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Ottendorfer Zeitung : 21.09.1906
- Erscheinungsdatum
- 1906-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190609216
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19060921
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19060921
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1906
-
Monat
1906-09
- Tag 1906-09-21
-
Monat
1906-09
-
Jahr
1906
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 21.09.1906
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In Hammerthal bei Blanken stein zerstörte eine mehrere Stunden andauernde gewaltige Feuersbrunst ein Wohnhaus, die Werkstätten und ein großes Holzlager der Firma Blankennagel vollständig. Der Schaden beträgt etwa 100 000 Mk. und ist nur teilweise durch Versicherung gedeckt. Der Selbstmord eines Mtlliouärsohnes in Wren. Das Ereignis des TageS für die Wiener Gesellschaft ist der Selbstmord des jungen Wiener Advokaturkandidaten Dr. Egon Ehrenzweig, der in den Kreisen der Wiener Lebemänner eine große Nolle spielte und auch bei den Wiener Geldgebern, Wechselagenten und Wucherern wohlbekannt war. Er war der einzige Sohn des reichen Bankiers Jaques Ebrenzweig, der dem Sohn große Geld mittel zur Verfügung stellte. Trotzdem war Dr. Egon Ehrenzweig fortwährend in Geldverlegenheiten und von Gläubigern bedrängt. Es waren stets große Akzepte auf ihn in Umlauf, die er meist nicht zahlen konnte. Sein Kredit wurde auch stark von seinen Freunden in Anspruch genommen. Aus diesen Gründen war er mit dem Vater stets in Konflikt, der Einschränkung seines luxuriösen Lebens zur Be dingung weiterer Unterstützung machte. Der Sohn setzte jedoch sein verschwenderisches Leben auch nach seiner Verheiratung fort. Er brachte den verflossenen Sommer mit seiner Gattin auf einem Schloß in Steiermark zu. In den letzten Tagen war ein A^zevt aus 400 000 Kronen fällig geworden, dessen Einlösung Bankier Ehrenzweig verweigerte, indem er verlangte, der Sohn solle sich unter väterliche Kuratel setzen lassen und mit einem Jahresgehalt von 10 000 Kronen begnügen. Hierüber entstand ein heftiger Streit zwischen Vater und Sohn, der aus Steiermark in die väterliche Villa in Mauer bei Wien kam, wo auch gerade > eine große Gesell schaft geladen war. Es kam zu einer heftigen Szene zwischen Vater und Sohn, der die Unter werfung nnter die väterliche Kuratel verweigerte. Als abends die Gesellschaft in der Villa versammelt war, begab sich Dr. Egon Ehrenzweig in den Garten, wo er sich erschoß. Die Leiche wurde erst entdeckt, nachdem die Nachbarn auf den Schuß im Garten aufmerksam gemacht hatten. Durch giftige Gase erstickt. In Zsolna im ungarischen Komitat Trencsen sind in einer Zcllulosefabrit von 14 Arbeitern zehn in schwefligen Gasen erstickt. Kampf mit einem Bären. Dem Rozsnyoer Waldheger Jablonai widerfuhr kürzlich ein Abenteuer, das ihm leicht das Leben hätte kosten können. Auf der Runde im Walde von Szoroskö (Ungarn) sah er sich plötzlich einem gewaltigen Bären gegenüber. Jablonais Gewehr war nicht geladen, flüchten konnte er nicht mehr, somit blieb ihm nichts andres übrig, als das Tier anzugreifen. Er begann ein Ringen mit dem Bären, der ihn zu Boden warf, ihm zwei Finger abbiß und ihn auch am linken Unter schenkel schwer verwundete. Auf die lauten Hilferufe Jablonais eilten nun einige Holz- säller herbei, die die Bestie vertrieben, noch bevor sie den Waldheger zu töten vermochte. Jablonai liegt jetzt schwer verletzt im Komitats- hital. Aufsehenerregende Verhaftung in Paris. Durch die Verhaftung ihrer Söhne wurden mehrere Pariser Persönlichkeiten von Rang und Namen schwer betroffen. Die jungen , Mte, meist Mitarbeiter einer kühne Reform- ' !deen vertretenden Zeitschrift, schlossen