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verbunden mit dem Glauben an die unendliche, alles ver gebende Hand Gottes in Christo Jesu. Ohne solche Buße kein Eintritt ins Reich Gottes, keine Gnade, keine Ver gebung, kein Bestehen im Gericht. O, daß wir diesen Weg alle einschlügen! Abgefalleu sind wir alle von Gott; möchten wir auch alle wieder umkebren zu Gott! Wir alle sind dem verlorenen Sohn gleich in seiner Sünde und seinem Elend; möchten wir ihm auch gleich werden in seiner Buße und Umkehr, möchten wir wie er zur Er kenntnis unsrer Sündenschuld gelangen, wie er glauben und im Glauben gerettet werden. Sslitische Rundschau. Das Befinden des Kaisers ist andauernd ein äußerst befriedigendes, sodaß der Kaiser den Plan, bei der Vereidigung der Marinerckrutcn in Kiel zugegen zu sein, nicht hat ausgeben müssen. Die Vereidigung, die ur sprünglich am Montag stattfinden sollte, ist infolgedessen verschoben worden, vorläufig bis zum Freitag. Die ver schiedenen Gerüchte, daß der Kaiser eine zeitlaug zur Stärkung seiner Gesundheit in der Riviera oder in Süd tirol zubringen werde, dürsten aus der Luft gegriffen sein. Am Sonnabend unternahm der Kaiser mit der Kaiserin einen Spaziergang im Park Sanssouci. Am Montag hörte der KUflr den Vortrag des Stellvertreters des Chefs des Geheimen Zivilkabinctts. Die Veröffentlichung der Einberufung des Reichstags steht nach einer offiziösen Mitteilung un mittelbar bevor, und zwar soll nunmehr definitiv der 8. Dezember in Aussicht genommen sein. Die Tagung vor Weihnachten wird also nur eine kurze sein. Dem Reichs tage werden voraussichtlich sofort der Neichshaushalts- etat für 1904, der auf das Handelsvertragsprovisorium mit England bezügliche Gesetzentwurf, die Novelle zum Militärpcnsionsgcsetz und die Novelle zum Börsengesetz zugehcn. An Gelegenheit zu intensiver Arbeit wird es den Volksvertretern also nicht fehlen. Handelsvertragsverhandlungen. Die weiteren Verhandlungen über den Handelsvertrag mit Rußland hab" am Montag in Berlin in den Räumen desKaiser- hofeS ihren Anfang genommen. Auch für den Handels vertrag mit Schweden werden schon Vorbereitungen ge troffen. Wie die „Tägl. Rrndsch" zu berichten weiß, be findet sich zur Zeit ein höherer schwedischer Ministerial beamter in Deutschland, um sich im Auftrage der schwe dischen Regierung über die wirtschaftliche und wirtschafts politische Lage und Stimmung in Deutschland zu infor- miercn und Material zu sammeln, welches für eventuelle Beratungen über einen deutsch-schwedischen Tarifvertrag als Grundlage zu dienen hätte. — Von Interesse ist auch, was der preußische Handelsministcr Möller dieser Tage auf einem ihm zu Ehren gegebenen Festessen der Kaufmann schaft in Stettin über die Handelsverträge in einer Rede bemerkte. Er äußerte: „Sie können überzeugt sein, es hat bei uns zu keiner Zeit eine Regierung bestanden, bei der eine solche Summe von praktischen Kenntnissen vorhanden war, wie dies zurzeit der Fall ist. Es ist noch nie in solchem Maße eingedrungen worden in alle Geschäfts zweige, wie es heute geschieht. Wir haben ein dringendes Bedürfnis, mit anderen Staaten zu neuen Verträgen zu gelangen, und daher ist es nötig, daß wir die Interessen der einzelnen Geschäftszweige, die in einander greifen, übersehen und eins gegen das andere abwägen." Die achtjährig e Prinzessin Elisabeth von Hessen Tochter des Großherzogs Ernst Ludwig aus seiner ge schiedenen Ehe, ist in Skieruiewice heute plötzlich gestorben. Die Lieferung deutscher Lokomotiven nach dem Auslande zeigt im laufenden Jahre eine bemerkenswerte Steigerung; amtlich werden als Ausfuhr für die ersten neun Monate 16506 Tonnen nachgewiesen. An der Spitze steht die Ausfuhr nach Britisch-Jndien mit 5564 Tonnen, dann folgen Spanien mit 4409 Tonnen, Italien mit 1146 Tonnen, die Niederlande