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Ul USdruKer Tageblatt 2. Blatt Nr. 28V. Montog, den 2. Dezember 1935 Tagesspruch. Nie verliere du den Zügel über der Gefühle Macht, latz vom Zorn dicht nicht bemeistern, sei auf Mäßigung bedacht. Ist das edle Maß des Willens einmal selbst nicht mehr dein eigen, hast du auch die Macht verloren, andere zu überzeugen. Marie Deeg- Gammeldienst ist Ehrendienst! Der Reichsjugendführer zum Tag der nationalen Solidarität. Ter Reichsjugendführer richtet an die Führer und Führerinnen der nationalsozialistischen Jugend zum Tag der nationalen Solidarität folgenden Befehl: Am 7. Dezember 1935 feiert das deutsche Volk den Tag der nationalen Solidarität. Die Führerschaft aller Gliederungen der Partei und des Staates wird an diesem Tage persönlich für das Winterhilfswerk des deutschen Volkes sammeln. Es ist auch für die Führer und Führerinnen der nationalsozialistischen Jugendbewegung Ehrensache, an diesem Tage durch persönlichen Einsatz der großen deutschen Kameradschaft Ausdruck zu geben. Ich ordne deshalb für alle Führer vom Unterbannführer bzw. Stammführer auf wärts und für alle Führerinnen von Unter- gauführerin bzw. I u n g m ä d e l u'n t e r g a u - sührerin aufwärts an, daß sie sich für den Tag der Nationalen Solidarität den Beauftragten des Reichs- Propagandaleiters zur Verfügung stellen. Ich verlange von den Führern und Führerinnen der deutschen Jugend, daß sie dem ganzen deutschen Voll in ihrer Sammelfreudigkeit und Einsatzbereitschaft ein Beispiel geben. Sammeldienst ist Ehrendienst! „Ser SA.-Führer der Glaubensträger an die Zutuns! der Bewegung." Besichtigung der fränkischen SA. durch den Stabschef. Ein Besuch des Stabschefs der SA., Lutze, fand seinen Höhepunkt in einem großen Führerappell der Gruppe Franken in Nürnberg, an dem alle SA.- Führer der Brigade 78 und 79 teilnahmen. Der Führer der SA.-Gruppe Franken, von Obernitz, begrüßte den Stabschef. Stabschef Lutze hob in einer Ansprache die neuen weltanschaulichen Aufgaben der SA. hervor, deren Umorganisation jetzt abgeschlossen sei. Aufgabe der SA. sei es, als politische Soldaten unser Volk hundert prozentig zum Nationalsozialismus zu erziehen. Der Führer könne seinen Ideen nur zum End ziel verhelfen, wenn die Partei in allen ihren Gliederun gen einheitlich stark hinter ihm steht. Der opfer- bereiteEinsatz derParteiund derSA. müsse wie ein Motor das deutsche Volk nach vorn ziehen. Der SA.-Führer solle dabei in vorderster Front der Glaubens träger an die Zukunft der Bewegung und an den Führer- fein. Am Sonntagvormittag besichtigte der Stabschef auf dem Schloßplatz in Ansbach die Standarte 19 sowie den Sturmbann 1I/R. 37. Dann ging die Fahrt durch Frankens geschmückte Dörfer weiter nach Herrieden, wo der Stabschef ein neuerstelltes Schulungslager besichtigte. Reichsminister Or. Goebbels bei Kardinal Schulte Reichsminister Dr. Goebbels stattete zusammen Wit Gauleiter Groh 6 gelegentlich seiner Anwesenheit ^ei der Reichspressetagung in Köln dem Erzbischof von Mn, Kardinal Schulte, einen dreiviertelstündigen Besuch ab. WWWer N. NN: Wer wird RcichMW? Der Begriff des jüdischen Mischlings Das Reichsbürgergesetz und das Blut schutzgesetz sowie