sich einer Bande an, die im Künstlerviertel eine Fabrik- uiitte für falsche Zehnfrankstücke befaß. Die Münzenausgabe erfolgte auf Rennplätzen, in Kurorten und Seebädern. Man schätzt die Zahl der Beteiligten auf nahezu hundert. ob. Therese Humberts Flucht vor — Journalisten. Therese Humbert, die große Schwindlerin, ist frei, aber schon befand sie sich wieder auf der Flucht, diesmal vor Journalisten. Als sie aus dem Gefängnis in Paris ankam, Meten sich die Berichterstatter zweier Zeitungen ihre Fersen, und es gelang ihr erst nach ewer recht romantischen Flucht, die beiden los A werden. Therese nahm am Bahnhof einen ellagen, aber auch die Journalisten folgten ihr w einer Droschke. Zuerst ging es nach der Wohnung ihrer Schwiegermutter, in der Rue ^onds. Aber hier war niemand anwesend, und !? ging die Reise in Begleitung der unermüd- üchen Berichterstatter weiter nach dem Hotel Kontinental". Da hier alle Zimmer besetzt waren, gab sie ihrem Kutscher eine Adresse in Rue Rivoli und ließ hier die Reporter eine halbe Stunde vor der Tür warten. Von hier ans ging es noch nach einem halben Dutzend andrer Stellen, und immer jammerte sie den Journalisten gegenüber, daß sie ihren Mann nicht finden könne, der am gleichen Abend aus dem Ge fängnis entlassen worden sei. Sie fügte hinzu, daß sie nur 10 Frank in ihrem Besitz habe. Endlich, gegen ein Uhr nachts meinten die Journalisten, es würde nun für sie Zeit, daß sie bald ein Zimmer finde und Therese Humbert ging denn auch in ein Hotel in der Nähe des Triumphbogens, wo sie 20 Frank für den Tag zahlen sollte. Die Journalisten entfernten sich, denn sie hatten ihren Zweck erreicht und glaubten nun, am andern Tage die entlassene Gefangene aufsuchen zu können. Doch kaum hatten sich die Herren entfernt, so bezahlte Frau Humbert den kurzen Aufenthalt im Hotel und verschwand an eine bisher unbekannte Adresse. Eine dramatische Dichterin im Ge fängnis. Die französische Schriftstellerin Madame de Guertier stand dieser Tage vor einer Pariser Strafkammer. Die etwa 40 Jahre alte Dame hatte erst im Jahre 1904 von der Akademie den Preis für einen Band Erzählungen erhalten, die sie unter dem Namen Mac Ramey mit einer Vorrede des Generals Du Barrail hatte erscheinen lassen. Frau de Guertier, die einer alten normannischen Familie angehört, hat auch einige Dramen geschrieben, die mit gutem Erfolge aufgeführt wurden. Sie ist die Schwägerin eines ehemaligen Kammergerichts präsidenten. Zuletzt war sie Sekretärin eines Arztes. Diesem entwendete sie einen kostbaren ägyptischen Ring und mehrere andre Kleinig keiten. Hierfür verurteilte der Gerichtshof sie zu 13 Monat Gefängnis. Bluttat eines Tobsüchtigen. In der Nacht wurde die 42 jährige Witwe Frau Prevot, die mit ihrem 18jährigen Sohne und ihrer 16jährigen Tochter eine kleine Wohnung in der Rue de Clig- nancourt inne hat, durch ein seltsames Geräusch auf geweckt. Sie wollte die Lampe anzünden, aber die Flamme des Zündholzes zeigte ihr einen jungen Mann, der ein langes Küchenmesser drohend in der Hand hielt, so daß sie vor Schreck das Zündhölzchen ausgehen ließ. Sie hatte in dem nächtlichen Be sucher einen ihrer Nachbarn, den 23jährigen Post beamten Courriöres erkannt. Dieser junge Mann hatte plötzlich einen Tobsuchtsanfall bekommen und war in die Wohnung der Witwe Prevot durch den unwiderstehlichen Drang, zu morden, getrieben worden. Derselbe stürzte sich auf die zu Tode erschreckte Frau und stieß ihr das Messer in die linke Brust. Auf ihre Hilferufe eilte ihr Sohn herbei, gegen den der Wahnsinnige dann seine Wut kehrte; auch er erhielt einen Stich in die linke Brustseite. Die ebenfalls herbeigeeilte Tochter war über das sich ihr bietende Schauspiel so entsetzt, daß sie sich aus dem Fenster der im sechsten