und Niederländisch-Jndien mit 1005 Tonnen, Dänemark mit 678 Tonnen. Der König von Dänemark erhielt zum 40jährigen Regierungsjubiläum u. a. einen herzlichen Glückwunsch vom deutschen Kaiserpaar. Genf. Die Regierung hat 17 Italiener wegen Teil nahme an den Streikunruhen am Freitag ausgewiesen und sofort an die italienische Grenze bringen lassen; darunter befinden sich auch als Anarchisten bekannte Leute, die zur Plünderung von Banken und zur Verwüstung der Arbeits plätze aufgefordert hatten. Weitere Ausweisungen stehen bevor. Dem Besieger der Buren, jetzigem Oberbefehlshaber in Indien Lord Kitchener ist in Simla ein schwerer Unfall zugcstoßen, über den wie folgt berichtet wird: Simla, 16. November. Als Lord Kitchener von einem Spazierritt in der Umgegend nach Simla allein zurückkehrte, scheute das Pferd beim Durchgang durch einen Tunnel. Kitchener wurde abgeworfen und erlitt einen schweren Schenkelbruch. Nach mehr als einer halben Stunde fanden ihn Kulis am Boden liegen und brachten ihn nach Simla. Das Befinden des Verunglückten ist befriedigend. Eine Depesche des amerikanischen Geschäftsträgers in Bogota Beauprs vom 12. November besagt, daß in Bogota eine Panik ausgebrochen sei. Dies wird dahin gedeutet, daß eine Revolution nicht ausgeschlossen sei. Einer Depesche aus Santo Domingo zufolge dauerte die Beschießung am 12. November noch fort; die Stadt hat jedoch nicht darunter gelitten. Das amerikanische Kriegsschiff „Baltimore" ist in Santo Domingo einge- troffcn. Aurze Lhrsnik. Schreckenstat einer Mutter. Wie aus Marien werder (Westpr.) telegraphiert wird, stürzte sich die Fischer frau Wilt aus Grenzdorf mit ihren beiden Kindern in die Elbinger Weichsel. Die Mutter und ein Kind sind er trunken; das andere Kind ist gerettet. Sie hat die Tat wahrscheinlich in einem Anfall geistiger Störung begangen. Vier an der Eisenbahnstation Steinhaus am Sem mering ins Rollen gekommene Güterwagen rannten um Mitternacht in Mürzzuschlag in einen Lastzug hinein. Ein Beamter wurde getötet, fünf Schaffner sind verwundet, zehn Waggons zertrümmert worden. Der Prozeß wegen des Blutbades in Kischinew wird am 19. d. M. beginnen und einen geradezu riesen haften Umfang annehmen. Nachdem vier Richter die Untersuchungen geführt und das notwendige Material zusammengetragen hatten, wurden 100 Personen des Mordes, 250 Personen der Teilnahme an den Krawallen angeklagt. Mehr als 2000 Zeugen sind zum Teil bereits verhört, zum Teil für die Verhandlung geladen. Bei den Unruhen sind seinerzeit 38 Juden und 2 Russen getötet, 433 Juden und 67 christliche Bürger, sowie 68 Polizei- deantte, darunter zwei Offiziere, verwundet worden; schwer verletzt wurden 8 Personen durch Schüsse und 5 durch Tharandt, Aossen, Siebenkehn und die Zlmgegendm. Amtsblatt für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrat zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burk.ardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde Ml Landberg, Höhndorf, Käuflich, Kesfelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Motzorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdo f Pohrsdorf, Röhrsdorf ber Wrlsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei KesselSdorfl Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Zrsch eint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1M.54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens mittags 12 Uhr angenommen. — JnsertionspreiS 15 Pfg. pro viergewalteAe Korpuszeüe. Dnrc! un- Veriafi von Martin Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für dir Redstttov Martin Berqer Lotelbsj. , No 137. Mittwoch, Derr 18. November IVM. «2. AahW Sonnabend, den 28. dfr. Mts., . . ... m Vormittags VU2 Uhr, findet tm hiesigen Verhandlungssaale öffentliche Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Tagesordnung