die dazu ergangenen Ausführungs verordnungen verfolgen nicht, wie Reichsminister Dr. Frick im neuesten Heft der „Deutschen I u r i st e n - Z e i t u n g" vom 1. Dezember 1935 aus führlich darlegt, den Zweck, die Angehörigen der jüdischen Rasse nur um ihrer Rassezugehörigkeit willen schlechter zu stellen. Die Lebensmöglichkeit soll den Juden in Deutsch land nicht abgeschnitten werden. Das deutsche Schicksal aber gestaltet in Zukunft lediglich das deutsche Volk. Das Reichsbürgergesetz unterscheidet zwischen dem „St aatsangehörigen" und dem „Reichs- bürger". Heute ist die äußere Zugehörigkeit zum deutschen Staatsverband für den Besitz d»r staatsbürger lichen Rechte und für die Heranziehung zu den staats bürgerlichen Pflichten nicht mehr ausschlaggebend. Der Begriff der Staatsangehörigkeit dient vielmehr in erster Linie der Abgrenzung des Deutschen vom Ausländer und vom Staatenlosen. Reichsbürger ist demgegenüber nur der Staatsangehörige, dem der Vollbesitz der politischen Rechte und Pflichten zusteht. Grundsätzlich kann niemand Reichsbürger werden, der nicht deutschen oder artverwandten Blutes (deutschblütig) ist; ferner aber mutz er durch sein Verhalten den Willen und die Eignung zum Dienst am deutschen Volke bekunden. Da die Deutschblütigkeit eine Voraussetzung des Reichsbürgerrechtes bildet, kann kein Jude Reichs bürger werden. Das Reichsbürgerrecht wird durch Verleihung des Reichsbürgerbriefes erworben. Die Vor aussetzungen für den Erwerb im einzelnen werden noch festgelegt werden. Es muß aber jetzt bereits hervorge hoben werden, daß entgegen anders lautenden Gerüchten nicht daran gedacht ist, die Verleihung des Reichs bürgerrechts etwa nur auf die Mitglieder der NSDAP., also einen Bruchteil der deutschen Staats angehörigen, zu beschränken. Es ist vielmehr in Aussicht genommen, die große Masse des deutschen Volkes zu Neichsbürgern zu machen. Ausnahmen werden nur bei solchen Personen, die sich gegen Reich oder Volk vergehen, die zu Zuchthausstrafen verurteilt sind, oder in ähnlichen Fällen gemacht werden. Anschließend erörterte Reichsminister Dr. Frick noch einmal den Begriff „Jude", wie er sich aus den neuen gesetzlichen Vorschriften ergibt, um dann u. a. fortzu fahren: Auch der Begriff des jüdischen Misch lin g s ist mit allgemein gültiger Wirkung festgelegt wor den. Dabei wurde davon ausgegangen, daß Personen, die drei volljüdische Großelternteile besitzen, unbedenklich als Juden betrachtet werden können, da sie ihrer Blutzusammensetzung nach überwiegend zum Juden tum tendieren. Auf der anderen Seite müssen Personen mit mir geringfügigem jüdischen Bluteinschlag als Deutsche behandelt werden. Mischlinge sind danach diejenigen Personen, die vo« einem oder von zwei der Rasse nach volljüdische» Großelternteilen abstammen. Bei der Beurteilung, ob jemand Jude oder Mischling ist, ist grundsätzlich seine Blutzusammensetzung maßgebend. Im Interesse einer Beweiserleichterung ist bestimmt, daß ein Grotzelternteil ohne weiteres als volljüdisch gilt, wenn er der jüdischen Religionsge'meinschaft an- gehört hat; ein Gegenbeweis ist dabei ausgeschlossen. Die Mischlinge erfahren grundsätzlich eine besondere Behandlung. Da sie nicht Juden sind, können