Stockwerke gelegenen Wohnung herabstürzte. Das unglückliche junge Mädchen wurde völlig ver stümmelt aufgehoben und hauchte sofort nach der Überführung in das Hospital sein Leben aus. Als man in die Wohnung drang, hatte sich der Wahn sinnige geflüchtet; der Zustand Frau Prevots und ihres Sohnes soll gleichfalls hoffnungslos sein. Conrriöres, der nach der Tat in den Straßen herumirrte, wurde am frühen Morgen, als er in seine Wohnung zurückkehren wollte, in die Kranken abteilung des Depots gebracht. Explosion in einer Pulverfabrik. In der Pulverfabrik zu Montfaucon bei Besanyon (Frankreich) wurden bei einer Explosion sieben Personen getötet und viele verletzt. 20 000 Arbeiter ausgcsperrt. In der belgischen Grenzstadt Verviers findet in den nächsten Tagen die abermalige Aussperrung sämtlicher Textilarbeiter statt; es werden hiervon 20 000 Arbeiter betroffen. ei». Ein Dampfer gestohlen. Im heiligen Rußland ist alles möglich, dort werden sogar Dampfer gestohlen. Im Hafen von Wladiwostok lagen einige Transportdampfer, die nun nach Beendigung des Krieges wegen ihrer gerade nicht besonderen Beschaffenheit verkauft werden sollen. Kurz vor dem Verkauf entdeckte man, daß der beste dieser Dampfer, die „Mathilde", verschwunden war. Wie die Petersburger Zeitung' wissen will, hat ein unternehmender Russe den Dampfer mit einer Anzahl Japaner besetzt und ihn dann aus dem Hafen von Wladiwostok geschmuggelt und nach Japan gebracht, wo er als Lagerschiff dienen soll. Folgenschwerer Hotelbrand in Amerika. Das Gilmour-Hotel in Ottawa, Kanada, wurde durch Feuer völlig zerstört. Biele Gäste sprangen aus den Fenstern und wurden schwer verletzt, viele andre werden vermißt. Das Hotel war gelegentlich der Industrie-Ausstellung überfüllt; die Gäste schliefen zum Teil im Korridor. Die Weitgereisten. Unter einer gewissen Klasse Amerikaner, die gern mehr scheinen möchten, als sie sind, hat sich nach dem ,B. L.-A.' in den letzten Jahren eine kuriose Liebhaberei herausgebildet, nämlich, ihre Koffer über und über mit Gepäckmarken aus den ver schiedensten Städten und Ländern zu bekleben, um den Eindruck zu erwecken, sie hätten die ganze Welt bereist. In Brooklyn hat sich jetzt ein besonderes Geschäft gebildet, das sich der Pflege dieser Liebhaberei widmet. Für ein paar Dollar kann der Amerikaner seinen Koffer dort völlig mit Gepäckmarken pflastern lassen, so daß der Eindruck entsteht, der Besitzer habe eine großartige Reise um die ganze Welt ge macht. D Strenge Gesetze gegen das Spiel in Australien. Der Feldzug gegen das Spielen hat in Australien einen großen Erfolg erzielt und sich nun auch auf Neu-Seeland ausgedehnt. Es ist berechnet worden, daß in Australien jährlich etwa 120 Millionen Mark für Wetten ausgegeben werden, und in einer großen Volksversammlung, die kürzlich in Melbourne abgehalten wurde, sprachen sich alle Redner für das sehr strenge Gesetz aus. Das Gesetz verbietet die Wettläden, Wohltätigkeits lotterien und das private Kartenspiel. Die sogenannten Totalisatorwetten auf dem Rennplatz find gestattet, sofern der Einsatz nicht über fünf Mark beträgt. Auch die Veröffentlichung der Wettlisten wird verboten und der Polizei das Recht eingeräumt, die Zahl der Rennen fest zusetzen. GerickrskaUe. Frankfurt. Als am 25. August das Hom burger Bataillon mit der Eisenbahn nach Mainz verladen wurde, um an der Kaiserparade auf dem „Großen Sand" teilzunehmen, wollte der Füsilier Raab in ein bereits besetztes Abteil einsteigen. Der Unteroffizier, der die Aufsicht führte, forderte ihn auf, weiter hinten Platz zu nehmen. Raab aber gehorchte nicht und wurde deshalb vom Kriegsgericht zu 43 Tagen Gefängnis verurteilt. Denn die Ge horsamsverweigerung war vor versammelter Mann schaft und unter dem Gewehr