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er, >8' er ung^ « r«' ahr^ Zerr tl ls- Ä ->L !ll !>eN s» « > ->s :dg"Lk/ ndg<iS kB'" 5^ Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 114 Freitag, den 21. September 1906 5. Jahrgang Annahm« »»n Jnlerat«« di, »«mittag Uh«. -Instkate werden «tt >o Pf :f»r die Spaltzitl« »«rechne LatellarischrrZSatz nach »«sendtrem Tarif Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. OtkoberS werden dadurch am besten vermieden. Auch neueintretende Postabonnenlen können die Bestellung beim Briefträger bewirken. — Das Geld wird wieder teurer. Die Reichsbank erhöhte am Dienstag ihren Diskont da die an sie herantretenden Geldansprüche immer größer werden, eine Folge des er freulicherweise sehr regen wirtschaftlichen Lebens und des bedeutenden Geldbedarfs des Reichs. Es ist nicht ausgeschlossen, daß da» Geld noch teurer wird als vor einem Jahre, in dem der Stand bereits ungewöhnlich hoch war. Gutes kann dies allerdings insofern haben, als un gesunde Unternehmungen unterbleiben und der Ausbau bereits bestehender Betriebe nur nach reiflicher Prüfung und Erwägung auch des Umstandes erfolgt, daß einmal ein Rückschlag eintreten kann. — Der Deutsche Fleischerverband Hot an den preußischen Landwirtschastsminister zwei Eingaben gesandt. In der einen erklärt er, daß die deutschen Schweinebestände durch Ueber- züchtung und falsche Haltungsweise entartet und seuchenempfänglich sind. Er verlangt des halb, daß für die deutsche Schweinezucht Körungsbestimmungen eingeführt und die zum Verkauf gestellten Schweine derart gezeichnet werden, daß ihre Herkunft genau festgestellt werden kann. Ferner fordert er die allgemeine Stallkontrolle zu Lasten der Viehhalter. In der zweiten Eingabe wird verlangt, daß die aus Rußland in den deutschen Grenzbezirk einzusührenden Schweine nur an Innungs- Mitglieder abgegeben werden, die ein offenes Ladengeschäft haben und den Meistertitel führen dürfen. Dresden. Die Gastwirts-Vereine von Dresden und Umgebung hielten am Mittwoch nachmittag eine stark besuchte Versammlung ab um die Sanktionierung der von ihrem Aktions komitee bereits in die Wege geleiteten An gliederung an die hiesige Brauerei zum Plauenschen Lagerkeller zu vollziehen. Die Versammlung trat für das Vorgehen des Komitees ein, daß 500 Aktien der genannten Brauerei an sich gebracht und nun an die Mitglieder abgibt. Die Beteiligung derselben wird so leicht wie möglich gemacht, bevorzugt werden diejenigen, die gleichzeitig die Biere der genannten Brauerei abnehmen. Es kam bei der Debatte zu scharfen Auseinandersetzungen, da man einen Redner, der gegen die An gliederung sprach, im Verdacht hatte, Abge sandter der Ringbrauereien zu sein. Weiter erklärte die Versammlung sich prinzipiell mit dem Zusammenschluß der mehr wie 10 Gast- wirtoereine von Dresden und Umgegend zu einem Verbände einstimmig einverstanden. Pulsnitz. Unter den von dem Geflügel händler Otta Richter in Obersteina aus Ruß land eingeführten, vor einigen Tagen auf hiesigem Bahnhofe ausgeladenen 900 Stück Gänsen ist die Geflügel-Cholera ausgebrochen. Gegen 180 Gänse sind bereits verendet, die übrigen sind im Grundstücke des Kohlenhändlers Oswald, hier, untergebracht. — Die Geflügel- Cholera ist die gefährlichste Seuche des Ge flügels, die überall verbreitet ist, nach ihrer Einschleppung in einen Bestand meist ver- herrend um sich greift und etwa 95 Prozent der Erkrankten tötet. Porschendorf. Ein geradezu tragisches Schicksal ist dem 88 Jahre alten GutsauS- zügler Preusche beschieden, dem schon vor einer Reihe von Jahren ein Bein amputiert werden mußte. Bei einem Schadenfeuer, daß am Donnerstag vor acht Tagen eine Scheune und ein Wohnhaus in Porschendorf einäscherte, flogen die Funken dicht an den Fenstern des