mehrfach den Kriegsminister an und wünscht, dem Reichskanzler noch manch schlaflose Nacht zu bereiten. Ms auch er den Kron prinzen angreift und die Prinzenerziehung ironisiert, verlassen die Konservativen den Saal. Bei diesen Ausführungen wird dem Redner ein Ordnungsruf erteilt, als er er klärt, in der Abschiedsrede des Kronprinzen in Danzig befänden sich wehleidige Ausdrücke, wie man sie in einem Mädchenpensionat findet, und der Kronprinz gehöre zu den Ver ächtern der Verfassung. Staatssekretär Dr. Delbrück wendet sich gegen den Abg. Ledebour, dessen Rede erneut bewiesen habe, daß es den Sozialdemokraten darauf ankam, einen Stoß gegen die Armee zu führen. Dagegen müsse er sich verwahren, wie dagegen, daß der Kronprinz in Verbin dung stehen solle mit den Verächtern ver Reichsverfassung. Abg. Ledebour (soz.) antwortet in starken Ausdrücken auf diese Ausführungen, und der Präsident erteilt ihm noch einen Ord nungsruf. Endlich nach achtstündiger Sitzung vertagt sich das Haus. politische KuncUcbau. Deutschland. * Zum Geburtstage Kaiser Wilhelms j werden in Berlin weilen: Die Königin und der Kronprinz von Griechen land. Außerdem werden zum Geburts tage des Kaisers folgende Fürstlichkeiten am Königlichen Hofe eintreffen: Der Kön ig von Sa ch sen, der Gro ß h erz o g und die Großherzogin von Baden, der Großherzog und die Großherzogin von Hessen, der Großherzog und die Großherzogin von Sachsen, der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Oldenburg, der Herzog von Braunschweig, der Herzog von Sachsen - Altenburg, der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Koburg und Gotha, der Fürst von Hohenzollern, der Fürst zu Waldeck und Pyrmont, der regierende Fürst Reuß, der Fürst zu Schaumburg-Lippe, Prinz und Prinzessin Friedrich Karl von Hessen und Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe. * Der Prinz zu Wied wird am 28. Ja nuar von Potsdam nach Triest abreisen, um sich von dort auf dem Seewege, voraussichtlich an Bord eines deutschen Kriegsschiffes, nach Durazzo in Albanien zu begeben. Frankreich. * Der geplante Besuch des Präsidenten Poincarö in Petersburg ist nunmehr sür dieses Jahr endgültig aufgegeben worden. Balkanstaatcn. "In Konstantinopel wurde ein gegen den Kriegsminister Enver-Pascha gerichtetes Komplott entdeckt. Man sand im Kriegs- ministerium ein ganzes Dynamiilager. 20 Per sonen, die an der Verschwörung beteiligt sein fallen, wurden verhaftet. "Die tollen Gerüchte über einen bevor stehenden neuen Balkankrieg haben eine tatsächliche Grundlage. Abgesehen da von, daß die Türkei keinen Hehl daraus macht, daß sie die anSerbien und Grie chenland verlorenen Gebiete zurückerobern will, sind die Abgrenzungsarbeiten zwischen Bulgarien und seinen beiden Gegnern die Quelle immer ernster werdender Reibereien, ja, die griechisch-bulgarische Grenzkommission hat sich sogar nach erfolgloser Arbeit aufge löst. — Das sind schlimme Anzeichen! Von und fern. Das Hamburger Kolonialgerichts gebäude als Geschenk. Der Hamburger Großkaufmann Edmund I. A. Siemers, der bereits durch seine dortigen großen Stiftungen bekannt geworden ist, hat kaum 24 Stunden nach dem Beschluß der Reichstagskommission, daß der Reichskolonialgerichtshof nach Ham burg kommt, dem Senat mitgereilt, daß es das erforderliche Gebäude für den Kolonial gerichtshof Hamburg stiften würde. „Möglich, — es ist ja so egal!" „Klara, deine Worte schmerzen mich!" Sie springt auf. „Das tut mir leid, Kurt, leid, aber ändern kann ich's nicht. Wir sind hierher versetzt worden, du konntest es verhindern, aber du hast es nicht getan, nun heißt's tragen, was uns das Schicksal aufgepackt hat!" Er legt's zu seinen Gunsten aus. „Du gutes, liebes Weib!" Sie fühlt sich außerstande ihn aus seinen Illusionen zu reißen. „Tu mir einen Gefallen, Kurt, und laß mir nach Tisch einen Frauenarzt kommen, am besten einen Professor der Universität!" „Klara?" Unterdrückter Jubel klingt durch seinen Austuf. Müde nickte sie mit dem Kopfe. „Es ist möglich, Kurt, aber ich weiß es nicht, — aber ich muß es wissen, — noch heute!' Da setzt er sich an ihr Bett und nimm! ihre heißen Hände. „Meine liebe, liebe Klara — ncffür'ich — hoffentlich nimmt dir der Arzt die Zweifel!" „Hoffentlich!" Und mied-' »ersteht er sie falsch. - * * Der Arzt ommt, im Nebenzimmer geht Sommern aus und ab. „Herr Professor, bitte, sagen Sie mir die Wahrheit," äng stich agtts das junge Weib. „Aber nalürstch, gnädige Frau, mit Fre"den sag' ich: Sie werden Mu ter!" Mit einem Hän^-druck verabschiedete sich der Arzt, um mit dem Oberstleutnant zu sprechen, das leise Klirren seiner Sporen dringt in Klaras Schlafzimmer. „Nun, Herr Professor?" „Ich gratuliere, Herr Oberstleutnant!" „Wirklich?" „Gar kein Zweifel." Da drückt der Gatte dem Arzt die Hand. „Gott sei Dank!" „Hm, — hören Sie mal, Herr Oberst leutnant, suchen Eie schnell eine Wohnung Ihre Frau Gemahlin bedarf eines Pflichtkreises das Hotelleben tut ihr nicht gut, Beschäftigung, kräftige Hauskost, tüchtig an die frische Lust ist jetzt die Hauptsache." „Werde sofort alles veranlassen." „Na schön — und nun gehen Sie zu Ihrer Frau Gemahlin, die Nerven könnten besser sein, aber ängstigen Sie sich nicht, in dem jetzigen Zustande treten leicht mal Stunden ein, die Ihnen nicht gefallen werden, über du müssen Sie liebevoll hinwegsehen." „Selbstverständlich, Herr Professor, ich danke Ihnen herzlich für die frohe Botschaft." Und er geht eilends in das Schlafzimmer seiner Frau und beugt sich über sie. „Kläre, — Mütterchen", ein Jubelschrei ist es. Sie aber wendet den Kopf zur Seite und schließt die Augen. Dann, nach einer Minute, steht sie ihn starr an. „Kurt, ich habe eine Bitte." „Nun, meine liebe Klara?" „Schreib an Rühling, er möchte mich morgen um zwölf Uhr aufsuchen und — ich möchte ihn allein sprechen." .Wird's dich nicht zu sehr aufregen?"