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ilsdmfferMe Da» Wilsdruffer Tageblatt enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgericht« und Stadtrais zu Wilsdruff, Forprentamts Tharandt, Finanzamts Nossen. MensLag, 2V. Oktober 1S25 84. AatzrgKNg. Postschecks Dresden 2640 Ar 245. den Europas und dis ständigen Beziehungen zwischen Völkern. Nach dem Abschluß in Locarno wurde w . deutscher Seitt durch ras bal-Wolffsche Telcgra i^au erklärt: eine Beratung des Auswärtigen Ausschusses des ReichS- rates und eine Besprechung des Reichstabmetts mit den . Ministerpräsidenten der Länder statt. Die Vorlagen müsse« vom Reichsrat und vom Reichstag angenommen werdön. Für Donnerstag ist schließlich der Auswärtige Ausschuß c>cs Reichstages einberufen worden zu einer Aussprache über die Ergebnisse der Konferenz in Locarno. Ter englische und der französische Botschafter, ebenso ver norwegische Gesandte in Berlin haben dem Auswärti- zcn Amt ihre Glückwünsche zum Gelingen der Konferenz von Locarno ausgesprochen. Sie MW» Clklleu i« EWM md tis Er- gMK in LMM. Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 1ö. Oktober. An amtlichen Stellen begrüßt man. das Ergebnis von Locarno mit Genugtuung. Der Premier- mimster hat ein GlÄüwLnschtrlegramM an Lhambrrlein gesandt. Lord Salisbury und Lord Ereil hüben in LftentUchen Reden und Erklärungen das Ergebnis von Locarno als die größte Leistung in der ner cn politischen Geschichte genannt. Lord Sausb^ry nennt Locarno die wichtigste Grundlage des künftigen europäi schen Friedens. Ms DsuifchnaSisnalsn und sscarns. Eine p a r t c i o f f i z i ö s e A u s! a s s u n g. Die deutschnationale Korrespondenz schreibt zu dem Abschluß der Verhandlungen in Locarno: „Die Paraphierung der Entwürfe in Locarno be deutet nicht dir Unabänderlichkeit. Diese Eigenschaft geht schon aus drr Bezeichnung „Entwurf" hervor. Weder dem Kabinett noch den Parteiführern ist ihr zuletzt scrtiM? sreltter Inhalt und Wortlaut bekannt. Dir Freiheit der Beurteilung und des Enfchlusses gegenüber diesen Entwürfen ist also eine Selbstverständlichkeit. Sie ist nicht nur eine rein formelle, sondern eine durchaus materielle. Für eine Preisgabe deutschen Landes und Volkes und für ungenügende Sichcrnttg argen die Wirkun gen des Artikels 16 wird die Deutschrm iouale Volksstartei nichtzuhabcu sein. Ebenso wird die Dcutschnationale Bstkspartei dem Vertragswert nur zustimmen, wenn die bekannte» Voraussetzungen der Regierung für den Eintritt in den Völkerbund gesichert und auch die für das veulsche Voll selbstverständlichen Voraussetzungen und Rückwirknw gen auf die besetzten Gebiete durch ausdrückliche vertrag liche Abmachungen sichergestellt sind. Im übrigen dürfte als bekannt voransgefctzi werden können, daß dieser Standpunkt auch der der Neichsre- xierung und aller hinter ihr stehenden Parteien ist." Gewünschtes und Erreichtes. Von parlamentarischer Seite wird uns geschrieben: Die vierzehntägige Konferenz von Locarno gehört nun der Geschichte an. Sie ist zu Ende. Welches ist nun «ber das Resultat der Konserenz? Es hat in Locarno zum Schluß Feuerwerk gegeben, wirkliches und — rednerisches. Man sagte sich Liebens würdigkeiten zum Abschied, als die Vertreter der Mächte die Vertragsentwürfe unterzeichnet hatten. Man sagte sich Freundlichkeiten, wie überhaupt — das verdient festgestellt zu werden — eine überaus große Höflichkeit obgewaltet hat. Die Grobheiten, die etwa noch 1921 Lloyd George aus der Londoner Konferenz unserem Ver treter sagte, hat man jetzt sorgfältig vermieden. Ein ganz klein wenig ist das ein Zeichen dafür, daß man sich inner lich etwas genähert hat. Chamberlain war beson ders liebenswürdig, pries die Arbeit der Deutschen als die Anreger des ganzen Werkes; ähnlich äußerte sich auch Mussolini. Wesentlich für uns Deutsche war allein, was Briand zu sagen hatte. Denn: das Kapitel der