Wohnzimmers des Greises vorbei und aus Furcht vor dem gefährlichen Elemente, dessen Uebergreifen auf das Wohnhaus Preusches er wartet wurde, wollte er die Flucht ergreifen. Als er das Bett verließ, kam er zu Fall, stürzte aus den Beinstumpf und brach auch das gesunde Bein. Man brachte den Greis wieder Seitliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, den 20. September MS. — Herbst-Anfang! Was soll man vom Herbst in diesem Jahre viel wünschen? Die Tage find kurz, die Abende find lang geworden, draußen wird es öde, und wenn auch zugleich die Gänse immer weiter ihrem Berufe zu- streben, di« besten und knusprigsten Braten zu geben, die in dieser teuren Zeit sich dann und wann auch eine bürgerliche Küche noch leisten kann, denn eine Gan» ist „ausgiebig", alles täuscht nicht über die Aussicht fort, daß wir möglicherweise bald die Ofen Heizen müssen, wenn die Witterung in diesem unbeständigen aller unbeständigsten Jahre sich nicht noch zu guterletzt auf sich selbst besinnt. Alle offizielle Wetter-Ankündigung Hilst auch noch nicht, Wenigstens nicht überall; meistens kommts anders und in der Regel nicht bester. Als der offizielle Wetter-Apparat in Amt und Würde trat, dachten biedre Landleute, nun muß es ja stimmen, denn es ist amtlichl Aber der Sonnen- und Regengott kehrte sich auch daran nicht, beim schönsten Barometerstand hat es ebenso dies Jahr geregnet, wie früher, während beim niedrigen Stande eine Glut herrschte, als ob irgend ein „feuerspeiender" Berg eine Filiale nach Deutschland verlegt Hütte. Na, man wird ja immer mehr „dahinter kommen", aber zur Stunde ist in unserm Wetlerwisten Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". in das Bett, aber bemerkt« nicht» von dem Bruch des Beines trotz der furchtbaren Schmerzen, .über die der Greis klagte. Am Sonnabend voriger Wock« erst wurde der Bruch an der Verletzung festgestellt. Sofort schaffte man den Mann im Krankenwagen nach dem Johanniterkrankenhause in Heidenau. Dort muß voraussichtlich zur Amputation de« verletzten Beine» geschritten werden. Mühlberg a. E. Ein größere» Schaden- feuer legte im G. F. Hentschelschen Stadtgute hierselbst zwei Stallgebäude, Schuppen und Remise in Asche. Reiche Futtervorräte, land- wirschaftliche Maschinen tc. wurden vernichtet. Leider ereignete sich bei den Löschungsarbeiten am Dienstag Vormittag ein schwerer Unfall. Durch eine plötzlich umstürzende Brandmauer wurden mehrere Feuerwehrleute getroffen und verletzt. Der Besitzer des hiesigen Elbschloß- Nestaurants, Gustav Jockisch, wurde besinnungs los und blutüberströmt unter den Mauer trümmern hervorgezogen, Er hat außer sehr schweren Kopfverletzungen anscheinend be deutende innere Verletzungen erlitten und liegt schwer krank darnieder. Die anderen ver unglückten Feuerwehrleute kamen glücklicherweise mit leichteren Verletzungen davon. — Der Kettenschleppdamyfer Nr. XXI dec vereinigten Elbschiffahrts-Gesellschaften Aki--Ges. geriet, auf der Fahrt talwärts begriffen, bei der Elbfähce unterhalb Allbelgern bei Mühl berg dermaßen auf einen im Fahrwasser liegenden großen Stein, daß er ein ziemlich starkes Leck im Boden 'erhielt. Der Dampfer fuhr zwar noch eine kurze Strecke weiter, ging dann aber, nachdem alle Anstrengungen, ihn durch Auspumpen über Master zu halten sich als vergeblich erwiesen, in der Nähe des Strehlaer Elbladeplatzes auf Grund. Ein so fort nach der Unsallstelle beordneter, mit Pulso meter-Einrichtung versehener Radschleppdampfer der Vereinigten Elbschiffahrts-Gesellschaften pumpte das Master aus dem in Grund ge sunkenen Kettendampfer heraus, worauf das Leck notdürftig verstopft und der Dampfer nach einer Schiffswerft zur Reparatur der erlittenen Beschädigungen gebracht wurde. Freiberg. Am 27. Juli d. I. fanden, wie seinerzeit