begangen worden. Saarbrücken. Am 22. Januar d., abends gegen 8 Uhr, fuhr der Frankfurter Schnellzug auf dem Bahnhofe Friedrichsthal in einen Güterzug, wobei wie durch ein Wunder niemand ernstlich verletzt wurde, aber großer Materialschaden entstand. Aus dcmZeugenverhör ging hervor, daß dasHaupteinfahrts- signal nicht richtig funktionierte. Der Stations- afsistent Poetsch, der von verschiedenen Zugführern an dem fraglichen Tage auf den Ubelstand auf merksam gemacht worden war, aber nichts zu seiner Abstellung getan hatte, wurde zu 200 Mark Geld strafe verurteilt, der Lokomotivführer des Schnell zugs, Witzel, und der Weichensteller Mundenjohl Wurden freigesprochen. Line sechsfache Hinrichtung. * Zu Fort Smith wurden sechs Mörder in Gegenwart von 2000 Zuschauern gehängt. Die ,Jllinois-Staatszeitung' schreibt darüber: „Acht Todesurteile waren vor einigen Wochen vom Bundesgericht in Fort Smith über gefährliche Mörder aus Arkansas und dem Indianer-Terri torium gefällt worden. Einer der Verurteilten, der Neger Butler, hat dem Henker die Arbeit erspart, indem er kürzlich einen Fluchtversuch machte, und dabei erschossen wurde. Ein andrer, der erst 16jährige weiße Oskar Snow, ein Kerlchen wie Milch und Blut, wurde zu lebens länglicher Einsperrung begnadigt. Die sechs, die wirklich in Fort Smith baumelten, vertraten die verschiedensten Rassen und Rassenmischungen. In John Whittington war ein unverfälschter Kaukasier, wilder Grenzstrolch, und hatte auf denl Gebiete der Chollaw-Nation einen Raub mord an einem alten Manne begangen. Sein noch gefährlicherer Galgenkandidat Daniel Evans, gleich Whittingtsü aus dem Süden der Union stammend, rühmte sich ebenfalls „reinen" kau kasischen Blutes. Er war an einer Menge Raub- und Mordtaten in Texas und dem Jndianergebiete beteiligt und gab die Zahl der von ihm ungestraft verübten Morde auf 48 an. Der dritte, SmokerMankiller, oder der „rauchende Menschentöter", war ein prächtig gebauter jugendlicher Cherokee, der seinem Namen Ehre gemacht hat. Auf der Truthahnjagd hatte er von seinem Begleiter, Mr. Short, dessen Gewehr geborgt, dann den nichts Arges ahnenden Mann in den Rücken geschossen und ihm, um seinen Tod zur völligen Gewißheit zu machen, noch sechs Dolchstiche versetzt. Von den Galgen genossen war er der einzige, der kein Englisch sprach. Sam Fooy war ein junger Halbblütiger, halb Cherokee, halb Weißer und gleich Man killer ein ganz hübscher Bursche. Sein Opfer war ein Schulmeister namens Raff, an dem er, weil er wußte, daß derselbe 300 Dollar bei sich trage, aus sicherem Hinterhalt Raubmord be gangen hatte, als das Opfer auf dem Wege nach Kansas war. Nr. 5, James H. Moore, ein kaum dem Knabenalter entwachsener, wunderhübscher Junge von zweifelhafter Ab stammung, aber mehr kaukasisch als indianisch, gehörte zu einer Räuberbande in Texas und im Jndianerterritorium, wurde auf deni Boden" von Kansas mit einem Spießgesellen beim Pferdediebstahl abgefaßt und erschoß einen der ihn verfolgenden Polizisten. Nr. 6, Aleck Campell, vertrat in der Galgengesellschaft die äthiopische Rasse; er war ein erst zwanzig jähriger, stämmiger, roh aussehender Neger, der vor einigen Monaten zwei Leute erschossen. Obgleich es beharrlich regnete, war doch aus nah und fern auf Maultierwagen und Ochsen wagen alt und jung, weiß, schwarz und rot, zum Schauspiele der Hinrichtung herbeigcströmt, und nicht weit vom Galgen wurden an be sonderen Ständen Wassermelonen, Apfelwein und wohl auch Schnaps feilgeboten. Zu je zwei aneinander gefesselt, bestiegen die Todes kandidaten mit ihren Beistehern das von vierzig bewaffneten Leuten des Bundesmarschalls um stellte Schafott und sangen auf demselben ge meinsam drei Choräle. Alle sechs starben natürlich ganz mutig, und