deutschen „N e b e n f r a g e n" ist j.a unerledigt geblieben. Und diese „Neben"sragen sind für uns Haupt fragen. Hierüber soll nun eine Abmachung erzielt sein, die aber lediglich Zwischen Dr. Stresemann und Briand vereinbart ist und die eine Annahme der deut schen Forderungen enthalte; also: Räumung der nörd lichen Rheinlandzone, wirklicher Abtransport der Be satzungstruppen, Gleichberechtigung der Handelsschisfahrt im besetzten Gebiet, Wiedereinführung des deutschen Neichskommissars bei der Rheinlandkommission, Ände rung des Rhein- und Saarregimes. Freiheit des deutschen Suftfahribaues. Man kann aber nicht behaupten, daß Briand in seiner Schlußrede sehr präzise Versprechungen nach dieser Richtung hin gegeben hat; er hat auf sie an- gespielt, ans die „Neibuugsflüchen", die „schmerzlichen Punkte". Er sagte, Frankreich „werde die ganze Tragweite des Paktes verstehen und alles, was in seinen Kräften stehe, nun tun, damit burcL ibn zwischen uns ein Gefühl der Befriedung und Entspannung entstehe". Und noch ein paar ähnliche Sätze hernach. „Die noch bestehenden Schwierigkeiten müssen ansge- g!äP» werden" —, mit dieser Äußerung Briands deckt sich »u», was der deutsche Reichskanzler Dr. Luther sagte: „Bevor Reichsrat und Reichstag ihre end gültige Entscheidung über Verträge und Völkerbundein- tritt säüen, muß siche rgestelit sein, daß der allge meine Geist eines echten Friedens sich auch vor allem in ocn Rheinsragen wirklich in die Tat u m s e tz t." Anfang Dezember sollen die Verträge nun in London »nierzeichttst werden; bis dahin muß Frankreich be- wiesen haben, durch Taten, nicht durch „Versprechun gen". ob der Geist der neuen Verträge verwirklicht ist. Die deutsche Delegation hat nicht erreicht, daß nach dieser Richmng hin schriftlich formulierte, bindende Ver sprechungen niedergelegt sind. Die Konferenzteilnehmer hatten es eckig, als Deutfchland seine Forderungen vor- brachle. Gut: Der Worte sind genug gewechselt, nun laßt uns endlich Taten sehen." Tr. Luther hat mitgeteilt, die franzöjisch-englisch-belgischen Erklärungen in auSführ- iichcu Besprechungen hätten sür die weitere Behandlung der „Rebcnfrügeu" schon eine seste Grundlage für die zu erwartende Gestattung dieser Probleme in der nächsten Zeit geschaffen. Auf ihr müsse schleunigst wcttcrgcardecket werden. Was nun aber daraus wird, das kann eben nur die nächste Zukunft zeigen. Eine Er schwerung unserer Lage ist cs aber, daß wir es vielleicht riskieren müssen, in London zur Unterzeichnung nicht zu erscheinen, trenn nämlich bis dahin die Versprechungen nicht Wirklichkeit geworden sind. Noch ist man über Einzelheiten der fünf Verträge nicht unterrichtet, weil ihre Veröffentlichung noch aussteht. Folgendes scheint aber erreicht zu sein: Frankreich ist nicht Garant der Lstvcrlräge, die Garantie der Grenzen im Westen bedeutet nicht einen Verzicht Deutschlands aus deutsches Land, sonder:, nur Verzicht auf kriegerische V e r s i! ch e. die Grenzziehung des Versailler Vertrages umznstoßen. Gelungen ist schließlich die Festlegung dar auf, daß zwar Rechts fragen einem Schiedsgeri chts- verfahren, politische aber nur einem S ch l i ch 1 u u g s< Verfahren unterliegen sollen. Was aber nicht erreicht wurde, das ist die Lösung des ganzen Westpaktes von der I rage unseres Eintritts in d e n V ö l k e r b u n d; vielmehr werden alle Verträge erst rechtskräftig am Tag« dieses Eintritts —, auch eins Erschwerung unserer poli tischen Situation. Eng damit zusammen hängt die Frage des A r t i k.e l s 16. Dr. Luther hat erklärt, daß die von England, Frankreich, Belgien und Italic» gegebene Aus- lcgimg des Artikels 16 „dem deutschen Standpunkt ent spricht". Was aber wird dazu dci Völkerbund selbst sagen? Tas ist wichtig, weil doch er rechtlich eigentlich der einzige ist, der zu einer Auslegung des Artikels seiner Satzung befugt ist. Auch hierfür wird erst