sie nicht den Juden, da sie nicht Deutsche sind, können sie nicht den Deutschen gleichgestellt werden. Sie haben daher zwar grundsätzlich die Möglichkeit, das Reichsbürgerrecht zu er werben, wie schon die Ausdehnung des vorläufigen Reichsbürgerrechts auf die Mischlinge dartut. Dagegen bleiben sie den Beschränkung e n unterworfen, die in der bisherigen Gesetzgebung und den Anordnungen der NSDAP, und ihrer Gliederungen ausgesprochen sind. Ihnen ist daher auch in Zukunft weder der Zugang zum Beamtentum und verschiedenen anderen Berufen eröffnet, noch können sie Mitglied der NSDAP, oder ihrer Gliede rungen sein. In wirtschaftlicher Hinsicht sind sie dagegen den deutfchblütigen Personen vollständig gleichgestellt. Der Führer weiht die Deutschlandhalle. Ein eindrucksvolles Uehersichtsbild von der festlichen Weihe der neuen Deutschlandhalle durch den Führer. (Weltbild — M.) (68. Fortsetzung.) „Kinder, Kinder, ihr habt's gut!" seufzt Thormeyer und streicht sich die goldgelbe Butter fingerdick auf das dunkle, duftende Eifeler Schwarzbrot. „Ich verlasse die Amag und geh auf die Freite." „Glück auf ... da kommt auch die Post!" Für Heinz ist ein Brief von Schorsch dabei, das heißt, die Krankenschwester hat für ihn geschrieben. Der liebe Kerl...! Er fängt schon an, unruhig zu werden. Sein Brief ist ein einziger Glückwunsch für den heutigen Tag, und aus jeder Zeile spricht der Kamerad: „Ueberdreh den Motor nicht gleich zu Anfang, Doktor, Du weißt ja, daß Du ein bißchen hastig bist, laß lieber erst die andern sich ausgeben. Dann, wenn die zu Ende sind, 'ran wie Blücher. Und Achtung in den Kurven! Du bist ein verliebter Mensch und mußt Deine Ge danken doppelt beisammen haben. An Fräulein Ohlsen habe ich das alles schon gestern geschrieben, besonders, daß Du nach 209 Kilometern nicht ins Duseln kommst. Glaube das einem alten Fahrer, das ist die gefährlichste Zeit. Wenn Du das überwunden hast, nachher ist's kein Kunststück mehr. Und keinen Schluck Alkohol, Doktor! Bon wegen Sekt oder Mosel, laß das. Ich kriege so etwas in meinem Freiquartier auch nicht. Hinterher kannst Du ja alles nachholen. Vater Heinrich und Thiele hab' ich geschrieben, besondere Anweisungen von mir sind an jeden erfolgt. Dieses kann ich wohl mit gutem Recht, destn in dem Wagen, den Du heute zum Siege steuerst, stecken meine Arbeit und auch sozusagen meine Knochen. Nun drauf und dran!" Soweit hat die Schwester geschrieben, den Zusatz muß er selbst mit Bleistift hinzugesetzt haben, wacklig und noch zerfahren, wie eine schwache Hand die Buchstaben eben zu meistern versteht. „Ich höre hier alles im Radio. Die Schwester Mathilde ist aus Massow, eine halbe Stunde von meiner Heimat Schönau. Die sorgt für alles. Wir verstehen uns sehr gut, sie ist siebenundzwanzig Jahre und möchte auch nicht ewig in dem Karbolgestank hierbleiben. Sie meint, mein Knie bleibt ja wohl ein wenig steif; aber weil ihr Vater eine Landwirtschaft hat, da macht das nicht so viel aus, Knechte sind ja genug da. Nun, wir wollen mal abwarten, aber blond ist sie auch. Verrate nichts an Thiele Hartmann, der macht doch bloß Witze, aber Vater Heinrich kannst Du es sagen. Dein Freund Georg." Ja, das ist der Schorsch, wie er