da man sich in jener Gegend aufs Henken versteht, so verendeten sie schnell." buntes Allerlei. ob. Ausgeglichen. Ein Landmädchen heiratete einen Kutscher und am Tage nach der Hochzeit versicherte dieser sein Leben mit 10 000 Mark. Gleich darauf mußte er mit einer Ge sellschaft von Sportsleuten über Land und auch die junge Frau ging mit, um zu kochen und aufzuräumen. Durch einen unglücklichen Zufall wurde der junge Ehemann eines Tages er schossen. Die Witwe teilte dies ihren Ange hörigen durch einen Brief mit, in dem es hieß: „Bill starb gestern. Der Verlust ist durch Lebens versicherung vollkommen gedeckt." * * * ob. Unter Freundinnen. Betty: „George wollte gestern abend durchaus wissen, ob die Rosen aus deinen Wangen auch echt seien." — Mary: „Nun, was sagtest du?" — Betty: „Garnichts, ich zuckte nur die Schultern." Eine begeisterte Leserin. „Du strahlst ja vor Freude, Elli?" — Backfisch: „Ja, weißt du, der Held des Romans, den ich gerade lese, ist soeben vom Oberleutnant zum Rittmeister befördert worden." (M.gz H Die Hauptsache. „Ich bin das Haupt im Hause!" rief ein Mann seiner zänkischen Frau zu. — „Das bist du auch", gab sie zur Antwort, „aber ich bin die Mütze darauf!" ob. Aufrichtig. Simmons: „Johnson wünscht von mir Geld zu leihen. Weißt du etwas von ihm?" — Coy: „Ich kenne ihn so genau wie dich! Ich würde ihm aber kein Geld leihen!" übertrieben. Millionär (bemerkend, daß au seinem prächtigen Palais ein Stückchen Mauerputz abgefallen): „Hausmeister, wie können Sie mich in einer Ruine wohnen lassen?" Hilde, die er während des Künstlerfestes in "ahezu beleidigender Weise übersehen hatte, be- Mßte er heute mit großer Zuvorkommenheit; he aber reichte ihm nicht die Hand, wie es Herta getan hatte, und ihre Wangen glühten, als sie zögernd hinter der Schwester die Schwelle überschritt. „ Theodor Meinardi stand im weißen Leinen- Ptel auf seinem gewöhnlichen Arbeitsplätze an ^nem der Fenster. Er hatte offenbar nichts von großen Auszeichnung gewußt, die ihm an ?sfiem Vormittag widerfahren sollte, denn auf Gesicht spiegelte sich deutlich das ge waltigste Erstaunen, und seine Begrüßung der »ttden Damen fiel unter dem Einfluß einer aflenkundigen Verlegenheit ziemlich ungeschickt ^as. Er richtete einen halb fragenden und halb vorwurfsvollen Blick auf den Bruder; dieser schenkte ihm nicht die geringste Beachtung aad wandte seine Augen nicht für einen ein- Mn Moment von Herta Sievekings anmutiger Mcheinung ab. Als stände es ihm allein zu, in Besucherinnen die unter den obwaltenden Anständen zulässigen Aufmerksamkeiten zu er- Nen, begann er sie in dem weiten, schmuck- Raume umherzuführen und ihnen die Wünschten Erklärungen zu den zahlreichen . wdellen und Gipsabgüssen zu geben, die da " buntem Durcheinander an den Wänden auf- ^'apelt waren. § . Herta war sichtlich froh, daß seine Gewandt- M und Beredsamkeit ihr Zeit ließen, der eigenen mvirrung Herrin zu werden; Hilde aber ssi ihm nur ein paar Minuten lang in un- ohlener Zerstreutheit zu, uni dann mit einem mutigen Entschluß zu Theodor Meinardi hinüber zugehen, der zwar die Modellierhölzer weggelegt hatte, aber bei seiner Arbeit stehen geblieben war. „Was Ihr Bruder uns da zeigt, sind ja fast nur Kopien nach den Werken andrer „Künst ler", sagte sie, „und viele von ihnen kenne ich schon von den Museen. Aber ich möchte sehr gern etwas von Ihren eigenen Arbeiten sehen. Wäre es unbescheiden, Sie darum zu bitten?" „Sie meinen — von den Arbeiten meines Bruders, denn die meinigen kommen da Wohl nicht in Frage." „Doch, ich meine gerade die," beharrte sie, und es war ihr anzusehen, wie sie dabei ihre ganze Tapferkeit zusammennahm. „Zum Beispiel diese kleine Figur dm an der sie eben beschäftigt sind — darf ich sie bettachten?" Sie