ist aus dem Anschläge in hiesiger Hausflur zu ersehen. Meißen, am 16. November 1903. Königliche Amtshauptmannschaft. . Lossow. Ium Bußtage. Luk. 15, 18 u. 19. Dem Menschen ist gesetzt, einmal zu sterben, darnach das Gericht. Der Sünder soll gerichtet werden um seiner Sünde willen. So aber der Herr will Sünde zurcchnen, wer wird bestehen? Sind wir nicht allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den wir vor Gott haben sollen? Wer kann da selig werden? müssen nicht alle verloren gehen? Es gibt nur einen Weg zur Rettung, freilich ein schwerer Weg für den Sünder, das ist der Weg der Buße. Schwer ist der Weg um des Hochmuts, der Eitelkeit, der Selbstgerechtigkeit willen, die des Sünders Herz gefangen halten. Aber Gott in feiner Barmherzigkeit erleichtert uns die Buße; Er schickt Kreuz und Not, um uns auf den reckten Weg zu bringen. Das Unglück führt uns zu Gott zurück, von dem wir uns leichtsinnig entfernt haben. Wieviel lernen erst beten, oder wieder beten, wenn Got sie durch Unglück straft. „Wenn Trübsal da ist, so suchet man dich, unv wenn du sie züchtigest, so schreien sie ängstlich." Auch d-n verlornen Sohn führt die Not zum Vater zurück. Im liefstcn Elend schmachtend, von allen verlassen, gedenkt er vergangener besserer Zeiten, gedenkt er des Vaterhauses. Er kommt zur Besinnung über seine Lage, über sein Treiben und über das Ende, das es mit ihm nehmen muß. Er spricht: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe gesündigt in dem Himmel und vor dir, und bin Hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße." Er erkennt also sein ganzes Elend, seine tiefe Schande und Entwürdigung; er erkennt sein Elend als die notwendige Folge undStrafe seinerSünde. Es fällt ihm nicht ein, sich zu rechtfertigen oder zu ent schuldigen. Er schiebt nicht die Schuld anderen zu, nicht seinen Freunden im Glücke, die ihn nun verlassen haben, nicht seinem Vater, der seinen Wünschen gewillfahrtes und ihn hat ziehen lassen. Sich allein klagt er an. Wie hat ihn sein Vater so lieb gehabt; wie hat er seine Güte schmecken dürfen im Vaterhause! Und wie hat er ihn ge lohnt: Der Gedanke an seines Vaters Liebe und ans-iM Undank zerreißt ihm das Herz. Er faßt den Vorsatz, r'.r- zukehrcn. O seliger Vorsatz. Es war der Sohn in grv))f. Gefahr Er hätte auch, wie so viele es tun, dem danken Raum neben können: „Warum hat mich mein Pater ziehen lassen? warum läßt er nichts van sich hören? warum kümmert er sich nicht um mich? ob mirs gut oder schlecht gehe? ich mache nicht den Anfang, ich kehre nicht zurück; ich rvill meinem Leben selbst ein Ende machen." — Was aber bewahrte ihn vor solchen Gedanken der ^erzweiflung, die so oft den Sünder ins ewige Verderben uurzen. GZ mar der Glaube an die unauslöschliche Liebe seines Taters. Dieser Glaube ist seine Rettung, dieser Gl^be gab ihm den Mut zur Umkehr, zur Heimkehr. Buße ohne diesen Glauben führt zur Verzweiflung, Buße mit Glauben führt zum Himmel. Der Glaube wagt, was das durch die Sünde scheu gewordene Herz nimmermehr wagen könnte noch wagen würde. Ohne Glauben ist der Sünder verloren; gerettet aber ist, wer diesen Glauben an die Liebe des Vaters rettet, wer auch im allertiefsten Fall die Gewißheit festhält: Golt ist die Liebe; er kann mich nicht verstoßen. Er kann, er will, er wird mir vergeben. Wo die Sünde mächtig geworden ist; da kann die Gnade noch Wei mächttger werden. Das ist dierechte Buße; Er kenntnis der Sünde, Reue über die Sünde, Haß gegen die Sünde, Anklage unsrer selbst, Vorsatz der Besserung; pnd dgH alles hervorgegangen aus dem Glauben und Bekanntmachung. Donnerstag, den 19. November d. I., nachmittags 6 Uhr, öffentl. Htadtgemeinderatssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathause aus. Wilsdruff, den 17. November 1903. Dev Bürgermeister. Kahlenberger.