leibt und lebt. Es steigt Ohlendorfs feucht in die Augen, wenn er an ihn denkt. Gott sei Dank, nicht nur sein körperliches Leiden scheint sich zu bessern, er beginnt auch froher m die Zu kunft zu sehen. Er nimmt die Nachricht als gutes Omen für heute und reicht Annemarie den Brief hinüber. Dann drängt Thormeyer zum Aufbruch. Er will den „Stall" besichtigen, die erregende Luft des Rennfiebers atmen. Am Vormittag sind die Motorräder auf die große Fahrt gegangen. Punkt zwei Uhr wird sich die Starter flagge für die Wagen senken. Wie ungeduldige Pferde, die Motoren bebend vor Kraft, so stehen sie in breiten Reihen hintereinander. Annemarie, Thormeyer, Thiele und Vater Heinrich, alle stehen sie um das schneeweiße „Glück auf Falkenau". Der Wagen sieht vorzüglich aus. Nummer 7 ruft es von seiner Motorhaube, Nummer 7 ziert auch den Kühler. Es ist einige Minuten vor zwei Uhr. Niemand spricht. Heinz sitzt schon Hinterm Steuer, ganz in weiß gehüllt, die Brille auf die Stirn geschoben. „Fahr ruhig, Heinz! Hörst du?" „Angst, Schäfchen?" „Nein. Du wirst es schaffen." Annemarie lächelt tapfer. Sie weiß, daß es die Fahrt um ihr Lebensglück sein wird. Aber sie kann nichts dafür, sie hat doch Angst. Es war ein Sommertaa wie dieser, als man den fröhlichen Juneck von der Bahn truL und keine Frau war jung wie sie, Ich Lin kein tapferes Mädel, Senkt sie, aber es ist nur, weil ich ihn so lieb habe. Heute, nur heute, soll er das tun, dann nie wieder! Es ist hohe Zeit. „Daumen halte ich steif!" schreit Thormeyer, und Thiele brüllt etwas, was niemand versteht. Zwei Uhr! Die Starterflagge senkt sich, der Schuß knallt. Wie die Höllenhunde stürzen die Wagen aufheulend davon. Fünfzehnmal werden die Großen die Bahn umkreisen, fast 350 Kilometer Wegs, und zwölfmal Heinz mit der Schar der Kleinen, 273 Kilometer Straße. Auf der Tribüne sitzt Annemarie neben Vater Heinrich. „Es wird gut gehen, Kind! Es wird alles gut gehen!* flüstert er ihr zu, und sie drückt ihm dankbar die Hand. Er fühlt, was in ihr vorgeht. In der Klasse der Kleinen ließt ein Bugatti an der Spitze. Er ist dem Rudel der übrigen mit der Geschwin digkeit der Großen vorausgeeilt. „Er wird es büßen!" knurrt Thiele den drei Mon- teuren zu, die neben ihm stehen, bereit, zuzuspringen, wenn „Glück auf Falkenau" bei ihnen anfahren sollte. „Werden wir Arbeit kriegen, Hartmann?" fragt der eine. „Dann haben wir verloren, er muß die doppelte Strecke durchhalten!" gibt Thiele zur Antwort. Er hat recht, darin liegt ja die Stärke ihres Wagens: bei gleicher Größe — doppelte Leistung. Nach der fünften Runde kommen die ersten Ausfälle. Einer liegt mit festgefressenen Kolben auf der Strecke, der andere versucht vergeblich, seine Oelleitung zu reparieren. Für die Leiden ist das Rennen bereits zu Ende. „Glück auf Falkenau" zieht unberührt Runde für Runde. Jetzt wird der Bugatti vorn langsamer. Die Fahr weise der ersten Runden rächt sich. „Nächste Runde liegt er fest!" prophezeit Thiele. Er hat recht. In der nennten Runde mnß der Bugatti ans Ersatzteillager und kommt nicht mehr ins Rennen zu rück. Jetzt ist's Zeit, daß der Doktor zeigt, was sein Wagen herzuhalten vermag. Thiele gibt das Zeichen: Bolle Kraft. .(Fortsetzung folgt.)