näherte sich der Tonstatuette, die wieder eine Bacchantin darstellte und gab sich recht schaffen Mühe, in dem Ausdruck ihres Gesichts nichts davon zu verraten, daß der Anblick dieses ziemlich nichtssagenden Püppchens ihr eigentlich eine große Enttäuschung bereitete. Ganz deut lich empfand sie, daß die klaren Augen des Bildhauers beobachtend auf ihr ruhten, und eben deshalb brachte sie es zu ihrem geheimen Verdrusse nicht fertig, eine von den landläufigen Phrasen herzusagen. Es gab auf diese Art ein Schweigen, daS um so peinlicher wurde, je länger es währte und dann flutete es wieder verräterisch heiß über ihr Antlitz, als Theodor Meinardi endlich sehr ruhig sagte: „Sie haben sich wohl nun überzeugt, datz es nicht der Mühe wert ist, von meinen Arbeiten zu reden. Diese Figürchen sind dazu bestimmt, in großen Massen und im Material vervielfältigt zu werden. Sie begreifen also, daß ihre Her stellung mit künstlerischem Schaffen nur noch eine sehr entfernte Verwandtschaft hat." „Und sie haben sich immer nur damit be schäftigt? Sie haben sich nie an etwas — etwas —" „Ob ich mich nie an etwas Besseres gewagt habe, wollen Sie sagen," kam er ihr freundlich zur Hilfe. „O ja, das tat ich wohl, aber ich habe alle diese Versuche wieder vermchtet." Jetzt erst sah sie zu ihm auf. Wirklich? — Das haben Sie übers Herz gebracht? — Und weshalb?" „Well sie es nicht anders verdienten. Man pflegt doch auch seine Primanergedichte in spä teren Jahren zu verbrennen." Trotzdem er ganz in die Unterhaltung mit Herta vertieft schien, mußte Bruno ihrem Gespräch doch einige Aufmerksamkeit zugewandt haben; denn in diesem Augenblick rief er hinüber: „Glauben Sie ihm nicht unbedingt, mein gnädiges Fräulein! Mein Bruder liebt es nur nicht, profanen Augen seine Werke preis zugeben. Er hat hier noch eine Art von ge heimer Werkstatt, in die selbst ich keinen Zutritt habe. Vielleicht bringen Sie ihn dahin, Ihnen dies Allerheiligste zu zeigen." Theodor Meinardi wurde rot wie ein Mädchen. Er wollte etwas erwidern, aber Hilde, die heute von einem ganz erstaunlichen Mut war, kam ihm zuvor. „O, ich bitte Sie von ganzem Herzen dämm. Ich hatte mich so gefreut, etwas von Ihnen zu sehen." „Sie sind sehr gütig, Fräulein Löwei» gaard, aber Sie werden gewiß nicht erwarten, daß ich diese Versicherung ganz wörtlich nehme/ „Und wamm nicht? Wann habe ich Ihnen Anlaß gegeben, mich für eine Lügnerin zu halten ?" Es war ein ernster Vorwurf in ihrer Frage, f Der Bildhauer blickte verlegen vor sich « hin, und nachdem er wohl eine Mnute lang gekämpft hatte, sagte er: „Wenn Sie also die Güte haben wollen, mir zu folgen, will ich Ihnen gern das wenige zeigen, das von meinen Ent würfen noch vorhanden ist." Er ging auf den roten Vorhang zu und schlug ihn mit einem verlegenen Lächeln auseinander: „Nur dürfen Sie sich auf dem Wege nicht umsehen. Wir sind hier gar nicht auf Damenbefuch eingerichtet." Hllde aber hatte mit raschem Blick den von dem Atelier abgetrennten Raum mit seinem dürftigen eisernen Feldbett und den wenigen Möbern aus gelb lackiertem Tannenholz über flogen. „Dies ist das Schlafzimmer Ihrer Auf wärterin, nicht wahr?" „Nein, mein Fräulein, es ist das meinige," lautete die unbefangene Entgegnung. „Und > hier" — er hatte eine niedrige Tür zur Rechten ; geöffnet — „das, was man Ihnen vorhin alS meine geheime Werkstatt bezeichnet hat. ES war ursprünglich das Zimmer meines Bruders, aber seitdem er fast allabendlich irgmd eine Ein ladung im Westen der Stadt hat, war es ihm bequemer, sich eine Wohnung in jener Stadl gegend zu mieten. Es ist ein wenig anmutender Raum und nicht einmal sehr sauber. Ich möchte fast davor warnen, ihn zu betteten." «LA (Fortsetzung folgt.)
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