Kenntnis der Verträge die notwendige Klarheit schaffen. Grundsätzlich scheint aber festzustehen, daß bei Ausbruch eines kriege rischen Konflikts das Tb und Wie unserer Beteiligung an einer Bundesexekution von uns selbst zu bestimme» ist. Nu» werden, sobald die Einzelheiten bekannt sind, Ne gierung wie Parteien zu dem Ganzen, was in Locarno ge- Nach der Konferenz Girssemann übsr dsn Pakt. Ein Interview vor der Abreise. Wie aus Köln gemeldet wird, veröffentlicht die ikölnische Zeitung ein Interview ihres Berichterstatters !n Locarno, das dieser mit Stresemann noch kurz vor der llbrcise der deutschen Delegation gehabt hat. Der Außenminister erklärte, daß das Zus.andekom neu des Vertrages von Locarno wesentliche Er leichterungen sür das besetzte Gebiet mit -ich bringen. Vor allen, werde das Rheinland Abkommen, ms bisher ein einseitiges Diktat, erst jetzt seinen Namen verdienen, da es in da? System der Schicd^gerichtsentt Scheidungen eingerciht worden sei. Außerdem aber habe Lriand es wiederholt als selbstverständlich bezeichnet, daß )er Vertrag von Locarno sich in einer wesentlichen Ände rung und Erleichterung in den Verholinissc» des besetzten Lebielcs auswirlcu müsse. Was die Näummm der Kölner Zone betrifft erklärte Stresemann, diese Frage stehe nicht im Zusammenhang mit den in Locarno geführten Verhandlungen, da die Reichsregierung auf dem Standpunkt stehe, daß die Näumimg ein Recht sei, aus das Dcuffchlaiid auch ohne Kompensation Anspruch habe. „Ich glaube aber," fuhr der Außenminister in bezug aus diese Frage fort, „Ihnen die Versicherung geben zu können, daß in der E n 1 w a s f- , n ii g e i » e A n n ä h c r u n g über Vas von Denlschtand gegenwärtig zur Ausführung zu Bringende erreicht ist und die Festsetzung eines bestimmten naßen Termins sm dw Räumung der ersten nördlichen Rhein- landzone nicht mehr lange au- sich warten lassen wird." T-legr.-Adr.: .Amtsblatt" Wi!SDrrtff-D§«SdeK für Mrgertuiw Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Axretgttrpcri,: die8tzcspvtten<R«r»tinzeUe20DsldpfemtiH, die gespaltencZtile der amlttcheu Bekanntmachungen pfrxuiy, die 3 gespaltene NeLlam«zeil« i» textlichen Teile 1V0 Goldpfennig. AkchWeifungsgedühr 20 GolD Pfennig. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 arnrehrne dis v0t«.1bLlhL - —— Für dk Utchtigk^e a« durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir Leine Garantie. Jeder Rabattanjpruch erlischt, wenn der Betrag drsech Klage risgervgenwcrdeNMnbover der Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alleVermiMuugsstrÜev entgqzs». PSMM VsramngLki m -semn. Änderung sn im N h e i n l a n d r e g i m e. Tis deuifchs Delegation hat Locarno an, Sonnabend nachmittag verlassen. In Basel stieg der deutsche Bot schafter in Paris, v. Hoesch, in den Zug und begleitete die deutsche Delegation nach Berlin. Die' lausende Woche wird mit wichtigen politischen Kvksorcrv.cn m-Lgssüllt sein. Am Montag findet ein Kabinetts rat statt, der vis Zustimmung zu den in Locarno vereinbart m Verträgen aussprechen fsA. Für Diensts ist eine Besprechung mit den Vertretern der Rheinlands vorgesehen, in der ihnen Einzelheiten über die in Aussicht gestellten Rückwirkungen des Vertragsab schlusses mitgeteilt werden sollen. Wie cs heißt, soll vor allem am 15. November die Räumung der e r st e „ Z o n e mit den Städten Köln, Krefeld,- München- Gladbach, Düren und Aachen erfolgen, über die Räu mung der Kölner Zone werden am Montag Chamberlain und Vamlevs in Paris verhandeln. Am Mittwoch findet schätz, Stützung zu nehmen haben. Irgendeine Bindung for meller Art ist ja noch nicht erfolgt, auch damals nicht, als unsere Deiegalicu nach Locarno ging. Man ist sich des Ernstes ver Lage und des Folgenschweren der Ent- schei? mm recht bewußt, aber gleich zu Beginn der inner deutsch ni Auseinandersetzungen darf man wohl de» Wunsch mmfprcGcn, daß diese nicht durch parteipc - Zönttrei-n vergiftet werden. Denn es handelt sich wirk- lich um ein entscheidendes Stück deutscher Zukunft. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »*. .WNidrxftrr Tag-dl«,!- rrlchaial täglich »achm. 5 ULr t»r d-tt Ta», «aptz.prei»: Bei ÄbhalMis ir und der. Ausgadeftelleu LM!l. i» Waaot, bei Lurch Lie «Klien I,» ML., Le! Pastdesteüuag , NIL. «u,ü<,ltch Adnag» ,, xeLLtzr. Edqeluunraem »üePoiianstaUen Wochenblatt für Wilsbrnff n Umgegend -HsitLot«,uud»njereA». -läget and Gtschckft-stelleu -- ————u L reynirn zu jede- Jett Be- r-Httagen rulgegen, Im Kalle häherer Sewall, Krieg »der ,onftig.i »erei«d»äära»»e» L-Het» Lein Anspruch aaf Lt-feruag -me IMailg »Ler KSrzung de» — SvüchseuLu», U»»es«»Lt« SchrrKftitch« alle, wea» Per« beillegt. „Zu stand dauernden Friedens." Obwohl der Inhalt des Westpaktes von den Dipko- i malen noch geheimgehalten wird und der Wortlaut des j Pattvertrages erst am Dienstag veröffentlicht werden soll, ? glaubt der Pariser „Matin", der in außcnporitischcn j Fragen stets gut unterrichtet ist, in der Lage zu sein, eine i genaue Inhaltsangabe des Rheinpaktes veröffentlichen zu ! können. Nach dem Blatt umfaßt der Pakt zehn " tikel und j begründet zwischen Frankreich, Belgien und Deutschland ! einen Zustand dauernden Friedens. Er stelle die - endgültige Abschaffung eines jeden Krieges fest, ausge- l nommen die Fälle, in denen Frankreich das Recht zum > Einmarsch in die neutralisierte Zone habe, um sich ent weder auf Grund des Artikels 42 oder 44 des Versailler Vertrages zu verteidigen oder seinen Alliierten im Osten auf Grund des Artikels 15 und des Artikels 16 des Völker- bnndpaktes zu Hilfe zu kommen. Diese Ausnahmen werden unter 8 2 erwähnt. Weiter werde ausführlich das Ver fahren angegeben, das zur Verhütung von Feindfeligkeiten durch den Völkerbund eingeschlagen werden müsse. Die folgenden Paragraphen bezögen sich aus die Ga- j rantie Englands und Italiens, die Frankreich im Falle i eines Angriffes automatisch zu Hilfe kämen, wenn der Völkerbund feststelle, daß durch Truppenzusammenziehun- gen oder andere Manöver innerhalb der neutralisierten Zone eine Kriegsgesahr bestehe. Die weiteren Artikel be sagten, daß der Vertragszustand bis zu dem Tage in Kraft bleiben werde, an dem ver Völkerbund feststelle, daß ihn die Sicherungsbedingungen in Europa überflüssig machten, j d. h. bis zur Verwirklichung des Genfer Protokolls. Eng- ! land gebe seine Garantie unbeschadet der Garantie der i Dominien, die sie entweder geben oder versagen könnten, j Zum Schluß heiße es, daß der Vertrag mit dreimonatiger i Kündigung abgeschlossen werde und erst nach dem Eintritt > Deutschlands in den Völkerbund in Kraft trete. Die vier Schredsgcrichtsvcrtröge seien identisch. Die Verträge Polens und der Tschechoslowakci mit Deutschland hätten jedoch noch ein Präambel, in dem gesagt werde, daß sämtliche Konflikte dem Schiedsgericht unterbreitet würden, und daß die Signatarmächie darauf verzichteten, zur Verteidigung ihrer vertraglichen Rechte zur Gewalt ihre Zuflucht zu nehmen. Die Abmachungen zwischen Frankreich mid der Tschechoslowakei und Frankreich und Polen seien dazu be stimmt, die neuen Verträge mit den vorhergehenden Bünd nissen in Einklang zu bringen. Die Erklärung über Ar tikel 16 und die Aufnahme Deutschlands in den Völkerbund enthalte wörtlich den Text des Berichts, den Benesch im vergangenen Jahr darüber erstattet habe und in dem es heiße, daß die Länder die Verpflichtung dcs Artikels 16 des Völkerbundpaltcs erfüllen müßten, daß aber bei ihrer Heranziehung zu einer Beistandsleistung auf ihre befondere geographische und militärische Lage Rück sicht genommen werden solle. Das Protokoll enthalte nicht ! nur eine Anspielung aus sämtliche unterzeichneten Ver träge, sondern gipfele auch in einem Hinweis auf die moralische Tragweite dieser Verträge, auf den Frieden