berichtet, abends gegen 11 Uhr auf dem hiesigen Obermarkt vor der Polizei wache große Studentenansammlungen statt, die jedenfalls eine Demonstration wegen der Ver haftung eines russischen Studierenden, der einen Polizisten mit der Faust ins Gesicht ge schlagen hatte, bedeuten sollten. An der An sammlung hatte sich auch der Bergakademiker Kontzewitzsch beteiligt. Er ist verhaftet worden und hatte bei dieser Gelegenheit heftigen Widerstand geleistet. Er hatte sich daher wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt und Mgen ruhestörenden Lärmes zu verant worten, Dem Umstande, daß die Polizisten ihn etwa» scharf angrfaßt halten, ist es zuzu schreiben gewesen, daß er mit 50 Mark für den Widerstand und 20 Mark für den ruhe störenden Lärm davonkam. Flöha. Beim Schauturnen am letzten Sonntag wurde der hiesigen Turneinigung die kürzlich in Potschappel gefundene Fahne der früheren Vereinigten Turnerschaft in Flöha, welche 1848 an den Aufständen beteiligt war und der die Fahne abhanden gekommen war, durch den Gemeindevorstand feierlich wieder übergeben. Ein Mttstister dieser Fahne war bei der Uebergabe noch mit anwesend. Die genannte Fahne ist in Potschappel in einem früheren Zollhaus« unter dem Dache in einer alten Kiste aufgefunden worden. Grimma. Durch den Gendarm Halank in Brandis wurde am Mittwoch nachmittag der wegen Raubmordes steckbrieflich verfolgte Italiener Zurini festgenommen und ins hiesige Amtsgeiichtsgefängnis eingeliefert. Im No vember vorigen Jahres erschlug und beraubte Zurini in Johanneskirchen den Italiener Barbieri. noch genug Stückwerk. Der Herbst soll so eine Art von wehmütig prachtvoller Natur-Ver klärung bilden, bevor uns Nebel, Eis und Schnee bei den Ohren kriegen. Na, wie es steht, wie jedes bißchen Sonnenlächeln gleich Wieder Reißaus nimmt, das hat man ja er fahren. Im wetterwendischen April, >or und zu Ostern wurde vor Hitze im Nu Sommer gemacht, im beständigen September kommt die Herbstsaison mit einem Mal in Eilschritten. Da hilft, um endlich wieder einmal zu einem normalen Jahr zu kommen, wohl nichts, als ein resoluter Winter. Die Michm-lisferien kommen nahe, die Jagd- und Jägersreuden sollen zu ihrem Recht gelangen, es ist noch Manche schöne Stunde im Freien zu genießen. Der Herbst ist keine üble Zeit im Jahr, nur Muß er darnach sein. Wie er jetzt ist, zwingt er geradezu ins Zimmer, und da ist allerdings nur dec beste Zeitvertreib die Zeitung, die zu lesen und zu bestellen bestens empfohlen sei. — Die bekannten Muldentaler Sänger werden am Sonnabend im „Gasthof zum schwarzen Roß" ein Konzert geben. Ueber die Leistungen derselben schreiben die „Neuesten Nachrichten" in Weißwasser folgendes: „Die Muldentaler Quartett» und Konzertsänger, die gestern Abend im „Hotel zur Krone" gastierten, bereiteten dem äußerst zahlreich erschienenen Auditorium einig- genußreiche Stunden. Dem guten Ruse, der dieser Sängergesellschaft vor ausgeht, machen die Vorträge alle Ehre. Die klangvollen Stimmen kamen in den Soli. Duetten und Quartetten, die mit von echtem Humor gewürzten Vorträgen wechselten, vor trefflich zur Geltung. Die Leistungen der einzelnen Darsteller waren wirklich gute. Ur komisch war das Auftreten des Damendarstellers Herrn Georg Bär, der es verstand, das Publikum stets in Spannung zu halten. Besonders erwähnenswert sind auch die ver schiedenen Orginal-Gesamtspiele, die wahre Lach salven und einen nicht enden wollenden Beifall hervorriefen. Kein Wunder, daß sich sämtliche Darsteller zu mehreren Zugaben verstehen Mußten." — Der Briefträger kommt in diesen Tagen ms Haus, um unter Vorlegung der Quittung an Erneuerung des Zeitungsabonncmentö zu erinnern. Wir bitten unsere werten Post abonnenten, von dieser Bequemlichkeit, Zahlung des Betrages an den Briefträger (der bis zum 25. September rechtsgültig selbst quittiert), all seitigen Gebrauch zu machen. Verzögerungen km Empfang unseres Blattes beim Beginn des Leipzig. Der „Weltmeisterfahrer" Robl hat sich hier durch sein kontraktbrüchige» Ver halten viele Sympathien verscherzt. Unglaublich ist die „Naivität" dieses Herren, denn dreimal depeschierte er am Sonntag an die hiesige Sportplatzleitung, daß er in Leipzig noch starten wolle. Da man hier wußte, daß e» ohne Robl auch ging und daß seine Bereitwilligkeit nur der Tatsache entsprang, daß die Berlin- Steglitzer Rennen wegen strömenden Regen» nicht stattfinden konnten, erregten skine Tele gramme di« gebührende Heiterkeit. Me mit geteilt, ward der Holländer Dickentmann hier im Europameisterfahren Sieger. — Auf dem Thüringer Bahnhof ward am Mittwoch früh beim Reinigen eine» Abort» ein Revolver ausgefunden, welchen der Finder in einem Arbeitsraum auf den Tisch legte. Alsdann begann unter den Anwesenden die Spielerei mit der Schußwaffe, und auch der hinzukommende Schirrmeister Haase nahm den Revolver in die Hand. Unglücklicherweis« muß er den Abzug der Waffe berührt haben — ein Schuß krachte, und mit einer schweren Brustwunde brach der 28 Jahre alte Hilf»- bremser Arthur Rabald au» Untersuhl zu sammen. Der Unglückliche ward nach dem Hospitale gebracht, man hofft 'sein Leben er halten zu können. Hohenstein-Ernstthal. Ein schwerer Un glücksfall hat sich hier ereignet. Der 5 Jahr« alte Enkel des auf der Limbacher Straß« wohnenden Klempnermeisters Haselhuhn spielte mit einer leeren Patronenhülse, in welch« ziemlich zwei Schachteln sogenannte Zünd blättchen eingefüllt waren. Mittelst eine» Nagels rührte der Kleine darin herum. Plötzlich explodierte die Hülse und riß dem be dauernswerten Kind« zwei Finger der rechten Hand vollständig ab, während der Handteller sowie ein dritter Finger zerfleischt wurden. Ausgeschloffen ist nicht, daß die Hand amputiert werden muß. Zwei Aerzte brachten dem Kleinen die erste Hilie. Chemnitz. Welch großen Schaden die Ringbrauereien durch den über sie verhängten Boykott haben, geht daraus hervor, daß den Leitern des Bierkrieges eine Klage zugestellt wurde, nach der die Chemnitzer Ringbrauereien 30000 Mk. Entschädigung von den Boykott leitern fordern. Weitere Forderungen behalten sich die Ringbrauereien vor. Plauen. Die mit großer Spannung er wartete Versammlung der Akttonäre der hiesigen Aktienbrauerei in Sachen der BierpreiSerhöhung hat am Dienstag abend stattgefunden. Die Versammlung war sehr stark besucht und nahm einen lebhaften Verlauf. Der Antrag de» Vorstandes und Auffichtsrate» die Biersteuer auf da» konsumierende Publikum zu schlagen, wurde mit großer Majorität angenommen. Danach beträgt der Ausschlag vom 1. Oktober ab pro Hektoliter eine Mark. Die Minorität hingegen wollte, daß Hie Biersteuer von der Brauerei, bezwungen den Aktionären selbst ge tragen werde, als festgestellt wurde, daß bereit» viele Wirte abgesprungen und der Konsum nicht unbeträchtlich zurückgegangen sei. Durch den Beschluß dürfte nun der Bierkrieg hier noch schärfere Formen annehmen. Wirte und Konsumenten werden demnächst erneut Stellung gegen die Aktienbrauereien nehmen. — Der Mörder Thoß, der bekanntlich vor einiger Zeit zur Beobachtung seine» Geistes zustandes sechs Wochen lang in der Irren anstalt des Zuchthauses zu Waldheim unter« gebracht und von den ihn beobachtenden Aerzten für unzurechnungsfähig erklärt worden war, ist auf Grund dieses Gutachtens, nachdem man ihn wieder nach der hiesigen Strafanstalt ge brach: hatte, außer Strafverfolgung gesetzt worden. Am Sonnabend abend wurde Thoß durch zwei hiesige Schutzleute nach Waldheim zurückgebracht, wo er zu seiner dauernden Unterbringung in die dortige Landesanstalt für GeisteSklanke abgeliefert wurde,